Hatte man früher schon mit dem Gedanken gespielt, das Meer aus dem Delta herauszuhalten, so wurde es nun konkret: Der Deltaplanwurde ins Leben gerufen. Die Frage war nur: Baut man einen Damm, der für eine komplette Abgrenzung zwischen Nordsee und Meeresarm sorgt, oder lässt man bei ruhigem Wetter die Nordsee weiterhin ins Delta strömen? Man entschied sich für die zweite Variante: das Oosterschelde-Sturmflutwehr (Stormvloedkering) . Der Bau dieses Mammutprojektes dauerte fast zehn Jahre und verschlang Unsummen von Geld. Erst am 4. Oktober 1986 weihte Königin Beatrix , die Tochter von Juliana , das gigantische Bauwerk ein. Annemarie Jorritsma-Lebbink , die damalige Ministerin für Verkehr und Wasserwege, brachte die Sorgen auf den Punkt: „Das Raubtier ist sicher hinter Schloss und Riegel.“
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Das Sperrwerk kann die Oosterschelde bei Bedarf komplett abriegeln
Das Besondere am Oosterscheldedam:Das Bauwerk besteht nicht nur aus Dämmen, sondern auch aus absenkbaren Sperranlagen.Der neun Kilometer lange Damm hat 62 Öffnungen, die für einen Wasseraustausch sorgen. Bei Sturm wird das Sturmflutwehr geschlossen und die Oosterschelde sowie das umliegende Land sind vor Überflutung geschützt. Das geschah bisher 25-mal, zusätzlich gibt es vier Testschließungen pro Jahr. Bei ruhigem Wetter kann das Nordseewasser weiterhin in die Oosterschelde strömen, sodass die Fischpopulation erhalten bleibt. Das Oosterschelde-Sturmflutwehr ist ein Teil der sogenannten Deltawerke,die aus Dämmen mit einer Gesamtlänge von 700 Kilometern bestehen und die Küste – vor allem in Zeeland – schützen. Weitere Infos auch in Deutsch: www.deltawerken.com.
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Bei einem Besuch von Neeltje Jans kann man die Sperranlagen besichtigen
Das beeindruckende Bauwerk wird auch als „achtes Weltwunder“ bezeichnet und jedem Zeeland-Besucher ist geraten, es einmal zu besichtigen. Am Oosterscheldedam liegt auf der früheren Arbeitsinsel, die mit einer Sandbank zusammenhängt, das sehenswerte Erlebniszentrum Neeltje Jans (s.u.).
Durch die offene Verbindung zum Meer kann Salzwasser in die Oosterschelde fließen, wodurch Muscheln, Austern und Hummerhervorragend gedeihen. Das wird auch kommerziell genutzt und Muscheln werden beispielsweise in Hänge- sowie in Bodenkultur gezüchtet. In der Oosterschelde hat der schmackhafte Oosterschelde-Hummer seine Heimat, und es werden Algen und Seetang„geerntet“. Wer sich diese Köstlichkeiten schmecken lassen möchte, der kann bei Proef Zeeland auf dem Oosterscheldedam vorbeischauen (s.u.). Die angebotenen Muscheln, von der eigenen Flotte eingeholt, sind tagesfrisch.
Das Zusammentreffen von Süß- und Salzwasser, verschieden starke Strömungen und Tiefenverhältnisse, Schlickgebiete und Sandbänke sorgen für eine große Biodiversität und unterschiedliche Ökosysteme. Im Mündungsgebiet der Oosterschelde leben Seehunde und Kegelrobben,die ohne Probleme die Öffnungen des Sturmflutwehrs durchschwimmen. Außerdem leben in der Oosterschelde Schweinswale,die vom Aussehen an Delfine erinnern. Meistens sieht man von ihnen nur die Rückenflosse. Ein ausgewachsener Schweinswal ist grau, rund 1,50 Meter lang und wiegt etwas über 50 Kilo. Meist lebt er in einer Gruppe mit drei bis vier anderen Schweinswalen zusammen. Im Internet gibt es einen Schweinswal-Spotter, eine Karte, auf der Interessierte eintragen können, wann und wo sie ein Exemplar gesehen haben: www.ontdekdeoosterschelde.nl/bruinvistracker.htm.
Erlebniszentrum Neeltje Jans
Neeltje Jans ist der bekannteste Erlebnispark Zeelands,fast jedes niederländische Kind hat ihn schon einmal besucht. Es geht dabei nicht nur um Spaß und Spiel (das auch), sondern auch ums Lernen. Und wie bei vielen niederländischen Museen und Informationsstellen ist hier der Lernprozess sehr unterhaltsam und kurzweilig.
Doch erst einmal ist es eine bittere Pille, die man schlucken muss, wenn man Neeltje Jans besuchen möchte: Es fallen Gebühren für den Parkplatz (7,50 €) an und die Eintrittspreise in den Sommermonaten liegen bei über 20 € pro Person vor Ort, Kinder zahlen 18 €. Eine Familienkarte gibt es nicht (beim Kauf von Online-Tickets kann man aber sparen). Wer zudem mit Haien schwimmen oder sich von einem Seelöwen küssen lassen möchte, wird zusätzlich zur Kasse gebeten. Dennoch sollte man Neeltje Jans besuchen, wenn man in Zeeland ist, denn nur dann versteht man die Geschichte der Provinz und ihren Kampf gegen das Wasser.
Schon zu Beginn erwartet einen die Delta Experience.In zwei Räumen wird die Geschichte der Sturmflut von 1953 anschaulich erzählt. Es ist dunkel, es stürmt, man hört das Wasser rauschen und sieht die Deiche brechen. Ein bisschen gruselig ist es schon, auf diese Art zu erleben, was damals in der Nacht auf den 1. Februar passierte. Daher wird empfohlen, die Experience nicht mit Kindern unter acht Jahren zu besuchen.Weiterhin wird auf anschauliche Weise erklärt, wie man den Deltaplan angegangen ist und an welchen Stellen sich die Deltawerke befinden, die Zeeland heute vor dem Wasser schützen.
Weiter geht es auf das Außengelände, wo man unbedingt bei der Robbenfütterungzusehen sollte (Uhrzeiten sind am Becken angegeben), die Seehunde erstaunen mit vielen Kunststücken.
In der Orkanmaschinekann man sich (mit einer Schutzbrille ausgestattet) einem Sturm von zwölf Windstärken aussetzen und die Windböen am eigenen Leib spüren. Zum Glück beginnt es ganz langsam und bei einem Wind von 133 Stundenkilometern kann man sich am Geländer festhalten.
Im Bluereef Aquariumstehen Besucher Auge in Auge mit Haien.Mehr noch: Mutige können sich (gegen Aufpreis) in einem Käfig ins Haibecken absenken lassen.
Sehr interessant ist auch ein Besuch des Sturmflutwehrs,zu dem man ein paar Minuten gehen muss (man kann sich auch fahren lassen). In der Betonkonstruktion des Sperrwerks erfährt man viel über den Bau der Deltawerke und es gibt einen Aussichtspunkt,bei dem man direkt auf dem Sturmflutwehr ins Freie hinaustritt. Hier wird deutlich, welch ein gigantisches und geniales Bauwerk es ist!
Vor allem im Sommer ist für Kinder der Wasserspielplatzmit Wasserrutsche ein Vergnügen; zudem finden Raubvogelshowsstatt, und es werden Schiffsrundfahrtenauf der Oosterschelde angeboten. Für einen Besuch von Neeltje Jans sollte man also Zeit mitbringen!
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Sie hören auf Kommando: die Robben im Erlebnispark Neeltje Jans
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