Eric Bergkraut - Paradies möcht ich nicht

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Paradies möcht ich nicht: краткое содержание, описание и аннотация

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Im April 1943 kommt es in Zürich zu einem ungewöhnlichen Zusammentreffen: Eine junge, politisch engagierte Protestantin verliebt sich in einen jüdischen Flüchtling aus Wien, der es über die Fremdenlegion und Frankreich mit knapper Not in die Schweiz geschafft hat. Sie gründen eine Familie. 75 Jahre nach dieser Begegnung spürt Eric Bergkraut den Geschichten seiner Eltern nach, erzählt in seinem autobiografischen Roman von zwei Leben in der großen Katastrophe des zwanzigsten Jahrhunderts, folgt ihnen von Wien nach Paris, nach Albisrieden, Limoges, Fes und Aarau. Er erzählt von der List des Überlebens und der Last der Verfolgung, vom Lebenshunger und familiären Verstrickungen, den Spuren, die sich bei ihm und seinen Geschwistern niedergeschlagen haben, die er vielleicht bei seinen Kindern hinterlässt. «Paradies möcht ich nicht» erzählt konzis und poetisch, tabufrei und warmherzig die individuellen Schicksale einer Familie im Strudel der großen Geschichte bis zum heutigen Tag.

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Dann saßen wir im MG talwärts, Edmond hatte mir in der «Villa» ein Zimmer reserviert. Zum Abschied, er hatte mich an die Rezeption begleitet und wir standen in der Lobby vor der massiven Drehtür aus Stahl und Holz, setzte ich an zu fragen, weshalb ich hier sei, aber Edmond unterbrach mich: Ich komme morgen zum Frühstück.

Mein Bruder war ein fremder Mensch. Er hatte zugleich eine unbestimmte Macht, der ich mich fraglos überließ.

Im Zimmer, geschmackvoll renoviert, etwas schwer vielleicht die Materialien, wie meine Architektenfreunde sagen würden, stellte ich den Fernseher an und mixte mir aus der Minibar einen Gin Tonic und dann noch einen, Unruhe war über mich gekommen. Dann gab es keinen Gin mehr, in die Bar mochte ich nicht gehen.

Ich schlief in den Kleidern, ohne auch nur die Zähne geputzt zu haben. Um 03.12 Uhr wachte ich auf; war es nicht seltsam, dass sich in Zeiten digitaler Anzeige ­man­che Werte nachhaltiger einprägten, als man es wollte und es Sinn ergab, und man die Zahlen kaum mehr aus dem Kopf bekam, bis die nächsten, ebenso zufällig, ­auftauchten und unser Hirn die alten überschrieb? Je­­denfalls erinnerte ich morgens die Zahl 03.12 Uhr vom Handydisplay wie eine Überschrift zum Traum, der folgte, als ich wieder einschlief:

Ich stand als Schauspieler auf der Bühne, ohne zu wissen, welche Rolle in welchem Stück ich spielte. Vergeblich sah ich mich um nach jemandem, den ich hätte fragen können. Da fiel mir ein, dass ich genau diese ­Situation schon einmal erlebt hatte, als Traum, und es erschütterte mich, dass dieser Traum sich als Vorwegnahme einer realen Situation entpuppte, in der ich nun war, allein auf der Bühne und ohne zu wissen, welche Rolle ich spielte und in welchem Stück.

Edmond war frisch rasiert, gut gelaunt, ja aufgeräumt, er umarmte mich zur Begrüßung, als er ins Hotelcafé trat, anders als am Vortag. Mir schien, er roch nach dem italienischen Rasierwasser, das ich manchmal selber benutze.

Das Buffet war reichhaltig mit lauter gesunden Ki­wis, Müeslis und Broten aller Art, der Käse kam aus den Tälern. Ich trank zwei starke Kaffees, Edmond hatte seinen Grüntee mitgebracht und bat den Kellner, ihm diesen zu bereiten, was dieser anstandslos tat.

Edmond hatte schon den Garten gegossen, das mache er immer selber. Er berichtete von Kim und Cresto, den Schlangen, sie waren gefüttert, es seien Geschwister; und im nächsten Sommer wolle er ihnen eine gesicherte Anlage bauen, draußen im Garten.

Dann wurde es Zeit für mich, ich hatte mich damit abgefunden, dass er mir nur sein neues Leben zeigen wollte. Ich stand schon im Wagen, als er vom Perron aus plötzlich fragte: Ich war seit zwanzig Jahren nicht mehr dort, fährst du auf dem Rückweg noch in unser altes Familienhaus?

Ich sagte ihm, ich müsse nach Zürich, da schloss sich die Tür des ICs. Ich fragte mich, ob Edmond mich eingeladen hatte, um mir diese eine Frage zu stellen. Erst jetzt fiel mir auf, dass sein tadelloses Haus nur achtzig Kilometer Luftlinie von unserem etwas gebastelten entfernt lag, das Vater gebaut hatte.

Der Zug stand noch eine Weile, wir schauten an­einander vorbei. Als er anfuhr, hob Edmond die rechte Hand, um zu winken. Seine Augen erschienen durch die Scheibe gerötet, mir schien plötzlich, er weine.

Die Clivia

Felix wusste genau, was sich in seinem Heimatland im Jahr 1938 vorbereitete, obwohl manche Nachrichten, die vom großen Nachbarn über die letzten paar Jahre gekommen waren, zunächst zu schlimm geklungen hatten, als dass er sie für ganz wahr hätte halten können. Zug um Zug hatte er und hatten seine Nächsten etwas bemerkt, was ich viel später an ganz anderen Orten und in ganz anderen Zusammenhängen auch feststellen sollte: Menschen konnten sich in einer Weise verhalten, die viel schlimmer war als alles, was man sich nur vorstellte.

Vater hatte sofort zu trainieren begonnen, als er das Studium der Jurisprudenz abbrechen musste. Den Körper und den Geist. Es war Training fürs Überleben. Auf einem toten Arm des Donaukanals ruderte er seine Kilometer, das war gut für Muskeln und Ausdauer. Und hatte den Vorzug, dass man weder zu Hause noch auf der Straße aufgegriffen werden konnte. Dabei konnte er die Browning aus Vaters Schublade in der Donau versenken, Waffen sollte man zu Hause niemals finden. Er besuchte einen Kurs in Automechanik und stellte sich geschickt an, das war wertvoll. Und er übte Französisch und Englisch, das waren die Sprachen, die man würde brauchen können.

Der «Anschluss» Österreichs an das Deutsche Reich mit des Diktators hunderttausendfach fanatisch be­jubeltem Auftritt auf dem Heldenplatz war ein Schock, trotz aller Erfahrung der letzten Monate. Schlimm war nicht Hitler, waren nicht die Nazis, schlimm waren die ehemaligen Mitschüler und Nachbarn, die jetzt alle auftraten, als seien sie Nazis. Oder waren sie es geworden?

Felix streifte durch die Stadt, alleine, die Beine lenkten ihn zum Tempel, wie man die Synagoge nannte, ei­nem Ort, wo er sonst selten war. Nur wenige Juden hatten sich versammelt, die Stimmung war gedrückt, sie beteten, geredet wurde kaum. Vater reihte sich ein, blieb eine Weile, ging dann weiter.

Später war er in der Praterstraße bei Annie, seiner Freundin, sie lernte Schneiderin, unten hatten die El­tern einen Schreibwarenladen, der war mit Brettern ge­schützt, aus dem ersten Stock beobachteten die beiden mit Abstand zum Fenster das Treiben der entfesselten Männer in weißen Kniesocken und braunen Hemden.

Dann ging Felix nach Hause. Im Haus Schüttelstraße 27, direkt am Donaukanal, brannte hinter allen Fenstern außer in jenen der beiden jüdischen Familien eine Kerze, so hatten es die Nazis gewünscht, platziert zwischen Vor- und Hauptfenster. Wer mit ihnen einverstan­den war, sollte das deutlich für alle zeigen. Und wer es nicht war: Das wusste man jetzt.

Als Felix die Wohnung im zweiten Stock betrat, vor zwei Monaten erst war der Esstisch aus Kirsche geliefert worden, Maßarbeit, der Sitz der sechs entsprechenden Stühle war geflochten, an den Lehnen versehen mit Kupferverschlägen, die zwei Früchte am Stiel darstellten, saß sein Vater im Lehnstuhl neben seiner geliebten Clivia, einer Zimmerpflanze, die ursprünglich aus Südamerika stammt und damals sehr in Mode war, die schmalen langen Blätter wuchsen symmetrisch nach zwei Seiten aus dem Topf in die Höhe, um dann abzufallen und spitz zu enden.

Mutter sei schon im Bett und lasse grüßen, meldete er knapp. Dann schwieg er, fassungslos, erschlagen. Va­ter und Sohn saßen eine Weile da, zu reden gab es nichts. Außer vielleicht noch: Wo ist Theo, wann kommt er nach Hause, weißt du es?

Ein paar Tage später versuchte Felix, auf der englischen Botschaft eine Einreiseerlaubnis zu erhalten. Er ging auf der Kärntnerstraße Richtung Stephansdom, als er fünfzig Meter weiter eine Sperre aus Polizei und SA bemerkte. Es war zu spät, unbemerkt abzudrehen, hinten stand ein Lastwagen mit offenen Bänken und grünem Verdeck bereit, um die Verhafteten wegzubringen. Wo­hin, wusste man.

Felix tat instinktiv das Richtige, trat scheinbar seelenruhig ein paar Meter vor der Sperre vom Gehsteig auf die Straße, ging ohne jede Hast an dieser vorbei, um nach ein paar Metern ebenso seelenruhig, aber mit ra­sendem Herzschlag, wieder auf das Trottoir zu treten, bloß nicht schneller werden oder sich gar umdrehen. Niemand hatte ihn bemerkt.

«Ich wusste mir zu helfen, aber ich war dafür nicht geschaffen», sagte mir Felix Jahrzehnte später, da saß er in einer Schweizer Kleinstadt auf einem ausgebeulten braunen Stoffsofa in einem düsteren Raum. Auch hier stand, auf einem Schemel vor dem Fenster, eine Clivia, sie war groß gewachsen, fleischig die Triebe. Hatte meine Mutter mit der Pflanze ihrer Schwiegermutter Reverenz erweisen wollen, obwohl sie es ihr nie hatte recht machen können, sosehr sie sich auch bemüht hatte?

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