Max Graff - Literarische Dimensionen der Menschenwürde

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Der für den heutigen Wertekanon zentrale Begriff der Menschenwürde wird zwar kontrovers diskutiert, bleibt aber unscharf. Die Literatur als Medium, das in der Uneindeutigkeit und in der Doppelbödigkeit erst seine vollen Sinnpotentiale entfaltet pflegt spätestens seit der Frühaufklärung einen eigenen Menschenwürdediskurs, der nicht bloß außerliterarische Argumentationen reproduziert, sondern die Frage nach der Menschenwürde auf eigene Weise, mit genuin literarischen Mitteln, beantwortet. Die Studie zeichnet die bislang vernachlässigten literarischen Dimensionen der Menschenwürde nach, anhand eines breiten Textcorpus, das von der Frühaufklärung bis in die Gegenwart reicht und unter anderem Texte von Gottsched, Schiller, Kotzebue, Büchner, Benn, P. Weiss, Schlink, Jelinek und von Schirach beinhaltet.

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Die Verteidigung der niederländischen Maler ist ein Rechtfertigungs-Topos, der die Ausbildung und theoretische Begründung einer realistischen Schreibweise zu begleiten pflegt. […] Demnach gehört BüchnerBüchner, Georg zu den Anhängern einer Argumentationsform, die Demetz [in seiner Studie Defenses of Dutch Painting and the Theory of Realism ; MG] die antihierarchisch-ontologische nennt. Man verteidigt die Niederländer, weil man auf der eigenen Würde auch des Niedrigen und Vergessenen besteht.8

Hier ist mehr gemeint als eine lediglich expressive Würde, eine würdevolle, edle Haltung; hier wird die inhärente Würde jedes Menschen behauptet und verteidigt. Das Kunstgespräch postuliert somit eine Ästhetik, eine Poetik der Menschenwürde.

Theo Buck beschreibt BüchnersBüchner, Georg Ästhetik als sozial engagierten, „ethischen“ Realismus.9 Wenn Lenz ausruft: „Ich verlange in allem Leben, Möglichkeit des Daseins, und dann ist’s gut“ (MA 144), artikuliere er „den Anspruch auf ein anderes, besseres Leben […], – auf eine überhaupt menschenwürdige Möglichkeit des Daseins“.10 Die zunächst anthropologische und ästhetische Argumentation wird sozialethisch zugespitzt: In Büchners visionärem Ideal einer GesellschaftGesellschaft wird einem jeden die „Möglichkeit des Daseins“ in Würde gegeben. Das, was im Lenz die Würde des Protagonisten gefährdet, ist das fragwürdige, der aufklärerisch-klassischen Tradition entlehnte bürgerliche Menschenbild mit seinen sozialen Konsequenzen.

IV.4. „Bin ich ein Mensch?“ – Grenzprobleme im Woyzeck ( 1836/ 37)

Maries Ausspruch „Bin ich ein Mensch?“ ist die Kernfrage des Dramas. Als sie diese Frage in der Textfassung H4,4 (MA 222) stellt, ist sie kein Versuch der Selbstvergewisserung oder der Selbstreflexion – dazu sind die Figuren in BüchnersBüchner, Georg Fragment nicht mehr fähig –, sondern eine rhetorische Frage, eine ärgerliche Reaktion auf Woyzecks (berechtigte) Eifersucht. Gleichwohl hat sie leitmotivische Qualität1 und variiert zudem ironisierend sowohl ein Bibelwort (Ps 8,5) als auch eines der philosophischen Grundprobleme KantsKant, Immanuel, nämlich die Frage: „Was ist der Mensch?“2 Büchner ist allerdings keineswegs an einer anthropologisch-idealistischen Antwort interessiert, sondern behandelt die Frage in einem dezidiert gesellschaftlich akzentuierten Kontext. Nicht der Mensch an sich, sondern das IndividuumIndividuum und seine Gefährdung durch bestimmte soziale Realitäten und Konstellationen stehen im Fokus. Bezeichnend ist auch das Genus des Substantivs „Mensch“ in Maries Frage, das wohl als Neutrum zu deuten ist.3 Zwar ist dies ein durchaus geläufiger, pejorativer Ausdruck für eine Dirne, eine Hure – genau darum geht es ja in der Eifersuchtsszene zwischen Woyzeck und Marie –; gleichwohl lässt sich die Passage aus außerfiktionaler Sicht als Hinweis auf ein zentrales Thema des Dramas deuten: die ‚Versächlichung‘, die VerdinglichungObjekt, Objektifizierung, Ding, Verdinglichung, Dinghaftigkeit des Menschen.

Woyzeck ist ein in seiner Würde zutiefst verletztes, animalisiertes, zum bloßen Menschenmaterial reduziertes Wesen. Ausgehend von der Jahrmarktszene wird im Folgenden gezeigt, wie die Grenze zwischen Mensch und TierTier, Vertierlichung, Theriomorphisierung problematisiert und wie Woyzeck im Menschenversuch nicht nur zum Tier, sondern zum bloßen ObjektObjekt, Objektifizierung, Ding, Verdinglichung, Dinghaftigkeit degradiert wird. Gleichzeitig wird deutlich, wie im Text bestimmte Vokabeln anzeigen, dass die herrschenden Klassen den aufklärerisch-idealistischen Menschenwürdebegriff hochhalten, aber vollkommen pervertieren.

IV.4.1. Das vermenschte TierTier, Vertierlichung, Theriomorphisierung, der vertierte Mensch: die Jahrmarktszene

Für den jungen BüchnerBüchner, Georg war die Grenze zwischen Mensch und TierTier, Vertierlichung, Theriomorphisierung klar definiert; Menschenwürde zu besitzen bedeutete, kein Tier zu sein. Eine ähnlich deutliche Abgrenzung begegnete ihm in der dualistischen Philosophie DescartesDescartes, René’ (Mensch vs. Tier, Seele vs. Leib), mit der er sich als junger Universitätsdozent in Exzerpten für eine geplante Vorlesung auseinandersetzte. Die Jahrmarktszene stellt diese Perspektive entschieden in Frage.1 Diese Szene bzw. Szenenfolge hat expositorischen Charakter;2 die Worte des Ausrufers sind programmatisch für die ständige Unsicherheit in Bezug auf den Status der im Drama vorgestellten Figuren. Er kündigt nicht nur lautstark seine Vorstellung an, sondern formuliert auch grundsätzliche Gedanken über das Verhältnis von Mensch und Tier. Die „KunstKunst, Künstler“ (H1,1; MA 199) und die „Erziehung“ (H2,3; MA 211) nähern die von GottGott geschaffene, aber nicht mit menschlichen Fähigkeiten ausgestattete „Kreatur“ (H1,1; MA 199) dem Menschen an. Der vorgeführte Affe kann nicht nur menschliches Verhalten nachahmen (aufrechter Gang, Gruß, Kuss, Weissagen, Abfeuern einer Pistole, Musikalität), sondern adaptiert auch äußerliche Merkmale des Menschen („Rock und Hosen“, „Säbel“ [H1,1; MA 199]). Die außerfiktionale Funktion dieser Grenzverwischung ist es, zu verdeutlichen, wie durch Dressur, also eine Form der DeterminationDetermination, das Tier quasi zum Menschen werden kann; umgekehrt werden Menschen (Woyzeck, Marie) durch soziale Determination quasi zu Tieren – dem vermenschten Tier entspricht im Drama der vertierte Mensch. Der aufklärerische Grundgedanke der PerfektibilitätPerfektibilität, Vervollkommnung – des einzelnen Menschen, aber auch der Gattung – wird hier auf das Tier übertragen. Im Grenzbereich ist der Übergang scheinbar fließend, hier treffen sich Mensch und Tier auf einer Stufe: „Der Aff’ ist schon ei Soldat, s’ ist noch nit viel, unterst Stuf von menschliche Geschlecht!“ (H2,3; MA 211). Zwei Gedanken sind hier enthalten, der kontinuierliche Übergang vom Tier zum Menschen3 und die wie natürlich erscheinende Hierarchie innerhalb der menschlichen GesellschaftGesellschaft. Damit werden Menschenwürdevorstellungen, die das Zuschreiben von Würde an metaphysische Kategorien knüpfen (Seele, VernunftVernunft, Denkfähigkeit) in Zweifel gezogen, indem ihr großes Problem, nämlich jenes der Grenzziehung, offengelegt wird. Das gilt zum einen für die hier mit satirisch-groteskem 4 Einschlag verhandelte Unterscheidung von Mensch und dressiertem Tier, weist zum anderen aber bereits voraus auf moderne Diskussionen um die Menschenwürde am Anfang und am Ende des menschlichen Lebens. Prägnant formuliert der Ausrufer dieses Problem in oxymorischen Kollokationen: „Alles Erziehung, haben eine viehische Vernunft, oder vielmehr eine ganze vernünftige Viehigkeit, ist kei viehdummes IndividuumIndividuum wie viel Person […]“ (H2,3; MA 211). Im „Innere[n] der Bude“ (H1,2; MA 199) treibt Büchner diesen Gedanken auf die Spitze.5 Das dressierte Pferd wird, obwohl seine tierhaften Züge hervorgehoben werden („Schwanz am Leib, auf sei 4 Hufe“ [H1,2; MA 199]), als ein die menschliche Gesellschaft beschämendes Wesen gepriesen, das nicht nur über eine „viehische Vernünftigkeit“ verfügt, sondern aufgrund seiner Fähigkeit, den „Verstand“ einzusetzen, geradezu als Gelehrter zu betrachten sei (H1,2; MA 199): „Ja das ist kei viehdummes Individuum, das ist ei Person! Ei Mensch, ei tierische Mensch und doch ei Vieh, ei bête […]“ (H1,2; MA 199). Das bestätigt zwar gewissermaßen die intuitive Gültigkeit der Orientierungskategorien Mensch und Tier („und doch“), benennt das Tier aber im Gegenzug mit zwei Begriffen, die die Differenz wieder nivellieren: Auch das Pferd ist ein „Individuum“,6 eine „Person“. Mithin müsste dem Pferd also Würde zugesprochen werden, wenn man an den Begriff der Person bei KantKant, Immanuel denkt!7 Selbst die animalische Triebhaftigkeit ist kein Gegenargument, sondern wird verklärt, als das Pferd sich „ ungebührlich “ aufführt und offenbar uriniert: „Sehn Sie das Vieh ist noch Natur unverdorbe Natur!“ (H1,2; MA 199). So wird erstens der Mensch zu einem Tier unter anderen Tieren,8 ist also nicht mehr die unangefochtene ‚Krone der SchöpfungKrone (der Schöpfung)‘.9 Gleichzeitig kommt es zweitens zu einer „philosophischen Rechtfertigung des Tierischen im Menschen“:

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