«Eine Schweizer Fahne?»
Doch dies sind Fragen von später, als die Sintflut vorbei war. Fragen von Luigi, der mit geschnürten Schuhen auf dem Bett sass und auf Mirta wartete: voller Genugtuung, dass er schneller gewesen war als sie. Nun sieht er sie mit verstörtem Gesicht. Mit vollen Tüten und angeklatschten Haaren.
«Oh, sind sie nass?», fragt er überrascht, während er zuschaut, wie sie die Einkäufe verstaut, «wo warst du denn schwimmen?»
«Womöglich hat er gar nichts bemerkt», sagt sich Mirta, zeigt ihm ihre durchnässten Kleider, die Kapuze, die ein Wohltäter ihr geschenkt hat, und wiederholt ihm lauthals die Szene mit den improvisierten Hilfsaktionen, mit Signora Viscoli und dem Hund.
«Und was hast du gemacht, als du die Schuhe angezogen hattest?», will sie wissen.
«Auch hier ist eine Menge passiert», erwidert er prompt. Er breitet die Arme aus, um zu zeigen, wie viel.
«Ich habe dir noch nicht gesagt, dass sie aus Italien angerufen haben, aus Pisa hat Vincenza angerufen mit ihrer Lachlust, doch die sei gar nicht angebracht, habe ich ihr gesagt, es sei nicht der richtige Moment, um am Telefon zu hängen bei diesem strömenden Regen: Du seist unterwegs, ich noch mit durchweichten Schuhen, es sei wirklich nicht amüsant. Sie dagegen wollte wissen, was mit dem Hund war, mit dem Fähnchen, und lachte gnadenlos immer weiter über den armen Hund.» − «Der war überhaupt nicht arm», gab Mirta zurück, «du hättest sehen sollen, wie er schwänzelte. Aber wie konntest du diese Geschichten am Telefon erzählen, du wusstest doch noch gar nichts davon.»
«Von wegen! Solche jungen Mädchen wie diese Hundebesitzerin habe ich in meinem Leben zur Genüge kennengelernt. Imstande, den Hund im Geschäft zu vergessen und dem Erstbesten nachzulaufen, um ihm jenseits der Grenze das Edelweiss zu schenken, ohne noch einen einzigen Gedanken an den armen Hund zu verschwenden. Così fan tutte.»
«Glaubst du.»
«Eine Geschichte hätte ich für dich.»
«Die erzählst du mir unterwegs, jetzt lass uns gehen, solange der Himmel frei ist.»
«O nein, noch einmal nass werden, das ist nichts für uns.»
«Pass auf, den Wolkenbruch habe ich abgekriegt, du bist schön trocken. Auch die Strassen übrigens, als hätten sie nie einen Tropfen Wasser gesehen. Schau.»
«Schon gesehen.»
«Vom Bett aus siehst du doch nichts.»
«Den Himmel sehe ich. Alle diese Kräne, die ihre Hälse am Himmel drehen. Jeden Tag kommt noch einer dazu. Zu viele Kräne am Himmel. Um Häuser und Fabriken für wer weiss wen zu errichten. Die niemand braucht. Leerstehende Wohnungen, leerstehende Hochhäuser und Hotels. Wer soll da einziehen? Zu viel, zu viel, sage ich, zieh den Vorhang zu, tu mir den Gefallen.»
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