Thomas Erthel - Welt als Körper

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Wie wird Totalität in der Literatur dargestellt? Um dieser Frage nachzugehen, muss man sich zunächst klar darüber werden, dass Wörter wie Welt, Erde und Globus im alltäglichen Sprechen sowie im Fachjargon heutiger Globalisierungsdebatten zwar allgegenwärtig sind, dass sich hinter ihnen aber häufig problematische Vorannahmen und unausgesprochene Vorstellungen von Ganzheit verbergen. Daher untersucht diese Studie die Verwendung solcher Figuren der Ganzheit (Welt, Erde etc.) in ausgewählten literarischen Texten des 18. und 19. Jahrhunderts (Swifts Gullivers Travels, Voltaires Candide und Melvilles Moby-Dick). Vor dem Hintergrund dieser Phase, in der die Expansion des modernen Welt-Systems globale Ausmaße anzunehmen beginnt, wird aufgezeigt, dass die Literatur dieser Zeit nicht nur aktiv das Bewusstsein von der größer werdenden Totalität mitgestaltet, sondern darüber hinaus reflektiert, dass das zunehmende Eins-Sein der Welt keineswegs die harmonische Einheit eines globalen Zusammenhalts, sondern stattdessen eine in Kriege, Sklavenhandel und Kolonialismus verwickelte, asymmetrische Ganzheit hervorbringt. Darüber hinaus wird zum ersten Mal untersucht, wie die literarischen Texte in diesem Kontext Körper inszenieren, um die Vorstellungen von der Gestalt, dem Umfang und dem Zustand der Welt dieser Zeit zu verhandeln.

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‚Globale Realitäten‘ sind ein dem Alltag der individuellen Perspektive Entrücktes, so Jameson (s.o.), ein „absent cause“ (Jameson, „Mapping“ 350) jenseits der Wahrnehmung und SichtbarkeitSichtbarkeit (von Ganzheit). Die Annahme Jamesons dabei, dass „this absent cause can find figures through which to express itself in distorted and symbolic ways“, wird von dieser Arbeit mit allem Nachdruck vertreten – und verbunden mit der These, dass in den Texten, auf die das Projekt fokussiert, der Körper diese Funktion übernimmt, indem er – im Wechselspiel mit FdG – größere globale Einheiten und Prozesse darstellt und so sichtbar werden lässt.

1 Präliminarien: „Die Welt, sage ich, ist eine Muschel“

Ich sage dir nun, was du nie mehr vergessen wirst, weil du es im Innersten schon immer wußtest, ebenso wie ich es wußte, ehe es mir offenbar wurde. Wir haben uns nur dagegen gesträubt: Die Welt , sage ich, ist eine Muschel, die sich erbarmungslos schließt . Du sträubst dich? Du wehrst dich gegen die Einsicht? Es ist kein Wunder. Der Schritt war zu groß. Du kannst ihn nicht auf einmal tun. Der alte Nebel liegt zu dicht, als daß ein großes Licht genügte, ihn zu vertreiben. Wir müssen hundert kleine entzünden. (Süskind 45f.)

Der Ich-Erzähler namens Mussard in Patrick Süskinds Das Vermächtnis des Maître Mussard (1995) eröffnet im zitierten Passus dem unmittelbar angesprochenen Leser, dass „die Welt“ eine Muschel sei (eine einzige Muschel wohlgemerkt, doch dazu im weiteren Verlauf mehr). Damit schöpft er eine überraschende Gleichsetzung. Gleichzeitig postuliert er einen Widerstand gegen diese Behauptung seitens des im Text mit hoher Frequenz direkt angesprochenen Lesers. Der Leser wird so textintern inszeniert als ein von der Identität von Welt und Muschel zu überzeugendes Gegenüber, das Vielheit sieht, wo der Erzähler eine Identität von Welt und Muschel postuliert. Die FdG ‚Welt‘ wird so aus dem automatisierten Verständnis gerissen, und durch die In-Eins-Setzung mit einem denkbar unwahrscheinlichen, weil kleinen, Tier in eine Relation gesetzt, die jedwede intuitive Bedeutung von ‚Welt‘ unterläuft. Das Eins-Sein von ‚Welt‘ und Muschel muss entsprechend erst noch hergeleitet werden – und dieses Unternehmen steht im restlichen Verlauf des Maître Mussard im Mittelpunkt. Implizit formuliert der Text damit eine viel grundlegendere Frage: Was ist ‚die Welt‘?

Ausgehend von einem Fund beim Graben im heimischen Garten, bei dem nur knapp unter einer dünnen Schicht Erde Gestein voller versteinerter Muscheln zutage tritt, entwickelt der Protagonist die globale These, dass die gesamte Erde nur von einer dünnen Schicht Erdbodens überzogen ist, unter der sich überall Muschelgestein findet. Von diesem Ist-Zustand ausgehend, der durch (mehr und weniger überzeugende) Beweise, die der Protagonist im Lauf des Textes anhäuft, untermauert wird, entwickelt der Erzähler weiter die These, dass die gesamte ‚Welt‘ in einem Prozess der „Vermuschelung“ (54) begriffen ist. Dieser wird, so seine Prognose, im Erstarren der Erde zu einer Wüste aus Muschelgestein enden.

Doch nicht nur findet sich überall Muschelgestein, es erweist sich außerdem, dass dieses Gestein in sich völlig homogen ist. „Und wenn ich keine Muscheln fand, so fand ich Sand oder Stein, der mit ihnen substantiell identisch war.“ (51) Weiter heißt es, dass sich die „diversen Muscheln meiner Sammlung“ in nichts unterschieden „bis auf die Größe […], und abgesehen von der Form, unterschieden sie sich auch nicht von dem Gestein, mit welchem sie verwachsen waren.“ (51) Alles erscheint als Muschel, auch über deutliche Unterscheidungsmerkmale wie Größe und Form hinweg. Das Gestein, welches die versteinerten Muscheln umgibt, ist „substantiell“ mit ihnen identisch, und diese Identität überschreibt alle weiteren Unterschiede, seien sie auch noch so evident.

Mussard weitet seine Grabungen, die anfangs auf den eigenen Garten beschränkt bleiben, zunehmend aus: „Zunächst grub ich in Passy, dann in Boulogne und Versailles, schließlich hatte ich ganz Paris von St. Cloud bis Vincennes, von Gentilly bis Montmorency systematisch umgraben, ohne auch nur ein einziges Mal vergeblich nach Muscheln zu suchen.“ (50f.) Auch wenn er über Frankreich in seinen Grabungsversuchen nie hinauskommt, erscheint ihm bald eine durchgängige Berührung von Muschel und ‚Welt‘ evident: Die Muschel wächst sich im Lauf der Erzählung zu einer allumfassenden, räumlich motivierten Metonymie aus, welche die GanzheitGanzheit an allen Stellen unterirdisch berührt. Darüber hinaus fällt die zu Textbeginn bemühte ‚Welt‘ im Textverlauf zusehends mit dem „ganzen Kosmos“ (60) und dem „UniversumUniversum (Figur der Ganzheit)“ (68) zusammen. Beschränkt sich Mussard zunächst auf besagten Garten, frankreichweite Grabungen und Annahmen über die Gebirge dieser Erde (vgl. 59), so wird schließlich selbst die Erde im Zuge der eskalierenden Spekulationen verlassen. Der Sprung zum erdnahen Trabanten erfolgt konsequent, denn der Mond erscheint als „ein geradezu klassisches Beispiel für die Vermuschelung des Kosmos“ (60), und so liegt „die Vermutung nahe, daß die Vermuschelung ein allgemeines Prinzip darstellt, welchem nicht nur die äußere Erdgestalt, sondern auch alles irdische Leben, jedes Ding und Wesen auf Erden, ja im ganzen Kosmos unterworfen ist.“ (ebd.) Die Vermuschelung ist nicht weniger als „ die weltbewegende Kraft“ (64), und gewinnt so über die anfängliche Feststellung eines Ist-Zustands der Erde hinaus eine dynamische, prozessuale Energie:

Die Entdeckung, daß die Erde im wesentlichen aus Muscheln besteht, könnten wir als belanglose Kuriosität achten, wenn es sich hierbei um einen Zustand handelte, der unveränderlich und abgeschlossen wäre. Leider ist dies nicht der Fall. Meine umfangreichen Studien, deren Gang im einzelnen hier dazulegen mir keine Zeit bleibt, haben ergeben, daß die Vermuschelung der Erde ein rapide fortschreitender, nicht aufzuhaltender Prozess ist. Schon in unseren Tagen ist der erdige Mantel der Welt allenthalben fadenscheinig und brüchig geworden. An vielen Stellen ist er bereits von muscheliger Substanz zernagt und zerfressen. […]. Im ganzen genommen übertrifft die bereits der Vermuschelung anheimgefallene Erdoberfläche die Fläche Europas um ein beträchtliches. (54f.)

Für den Moment betrachtet, handelt es sich bei der „Entdeckung, daß die Erde im Wesentlichen aus Muscheln besteht“ um eine Unterminierung, eine (größtenteils) unterirdische Berührung und Kontiguität von Muschel und Welt. Erst in der Behauptung, dass es sich um einen Prozess handelt – für deren Herleitung „im einzelnen hier darzulegen […] keine Zeit bleibt“ – ergibt sich, dass die Vermuschelung schlicht die ganze Erde zur Muschel machen wird. Und auch der Mensch hat in diesem Zusammenhang seinen Auftritt.

Noch entsetzlicher als die Vermuschelung des Kosmos ist der stetige Verfall unseres eigenen Körpers zur Muschelsubstanz. Dieser Verfall ist so heftig, daß er bei jedem Menschen unweigerlich zum Tode führt. Während der Mensch bei der Zeugung, wenn ich so sagen darf, nur aus einem Klümpchen Schleim besteht, welches zwar klein, aber noch völlig frei von Muschelsubstanz ist, so bildet er bereits beim Heranwachsen im Mutterleibe Ablagerungen davon aus. Kurz nach der Geburt sind diese Ablagerungen noch hinreichend weich und schmiegsam, wie wir das an den Köpfen von Neugeborenen feststellen können. Aber schon nach kurzer Zeit ist die Verknöcherung des kleinen Körpers, die Umschalung und Beengung des Gehirns durch eine harte steinige Kapsel so weit gediehen, daß das Kind eine ziemlich starre Gestalt annimmt. Die Eltern jauchzen und sehen nun erst einen richtigen Menschen in ihm. Sie begreifen nicht, daß ihr Kind, kaum daß es zu laufen beginnt, schon von Muscheln befallen ist und nur noch seinem sicheren Ende entgegentaumelt. (61)

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