Ernst Halter - Die Stimme des Atems

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Ernst Halter erinnert sich an seine Kindheit in der Kleinstadt Zofingen während und nach dem Zweiten Weltkrieg. Es sind sehr genaue und stimmungsreiche Erinnerungen an Schule und Krieg, an Stadtbewohner, Vorfälle und Unfälle, Spiele und Krankheiten, Fabriken, Bücher, an Freiheiten und Zwänge. Eingeschoben sind Artikel aus dem «Zofinger Tagblatt», die den öffentlichen Raum spiegeln, in dem sich das Kind bewegt.
Die Erinnerungen sind nicht eine nachträgliche Erzählung einer Identität, sondern bleiben als Wörterbuch fragmentarisch und offen. Durch das Verweissystem zwischen den Stichworten entsteht ein dichtes Netz an Bildern und Geschichten, die zur Geschichte eines Aufwachsens werden wie zur Chronik einer Epoche aus Kinderperspektive. Und gleichzeitig zur persönlichen Mitteilung über den Schmerz und das Glück zu leben.
"Was ich gelernt habe: Wie viel mir erspart geblieben oder nicht zugemutet worden ist. Unverdient."

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→ Alter und Zeit→ Eisweiher→ Jahrhundertstimmungen→ Schlitteln

Zofinger Tagblatt, 27. Januar 1945

Der Flüchtlingsstrom

Grosse Teile der deutschen Ostbevölkerung sind in Bewegung geraten, um vor den näher rückenden russischen Armeen sich im Innern Deutschlands in Sicherheit zu bringen. Tag und Nacht rollen Flüchtlingszüge aus dem Osten in westlicher Richtung, wobei die öffentlichen Wohlfahrts-Organisationen bemüht sind, den reibungslosen Ablauf der Transporte und ihre schnelle Unterbringung in rückwärtigen Gebieten zu gewährleisten. Obwohl dieser Flüchtlingsstrom in diesem Umfang wahrscheinlich überraschend gekommen ist, da noch vor wenigen Wochen mit einem solch bedrohlichen Ausmass des Vorrückens der Roten Armeen in das alte Reichsgebiet wohl kaum gerechnet wurde, wird augenscheinlich Ordnung gehalten, um Panik zu vermeiden und die militärischen Operationen nicht zu stören. Das Hauptkontingent der vor dem Kampfgeschehen geflohenen deutschen Bevölkerung fällt offenbar auf die Gebiete des Warthe-Gaues und die Provinz Westpreussen. Von den Flüchtlingen wird übereinstimmend berichtet, dass sich die polnische Bevölkerung beim Abzug der deutschen Bevölkerung durchwegs loyal verhalten habe und dass es nirgends zu irgendwelchen Konflikten und Zusammenstössen mit den Polen gekommen sei.

Erste Heimlichkeit

Tief, übermannshoch und dicht ist die Buchshecke, ein dunkelgrüner Fremdkörper; sie trennt uns vom Nachbarn im Westen; gegenseitig unsichtbar, leben wir nebeneinanderher. An ihrem Fuss, bei den Wurzeln, wo der Grus von Jahren als modriger federnder Teppich liegt, läuft hangabwärts ein Betonkännel. Meist liegt er trocken, und dürres Laub sammelt sich darin. Zuweilen fülle ich einen Kübel mit Wasser und spüle ihn rein; neben der raschelnden Wasserwoge her renne ich den Kiesweg hinab und erwarte sie, die unter ihrer Fracht allmählich träger wird und beinahe verschwindet, am schmiedeeisernen Tor zu unsrem Garten neben dem Dolendeckel. Dringe ich in die Hecke ein, zwänge mich durch die zähen Zweige und das sperrige Totholz, verstärkt sich der herbe Buchsgeruch und schlägt mich an heissen Sommertagen in seinen schwarzgrünen Brodem. Sitze ich innen und blicke nach aussen, verflicht und verfilzt sich dürres Geäst schwarz vor dem Himmel; die äussere Laubhülle verwehrt den im Licht Stehenden den Einblick, mir im Finstern dagegen stört sie kaum die Sicht.

Eines Nachmittags kauere ich dort drin und verrichte meine Notdurft. Das Gefühl, etwas Unerlaubtes zu tun, ist so mächtig, dass sich das Herzklopfen erst legt, als ich heraustrete; es verbindet sich mit dem Buchsgeruch. Einen Sommer lang mache ich Gebrauch von dieser genussvollen Erleichterung ausser Haus; immer habe ich Glück, und ich komme mir vor wie auf einer Bergwanderung, wo der Vater das Toilettenpapier verwaltet, das in handgrosse Blätter zerrissene «Zofinger Tagblatt». Dennoch bleibt das Gefühl des Unerlaubten.

Die Mutter erwischt mich und und stellt mich zur Rede. Eine Bestrafung erfolgt nicht; um so röter ist meine Scham darüber, dass der Mensch, den ich am liebsten habe, mein Vergehen aufdeckt und ich auf die Frage, warum?, schweigen muss, denn das Argument, es reiche immer für die zwanzig Schritt bis zum nächsten Abort, sticht.

Zum ersten Mal finde ich mich allein im öden Land ausserhalb des überwachten elterlichen Bezirks, das die Mutter mir am liebsten verbieten würde. Ich verspreche ihr, dies eine – ausser auf Alpenwanderungen – tatsächlich Verbotene nie mehr zu tun. Doch das graue Land nie zu betreten, das die lichte Welt unsrer Familie umschliesst und durch das Abendgebet Ängeli chumm, mach mi frumm, dasi zuder iHimel chumm gebannt wird, das kann ich ihr nicht versprechen. Seine Macht ist stärker als ich.

Ich habe mit ihr darüber nie gesprochen.

→ Aas→ Eltern-Tabu→ Kind und Öffentlichkeit→ Patriarchat und innere Emigration

Vorlesen

Bis ich selbst ein Buch bewältigen kann, liest uns der Vater, hat er Zeit, abends vor. Wir setzen uns auf dem abgeriebenen dunkelbraunen Ledersofa in der Bibliotheksecke des Studierzimmers nebeneinander. Ich sitze meist rechts von ihm, über mir staffeln sich die vollen Bücherregale, brennt die Stehlampe. Zwischen dem Vater und der Ofenkunst nehmen die Geschwister Platz. Die Kacheln wärmen die Szene, denn es ist Krieg, und die mit deutscher Kohle befeuerte Zentralheizung wird auf Sparflamme gefahren. Hinter uns hängt in schwarzem Rahmen Piranesis Stich des Sibyllentempels von Tivoli. Ich werde die Angst davor nie ganz los; sie verhindert, dass ich das Blatt genau betrachte. Mein Eindruck von schreckenerregenden ausfahrenden Bewegungen, tintigen Dunkelheiten, von Kellergeruch und Kerkergewalt bleibt.

Der Vater schlägt das Buch auf. Wo sind wir stehengeblieben? Eins von uns weiss die Stelle, wo er das Häkchen gesetzt hat, fast immer. Das Buch ist eine Sagensammlung. Die Geschichten erklären, warum etwas ist, wie es ist: warum die Katze grüne Augen und die Erde einen Mond hat, warum die Espe ununterbrochen bebt. Meist hat der Teufel dreingepfuscht – und mein Interesse für ihn ist das grösste. Die Espe allerdings wird, typisch für den lieben Gott, unschuldig bestraft. Was kann sie dafür, dass sich Judas Ischarioth an ihr erhängt hat? Heute erfahren wir, warum die Eiche buchtige Blätter hat. Weil der Teufel während der Schöpfung wieder einmal betrogen worden ist, vom lieben Gott selbst. In ohnmächtiger Wut hat er mit seinen Krallenpranken auf die Eiche eingedroschen, bis alle schön ovalen Blätter buchtig zerfetzt herabhingen. Was wir heute noch sehen können.

→ Lesen→ Orangen→ Der arme Teufel

Vorausschule

Die Mutter hat den Vater während dessen Aktivdienstzeit zuweilen am Pult vertreten. Nun mochte es vorkommen, dass das Hausmädchen in der Fortbildungsschule war, die Geschwister ohnehin die Bank drückten, ich also allein zu Hause geblieben wäre. Dann nahm sie mich an der Hand, wir stiegen zum Schulpalast hinunter, die ausgetretenen Sandsteintreppen hoch, sie setzte mich in die leere hinterste Bank ans dritte Fenster, legte ein Bilderbuch sowie Zeichenblock und Farbstifte vor mich hin, strich mir über den Kopf und sprach: Bis lieb u braav. Der Unterricht begann.

Ich liebte diese Ausflüge, weil ich nicht zur Schule musste. Ich war der einzige im Klassenzimmer, der aus freien Stücken hier sass und tun und lassen konnte, was ihm behagte. Ich konnte aufmerksam zuhören, etwa in Schweizer Geschichte, oder zum Fenster hinaus oder in ein Buch schauen oder unser Haus und die Sonne darüber zeichnen; verboten war nur, was den Unterricht gestört hätte. Ich fühlte mich frei und leicht und bedauerte die armen Schüler, die in den Bänken vor mir herumrutschten, hie und da nach hinten schielten und ihr Gehirn zermarterten, ratlos schwiegen, die Hand aufstreckten und richtige oder falsche Antworten gaben. Dann kam ich mir vor wie der heimliche Fürst dieser Versammlung. Der Freie ist immer ein Fürst.

Einzig die Stimme der Mutter bereitete mir Unbehagen. Sie klang anders als noch auf dem Schulweg, nicht drohend oder unwillig; doch wenn sie so mit mir geredet hätte – energisch, gepresst, neutral-umsichtig –, hätte ich sie gefragt, warum sie mir böse sei. Mich verstörte, dass sie eine andre als ihre richtige Stimme brauchen musste; und was mich besonders quälte: Plötzlich tat sie mir leid. Ich hatte das Gefühl, ich müsse mich vor sie stellen und sie beschützen. Zuweilen fiel mich Angst an, sie könne nicht mehr und müsse abbrechen. Die Schule war offenbar nichts Gutes. Der Himmel vor dem grossen Fenster lag grau und bedrückend über der Sicht zum Wald hinauf, wo sich unser Haus hinter die riesige Scheinzypresse duckte.

→ Freiheit des Kindes→ Der Jüngste→ Schulhaus→ Schulschock→ Schulzimmer des Vaters

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