Ernst Halter - Die Stimme des Atems

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Ernst Halter erinnert sich an seine Kindheit in der Kleinstadt Zofingen während und nach dem Zweiten Weltkrieg. Es sind sehr genaue und stimmungsreiche Erinnerungen an Schule und Krieg, an Stadtbewohner, Vorfälle und Unfälle, Spiele und Krankheiten, Fabriken, Bücher, an Freiheiten und Zwänge. Eingeschoben sind Artikel aus dem «Zofinger Tagblatt», die den öffentlichen Raum spiegeln, in dem sich das Kind bewegt.
Die Erinnerungen sind nicht eine nachträgliche Erzählung einer Identität, sondern bleiben als Wörterbuch fragmentarisch und offen. Durch das Verweissystem zwischen den Stichworten entsteht ein dichtes Netz an Bildern und Geschichten, die zur Geschichte eines Aufwachsens werden wie zur Chronik einer Epoche aus Kinderperspektive. Und gleichzeitig zur persönlichen Mitteilung über den Schmerz und das Glück zu leben.
"Was ich gelernt habe: Wie viel mir erspart geblieben oder nicht zugemutet worden ist. Unverdient."

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Mein Liebling ist Achill. Er trägt Spiegelglanz und ist grösser als der Durchschnitt der andern Glaskrieger. Wolkenähnliche, regelmässig von Pol zu Pol durcheinandergeschlungene Äderungen in Preussischblau, Mehlblau, Seiden- und Pulverblau füllen sein Inneres. Immer wieder taucht der Blick in seine Tiefe. Der Bläuling schliesst Dämmerungen in sich, der Stille Ozean öffnet seine Tiefen, Quallen filtern das Licht. Achill lehrt mich das Wunder der Farbe, ihre Unergründlichkeit, ihre Schönheit ohne Zweck und Grund. Die mystische Kugel ist vielleicht das vollkommenste Ding meiner Kindheit gewesen.

→ Eiffelturm und Laternenfisch→ Mutter und Mythen→ Ozeanerforschung

Schüsse

Sommer im Garten, wir spielen, ich stürme mit einem langen wippenden Grasschwanz, den ich hinten in die kurzen Hosen gestopft habe, über eine Trockenmauer, wiehernd, ein Streitross. Da explodiert der Frieden; nicht weit vom Haus knattern mehrere Schüsse. Der Schreck wirft mich beinahe um: Der Krieg ist ausgebrochen! Schreiend renne ich zur Mutter und stecke den Kopf in ihren Schoss.

Es braucht etliche Erklärungen und Ääli, bis ich glaube, dass dies nicht Krieg, sondern die Schiessanlage hinter der Reithalle ist, von der ich noch nichts gewusst habe. Mit Mühe lerne ich in den folgenden Monaten, den Fluchtimpuls zu unterdrücken, wenn samstags die Schiesserei wieder losgeht. Seither lässt mich jedes Schrillen und Knallen zusammenzucken, und die Leidenschaft vieler Männer für die Kugel kann ich nicht teilen. Ich habe nie Schiesszeug für Grosse besessen.

→ Alarmsirene und Schlachthaus→ Tödlein

Krieg

Vater, Mutter, Besucher, Tante Rosa, Tante Sängerin, die Nachbarn, die Waschfrau, der Metzger, die Ladeninhaberin, alle reden vom Krieg. Seit ich mich erinnern kann, ist Krieg, offenbar der Normalzustand der Welt, obwohl jedermann darob unglücklich ist, denn dieser Krieg ist der scheusslichste und grausamste aller Kriege. Kein Tag ohne Hiobsbotschaften und Alarmsirenen, obwohl der Krieg einen Bogen um uns herum macht. Und zuweilen versteckte Zufriedenheit: Wer Wind sät, wird Sturm ernten.

Die Stuttgarter Innenstadt ausgebrannt, Ulm in Flammen, die Krupp-Werke eine Mondlandschaft, Köln gibt es nicht mehr, der Dom steht noch aufrecht, Feuersturm in Hamburg. Zahlen werden genannt, Hunderttausende, Millionen, vielleicht Tote oder Ermordete oder Kriegsgefangene. Wo ist das Bombardement heut früh um zwei niedergegangen? Die Basler fahren ins Berner Oberland. Wie, unser Schaffhausen ist angegriffen worden? Wir sind doch neutral! Schweres Bombardement über Mailand, die Eltern sehen einander an, offenbar bedeutet ihnen Mailand viel. Le Havre und Caen ein Trümmerhaufen. Die Deutschen sind zum Siegen zurückgekehrt. Ardennenoffensive. Doch die Amerikaner werden dafür sorgen … Zauberwort «Amerikaner». In Warschau steht kein Stein mehr auf dem andern, Würzburg, das Grab am Main, Berlin eine Geisterstadt, die Russen in Schlesien und Ostpreussen, Schweinfurt ausradiert, Frankfurt Schutt und Asche, Nürnberg eine riesige Fackel, Friedrichshafen voll getroffen, Bombenhölle Dresden, Menschenfackeln, Werwolf wütet. Später wieder: Friedrichshafen; der Name lädt sich auf mit den Vorstellungen von Finsternis und Feuerringen des Kriegs. Für immer.

Es ist Vormittag, die Mutter im Haus oder Garten beschäftigt, Geschwister und Vater in der Schule. Ich schütte den Inhalt meines Tecto-Holzbaukastens auf den Esstisch und spiele Krieg. Ich bin die Deutschen und rüste auf, niedrige Hallen, Hochkamine, Bahnhöfe. Die Stadt heisst Essen. Unter einer Glocke von süsslichem Duft, Laugengestank, Kohlenrauch, ätzenden Stickstoffdünsten dehnen sich Fabriken, Häuser, Kamine bis zum Horizont. Gegen die Tischmitte sind die chemischen Werke angesiedelt, gleich daneben werden in riesigen finstern Hallen Bomben produziert, weiter Panzer, Flugzeuge, Kanonen. Die Deutschen sind bereit loszuschlagen.

Ich atme tief durch. Unter diesigem Spätherbsthimmel stehen kahl die Wälder herein. Und jetzt bin ich die Amerikaner und komme den Deutschen zuvor. Ich höre meine Bomber im Anflug; das Geräusch geht mir durch die Kehle, nicht anders als in der Nacht, wenn die Geschwader von Süden her die verdunkelte Stadt überfliegen, ein tiefes Dröhnen und Schüttern, dass die Scheiben am Geschirrschrank klirren. Zielgebiet erreicht. Bomben ausklinken! Von allen Seiten schlagen Volltreffer in die Stadt Essen, das Haus zittert schwach. Nach jedem Abwurf begutachte ich die Zerstörung. Noch steht die Giftgasküche. Auch in der Panzerfabrik wird weitergearbeitet. Mir sind die Bomben ausgegangen. Ich suche nach Blindgängern unter den Trümmern und bestücke die Fliegenden Festungen neu. Wjuuuwumm! Quamm! Buurrumm! Alles kaputt. Ein wirres, von Bombenkratern aufgepflügtes Ruinenfeld. Ich höre die Bomber nicht mehr. Die Luft ist seltsam rein, still, hell, als ob die Sonne durchbrechen müsste.

Wann immer ich heute ein chemisches Werk sehe – Stahlkamine, Gasbehälter, Druckzylinder, Nitrieranlagen, Rohrorgeln, Tanklager und puffende Ventile –, bombardiere ich es in meiner Vorstellung, bis die Flammen tausend Meter in die Nacht emporlodern.

→ Alarmsirene und Schlachthaus→ Ameisen – Todesspiel→ Ersticken→ Hochkamine und Sirenen

Zofinger Tagblatt, 6. März 1943

Luftangriffe auf Essen

Die deutschen Rüstungszentren im Ruhrgebiet wurden in der Nacht zum Samstag bombardiert. Hauptziel war Essen. Aus London wird darüber bekannt: Die britischen Flugzeuge führten unter ihrer schweren Last von Hochexplosiv- und Brandbomben 150 2000-Kilo-Bomben mit sich. Der Angriff dauerte 40 Minuten. Nach 20 Minuten erfolgte eine ausserordentlich heftige Explosion, die riesige Flammen in die Luft warf und die Strassen der Stadt hell erleuchtete. Ein zweites Flammenmeer breitete sich im Zentrum der Stadt aus. Grössere und kleinere Brände wurden in allen Teilen von Essen und seiner näheren Umgebung beobachtet. (…) An diesem Angriff waren u. a. auch polnische Staffeln beteiligt.

Schlagen

Sind die Männer im Aktivdienst, ist die Geburtenrate hoch. Durch alle Strassen der Stadt schieben Mütter ihre Kinderwagen, lassen diese vor den Läden stehen, und bald beginnen die Babies zu schreien. Mir zerrt das Gewimmer an den Nerven. Nicht dass ich die Kleinen beruhigen möchte, o nein: Plötzlich zerreisst etwas in mir, ich kann das Geschrei keine Sekunde länger aushalten, und wie ein Schauder überläuft mich die Lust, auf die Säuglinge einzuschlagen, bis sie still sind. Dann erwache ich, und ein Grauen, die Angst vor dem Mörder in mir, packt mich.

Jahre später stosse ich auf den Leibspruch des Schlächters von Mauthausen: «Der ist kein Mann,/der nicht schlagen kann./Drum folg dem Gebot (?):/Schlag tot, schlag tot!» In uns wartet ein Ungeheuer auf seine Stunde. Sie schlägt, wenn körperliches Leiden andrer uns ausgeliefert ist.

→ Aas→ Ameisen – Todesspiel→ Erste Heimlichkeit

Zofinger Tagblatt, 26. Januar 1946

[Zeugenaussage am Nürnberger Prozess]

Das Schreckenslager von Mauthausen

Der Zeuge Maurice Lampe, der gegenwärtige Generalsekretär der Föderation politischer Gefangener, schilderte (…), wie 47 amerikanische und englische Offiziere im August 1944 ermordet wurden: Die gefangenen Offiziere wurden gezwungen, in einem Steinbruch mit schweren Steinblöcken auf den Schultern eine grob aus dem Fels gehauene Treppe von 180 hohen, unebenen Stufen emporzu­steigen. Man befahl ihnen, den Todesmarsch barfuss anzutreten und zu «laufen», nicht zu «gehen». Oben angelangt, mussten sie ihre Last abwerfen, um so rasch wie möglich die Stufen wieder hinabzurennen. Am oberen Ende der Treppe standen Gestapobeamte und wälzten die schweren Steine auf die treppabwärts laufenden Gefangenen. Die Überlebenden wurden unten aufs neue beladen, und zwar mit noch schwereren Steinen, worauf sich das «Spiel» wiederholte, bis es keine Überlebenden mehr gab. Wer mit zerquetschten Armen oder Beinen zusammenbrach, blieb liegen, und die Steinblöcke rollten weiter auf ihn herab, bis auch der letzte kein Lebenszeichen mehr von sich gab.

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