Max Graff - Literarische Dimensionen der Menschenwürde

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Der für den heutigen Wertekanon zentrale Begriff der Menschenwürde wird zwar kontrovers diskutiert, bleibt aber unscharf. Die Literatur als Medium, das in der Uneindeutigkeit und in der Doppelbödigkeit erst seine vollen Sinnpotentiale entfaltet pflegt spätestens seit der Frühaufklärung einen eigenen Menschenwürdediskurs, der nicht bloß außerliterarische Argumentationen reproduziert, sondern die Frage nach der Menschenwürde auf eigene Weise, mit genuin literarischen Mitteln, beantwortet. Die Studie zeichnet die bislang vernachlässigten literarischen Dimensionen der Menschenwürde nach, anhand eines breiten Textcorpus, das von der Frühaufklärung bis in die Gegenwart reicht und unter anderem Texte von Gottsched, Schiller, Kotzebue, Büchner, Benn, P. Weiss, Schlink, Jelinek und von Schirach beinhaltet.

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WOYZECK. Bub, Christian. […]

WOYZECK ( will das Kind liebkosen, es wendet sich weg und schreit. ) Herrgott! […]

WOYZECK. Christianche, du bekommst en Reuter, sa sa. ( das Kind wehrt sich. Zu Karl. ) Da kauf d. Bub en Reuter. (MA 219)

In diesen Momenten wird klar: Trotz aller äußeren und inneren Zwänge, trotz aller Gefährdungen seiner AutonomieAutonomie oder Würde bleibt Woyzeck ein fühlender, liebender, verletzlicher Mensch .5

In der ganz eindeutig ironischen „Predigt“ des Handwerksburschen in H4,11 (MA 229) folgt auf die Frage „Warum ist der Mensch?“ eine Art SchöpfungsgeschichteSchöpfung, die den Menschen in Varianten stets als Mittel zum Zweck beschreibt. Diese teleologische Sicht ist für BüchnerBüchner, Georg unzulässig; der Mensch ist , und allein deshalb hat er Würde.6 Da Woyzeck zu menschlichen Emotionen und Empfindungen fähig ist, ist er – trotz aller Entmenschlichungen, trotz aller EntwürdigungenEntwürdigung – ein Mensch, der Würde besitzt. Diese These – Entwürdigung ist nicht gleich WürdelosigkeitWürdelosigkeit – stellt Büchner mit bis dahin nicht gekannter Vehemenz ins Zentrum seines Stückes; sie ist eine literarische Grundthese, an der sich die Literatur immer wieder, bis heute, abarbeiten wird.

IV.5. Dimensionen der Menschenwürde bei BüchnerBüchner, Georg

BüchnersBüchner, Georg begriffliche Auseinandersetzung mit der Menschenwürde kennzeichnet eine bemerkenswerte Entwicklung: Die Gymnasialschriften bedienen sich recht unoriginell aufklärerisch-klassischer Begründungsmuster der Menschenwürde (Vernunftbegabung, AutonomieAutonomie, Entscheidungsfreiheit). Dem gegenüber stehen die späteren Texte, in denen die Gefährdung, die VerletzungMenschenwürdeverletzung oder der vermeintliche Verlust der MenschenwürdeWürdelosigkeit thematisiert werden. Büchner enthüllt die Fragwürdigkeit der VernunftVernunft als Zuschreibungskriterium von Menschenwürde und die DeterminationDetermination des Menschen (durch soziale Unterdrückung, durch die Geschichte, durch das TierTier, Vertierlichung, Theriomorphisierung- und Triebhafte sowie die KreatürlichkeitKreatürlichkeit des Menschen, durch den Wahn). Den intrinsischen Wert spricht Büchner jenen, die aus idealistischer Perspektive würdelos erscheinen mögen, keineswegs ab – selbst der Geringste hat eine unantastbare Menschenwürde.

Mit großem sprachlichem Aufwand inszeniert BüchnerBüchner, Georg zum einen entwürdigendeEntwürdigung Vorgänge, zum anderen vermeintliche WürdelosigkeitWürdelosigkeit. Der Hessische Landbote aktiviert das aufwieglerische Potential der Rhetorik der Entwürdigung , die den Rezipienten suggeriert, dass sie wie TiereTier, Vertierlichung, Theriomorphisierung ausgenutzt werden. Eingekleidet in biblische Sprache ist ein naturrechtlicher Würdebegriff: Die Bauern sollen sich auf ihre Würde und die damit einhergehenden Rechte besinnen und sich wehren. In der rhetorischen Entwürdigung werden zudem die Unterdrücker den Unterdrückten gleichgemacht. Im Lenz verdeutlichen vielsagende sprachliche Konstruktionen Autonomieverlust und beginnenden Wahn. Im Woyzeck wird die Grenze zwischen Mensch und Tier brüchig – ein programmatischer Angriff auf ein überholtes, die soziale Realität verkennendes Menschenbild. Die Thematisierung und Inszenierung von Menschenwürdeverletzungen Menschenwürdeverletzung haben ebenfalls einen scharfen sozialkritischen Impetus. Die Bauern des Landboten und Woyzeck werden theriomorphisiert und schamlos zu Mitteln der Herrschaftssicherung degradiert; ihnen wird von den sozial Höhergestellten, die sich auf verlogen-zynische Weise mit leeren Phrasen rechtfertigen, kein inhärenter Wert zuerkannt.

Der rhetorischen EntwürdigungEntwürdigung, der bedrückenden Inszenierung von MenschenwürdeverletzungenMenschenwürdeverletzung und dem Eindruck vermeintlicher WürdelosigkeitWürdelosigkeit entspricht als positiv-überwindende ‚Gegenmaßnahme‘ die literarische Konstitution , d.h. die außerfiktionale Wiederherstellung der Menschenwürde im Lenz und im Woyzeck . Beide Texte sind ingeniöse Versuche, Menschenwürde mit den Mitteln der Literatur zu (re)konstituieren. Durch erzählerische bzw. dramaturgische Entscheidungen (personale Darstellung und auktoriale Artikulation von Lenz’ Innenleben; Einfügen von Szenen, die Woyzeck als empfindenden, liebenden Menschen zeigen) werden die entwürdigten und vermeintlich würdelosen Figuren dem Rezipienten anthropologisch gleichgestellt und als MitleidMitleid, Verständnis und AchtungAchtung verdienende Menschen gekennzeichnet. Entsprechend ist die KunstKunst, Künstler- und Literaturfähigkeit einer Figur auch nicht mehr an kontingente Formen der Würde gebunden.

BüchnersBüchner, Georg Menschenwürdebegriff fußt auf einem egalitären Menschenbild, das Menschlichkeit, Empathiefähigkeit und SolidaritätSolidarität, wie sie nicht zuletzt im Kunstgespräch im Lenz zum Ausdruck kommen, als Grundvoraussetzungen des menschlichen Zusammenlebens setzt, und dem ( ex negativo durch die Schilderung von zu verurteilenden Instrumentalisierungen postulierten) Recht auf SelbstbestimmungSelbstbestimmung, was der allgegenwärtigen DeterminationDetermination keineswegs widerspricht.1 Sein Menschenwürdebegriff ist nicht normativ in dem Sinne, dass der Mensch bestimmte Kriterien erfüllen muss, um als würdevolles Wesen zu gelten. Vielmehr klagt er für jeden Menschen, ohne Rücksicht auf äußerliche oder innerliche Merkmale, Würde und bestimmte Rechte ein. Würde ist ein dem Menschen nicht zu nehmendes Wesensmerkmal. Das hat eine starke naturrechtliche Komponente, verzichtet bei der Begründung der Würde aber auf die Bindung an die VernunftVernunft. Menschenwürde bedeutet nicht primär die Pflicht des Trägers, auf eine bestimmte Art, mithin ‚moralisch‘ zu handeln, sondern vor allem sein Recht, auf eine bestimmte Weise, und zwar ‚menschenwürdig‘, behandelt zu werden.

V. Die Menschenwürde und die Literatur des Naturalismus

Seit Mitte des 19. Jahrhunderts ist der Begriff der Menschenwürde als Epitheton in Formulierungen wie „menschen(un)würdiges Dasein“ ein politisches Schlagwort, besonders im Denken der frühen Sozialisten.1 Es verrät die Einsicht, dass die Menschenwürde mit der zunehmenden Dringlichkeit der ‚Sozialen Frage‘ und im Zuge von Urbanisierung, Industrialisierung und Proletarisierung sehr realen, materiellen Bedrohungen ausgesetzt ist, und dass dem Menschen bestimmte Lebensumstände nicht zuzumuten sind; die Menschenwürde wird zu einer politisch-sozialen Kampfformel.2 Für die Literatur des Naturalismus, die sich der Wiedergabe der modernen Welt und deren Folgen für die conditio humana verpflichtet sieht, hat die Menschenwürde aber nicht nur diese sozialgeschichtliche Relevanz, sondern sie gewinnt auch für die Ästhetik und das der KunstKunst, Künstler zugrundeliegende, auf zeitgenössische wissenschaftliche Erkenntnisse zurückgreifende Menschenbild an Bedeutung.

Die Literatur des bürgerlichen Realismus beschreibt vielfach die Aporie des IndividuumsIndividuum, das einem von der GesellschaftGesellschaft normativ verstandenen, tendenziell äußerlichen Würdebegriff gegenübersteht. Wenn als menschenwürdiges nur ein den bürgerlichen Normen und gesellschaftlichen Werten entsprechendes Leben gilt, wenn Ehre als Leitideal die Würde übertrumpft, müssen SelbstbestimmungSelbstbestimmung, SelbstverfügungSelbstverfügung und AutonomieAutonomie des Einzelnen zurückstehen. Entsprechend dominant sind in der literarischen Welt des 19. Jahrhundert die Konflikte zwischen Individuum und Gesellschaft – die nicht selten im SuizidSuizid enden, der den Rezipienten zu einer Reflexion über die Werte der Gesellschaft und deren Kollision mit der Würde des Menschen drängen soll.3 Auf der darstellungsästhetischen Ebene tendiert der nicht umsonst als ‚poetischer‘ bezeichnete Realismus dazu, das HässlicheHässliche, die Würde Bedrohende auszusparen, es unter die Oberfläche zu verbannen oder aber es zu verklären. Das würdige Sterben ist in der Literatur des Realismus noch möglich – anders als in den Jahrzehnten darauf.4

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