Literaturwissenschaften in der Krise

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In einem Zeitalter zahlreicher globaler Umbrüche destabilisieren klimatische, politische und finanzielle Krisen und die daraus resultierenden Kriege und Konflikte gesellschaftliche Strukturen und kulturelle Wertemuster weltweit. Unter diesen Umständen müssen sich die Literaturwissenschaften kritischen Fragen stellen: Welche Relevanz haben philologische, historische und kontextuelle Forschungsprojekte im Licht einer krisengeschüttelten Gegenwart und einer unsicheren Zukunft? Welche Rolle kann Literatur, kann die Vermittlung literaturwissenschaftlicher Techniken im Rahmen bildungspolitischer Systeme spielen, die ökonomisch nutzbare Ergebnisse als Hauptlegitimationskriterium von Bildung betrachten? Welche ethischen und politischen Imperative müssen zwingend neu formuliert werden und welche Rolle spielen die Literaturwissenschaften dabei? In ihren Beiträgen setzen sich Literatur-, Medien- und Kulturwissenschaftler mit ihrer eigenen literaturwissenschaftlichen Praxis und der Bedeutung ihres Faches in den und für die aktuellen Krisensituationen auseinander und versuchen eine Neueinordnung der gesellschaftlichen Rolle und Relevanz der Literaturwissenschaften über Fach- und Landesgrenzen hinaus.

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Mittelbare Wahrheiten

Mit all dem zeigt sich, dass Niklas Luhmanns Modellierung der modernen Gesellschaft als sich ausdifferenzierender Zusammenhang autopoietischer, d.h. sich selbst hervorbringender und vorantreibender Kommunikationen in Kombination mit den skizzierten literatur- und kulturgeschichtlichen Einsichten einen möglicherweise entscheidenden Schlüssel zum besseren Verständnis der gegenwärtigen Situation bieten könnte. Von zentraler Bedeutung ist dabei das Stichwort von der ›Realitätsverdoppelung‹ (vgl. dazu auch Luhmann 2000: 58–64), das wiederum im Zusammenhang mit dem systemtheoretischen Verständnis von ›Sinn‹ zu sehen ist:

Sinn gibt es ausschließlich als Sinn der ihn benutzenden Operationen, also auch nur in dem Moment, in dem er durch Operationen bestimmt wird, und weder vorher noch nachher. Sinn ist demnach ein Produkt der Operationen, die Sinn benutzen, und nicht etwa eine Weltqualität, die sich einer Schöpfung, einer Stiftung, einem Ursprung verdankt. (Luhmann 1997: 44)

Ganz im Sinne der ›Realitätsverdoppelung‹ existiert ›Sinn‹ nun aber in zwei Dimensionen: Obwohl es nicht (immer) notwendig wäre, wird der der Welt im systemtheoretischen Verständnis innewohnende operativ-prozesshafte Sinn von Menschen unablässig mit ›Welt‹ (Repräsentationen, Zeichen, Bildern, Sprache) gefüllt. Für die ›Welt‹ ergibt sich durch die in dieser Dimension gegebenen Speicherfunktion bei gleichzeitiger Simulation von Weltreferenz eine Suggestion von Bedeutung, die häufig für wahr im Sinne der Korrespondenztheorien genommen wird, obwohl sie doch bestenfalls wahr im Sinne der Kohärenz-, Konsens- oder Diskurstheorien der Wahrheit ist. Auch über Roman und Wahrscheinlichkeitsrechnung hinaus liegt somit in der modernen Kultur eine Realitätsverdoppelung vor, die es schwer macht, jenseits einer Anerkennung dieser konstitutiven Differenz zwischen Welt und ›Welt‹ von der Wahrheit zu sprechen. Aus dieser Perspektive gibt es immer mindestens zwei Wahrheiten, nämlich einerseits die operative Sinnhaftigkeit des (evolutionären) Vollzugs der Welt, wie sie sich in den fortlaufenden Systemoperationen auf organischer, psychischer und sozialer Ebene manifestiert, und andererseits den Reim, den sich Menschen in Form von Sinn (normale Sprachverwendung) und Bedeutung darauf zu machen vermögen.

In jüngerer Zeit scheint zudem die Kluft zwischen operativem Sinn und menschlichem (Be-)Deutungsvermögen größer zu werden, wobei Letzteres gegenüber Ersterem in die Defensive gerät. So nennt etwa Armin Nassehi die beiden Dimensionen in seinem bezeichnenderweise Die letzte Stunde der Wahrheit betitelten Versuch, systemtheoretisch geschultes komplexes Denken in den öffentlichen Diskurs einzuspeisen, »Zwei Welten« und fragt provokativ: »Gibt es analoges Leben in digitalisierten Welten?« (2015: 159) In der Tat lassen sich die spezifischen Varianten der Realitätsverdoppelung vom 18. Jahrhundert bis in die Gegenwart verfolgen, wobei wiederum der Mediengeschichte eine zentrale Rolle zukommt. Aus der Linie Aufklärung – ›harte Realitäten‹ – Wissenschaft – Wahrscheinlichkeitsrechnung gehen dann die digitalisierten Welten der Gegenwart hervor, die erahnen lassen, dass die moderne Welt des Buchdrucks und die damit einhergehende Buchkultur nunmehr in der Tat durch eine postmoderne Algorithmuskultur (Striphas 2015) abgelöst wird (oder wurde), in der ›die rechnerische Konstruktion der Wirklichkeit‹ (Seyfert und Roberge 2017) dominiert. Die Linie Romantik – ›weiche Realitäten‹ – Literatur – Roman hingegen bleibt dem analogen Leben verpflichtet, das zunehmend in die Defensive gerät, und neben der Literatur und der Literaturwissenschaft trifft dies auch die Geisteswissenschaften insgesamt.

Was bleibt ist ein Dilemma: Elena Esposito bemerkt trocken, dass »die Realität […], wie wir inzwischen wissen, in der Regel wenig realistisch« ist (2007: 76), und dennoch sind, wenn man so will, ›realistische‹, d.h. komplexitätsreduzierende und an menschliche Erfahrungshorizonte angepasste Zugänge der einzige der breiteren Öffentlichkeit kommunizierbare Weg, sich der Wirklichkeit über ›wahre‹ Aussagen anzunähern. Das moderne Wissenschaftssystem versuchte hier im Zuge der funktionalen Differenzierung der modernen Gesellschaft Abhilfe zu schaffen, indem es ›Objektivität‹ operativ-prozessual absicherte, damit die moderne Gesellschaft weiterhin mit ›ontologischen‹ Gewissheiten versorgt werden konnte. Gleichzeitig aber vollzog das moderne Wissenschaftssystem selbst die von Luhmann konstatierte Umstellung auf ein konstruktivistisches Selbstverständnis. Darüber hinaus generierten andere sich ausdifferenzierende Kommunikationssysteme ihre eigenen Rationalitäten und Wahrheiten, die jeweils auf der systemisch operativen Ebene sinnhaft sind und systemspezifische Anschlussfähigkeit gewährleisten, während sich der semantische und weltanschauliche Horizont der modernen Gesamtgesellschaft durch diese Spezialisierungen jedoch zunehmend differenzierte und fragmentierte. Dabei ist die jeweils systemspezifische Kommunikation in unterschiedlichem Maße sprachgebunden und damit bedeutungsgeladen: Wissenschaftliche Kommunikation generiert ›objektive‹ Wirklichkeitserzählungen, literarische Kommunikation eher subjektive, und die Massenmedien schließen sich scheinbar an erstere an, bedienen dabei aber immer auch subjektive Sinndimensionen. In anderen Kommunikationssystemen ist demgegenüber die repräsentative Dimension eher sekundär und operative Faktoren rücken in den Vordergrund, wie die Verhandlung von Macht und Eigentum und Recht im Politik-, Wirtschafts- und Rechtssystem (Haben oder Nicht-Haben, das ist dort die Frage). Alle diese Systeme generieren darüber hinaus ihre eigenen Inklusions- und Exklusionsmechanismen, die den Zugang zur öffentlichen Kommunikation durch Gatekeeping- Funktionen regulieren und verknappen.

Was gegenüber dieser Beschreibung der buchdruckbasierten modernen Gesellschaft gegenwärtig wirklich neu zu sein scheint, ist die mit der durchgreifenden Digitalisierung einsetzende De-Differenzierung: Jedermann hat heutzutage über die sogenannten sozialen Medien Zugang zum öffentlichen Raum des Internets, der sich aber entgegen aufklärerischer Ideale und früher Interneteuphorie nicht zu einem basisdemokratisch vernunftgeleiteten Verhandlungsfeld entwickelt hat, sondern vielmehr in einem neuartigen Differenzierungsprozess Filterblasen (Pariser 2012) mit ihren jeweils eigenen Wirklichkeitserzählungen (Tophinke 2009) generiert, in denen sich Meinungen nahezu in Echtzeit und unterstützt von algorithmischen Steuerungsprozessen stets bestätigen und mitunter ins Hysterische aufheizen können. An die Stelle der Wahrheiten der Funktionssysteme tritt dann die aufgeblasene gefühlte Wahrheit jedes einzelnen in digitalen Kommunikationsprozessen involvierten psychischen Systems, der innerhalb der Blase auch kein Außen anderer Meinungen mehr entgegentritt. Das Internet und die sozialen Medien übernehmen dabei mit zunehmender Dominanz eines nicht mehr funktionssystem- sondern nunmehr filterblasenspezifischen operativen Sinns die Konstruktion der gesellschaftlich wahrgenommenen (und wahrnehmbaren) Wirklichkeit und intensivieren dabei Luhmanns prominent zu Beginn und Ende seines Buches über Die Realität der Massenmedien platzierte skeptische Diagnose: »Was wir über die Gesellschaft, ja über die Welt, in der wir leben, wissen, wissen wir durch die Massenmedien. […] [ W ] ie ist es möglich, Informationen über die Welt und über die Gesellschaft als Informationen über die Realität zu akzeptieren, wenn man weiß, wie sie produziert werden?« (1996: 9 und 215)

Die Antwort ist: schwer. Allerdings gibt es, wie geschildert, keine Alternative zu diesen prinzipiell defizitären Informationen über die Realität. Es muss also darum gehen, die Mittelbarkeit aller ›Wahrheiten‹ anzuerkennen im Sinne einer Kalkulation der für Informationen konstitutiven Einheit der Differenz von operativem Sinn im jeweils gegebenen Kommunikationszusammenhang einerseits und ihrer Bedeutungsebene andererseits. Damit verschiebt sich der Interpretationsprozess von seinem traditionellen Fokus auf Repräsentation/Bedeutung hin zur Performativität. Gefordert ist hier, und dies gilt sowohl für die (Geistes-)Wissenschaften als auch für die (kritische) Öffentlichkeit, ein neues Verständnis von Interpretation, das sich an der durchaus vorhandenen Wortbedeutung im künstlerischen Bereich orientiert (die Interpretation eines Dramas im Theater etwa im Gegensatz zu der eines Lesers). Steven Connor hat dies in einem bemerkenswerten Aufsatz auf den Punkt gebracht:

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