Bei den meisten von RR-MS Betroffenen geht die Krankheit innerhalb von 15 bis 20 Jahren nach der ersten Diagnose in eine andere Form über, in die sogenannte sekundär progrediente MS (SP-MS). Wenn es dazu kommt, haben die Betroffenen oft keine akuten remittierenden Schübe mehr. Stattdessen kommt es zu einer allmählichen Verschlechterung der MS-bedingten Symptome und einer zunehmenden Invalidität. Jetzt geht es nur noch bergab. (So ist es mir ergangen.) Bei ungefähr 10 bis 15 Prozent der MS-Patienten wird anfangs eine andere Form diagnostiziert, die sogenannte primär progrediente MS (PP-MS). Bei ihnen kommt es niemals zu akuten schubweisen Verschlechterungen. Sie erleben lediglich von Anfang an einen allmählichen Abbau. Weitere 5 bis 10 Prozent leiden unter einer progredient schubförmigen MS (PR-MS) und erleben einen ständigen Abbau, der von gelegentlichen Attacken sich verschlechternder MS überlagert wird, ohne dass es jedoch wieder zu Verbesserungen kommt.
Die schulmedizinische Behandlung von Multipler Sklerose
Da MS eine Autoimmunerkrankung ist, stellt die Hauptsäule der Therapie die Unterdrückung der Immunzellen mit zunehmend stärkeren Medikamenten dar, meist mit sogenannten „ABC-R“-Medikamenten wie Avonex, Betaferon und Copaxone oder Rebif. Diese sollen das Fortschreiten der Krankheit verlangsamen, doch selten kehren MS-Betroffene wieder zu einem Zustand von guter Gesundheit und Vitalität zurück. Das liegt in der Natur der meisten Autoimmunerkrankungen.
Selbst wenn wir einmal annehmen, dass die Gleichung „genetische Disposition plus umweltbedingte Auslöser gleich Beginn von MS“ stimmt, versuchen Wissenschaftler immer noch zu verstehen, worin genau die genetische Disposition besteht und warum es nicht bei jedem Menschen mit MS dieselbe ist. Es gibt einige Theorien, die gegenwärtig die Behandlung beeinflussen.
Eine davon besagt, dass Multiple Sklerose eigentlich eine Gefäßkrankheit ist. Dr. Paolo Zamboni hat eine chronische Cerebrospinalvenen-Insuffizienz (CCSVI) im Rahmen von MS und auch als Ursache beschrieben. 3Unter CCSVI versteht man die Verengung der Venen, über die das Blut aus dem Gehirn abfließt. In der Folge steigt der Druck in den Venen und führt zu einer übermäßigen Eisenablagerung im Gewebe und einer Zunahme von Entzündungsprozessen sowie oxidativem Stress. All das trägt wiederum zur Entwicklung von MS-Symptomen bei.
Bei der typischen schulmedizinischen MS-Behandlung werden zwar oft immunsuppressive Medikamente eingesetzt, doch Zamboni berichtet, dass die Erweiterungen der Gefäße mittels Angioplastie, also dem Einbringen eines Ballons oder Stents zur Erweiterung des verengten Blutgefäßes, mit einer akuten Verminderung der MS-Symptome einhergeht. Er berichtet weiter, dass mittels ambulanter Angioplastie die Müdigkeit erfolgreich behandelt werden kann. 4Dies ist sicherlich interessant und klingt, oberflächlich betrachtet, vielversprechend. Ein einfaches chirurgisches Verfahren zur „Korrektur“ von MS – das klingt fast wie ein Wunder. Bei manchen Betroffenen ist eine erhebliche Verbesserung unmittelbar nach der Angioplastie feststellbar. Andere sagen, die Verringerung der Symptome sei jedoch von relativ kurzer Dauer und erfordere mehrmalige Eingriffe, um die Blutgefäße wieder durchgängig zu machen. 5Zudem gab es kontroverse Diskussionen darüber, ob eine CCSVI häufiger bei Patienten mit MS oder solchen ohne MS vorkommt. Manche Wissenschaftler konnten keine vermehrte CCSVI bei MS-Patienten feststellen. 6
Dies ist nur eine von mehreren schulmedizinischen Methoden, die operative Maßnahmen oder Medikamente zu Linderung von MS-Symptomen vorsehen. Sie setzen nicht an der ursprünglichen Ursache der Funktionsstörung an, daher können sie diese auch nicht kurieren. Hängt MS mit einer CCSVI zusammen, muss man fragen, wodurch sich die Venen überhaupt verengt haben. Die schulmedizinische Behandlung hört leider dort auf, wo die Symptome gelindert werden – und bei MS zeitigt die Linderung der Symptome bekanntermaßen keinen Erfolg.
Die funktionelle Medizin dagegen hat eine ganz andere Sichtweise auf MS und ihre Behandlung.
Der Ansatz der funktionellen Medizin bei der Behandlung von MS
Die Schulmedizin hat die MS in vier Kategorien unterteilt, und selbst innerhalb dieser Kategorien zeigt sie sich noch sehr variabel, da der Schaden überall im Gehirn und Rückenmark auftreten kann. Wenn die Nerven betroffen sind, die für die Informationsübertragung aus den Sinnesorganen zuständig sind, kommt es zu gestörten Sinneswahrnehmungen. Dann sieht die betroffene Person schlecht, hat Gleichgewichtsstörungen oder eine Schmerzsymptomatik, zum Beispiel Gesichtsschmerzen, wie ich sie hatte. Werden die motorischen Nervenbahnen zwischen Gehirn und Muskulatur geschädigt, kommt es zu einer Schwäche und/oder Koordinationsstörung, die oft die Mobilität beeinträchtigt. Da der Schaden häufig punktuell auftritt, kann es zu individuell gestörten Mustern beim Gehen, Stehen oder dem Gebrauch der Hände kommen.
All das gehört zu den Merkmalen einer MS, doch nun kommt das Interessante: Auf zellulärer Ebene gibt es bei Autoimmunkrankheiten – ungeachtet der spezifischen Diagnosestellung – sechs gemeinsame Merkmale:
1.Die Mitochondrien sind überlastet, ihre Energieproduktion ist ineffizient und es kommt zur Bildung übermäßig vieler Abfallstoffe, wie im vorigen Kapitel erklärt. Das wiederum führt zur Bildung zu vieler freier Radikale im Körper, die dann die Zellen schädigen.
2.Die Immunzellen reagieren zu stark, was zu übermäßigen Entzündungen im ganzen Körper führt.
3.Die Immunzellen greifen insbesondere als „körpereigen“ geltende Zellstrukturen an, also solche, die zu uns gehören.
4.Im Körper gespeicherte Toxine wie Blei, Quecksilber und Pestizide sowie unterschwellige chronische Infektionen wie die Lyme-Borreliose oder selbst Parodontitis können autoimmun bedingte Symptome verschlechtern.
5.Ein Vitamin-D-Mangel und ein übermäßig hoher Spiegel der Stresshormone verstärken die Entzündungen.
6.Ein Mangel oder Überschuss an bestimmten Vitaminen, Mineralstoffen, essenziellen Fettsäuren und pflanzlichen Antioxidanzien ist häufig anzutreffen.
Die funktionelle Medizin betrachtet MS weniger als bestimmte Krankheit, sondern mehr als gesamtsystemische Funktionsstörung, die Gemeinsamkeiten mit einer breiten Palette chronischer Krankheiten aufweist. Das stellt natürlich die Behandlung auf den Kopf, denn bei der Bestimmung des Problems – und damit der „Lösung“ – geht es nicht mehr darum, welche Medikamente die spezifischen Symptome lindern, sondern vielmehr darum, wie man die mitochondriale Überlastung, die Reizbarkeit der Immunzellen, die Toxinbelastung im Körper, das hormonelle Ungleichgewicht und die Infektionen behebt. Wenn das gelingt, lassen sich viele Krankheiten sowie unerklärliche chronische Symptome und noch nicht diagnostizierte Probleme erfolgreich behandeln, ganz egal wie Sie sie nennen.
Erfahrungsbericht
Innerhalb von drei Wochen nach der hier beschriebenen Ernährungsumstellung fühlte ich mich schon sehr viel besser! Ich hatte das Gefühl, meine geistige Leistungsfähigkeit und meine Energie waren wieder wie vor der MS-Diagnose. Mir fiel auf, dass ich gar nicht wusste, wie vernebelt mein Gehirn gewesen war, bis ich diesen Zustand überwunden hatte. Ich musste mich nach kleinen Ausflügen, maßvoller sportlicher Betätigung oder nachdem ich Besuch hatte, nicht mehr mitten am Nachmittag hinlegen. Mein Gleichgewicht wird besser. Ich muss nicht mehr so häufig Wasser lassen, der Harndrang und die Inkontinenz lassen nach. Meine Doppelbilder sind einer verminderten Farbwahrnehmung auf einem Auge gewichen. Die nächtliche Muskelspannung in den Beinen hat sich deutlich gebessert. Ich habe weniger Probleme mit Schlaflosigkeit .
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