WeltwissenWeltwissenDas wirft die Frage auf, woher die Akteure wissen, wie sie jeweils reagieren sollen. In der kommunikationswissenschaftlichen Debatte werden unterschiedliche Erklärungsansätze diskutiert. Den Akteuren wird ein Wissen unterstellt, welches sie in die Lage versetzt, mit jeweils vorfindlichen Verhältnissen umgehen zu können. In der Soziologie gibt es Ansätze, die davon ausgehen, dass sich in Gesellschaften Systeme entwickelt haben, die Regeln und Verhaltensformen festlegen und so den Akteuren Deutungsmöglichkeiten an die Hand geben. Vieles spricht dafür, dass sich Praktiken unter den Akteuren herausbilden, die über das Situative hinausreichen und unter ihnen Erwartungen aufbauen, die rechtlich abgesichert werden oder politisch erwünscht sind. Wer ein Klassenzimmer als Schüler oder Lehrer betritt, hat gelernt, was er dort darf oder nicht, welches Verhalten Vorteile und welche Nachteile beinhaltet und was von den anderen Akteuren zu erwarten ist. Das wird für die Beteiligten durch die Örtlichkeit bewusst gehalten und umfasst die Themen und Gegenstände, über die gesprochen wird.
Symbolische UmweltSymboleUmweltDie Sozialpsychologie legt die Annahme nahe, dass die uns umgebende Welt mit Bedeutungszuschreibungen geordnet wird und die Bedeutungen durch Interaktionen abgeglichen werden. Auch sie kennt das Phänomen stabil auftretender Handlungsabfolgen und spricht dann von (Ablauf-)Mustern, die regelmäßig mit typischen Handlungen und Handlungsfolgen verbunden auftreten. Für die kommunikationswissenschaftliche Fragestellung sind diese Beobachtungen relevant, weil sie Hinweise darauf geben, von welcher Art Erwartung Akteure im Normalfall ausgehen, wenn sie miteinander interagieren, und wie stabil damit verbundene Erwartungen faktisch sind. Bedeutsam ist ferner die Klärung, woran sie sich orientieren, wenn sie Annahmen bilden, und nach welchem Ablaufmuster sie effektiv agieren können. Diese Frage interessiert auch die digitale Kommunikation, wenn automatische Auskünfte gegeben werden sollen.
KommunikationskompetenzDas Erkennen von gesellschaftlichen, systemisch wirksamen Umwelten bedeutet für das kommunikationswissenschaftliche Beobachten nicht, die Praktiken des Einzelnen nur als Reflex darauf zu analysieren. Das tatsächliche Verhalten des Einzelnen ist vielfältiger und wird nur bedingt durch die genannten Ansätze erklärt.KommunikationKompetenz Welches Aktionspotential dem Akteur zur Bewältigung seiner Umwelt zur Verfügung steht, hängt einerseits von seinem Wissen um systematische bzw. typische Handlungszusammenhänge ab, es wird aber auch von der Fähigkeit beeinflusst, welches strategische Potential ihm zur Verfügung steht, wie gut er mit Anderen, mit Themen, mit situativen Umständen ganz unterschiedlicher Art umgehen kann. Handlungstheorien wollen dem Verhalten einzelner auf die Spur kommen, indem sie aufzudecken und zu klären versuchen, auf welchem Weg der jeweilige Akteur zum Erfolg gelangt oder scheitert. So werden ihm Ziele und Motivlagen unterstellt, oder von einer besonderen Art der Umweltbearbeitung ausgegangen, indem er diese aufgrund von ihm akzeptierter Vorgaben deutet und Handlungskonsequenzen daraus ableitet. Der Charakter solcher Vorgaben wird von einzelnen Theorieansätzen unterschiedlich bewertet.
Erklärung
Interessant sind die Ansätze, die davon ausgehen, dass sich Handeln aus dem Augenblick heraus konstituiert und Ziel und Motiv erst im Nachhinein erkennbar werden. Damit wird eine Erfahrung beschrieben, die besonders in der Alltagskommunikation auftritt. Dieser Aspekt ist für die Kommunikationswissenschaft wichtig, weil er an ein Phänomen anschließt, das jeder kommunikativen Handlungsfolge inhärent ist. Ob der nächste Beitrag in einem Gespräch aus dem Bisherigen erklärt werden kann, ist grundsätzlich immer offen. Bei diffusen Gefühlslagen tritt vermehrt der Effekt ein, dass plötzlich etwas geäußert wird, was nicht zu passen scheint. Gesprächen haftet insofern immer das Gefühl an, mit Unerwartetem konfrontiert zu werden.
BeobachtungsfeldKommunikationBeobachtenDie Kommunikationswissenschaft muss beobachten, wie Akteure miteinander umgehen, wenn sie etwas voneinander wollen, und wie sie sich beobachten, wenn sie gemeinsam etwas tun. Dieser Vorgang erschließt sich aber nicht aus sich selbst, denn, was beobachtet werden kann, hängt von Annahmen und Erwartungen ab, die wissenschaftlich durch die jeweilige Bezugstheorie getragen werden oder alltagspraktisch mit den sozialen Erfahrungen verbunden sind, die sich die Akteure erworben haben. Worauf zu achten ist, erweist sich als Strategie des erfolgreichen Kommunizieren. In der Kommunikationswissenschaft bietet eine Teildisziplin der Theologie und Philosophie dafür Anknüpfungspunkte: die Hermeneutik. Diese versucht zu klären, wie es Leser schaffen, Texten Bedeutung zuzuschreiben und wann und wodurch diese Zuschreibungen Gültigkeit beanspruchen können. Dem liegen Interpretationsprozeduren zugrunde, die Merkmale aus der Umwelt einbeziehen, beispielsweise die besonderen zeitlichen Verhältnisse der Entstehung. Was hat die Gesellschaft zu der Zeit bewegt, über welche Probleme hat sie diskutiert.
Wenn Akteure miteinander sprechen, kann das Geäußerte wie ein Text gedeutet werden, der unter bestimmten Bedingungen entsteht. Dann lassen sich ihm Deutungen zuweisen und darüber diskutieren, welches Deutungsverhalten bei den Akteuren selbst vermutet werden kann. Es kann nach Deutungsmustern gesucht werden und ihre Verbindlichkeit im Hinblick auf den konkreten Fall und darüber hinaus. Ein Gesprächstext ist ein flüchtiges Ereignis. Er entsteht im Moment der zeitlichen Äußerung und vergeht im selben Augenblick. Seit es Aufzeichnungstechniken wie die Ton- und Videobandaufzeichnung gibt, lässt sich das Ereignis archivieren. Es kann dann als Aufzeichnung unabhängig von der Zeit angehört oder angesehen werden. Dabei hat sich eine wissenschaftliche Praxis herausgebildet, das Ereignis in ein Textformat zu transferieren. Es wird ein Transkript erarbeitet, weil es als Text verschiedenen Interpretationsansätzen zugänglich wird.
Ein anderer Weg ist das Dokumentieren dessen, was bei der Kommunikation geschieht. Ein solches Verfahren zwingt dazu, Kategorien dafür festzulegen, wie bestimmte Gegebenheiten im kommunikativen Geschehen erkannt und festgehalten werden können. Ihre Auswahl wird damit begründet, dass die Kategorien als signifikant für das Funktionieren von Kommunikation eingestuft werden. Das erlaubt Aussagen über die Häufigkeit und die Konfiguration ihres Auftretens. Diese Merkmale können Hinweise auf auffällige Verhaltensweisen geben. So lassen sich große Datenmengen bearbeiten. Zum Beispiel kann beobachtet werden, wie sich Zeitungstexte über längere Zeiträume hinweg verändern.
KommunikationskompetenzKommunikationKompetenzKommunikationKompetenzBeherrschung von Kommunikation wird als eine Schlüsselqualifikation angesehen, für die sich ein eigener Markt entwickelt hat. Da der Lebensalltag unserer Gesellschaft von den unterschiedlichsten Kommunikationsaufgaben geprägt ist, ist die Individualberatung und -schulung entstanden. Zunehmend entwickelte sich ein Bewusstsein für Kommunikation und damit verbunden ist der Wunsch, das eigene kommunikative Verhalten zu optimieren und sich Techniken anzueignen, welche die eigene Kommunikation für bestimmte Zwecke kalkulierbarer machen sollen. Vielfältige Trainings und Coachings werden daher angeboten. Sie zielen darauf ab, als nachteilig bewertete Verhaltensformen im Umgang mit anderen abzubauen und Strategien der Selbstdarstellung zu entwickeln, denen mehr Erfolg bei der Kommunikation zugesprochen wird.
KommunikationsberatungFerner wächst ständig die Nachfrage nach Kommunikationsberatung in Institutionen, bei Organisationen und zu Events. Gleichzeitig verändern sich die Formen der Kommunikation. Dabei geht es nicht nur um Fragen der inneren Kommunikation, sondern ebenso sehr um das Bild in der Öffentlichkeit, das Einrichtungen oder Ereignisse nach außen erzeugen, welches wiederum auf Kommunikation basiert. Fragen, ob die Selbstbilder und die tatsächlich beobachtbaren Images übereinstimmen und wie sie sich annähern lassen, gehören zu den Aufgaben der Beratung. Auch unerwartete Ereignisse, beispielsweise Naturkatastrophen oder Vorfälle bei Großveranstaltungen und ihre Konsequenzen, sind nicht mehr nur ein Thema für Psychologen, sondern gehören im Rahmen der Krisenbewältigung zum Arbeitsbereich von Kommunikationsfachleuten.
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