Ernst Halter - Die Stimme des Atems

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Ernst Halter erinnert sich an seine Kindheit in der Kleinstadt Zofingen während und nach dem Zweiten Weltkrieg. Es sind sehr genaue und stimmungsreiche Erinnerungen an Schule und Krieg, an Stadtbewohner, Vorfälle und Unfälle, Spiele und Krankheiten, Fabriken, Bücher, an Freiheiten und Zwänge. Eingeschoben sind Artikel aus dem «Zofinger Tagblatt», die den öffentlichen Raum spiegeln, in dem sich das Kind bewegt.
Die Erinnerungen sind nicht eine nachträgliche Erzählung einer Identität, sondern bleiben als Wörterbuch fragmentarisch und offen. Durch das Verweissystem zwischen den Stichworten entsteht ein dichtes Netz an Bildern und Geschichten, die zur Geschichte eines Aufwachsens werden wie zur Chronik einer Epoche aus Kinderperspektive. Und gleichzeitig zur persönlichen Mitteilung über den Schmerz und das Glück zu leben.
"Was ich gelernt habe: Wie viel mir erspart geblieben oder nicht zugemutet worden ist. Unverdient."

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Unheimlich und der Verehrung würdig sind diese abgekämpften, zerbeulten, auf beschädigten oder ausgeleierten Achslagern vorüberhumpelnden Güterzüge. Sie kanalisieren den Krieg: In nur fünfzig Meter Distanz fahren sie an unsrem Haus vorbei. Zwar lautet die tröstliche Doktrin, dass Olten zuerst «drankäme», weil dort mit einem Bombenschlag das Eisenbahnkreuz der Schweiz zertrümmert würde. Doch ein Nachschlag auf die hiesigen Eisenbahnanlagen, die Brücke der Strassenunterführung, den Gaskessel und die wie Zunder brennenden und explodierenden chemischen Werke würde den Nord-Süd-Verkehr für eine gute Weile lahmlegen. Drum wohl holt die Mutter mich in Alarmnächten aus dem Gitterbett und trägt mich in den Keller. Später, im Haus ob der Stadt, ist dies nicht mehr nötig, obwohl der Krieg weiterwütet und die Bombardierungen näher rücken.

Im Süden des Bahnhofs staut ein fünfgleisiger Niveauübergang mit Fussgängerunterführung den Strom der Radfahrer aus Strengelbach und Vordemwald. Den Fussgängern vorbehalten ist die Passerelle, die der elektrischen Fahrleitungen wegen in einem Kasten aus feinmaschigem Drahtgitter hängt, das weit über meine Kopfhöhe reicht. Ein Totenschädel über gekreuztem Gebein warnt. Hier erfahre ich die fröhliche Brutalität der Eisenbahn.

Ich blicke durchs Gitter über die Gleise und auf die hoch gestapelten, blaugrünlich gestriemten Stämme der Holzkonservierung. Von Norden nähert sich das Höhöhö eines schweren Güterzugs in DampfDoppeltraktion, und einen Moment lang möchte ichʼs zum Stillstand bringen, das Dröhnen jagt die Angst vor sich her. Die vordere Lokomotive pustet aus dem Schatten des äusseren Bahnsteigdachs, die Passerelle beginnt zu vibrieren, die Angst schlägt um in ausgelassene Begeisterung. Die Maschinen donnern unter der Passerelle durch, zischender Dampf nimmt mir die Sicht und beinahe den Atem. Allmählich lichtet sich der wild wallende, vom Luftzug herumgewirbelte Nebel über einem schweren Rumpeln und Pumpeln wie im Bauch des Wolfs. Güterwagen, plump und machtvoll, rollen folgsam unter mir durch, in allen Farben von Rauch, Russ und Rost, Dach um Dach. Der Schwanz des Zugs wird vorbeigezogen, die auf- und abblakende rote Zugsschlusslaterne entfernt sich, die Luft ist wieder klar. Blaugrünlich der Stammstapel der Holzkonservierung.

Steht die Barriere des Niveauübergangs draussen im Altachenquartier offen, trete ich zwischen die Gleise und schaue nach Süden. Die Stahlschienen blitzen, die Luft flimmert; je ferner der Blick den Gleissträngen folgt, desto näher kommen sie sich, desto schwächer wird das Glimmern, desto stumpfer und dunstiger die Luft. Irgendwo hängt noch der Rauch des zuletzt vorbeigefahrenen Zuges. Italien – wo die Schienen sich schneiden.

Am Villenhügel hört man den Krieg und die Eisenbahn nur bei Westwind. Statt ihrer wird uns eine Märklin-Spielzeugbahn Spur 0 mit schwarzgespritzter Dampflok auf roten Rädern, Kohletender und einigen Personenwagen geschenkt; mir wäre ein müde kriechender Wurm von einem Güterzug lieber. Unter meiner Regie verkehrt die Bahn zwischen den Beinen des Esstischs und unter dem kleinen Buffet mit der Alabasterstanduhr aus Paris. Abenteuerlich istʼs, die Schienen erst zusammenzustecken und dann an düstere Orte zu schieben, die ich kriechend nicht erreiche, mich auf den besonnten Teppich in der Zimmermitte zu setzen und die Lokomotive loszuschicken. Sie erkundet in meinem Namen, da ich als Lokführer mitfahre. Auf sicheren Schienen unter dem leicht durchhängenden Stoffbauch des Ledersofas zirkulierend, nehme ich die Gegend in Besitz, und selbst an dunklen Orten wird das Unheimliche so schnell nicht nachwachsen.

Den Traum von einer Modellbahnanlage träume ich weit über die Kindheit hinaus. Meine Mutter, wohl um diese Leidenschaft wissend, hat mir den FCW-Katalog zugeschickt bis wenige Jahre vor ihrem Tod.

→ Dampfdreirad→ Dr. med. Ginella→ Hochkamine und Sirenen→ Krieg→ Waldbahn

Zofinger Tagblatt, 10. Januar 1950

«Operation Schweiz»

Wie unser Land von den Truppen Hitlers überrumpelt werden sollte

Etwa am Morgen des zweiten Angriffstages ist mit der Ausweitung der Brückenköpfe zu rechnen, so dass drei Panzerdivisionen antreten können: Eine Division stösst von Basel aus in allgemeiner Richtung auf Solothurn vor, die zweite Division, von Waldshut ins Aaretal, dreht mit ihren Kolonnen fächerförmig auf Zofingen und Zürich ein, die dritte von Schaffhausen über Winterthur. Es kommt vor allem darauf an, den mit absoluter Sicherheit zu erwartenden «Panzerschreck» des Schweizer Heeres sofort kräftig auszunützen. Nach Erreichen der Linie Biel–Bern–Luzern–Zürich steht die Masse des Panzerkorps etwa am fünften Tage für andere Verwendung bereit.

[Aus der Zusammenfassung des 1943 von SS-General Böhme ausgearbeiteten Plans für eine bewaffnete Intervention in der Schweiz. ]

Intermezzo: Zügelmann Holderegger, Dienstkollege

Juli oder August 1943; wir ziehen aus dem Bahnhofsviertel um ins Haus über der Stadt. Es ist Krieg, es ist friedlich. Ich freue mich und bin traurig. Dr. Ginella wird mich nicht mehr auf seinen Schultern reiten lassen. Das Haus am Hügel hat zwar einen Terrassengarten, doch statt des Weihers mit Fontäne nur ein Brunnenbecken aus Sandstein sowie einen Brunnenstock, dessen Wasserhahn noch nicht funktioniert. Das Haus kommt mir wie eine verrauchte Höhle vor. Noch wird umgebaut; zusätzliche Fenster sowie Fenstertüren auf die Veranda werden eingesetzt, aus einer schmalen Ostveranda im oberen Wohngeschoss wird ein Zimmer mit breiter Fensterfront, dunkelgrüne Tapeten werden heruntergerissen, die neue Holztäfelung im Wohnzimmer wird von Malermeister Laug naturbehandelt, die Türen an den Oberenden der Treppen werden entfernt, ebenso die Treppenverschalungen, aus einem finstern Flur im Obergeschoss soll ein heller Aufenthaltsraum mit Rattanstühlen und einem Tischchen werden. In dieses Durcheinander halten wir Einzug.

Der Vater hat einen Dienstkollegen mit dem Umzug beauftragt, einen Soldaten seiner Territorialkompanie. Dienstkollegen offerieren bedeutend günstigere Tarife; unter Dienstkollegen wickelt man, wie unter Männern überhaupt, alles rasch und unkompliziert ab. Zudem hat Holderegger sich schon anderswo als Zügelmann bestens bewährt; für ihn spricht die restlose Zufriedenheit seiner Kunden. Der Mann hat eine grosse geschäftliche Zukunft.

Um sieben stellt er sich ein, untermittelgross, kraushaarig. Sein Fuhrpark besteht aus Pferd und flachem Ladewagen. Holderegger hievt die ersten Möbelstücke auf die Ladefläche, mit einem Krach fallen sie in die ideale Zügelposition und werden festgezurrt. Wissen wie, sagt Holderegger, ein Schnalzen, ein Zwick am Zügel, das Pferd ruckt an, die Ladung schwankt, Holderegger pfeift ein Liedchen zum Umzug. Erst die Grabenstrasse hinauf zum Untertor – Holderegger winkt gönnerhaft den wachehaltenden Steinlöwen zu –, dann mehr oder weniger ebenaus den Ringmauergärten entlang, vorbei an Gefängnis und Museum, durchs Neuquartier bis vor den Stadtsaal; nun gehtʼs zur Volière hoch; die Anfangssteigung der staubigen Rebbergstrasse wird von Holderegger und Pferd relativ frisch und rumpelnd bewältigt. Schon haben sie die Festhütte hinter sich, es ist acht. Hundert Meter weiter wird abgeladen, nun beginnt der Stutz, der Hangweg zum Haus hinauf. Ab hier muss gebukkelt werden.

Als Holderegger mit Donnerknall, begleitet von unheimlichem Knistern, das elegante Schränkchen für die Tischwäsche auf die Dielen des Esszimmers plumpsen lässt, sagt er zu mir, der in rückhaltloser Bewunderung seiner Könnerschaft und Bärenkräfte nebenher gelaufen ist: Früe it Hose git starchi Manne, hä? Itz holemer de nööchscht Siech. Um neun sind wir wieder an der Grabenstrasse.

Der Tag wird lang, erstickt beinahe unter schwerem klebrigem Blau, die Luft simmert, die Sonne trommelt, besseres Zügelwetter kann man sich nicht wünschen. Holderegger schleppt und buckelt Stück um Stück ins Haus über der Stadt. Irgendein Grossmöbel, das nicht die Treppen hinaufgetragen werden kann, sehe ich an Seilen vor der Hausfassade trudeln, woraus ich heute schliesse, dass Holderegger seinerseits kurzfristig einen Dienstkollegen engagiert haben musste; einer melkt am Flaschenzug, der andre mostet das schwere Stück durch ein Fenster ins Innere; es kratzt, knirscht, scherbelt, aber es geht, denn es muss, doo gits käi Bire. Was meine Begeisterung zusätzlich nährt, ist die an Bemerkungen ablesbare steigende Beunruhigung der Mutter. Scho wider isch zFurnier abgschlage, uder Schpiegu rächts ader Psüüche het ou eSchprung! Der Vorgang, dem ich Schritt für Schritt beiwohnen darf, muss von hoher Bedeutsamkeit sein.

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