5Vgl. die Einteilung bei D.R. Clark, Citations , 60. Clark unterscheidet außerdem noch Zitate zur Ergänzung eines Prophetenwortes. Die übrigen beiden Arten, die prophetischen wie die göttlichen Selbstzitate, haben bei der somit fünf Gruppen umfassenden Einteilung für diesen Gegenstand keine Bedeutung.
6Vgl. F. Fechter, Bewältigung , 41-48, hier bes. 42-43 Anm. 112.
7H.W. Wolff, „Das Zitat“, 48: „Es fällt auf, wie selten innerhalb der prophetischen Rede eine Stimme angeführt wird, die das prophetische Zeugnis bekräftigt. Jahwe selbst steht für sein Wort ein. […] Die Zitate feindlicher Stimmen stehen dem wie die Regel der Ausnahme gegenüber.“
8Vor allem entspricht dem der kollektive Charakter der Sprecher. Vgl. H.W. Wolff, „Zitat“, 48: „Wer kommt als Gegner zu Worte? Kaum sind es einzelne Personen, vielmehr treten meist Gruppen auf, die als solche Jahwes und darum seines Boten Gegnerschaft sind.“
9Auf diese Unterschiede im Zeitbezug macht besonders F. Fechter, Bewältigung , 42 Anm. 112, aufmerksam. Einleitung durch Partizip oder Infinitiv werden von ihm durch Gedankenstrich als fehlender Zeitbezug eingestuft. Fechter gibt, 42, jedoch zu bedenken, daß „sich auch Texte finden lassen, in welchen ein solcher Zeitbezug nicht gegeben ist. Dies ist regelmäßig dann der Fall, wenn ein unbestimmtes Redesubjekt im Blick ist (‘man’, ‘Haus Israel’) und/oder im allgemeinen Sprachgebrauch häufig wiederkehrt. Klassische Beispiele dieser Gruppe sind Sprichworte oder Redensarten (z.B. 18,2).“ Da in dieser Arbeit besonders der redensartliche Charakter der Zitate hervorgehoben wird, versteht es sich, daß der absolute Zeitbezug gegenüber den Aspekten eine geringere Rolle spielen wird.
10P. Joüon, Grammaire , § 112f: „Le qatal s’emploie pour une action instantanée qui, s’accomplissant à l’instant même de la parole, est censée appartenir au passé […]. Les exemples sont surtout fréquents avec les verba dicendi et leurs équivalents …“.
11W. Zimmerli, Ezechiel , 251 : „Es ist wohl nicht zufällig einer der im Osten von der Heimat Getrennten, der für diese anderen [von Jeremia nicht wahrgenommenen, A.R.] Stimmen besonders hellhörig ist.“
12W. Bergengruen, Dichtergehäuse , 157: „In der Schweiz habe ich manche Beispiele erlebt, daß von seiten der Emigranten die Forderung erhoben wurde, jeder Nichtemigrierte habe sich wegen seines Verbleibens in Deutschland zu verantworten und zu rechtfertigen. […] Ich habe es mir nie herausgenommen, den Fortgang eines Mannes zu kritisieren, der Grund hatte, sich vom ersten Tage der nationalsozialistischen Machtergreifung an unmittelbar bedroht zu fühlen, und für den auch keine Möglichkeit gegeben schien, seine geistige Arbeit in Deutschland fortzusetzen. Ich habe seine Motive und Entschlüsse respektiert, und ich kann sagen, daß ich in vielen schwachen Stunden die Emigranten, und mochten sie noch so jämmerlich daran sein, beneidet habe. Allein wie übergroß auch die Sehnsucht nach einem Aufatmenkönnen jenseits unserer Zuchthausmauern war, ich hätte es, in meinem Falle, doch nicht für richtig gehalten, fortzugehen und damit eine geistige Position, und sei sie noch so bescheiden gewesen, solange sie sich irgend halten ließ, meinen Todfeinden zu überlassen. So etwas wurde also zuletzt als Kollaborationismus bezeichnet. Unsere naive Vorstellung, es werde eine freundschaftliche, ja herzliche Wiederbegegnung zwischen lange Getrenntgewesenen geben, war ad absurdum geführt.“
13C. Zuckmayer, Geheimreport , 21: „Suhrkamp lehnte den Gedanken an Auswanderung ab: vor allem weil er, wie Viele, die Überzeugung hatte, dass man die besseren Kräfte in Deutschland nicht einfach allein lassen könne und dürfe, dass Leute da bleiben müssten um etwas Vorhandenes zu verteidigen und durch die Zerstörungszeit zu retten, und daß für solche, die nicht fliehen mussten , der verantwortliche Platz in Deutschland sei. Dieser Standpunkt ist bei Vielen der in Deutschland Gebliebenen […] durchaus ehrlich und m.E. auch richtig gewesen.“
14Nachzulesen bei G. Grass, Werkausgabe , Bd. IX, 33-34: „Ich bin nicht Klaus Mann, und Ihr Geist ist dem Geist des Faschisten Gottfried Benn gegengesetzt, trotzdem berufe ich mich mit der Anmaßung meiner Generation auf jenen Brief, den Klaus Mann am 9. Mai 1933 an Gottfried Benn richtete. Für Sie und für mich mache ich aus dem 9. Mai der beiden toten Männer einen lebendigen 14. August 1961: Es darf nicht sein, daß Sie, die Sie bis heute vielen Menschen der Begriff aller Auflehnung gegen die Gewalt sind, dem Irrationalismus eines Gottfried Benn verfallen und die Gewalttätigkeit einer Diktatur verkennen, die sich mit Ihrem Traum vom Sozialismus und Kommunismus, den ich nicht träume, aber wie jeden Traum respektiere, notdürftig und dennoch geschickt verkleidet hat.“
15W. Zimmerli, Ezechiel 1-24 , 103*: „ Man möchte hier in besonderer Weise geneigt sein, von einem seelsorgerlichen Ansatz der Antwort des Propheten zu reden.“ Mit diesem seelsorgerlichen Ansatz versuche der Prophet eine Antwort auf die Frage zu geben: „Was sollen wir denn heute tun?“ (102*). Die Charakterisierung Ezechiels als Seelsorger ist allerdings schon älteren Ursprungs: vgl. C.H. Cornill, Der israelitische Prophetismus , 120: „Ist die religiöse Persönlichkeit das wahre Subjekt der Religion, so ergiebt sich daraus der unendliche Werth einer jeden einzelnen Menschenseele: hier muß der Hebel angesetzt werden, und so gestaltet sich in Ezechiel die Prophetie zur Seelsorge um.“
16O. Keel, „Zeichensysteme“, 45: „Die Disputationsworte zeigen, daß er dem Volk aufs Maul schauen konnte. Diese Disputationsworte knüpfen an sprichwortähnliche Redensarten an, mit denen sich sein Publikum gegenüber seiner Botschaft zu immunisieren versucht hat. […] So kommt auch im Ezechielbuch nicht nur seine Bildungs-, sondern auch seine Alltagswelt zum Zug.“
17Fr. Sedlmeier, Ezechiel , 25: „Im Ezechielbuch findet sich eine Reihe von geflügelten Worten, die während der Exilszeit im Umlauf waren, sei es unter den Exilierten in Babylon, sei es in der judäischen Heimat.“
18Fr. Sedlmeier, Ezechiel , 25: „Diese Redewendungen geben Einblick in die Art und Weise, wie Ezechiels Zeitgenossen mit dem allmählichen Zusammenbruch ihrer Hoffnungen zurechtzukommen suchten.“
19Fr. Sedlmeier, Ezechiel , 28: „Diese vielfältigen Stimmen, die im Ezechielbuch laut werden, geben einen Einblick in die geistig-religiöse Landschaft der Zeit Ezechiels.“
20Fr. Sedlmeier, „Füchse“, 298-300.
21Jes 40,27: „Wozu sagt Jakob und spricht Israel, verborgen ist mein Weg vor JHWH, an meinem Gott zieht mein Recht vorbei?“ Jes 49,14: „Es sagt Zion, verlassen hat mich JHWH, der Herr hat mich vergessen.“ Man achte auf die chiastische Struktur in bezug auf die Stellung der Gottesbezeichnungen, die auch bei ez Redensarten nicht selten ist. Zum Unterschied ist bei Deuterojesaja die stärkere Subjektivierung feststellbar. Bei Ez findet sich allenfalls die 1. P. Pl. (wenn von Redensarten unter den Fremdvölkersprüchen abgesehen wird, die zuweilen einem einzelnen Fürsten in den Mund gelegt werden). Unterschiedlich ist auch der Umgang, insofern Deuterojesaja nur den Klagecharakter heraushebt, um ihn zum Anlaß für ein Trostwort zu nehmen.
3. Methodische Überlegungen
Die zur Untersuchung der Redensarten benutzte Methode kann in Abwandlung eines Wortes von Berges als diachron reflektierte und Diachronie reflektierende Synchronie bezeichnet werden. 22Dieser Grundsatz schließt drei Schritte ein.
3. a) Synchronie, sofern diachron reflektiert.
Jeder Redensart wird eine knappe Darstellung des unmittelbaren Kontextes vorangestellt. Hier können Hinweise auf Literarkritik und diachrone Analyse nicht völlig vernachlässigt werden, auch wenn für eine ausführliche Diskussion kein Raum bleibt. Dafür wird im Wesentlichen auf Zimmerli zurückgegriffen werden. Sein Kommentar 23ist nach wie vor unerreicht hinsichtlich der Vollständigkeit seiner Angaben und der Ausgewogenheit seiner Interpretation, die literarkritische Beobachtungen mit dem einheitlichen Charakter des Buches zu verbinden weiß. 24
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