Der Gebrauch des Löffels
Den großen Suppenlöffel finden Sie auf der rechten Seite ganz außen, weil die Suppe meist als erster Gang des Essens gereicht wird. Ist eine kalte Vorspeise vorgesehen, so wird diese vor der Suppe gegessen, und dementsprechend liegt der Suppenlöffel als zweites Besteckteil neben dem ganz außen liegenden Vorspeisenmesser. Wird die Suppe in Tassen serviert, so liegt der in diesem Fall etwas kleinere Suppenlöffel auf der rechten Seite des Untertellers. Die Handhabung des Löffels ist normalerweise jedem Menschen vertraut – kontrollieren Sie aber einmal Ihre Gewohnheiten, ob sie den Regeln entsprechen: Der Stiel liegt in der Beuge zwischen Daumen und Zeigefinger auf und wird in Richtung Löffel von Daumen und Zeigefinger gehalten, während der Mittelfinger das Gewicht des Löffels abstützt. Füllen Sie den Löffel immer nur zu zwei Dritteln – dies erleichtert den „Transport“ der Suppe zum Mund. Damit ist auch die oft immense Größe des Löffels erklärt, denn man möchte ja trotz der Zwei-Drittel-Füllung die Suppe essen, solange sie noch heiß ist. Der Suppenlöffel wird immer zuerst mit der Spitze in den Mund geschoben. In angelsächsischen Ländern wird der Löffel dagegen mit der Breitseite an den Mund geführt. Es erfordert etwas mehr Geschick, die Suppe auf diese Weise ohne Schlürfen und Verkleckern zu essen. Auch hier gilt, dass Linkshänder den Löffel in die linke Hand nehmen dürfen.
Dessert- und Kaffeelöffel
Neben dem Suppenlöffel, der auch als Tafellöffel bezeichnet wird, ist im Gedeck möglicherweise noch der Dessertlöffel oberhalb des Platztellers zu finden, der für Desserts mit flüssigerer Konsistenz vorgesehen ist. Der Kaffeelöffel liegt immer auf der Untertasse, nicht daneben. Wird zum Dessert oder danach Kaffee oder Mokka gereicht, werden dazu kleine Löffel serviert: bei Kaffee ein kleiner und bei Mokka ein noch kleinerer, zierlicher Löffel.
Die Löffel im Vorlegebesteck
Zusätzlich zu den Löffeln im Gedeck kann noch eine ganze Reihe von Löffeln je nach Bedarf als Vorlegebesteck Verwendung finden. Im 159-teiligen Besteck können dies immerhin acht Löffel verschiedenster Form und Größe sein. Wird der Salat in einer großen Schüssel gereicht und erst am Tisch in die kleinen Salatteller bzw. Salatschüsselchen verteilt, werden hierzu zwei Löffel verwendet, die im Allgemeinen als Salatbesteck bezeichnet werden. Man nimmt in jede Hand einen Löffel, greift mit ihnen einige Salatblätter, lässt sie leicht abtropfen und führt sie dann zum eigenen Salatteller. Der Saucenlöffel weist eine charakteristische breite Form auf und hat am linken Ende einen „Schnabel“, der es ermöglicht, die Sauce ohne Tropfen dorthin zu gießen, wo sie auch erwünscht ist. Machen Sie ihn nicht zu voll, weil Sie ansonsten etwas verschütten könnten. Des Weiteren gehören zum Vorlegebesteck zwei große Löffel, für deren Handhabung besondere Regeln gelten. Ihr Gebrauch erfordert etwas Übung und Geschick, denn sie werden beide mit einer Hand gleichzeitig geführt. Im Restaurant kommen Sie damit nicht in Berührung, denn sie sind allein der Bedienung vorbehalten. Mit dem größten „Löffel“, der Suppenkelle, hat man meist nichts zu tun, weil die Suppe von der Bedienung in die Teller gefüllt wird. Abschließend seien noch zwei Löffel in Muschelform erwähnt, von denen der kleinere als Zuckerlöffel und der größere als Sahne- oder Kompottlöffel dient.
Die Bestecksprache
Eine Art von Geheimsprache ist mit dem Ablegen des Bestecks beim Trinken, in der Essenspause oder nach dem Essen verbunden – wobei nicht unbedingt davon ausgegangen werden kann, dass das Bedienungspersonal diese Sprache heutzutage noch beherrscht. Sie erspart Ihnen beispielsweise die Frage während einer Essenspause, ob Sie schon fertig sind. Man kann mit Messer und Gabel auch Lob oder Kritik zum Ausdruck bringen. Bei privaten Einladungen in den Räumlichkeiten des Gastgebers gebietet es allerdings die Höflichkeit, seinen Unmut nicht mit der Bestecksprache zu äußern. Grundsätzlich gilt, dass das Besteck immer so auf dem Teller abgelegt wird, dass es nicht versehentlich vom Teller rutschen kann. Auch darf das Besteck nicht – weder in der Essenspause noch nach Abschluss des Essens – in den Speisen stecken. Legen Sie das gebrauchte Besteck niemals auf die Tischdecke! Auch die Serviette fällt als Ablageplatz aus. Wenn man beim Essen kurz pausieren möchte, zeigt man dies durch Überkreuzen des Bestecks an.
Das möchte man mit dem Besteck sagen
→ Essenspause: Das Besteck liegt gekreuzt auf dem Teller, wobei die Messerschneide nach innen und die Zinken der Gabel nach oben oder unten zeigen.
→ Bitte abräumen: Das Besteck liegt nebeneinander auf dem Teller, wobei die Griffe nach rechts unten zeigen (Fünf-Uhr-Position). Auf keinen Fall dürfen die vorderen Enden des Bestecks auf dem Tellerrand und die Griffe auf dem Tisch liegen.
→ Es war alles einwandfrei: Das Besteck zeigt mit den Griffen nach links unten entsprechend der Fünf-nach-halb-sieben-Position.
→ Das Essen war nicht gut: Das Besteck zeigt (spiegelverkehrt zur Lobstellung) mit den Griffen nach rechts unten (entsprechend der Fünf-vor-halb-sechs-Position).
Die Teller
Wenn Sie sich an den Tisch setzen, steht – wenn die Tafel klassisch eingedeckt ist – vor Ihnen ein großer Teller, der im Gegensatz zu den anderen Tellern in der Regel aus Edelmetall (meist Silber oder versilbert) gefertigt ist. Dieser Teller dient ausschließlich als repräsentative Unterlage für die verschiedenen Teller des Menüs. Weder darf darauf gegessen, das Besteck oder die Serviette abgelegt noch zwischen den Menügängen ein Glas abgestellt werden. In Restaurants ist heutzutage der Platzteller nur noch selten anzutreffen. Der Umgang mit den Tellern der Menügänge ist problemlos, weil sie bei jedem Gang neu aufgedeckt und danach sofort wieder abgeräumt werden. Welche Teller bei welchem Gang zum Einsatz kommen, ist allein Sache des Gastgebers bzw. des Restaurants.
Ungewohnte Formen des Essens
Die Anwendung des bei uns üblichen Bestecks gilt in der ganzen Welt als Standard und ist auch in anderen Esskulturen im internationalen Rahmen (internationale Hotels, Restaurants) üblich. Die Akzeptanz europäischer Esskultur findet aber an Orten, wo internationale Kontakte keine Rolle spielen, rasch ihr Ende.
Mit Stäbchen essen
Im asiatischen Raum sind Stäbchen unangefochten das Standardbesteck. Wenn Sie bei einer Reise in die Länder dieses Kontinents auch private Kontakte pflegen wollen, wobei das Essen eine große Rolle spielt, sollten Sie sich noch zu Hause Stäbchen besorgen und fleißig üben. Bei Ihren Gastgebern in Fernost werden Sie angesichts Ihrer Geschicklichkeit im Umgang mit den Stäbchen freudiges Erstaunen hervorrufen.
Gewusst wie
Es werden zum Essen zwei Holzstäbchen gereicht. Das erste Stäbchen legen Sie in der Mitte des oberen Drittels in die Mulde zwischen Daumen und Zeigefinger der rechten Hand, wobei die Mitte des Stäbchens auf dem Ringfinger in Höhe des Fingernagels zu liegen kommt. Der Daumen übt dabei leichten Druck nach unten auf das Holz aus, sodass es sich nicht mehr bewegen kann. Das zweite Stäbchen nehmen Sie wie einen Stift zwischen Daumen und Zeigefinger, indem der Daumen die unbewegliche Führung bildet und der Zeigefinger den beweglichen Partner darstellt. Die Enden der beiden Stäbchen müssen nebeneinander liegen. Das Ende des beweglichen oberen Stäbchens kann nun gegen das Ende des unbeweglichen unteren geführt werden. Auf diese Weise werden die Speisen eingeklemmt oder auf die beiden Enden gehäuft. Verschieben sich die Stäbchen beim Essen gegeneinander, sodass die Enden nicht mehr nebeneinander liegen, stoßen Sie beide auf Teller oder Schälchen sanft wieder zurecht.
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