Anna Felder - Quasi Heimweh

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Ende der Sechzigerjahre, die Icherzählerin, eine junge Lehrerin aus dem Tessin, hat die Aufgabe, die Kinder italienischer Arbeitsmigranten zu betreuen. Naturgemäß bewegt sie sich zwischen zwei Sprachen und Welten, zwischen Deutsch und Italienisch, zwischen dem Tessin, der Lombardei und Aarau.
Sie ist selbst etwas fremd und befremdet in der deutschen Schweiz, und so schreibt sie auch von sich, wenn sie von der Situation der Fremden in der Schweiz erzählt, von der Schwierigkeit, die neuen Sitten und Gebräuche, das ganze Gehabe im kalten Norden zu verstehen. Das Buch, das sich noch heute frisch und aktuell liest, erschien 1970 zuerst in der deutschen Übersetzung. Erst zwei Jahre später wurde es im italienischen Original veröffentlicht mit dem Titel «Tra dove piove e non piove»: zwischen da, wo es regnet, und dort, wo es nicht regnet. Obwohl Anna Felder mit ihren einfühlsamen Annäherungen an die Lebenswelt der Migranten durchaus in die damalige politische Debatte eingriff, war das Werk nicht als Pamphlet angelegt, vielmehr beobachtet die Erzählerin die Kinder und ihre Eltern als eine Art Komplizin und mit warmer Empathie.

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Darum vielleicht hatte Gino diesen Ort nach ei­ner Erinnerung so genannt: Denn man sah es ja, dass es in Auenstein nicht seine Po-Ebene gab, und doch hatte man Lust, sie hier zu suchen.

Seit jenem Abend sagten wir, wenn wir merkten, dass einer mit den Gedanken woanders war: «Was ist los, hast du wieder die Po-Ebene bekommen?»

Der Unterricht hörte um vier auf: Aber meine Schüler, alles Kinder italienischer Gastarbeiter, hätten mich auch zehnmal hin und zurück von der Schule zum Bahnhof begleitet, so viel Zeit hatten sie noch, bis die Eltern vielleicht spät am Abend von der Arbeit nach Hause kamen. Es waren sogenannte Schlüs­selkinder, Kinder also, die den Hausschlüssel in der Tasche oder an einer Schnur um den Hals tragen, weil Vater und Mutter tagsüber fort sind.

In vielen Dörfern und Städtchen gab es zwar Kinderhorte, von Schwestern oder auch Privatleuten geleitete Heime, die eigens für die Freizeit der Schlüsselkinder eingerichtet worden waren; aber es war schwierig, solche Quecksilber nach der Schule beieinanderzuhalten: Sie trieben sich, unter dem Vorwand, mich ein Stück weit begleiten zu dürfen, lieber mit einem Fußball auf der Straße herum. Die Fabriken, die Bauplätze und Werkstätten schlossen Punkt fünf: Für die Kinder war es ein Fest, sich in den dichtesten Stoßverkehr zu stürzen, mit den Arbeitern auf den Fahrrädern um die Wette zu laufen: Ich musste mich daran gewöhnen und es mit ansehen, wie sie mir mitten im Lärm davongewirbelt wurden, heil und unschuldsvoll von einem Gehsteig zum andern, und dabei noch Muße fanden, die VW und Fiat zu zählen (siebenundzwanzig Seicento, sagten sie mir dann); ich hielt die Allergetreuesten fest, die sich an den Griff meiner Mappe klammerten.

So viele Rad fahrende Italiener wie in diesen Ge­genden der deutschen Schweiz hatte ich noch nie gesehen: fast alle abends mit einem Bündelchen auf dem Gepäckträger oder mit einem Korb vor der Lenkstange, einer Art Salatkorb: Schaute man genauer hin, so erkannte man die Zipfelmütze und die Wollschärpe ihres Kindes, das schon ganz weich und schwer vor Schlaf eben aus der Krippe kam wie aus einem warmen Backofen.

Die Straße, die in Aarau zum Kinderhort führte, schien eine Versammlung von Liebespaaren; es wa­ren die Väter, die unter den Laternen warteten und ihren an die Gartenmauer angelehnten Bambino einmummelten: Sie kleideten ihn, hüllten ihn fest und zu fest ein, als hätte er jeden Abend Zahnschmerzen; beide stumm, Vater und Kind, weil das noch Arbeit war, Pflicht, das Warten abends bei der Krippe, der Weg, den man bis nach Hause zurücklegen musste, und die vielen Stunden, die sie den Tag durch vonein­ander trennten.

3

Seitdem ich meinem Bruder in die Schweiz nach­gereist war, lebten wir zusammen in einer am Hügel ge­legenen, ganz in die Länge gezogenen Wohnung zuoberst in einem Holzhaus, das mich jedenfalls sehr schön dünkte. Gianni hatte es mit seinem Spürsinn entdeckt und sich für wenig Geld im Dachgeschoss eingemietet, «halb geschenkt», denn das Haus sollte demnächst abgerissen werden: Wann, konnte man uns nicht sagen, aber wir mussten uns bereithalten, von einem Tag auf den andern zu packen.

Wir sind im Herbst dort eingezogen: Ich sehe noch die drei Apfelbäume vor dem Haus: Sie schienen zusammengeschrumpft, waren völlig entblättert, aber sie trugen herrlich rote Äpfel, wie wir sie in der Schule zeichneten. Ein ganzes Jahr sind wir dort ge­blieben: Die Ersten, die wegmussten, sind dann die drei kümmerlichen Bäume gewesen mit ihren roten Früchten. Ich kann mich an gar nichts Schöneres erinnern als an das lange, lange Zimmer, wo wir uns zum ersten Mal gesetzt haben, um zusammen zu essen und zu plaudern; vielleicht erinnere ich mich so gut daran, weil ich damals wirklich glaubte, noch einmal von vorn zu beginnen, in einer neuen Stadt, mit meinem Koffer voll von frisch gebügeltem und gestärktem Zeug. Und später, als vieles in unserem Leben mir wieder wehgetan hatte, war mir das Zimmer noch lieber geworden.

Die Decke war sehr niedrig, aber man merkte es nicht, weil wir da so hoch im obersten Stockwerk schwebten und mit all dem Himmel durch die lange Fensterfront das Licht der ganzen Stadt für uns hatten. Wegen dieser langgestreckten Form hatten wir unseren Aufenthaltsraum schon gleich das erste Mal «den Zug» genannt; wir sagten zu unseren Freunden: «Kommt doch herauf, in den Zug», wie wenn wir sie zu einer Reise einladen würden; man sah auch den Fluss unten, nur ein winziges Wassergeblinzel zwischen den Bäumen, aber es gab es doch, darauf kam es an, es war wie die Unterschrift unter einem Bild.

Unser Zug wirkte noch länger, weil er fast durchwegs von einem Ende zum andern mit Balken unterteilt war, klotzigen Tannenstämmen, senkrecht und schräg im Zickzackmuster vom Fußboden bis zur Decke, auf die sich Gianni, ein bisschen krumm wie er war, gern mit bergauf hochgelagerten Beinen verkroch, um seine Pfeife zu rauchen. Auf der einen Seite des Balkenwerks war der Boden eine Stufe höher, so dass wir erster und zweiter Klasse fuhren: Die erste war der tiefer gelegene Teil mit Fenstergalerie, wo wir alle Wollkissen ausgebreitet hatten, die uns von der Mutter geschenkt worden waren; in der zweiten drüben musste man auf dem Boden sitzen.

Wir hätten alle unsere Freunde über Nacht be­herbergen können, Bethli und Fredi, die beiden kleinen Tessiner, Gino und die anderen Freunde in Italien, wenn wir genügend Matratzen gehabt hätten, um sie reihenweise wie in einem Massenlager unterzubringen.

Für uns zwei hatten wir vorn und hinten am Zug zwei angehängte Stübchen, beide nicht viel größer als ein Bett; an meiner Tür waren unten Löcher ausgeschnitten, vier runde Glotzaugen, durch die ich vom Bett aus sah, ob im Zug das Licht brannte. Die elektrischen Einrichtungen hatte Gianni besorgt: Mit seinem Autofimmel, wie früher als Kind, als wir noch zusammen in einem Zimmer schliefen, hatte er an allen Ecken und Enden Autolampen und Scheinwerfer aufgestellt, die den Raum nur zu grell be­leuch­teten. In der Küche war alles Nötige, sogar eine Du­sche hinter dem Vorhang.

Wenn wir abends mit unseren Freunden auf den Kissen der ersten Klasse saßen und miteinander plauderten, kam es vor, dass Bethli sich in die Küche verzog und duschte. Dann mussten wir, um weiterzureden, mit unseren Stimmen das Wasserrauschen übertönen, das trotz verschlossener Türen Palm­olive-Seifenbläschen über unsere Worte versprühte. Wir unterhielten uns auf Italienisch, weil Gianni und ich zu wenig Deutsch konnten. Gino, der Älteste unter uns, war für alle, auch weil er schon ein bisschen Bauch ansetzte, wie der große Bruder; es gab Dinge, die er eher als die andern sagen durfte: Und an einem der ersten Abende, als Bethli sich hinter dem Vorhang zu schaffen machte, hatte er ihr auf Deutsch zugerufen, ob sie Hilfe brauche. Bethli hatte so getan, als höre sie nicht, und hatte ins Plätschern und Gluckern hinein zu singen angefangen.

Damals wusste ich noch wenig von Bethli: Sie arbeitete in der gleichen Firma wie mein Bruder, zusammen mit Gino, der eine höhere Stellung hatte und besser als die andern verdiente, und mit den beiden Tessinern (sie war es dann, später, die auch Fredi zu uns brachte, einen Studenten aus Aarau). Ich wusste, dass ihre Familie nach St. Gallen verzogen war und dass sie zurzeit hier allein lebte, ohne Dusche. Sie machte viele Fehler, wenn sie mit uns redete; es war ein Schul-Italienisch, das aus lauter Adverbien, Ausnahmen, Pronomen bestand; sie sagte: «Gianni andrà lontanamente», «io voglio restare svegliata», «mio amico non viene», «nostri bambini andono a scuola con sette anni»; aber sie hatte viel Mut und eine große Lust, die fremde Sprache zu sprechen, was uns dagegen fürs Deutsche abging.

Mir gefielen ihre Fehler, sie wurde dadurch ein wenig unvertraut und noch abenteuerlicher; wie ihre Kleider, die immer ein bisschen zu knapp waren, gehäkelt, gestrickt, mit besonderen Glasknöpfen als Garnitur, die Gianni nicht ausstehen konnte; und auch ihre Schmucksachen mochte er nicht leiden, die ebenfalls, so behauptete er, alle hausgemacht wa­ren, sonntags früh auf dem Jungfraujoch mit dem Pickel herausgeschlagene Steine und Steinchen, an einer Kette aufgehängt. Gianni konnte nicht begreifen, dass ein Mädchen in ihrem Alter stundenlang gebannt vor den Schaufenstern der Konditoreien ste­hen bleiben konnte, um die Häuschen aus Schoko­lade zu betrachten, mit dem Schornstein und der Tür aus kandiertem Zucker und Hänsel und Gretel aus rosarot-grünem Marzipan; und dass sie dann sogar imstande war und uns so was schenkte: Lebkuchenherzen mit einem Gebet darauf, einem Spruch oder was es immer sein mochte, «Zweifle nie an mir, mein Herz gehört nur dir», alles in gotischer Schrift, und rundherum ein Kranz von gotischen Blümchen.

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