Isolde Schaad - Am Äquator

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Unser Grosshirn liegt näher an der Gürtellinie, als uns lieb ist. Sechs Erzählungen und acht Minigeschichten führen uns dorthin, wo wir nicht unbedingt hingewollt haben.
Isolde Schaad, bekannt für ihren Scharfsinn und Witz, gelingt mit ihrem neuen Buch ein erzählerischer Wurf, der in seiner Brisanz und Menschenkenntnis vieles, was heute im literarischen Trend liegt, hinter sich lässt.

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Da wo das Herz ist, klopft nur ein Muskel. Er möchte nicht daran erinnert werden, was damals geschah. Das kommt von weit unten, was in ihm dräut, er weiss nur dies: Kein anderer darf das Mädchen berühren. Eine späte Heimsuchung. Er sinnt über die Lücken nach, es sind viele, die Hodler auf dem Bild hinterlassen hat. Warum hat er sie ins Nichts gesetzt, geradezu eingekreist mit dem Nichts. Leere Leinwand um sie herum. Da er die Figur mit ein paar Pinselhieben hingeschmettert hat, könnte man sie für flüchtig halten, eine Flüchtige, das täuscht, denn sie steht aufrecht. Das heisst, dass sie sich wehrt. Dass Fatale ist, dass sie in seiner, des Restaurators Optik eine Liegende ist, eine stehend Liegende ist sie.

Später denkt er, dass es ein Leichtes wäre. Hätte er nur das geringste Bedürfnis, nichts leichter als Kunstschändung. Er ist Herr über jedwede Manipulation. Es gibt laut Statistik mehr Kunstfetischisten, als man annimmt.

Sein Einzelgang, seine Verwundbarkeit, woher. Weil er als Hetero schon bald der Aussenseiter ist? Er hasst die parfümierte Männererotik, die jetzt im Vestibül hängt, da hat irgendein schwuler Tycoon eine Schenkung gemacht, und jetzt trabt er täglich an diesen Herrenmodellen vorbei, sie wären was für Caravaggio gewesen, das halbe Museumsgewerbe ist neuerdings der Männerliebe zugetan. Dabei ist er keineswegs homophob, er hat doch keine Vorurteile, die Teamarbeit klappt bestens, ja, vielleicht ist sie sogar entspannter, weil er ein Hetero ist und daheim eine Frau hat, die nicht auf ihn wartet. Nicht mehr.

Dieser Aufruhr in ihm. Er macht doch bloss seinen Job im Museum, dort, wo man dem Schönen und Wahren den Teppich bereitet. Ihm zu Füssen liegt, damit andere einem zu Füssen liegen, hinterher wird gemauschelt und kassiert. Alles Schöne und Wahre behaupten, das ist das Museumsbusiness, so wie eine einzelne Grille in seinem Garten den Sommer behauptet, der vollständig ins Wasser fällt.

Hundert Jahre Wahrheit, in zwei Fassungen, und in ein paar Wochen wird er mit der transparenten Schablone Mass nehmen am Zwillingsgemälde, das in der Sammlung hängt. Dann wird die erste Fassung, seine Wahrheit hinaus treten, vor die Experten und Repräsentanten des Sponsors. Zur Anbetung freigegeben, oder insgeheim zum Abschuss. Missbrauch wird stattfinden, wenn der Vielfrass der Kunstmeute sie verschlingt. Demnächst im Rampenlicht der Medien, von Fotoblitzen erlegt, besudelt von jenen Gierigen, die ihre Brieftasche mit Kunstverstand verwechseln.

Nachts träumt er, dass er auf Hodlers Gemälde durch die Wogen der Kunstgeschichte treibt, zurück bis in die Renaissance und weiter hinab. Wer will die Wahrheit, ruft er den sinkenden Flotten zu, doch die Menschen um ihn herum ertrinken, dann ist ihm, als kentere er selber im zum Leben erwachten tausendfach vergrösserten Purgatorium des Altarbildes von Hieronymus Bosch, das im Prado hängt. Am Morgen ist er schweissgebadet.

картинка 15

Er wird sie nie erreichen, die Wahrheit der Frauen. Diese Lektion eines Malers, der ein Frauenkenner war, ist deutlich. Der Maler hat sein Modell den Schattengestalten, welche Verfolgung und Tod weissagen, entzogen, indem er sie in einen unsichtbaren Mantel hüllte. Die rohe Leinwand, an der HK tagelang herumgeschabt hat, teilte ihm erst spät ihre eigentliche Funktion mit. Zwar scheint das bereits die wild entschlossene Miene des Mädchens zu tun, sie bringt eine stumme Beschwörung zum Ausdruck. Aber HK hat erst vor ein paar Tagen begriffen, dass es nicht der Gesichtsausdruck ist, der die Figur so stark macht. Dass es nicht ihre Abwehrgesten sind, welche die Gefahr bannen sollen, sondern die Leere, die sie umgibt. Die Hülle aus Nichts bestätigt ihre Unangreifbarkeit, der Maler hat das gewusst, und er, HK hat eine lange Leitung gehabt.

Es ist also nicht nötig gewesen, zu tun, was er ursprünglich vorgehabt hat, was ihn vermutlich den Job gekostet hätte. Die Wahrheit mit ein paar technischen Kniffen zu manipulieren, damit sie nicht nackt einem ignoranten Publikum ausgeliefert wird.

Die Gesamtausdünstung von Experten, Sponsoren, Kritikern, Investoren, Sammlern und ihren Groupiesist eine gewaltige Beeinträchtigung der Exponate, davon wissen die allesamt nichts. Deswegen hält er sich vom üblichen Kunstbetrieb fern. Niemand wird ihm abnehmen, dass ein jahrzehntelang praktiziertes unbedarftes Geschwätz auf das Kunstwerk eine schädliche Wirkung hat. Der Arter mit seinen Einbildungen, der Arter spinnt.

Er rekapituliert: Wie und wodurch ist ihm eigentlich die Erleuchtung gekommen, dass die Lücken auf Hodlers Gemälde keineswegs von einer Schludrigkeit herrühren? Dass der Meister das Mädchen mit Absicht auf die ungrundierte Leinwand setzt, damit sie aus der Leere ersteht. Diese Zen-Weisheit führen nicht nur Buddhisten im Programm ihrer gutgehenden Pfade, Entbehrung und Fasten sind auch eine abendländische Praxis der Mystiker, die schon in den frühchristlichen Klöstern waltet.

Der Meister hat den androgynen Leib mit einem fast megärenhaften Gesichtsausdruck verlinkt. Ihr wissendes Antlitz, ihre entschlossene Mimik sollen die Entblössung des Körpers vor falschem Zugriff der Zungen bewahren, vor den gelehrten Vielwisserzungen. Das war sein vordergründiger Eindruck. Nicht falsch, das nicht, aber die Quelle dieses Bildes liegt woanders. Hodlers Wandlung vom Verführer zum Beschützer seiner Modelle hat er im Verlauf seiner langjährigen Nahinspektion am Werk studieren und ergründen können. Der Restaurator hat sich diese Haltung angeeignet, er ist der Bodyguard der Bilder, nicht ihr Staatsanwalt.

Auf einmal war ihm klar, was er doch längst wusste. Als er im Tram sass und eine Übernächtigte einstieg. Sie war struppig und halbnackt, klapperte mit ihren rotangelaufenen Fingern. Sie würde, fürchtete er, von den bekifften Youngsters im Tram fertiggemacht werden. Doch die Jungen rückten wortlos beiseite und machten ihr Platz. Voilà.

Es heisst, Hodler habe mit seinem Motiv womöglich die Dreyfus-Affäre verarbeiten müssen, und zu allem Unfug wollen jetzt Experten im Modell Hodlers Frau Berthe gesehen haben. Möglich, dass Berthe die Figur inspiriert hat, sie sei ja cheibe mager gewesen. Nun ist Malerei auch Metamorphose, genau das beweist dieses Gemälde.

Darauf sieht man ein Mädchen stehen, und das ist von einer Ehefrau weiter entfernt als eine trächtige Kuh von einer Haselmaus. Der Maler, und notabene auch er, der Restaurator, will in ihr eine Unschuld erblicken, oder eine Wilde, was vom ontologischen Standpunkt her auf dasselbe hinausläuft.

Sie mag – für die Buchführung – eine Allegorie auf das Unrecht sein, die Blossstellung der Wahrheit mit dem Rücken zum anrückenden Femegericht. Wer aber mit ihr sechs Monate verbracht hat, in intimer Nähe gelebt, muss diese Auffassung verwerfen.

Sie ist zu weit hergeholt, zu abstrakt. Es geht hier direkt um das Leben des Mädchens, und nicht um einen jüdischen Oberst, der fälschlicherweise verurteilt und auf eine Insel verbannt worden ist. Es geht darum, dass die Wahrheit dieses Gemäldes letztlich in seinen Leerstellen besteht.

Es ist Zeit, sich von ihr zu verabschieden. Auf diesen Beschluss hin hat er sämtliche Pinsel gereinigt, die gebrauchten und die unbenutzten, und sämtliche Utensilien im Schrank versorgt und diesen Schrank abgeschlossen, der mehr enthält, als andere wissen. Er stand noch ein paar Minuten davor, dann ist er endlich gegangen, und halt, doch noch einmal zurückgekommen, für den prüfenden Kontrollblick, das Auge als Überflieger einer Bildtrunkenheit, die ihn befallen hat wie ein Siechtum.

Als er an diesem Abend nach Hause kommt, es ist wieder nach Mitternacht, steht seine Frau in einem flauschigen Seidendress vor dem Badezimmerspiegel und schminkt sich ab. Der Flausch ist ihm neu, und er sieht, dass sie darunter nichts trägt. Dazu fallen Worte, die ihn noch mehr überraschen als der ungewöhnliche Aufzug.

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