Max Graff - Literarische Dimensionen der Menschenwürde

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Der für den heutigen Wertekanon zentrale Begriff der Menschenwürde wird zwar kontrovers diskutiert, bleibt aber unscharf. Die Literatur als Medium, das in der Uneindeutigkeit und in der Doppelbödigkeit erst seine vollen Sinnpotentiale entfaltet pflegt spätestens seit der Frühaufklärung einen eigenen Menschenwürdediskurs, der nicht bloß außerliterarische Argumentationen reproduziert, sondern die Frage nach der Menschenwürde auf eigene Weise, mit genuin literarischen Mitteln, beantwortet. Die Studie zeichnet die bislang vernachlässigten literarischen Dimensionen der Menschenwürde nach, anhand eines breiten Textcorpus, das von der Frühaufklärung bis in die Gegenwart reicht und unter anderem Texte von Gottsched, Schiller, Kotzebue, Büchner, Benn, P. Weiss, Schlink, Jelinek und von Schirach beinhaltet.

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Ich bin empört über ein solches Benehmen, es wird mir übel, wenn ich meine heiligsten Geheimnisse in den Händen dieser schmutzigen Menschen denke. […] Auf einen vagen Verdacht hin verletzte man die heiligsten Rechte […]. (MA 293; Nr. 29)5

Zwar gehören diese Äußerungen zur pragmatischen, auf private Kommunikation abzielenden Textsorte Brief und stehen überdies im Kontext eines Rechtfertigungsdrucks gegenüber den Eltern, doch die Wortwahl gleicht jener des Landboten . Zum einen argumentiert BüchnerBüchner, Georg im Hinblick auf bestehendes Recht und beklagt, dass seine festgeschriebenen Rechte nicht respektiert wurden. Zum anderen postuliert er jenseits jeder positiven Gesetzgebung ein Recht auf Wahrung der Privatsphäre, ein Recht auf einen Raum, in den niemand eindringen und über den nur der Einzelne selbst verfügen darf.6 Dies korreliert, nun nicht mehr auf der Ebene des einfachen Bauern, sondern auf jener des Bürgersohns, mit dem bereits im Landboten scharf kritisierten Eindringen der Regierung in den persönlichen Bereich des Einzelnen und ihrer Verfügungsgewalt über die Privatsphäre, über den KörperKörper der Armen.

Wenn er von MenschenrechtenMenschenrechte spricht, benutzt BüchnerBüchner, Georg immer wieder das Epitheton „heilig“, manchmal sogar im Superlativ. Diese Kollokation erinnert an die von Hans Joas vorgeschlagene These, die den Glauben an die Menschenrechte als „Geschichte der Sakralisierung der Person“ beschreibt. Zwar nennt Büchner die Menschenrechte selbst, nicht ihre Träger, „heilig“; doch für ihn besitzen die Menschenrechte eben jene Qualitäten, die nach Joas „für die Sakralität charakteristisch sind: subjektive Evidenz und affektive Intensität“.7 Die Geltung der Menschenrechte für alle Menschen wird von Büchner nachdrücklich behauptet; implizit begründet wird diese Überzeugung durch den für das Zielpublikum in biblischer Sprache formulierten naturrechtlichen Menschenwürdebegriff.

*

Mit großem ästhetisch-rhetorischen Aufwand inszenieren die Autoren des Hessischen Landboten die Menschenwürde und ihre VerletzungMenschenwürdeverletzung und instrumentalisieren sie für ihre Zwecke. Als implizites Ideal liegt dem Text ein Menschenwürdebegriff zugrunde, der FreiheitFreiheit, Gleichheit und das Recht auf SelbstbestimmungSelbstbestimmung postuliert:8 Für jeden Menschen müssen in seiner konkreten Situation bestimmte Umstände zwingend gegeben sein, damit er ein würdiges Leben führen kann. Im Text wird diese Definition ex negativo entwickelt, indem drastisch die Verstöße gegen diese Menschenwürdevorstellung aufgezeigt werden. Transportiert werden sowohl das implizite Ideal als auch die empörenden Menschenwürdeverletzungen durch eine Sprache, die mit ihrer Drastik und ihren Anleihen aus der Bibel stark affektiv anspricht. So wird die ‚ästhetische Verletzung‘ der Menschenwürde innerhalb eines sprachlichen Gebildes zu einer subversiven, bewusst eingesetzten Strategie.

IV.3. „Man muß die Menschheit lieben“ – Die literarische Konstitution von Menschenwürde im Lenz ( 1835/ 39)

In der Philosophie Immanuel KantsKant, Immanuel ist die AutonomieAutonomie des reflektiert handelnden Vernunftwesens der Grund seiner Würde, das, was es zur Person macht.1 Auch bei SchillerSchiller, Friedrich ist der Begriff der Würde eng verbunden mit der Vorstellung eines von Naturnotwendigkeiten und -trieben nicht determiniertenDetermination freien WillensWille, freier Wille. BüchnersBüchner, Georg Lenz Lenz, Jakob Michael Reinhold kann als literarische Auseinandersetzung mit solchen aufklärerisch-idealistischen Menschenwürdedefinitionen gelesen werden. Der Text problematisiert diese Begründungsmuster; entsprechend dienen sie Büchner auch nicht als letztgültige Bewertungsrahmen für seine Figur. Vielmehr relativiert der Text die Vorstellung von der Autonomie des IndividuumsIndividuum als Grund seiner Würde deutlich. Gleichzeitig wird die Würde der Figur Lenz durch genuin literarische Mittel konstituiert. Büchners Text zeigt auf beeindruckende Art und Weise, wie das Einklagen von EmpathieEmpathie ästhetisch funktioniert.

IV.3.1. LenzLenz, Jakob Michael Reinhold als vermeintlich würdeloseWürdelosigkeit Figur

Der aufklärerische Blick auf Lenz prägt den historischen Bericht des Pfarrers Oberlin, BüchnersBüchner, Georg Hauptquelle; auch im fiktionalen Text ist dieser Bewertungsrahmen präsent, durch die Figuren Oberlin und Kaufmann.1 Aus einem solchen Blickwinkel kann die psychisch labile Figur Lenz aufgrund ihres weitgehenden Autonomieverlusts würdelosWürdelosigkeit wirken.

Durch bestimmte syntaktische Konstruktionen schafft BüchnerBüchner, Georg tatsächlich den Eindruck einer Fremdbestimmtheit. Die Figur Lenz erscheint als von einer nicht genauer definierten oder definierbaren Entität gesteuert, sodass sie nicht mehr, oder zumindest nicht immer, selbstbestimmt handeln kann. Besonders auffällig sind die häufigen Syntagmen mit vorangestelltem „es“.2 Diese Häufungen stimmen meist mit den Phasen der „Bewegung“, der physischen und psychischen Unruhe überein.3 In manchen dieser Syntagmen verweist das vorangestellte „es“ auf das nachfolgende Subjekt:4 „Es war ihm alles so klein, so nahe, so naß“ (MA 137); „es faßte ihn eine namenlose Angst“ (MA 138) – allerdings ist dieses Subjekt dann selbst nicht näher bestimm- oder beschreibbar. In den meisten Fällen handelt es sich beim „es“ aber um das eigentliche Subjekt, das entweder Teil einer Zustandsbeschreibung oder Wahrnehmung Lenz’ ist, wie in den folgenden Beispielen: „Es war naßkalt“, „es lag ihm nichts am Weg“ (MA 137)5 – oder tatsächlich ‚aktiv‘ wird: „Anfangs drängte es ihm in der Brust“, „es drängte in ihm“, „Nur manchmal […] riß es ihm in der Brust“ (MA 137), „es zuckte ihm in den Augen und um den Mund“ (MA 138). In allen Fällen aber bezeichnet das „es“ „ein Unbekanntes, Geheimnisvolles, nur aus seinen Wirkungen Erkennbares“;6 es verweist auf das „Erlebnis des Unbestimmten, dem sich das sinnlichSinnlichkeit Wahrnehmbare entschält und welches […] so stark ist, daß es sich des Subjektcharakters bemächtigt“.7 Wenn aber das Pronomen die Funktion des Subjekts übernimmt, dann wird Lenz („ihm“) zum ObjektObjekt, Objektifizierung, Ding, Verdinglichung, Dinghaftigkeit reduziert, und zwar sowohl hinsichtlich der Wahrnehmungen als auch der Handlungen. Lenz droht die Deutungshoheit über seine Wahrnehmungen zu verlieren.8 Dass das „es“ zuweilen in ihm verortet wird, mithin als nicht-rationalerRationalität, triebhafter Teil seines Wesens erscheint, stützt jene Diagnosen, die Lenz als schizophrenen oder psychotischen Charakter beschreiben. Verstärkt wird dieser Eindruck durch die zahlreichen Formulierungen, die das Reflexivpronomen „sich“ enthalten: „[E]r wühlte sich ins All hinein“ (MA 137), „er wollte mit sich sprechen“, „er riß sich auf“ (MA 138). Insinuieren diese Formulierungen eine Doppelung des Ichs, 9 die eine Fremdbestimmung ‚von innen her‘ bewirkt, widersprechen andere diesem Befund, indem der Figur äußerliche Kräfte im Spiel zu sein scheinen: „Es war als ginge ihm was nach, und als müsse ihn was Entsetzliches erreichen, etwas das Menschen nicht ertragen können, als jage der Wahnsinn auf Rossen hinter ihm“ (MA 138). Diese abstrakten Pronomina („was“, „etwas“) haben subjektähnliche Qualitäten, vor denen Lenz’ Sprach- und Benennfähigkeit versagt. Durch den auktorialen Vergleich wird Lenz’ Zustand dann eindeutig pathologisiert. Lenz ist nicht mehr immer eindeutig das Subjekt seiner Handlungen und Wahrnehmungen; er wirkt determiniertDetermination.

Als Subjekt, dessen AutonomieAutonomie fraglich geworden ist, nähert sich Lenz dem TierTier, Vertierlichung, Theriomorphisierung an. Die ‚Konfrontation‘ zwischen Lenz und der Katze der Oberlins wird, so Roland Borgards, zur „Szene des Wiedererkennens, [zu] einer Anagnorisis von Mensch und Tier“:

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