Viele meiner Patienten können ihre verschreibungspflichtigen Medikamente kontinuierlich reduzieren, je länger sie sich nach dem Wahls-Programm richten. Das beobachte ich auch bei unseren klinischen Studien. Wenn Sie Ihren Zellen geben, was sie brauchen, werden sie für Ihre Erneuerung sorgen, und zwar Molekül für Molekül. Der Blutdruck wird besser, die Müdigkeit weniger und der Bedarf an krankheitsmodifizierenden Medikamenten nimmt oft im Laufe der nachfolgenden drei Jahre ab. Das gilt immer, egal ob es sich um eine klassische Autoimmunerkrankung wie Multiple Sklerose handelt oder um eine chronische Erkrankung wie Adipositas (Fettleibigkeit) oder eine posttraumatische Belastungsstörung.
Bitte beachten Sie jedoch, dass die Medikamente keinesfalls abgesetzt werden können, bevor sie durch die völlige Wiederherstellung der Zellfunktionen überflüssig werden . Wenn der Blutdruck sinkt, die Blutzuckerwerte sich normalisieren, die Stimmung sich aufhellt, die Energie gut und die Müdigkeit verschwunden ist, dann unterhalten wir uns darüber, welche Medikamente weiterhin eingenommen und welche allmählich und vorsichtig reduziert und vielleicht, wenn alles gut geht, schließlich abgesetzt werden können.
Es ist jedoch wichtig, zu verstehen, warum Medikamente für manche Betroffenen wichtig bleiben. Wenn es ihnen in der Umstellungsphase ihrer Lebensweise nicht gut geht, begrenzen Medikamente die Höhe zusätzlicher Schäden während dieser positiven Veränderungen und sollten daher weiterhin eingenommen werden. Zusammen mit der konzentrierten Ernährung und den Veränderungen des Lebensstils wird durch die fortgesetzte Anwendung der Medikamente ein günstigeres Milieu für die Zellen geschaffen. Selbst wenn es dadurch zu geringgradigen Nebenwirkungen oder einer Toxinbelastung im Körper kommt, wie das bei Medikamenten oft der Fall ist, überwiegen ihre positiven Auswirkungen auf den Autoimmunprozess deutlicher als die Schäden, die sie eventuell verursachen können. Hat sich der Körper schließlich regeneriert und die fehlgebildeten Bausteine durch strukturell gesunde ersetzt, verlangsamt sich die Verschlechterung, es kommt zum Stillstand und nachfolgend oft zu einer sich ständig verbessernden Gesundheit und Vitalität. Ein zu frühzeitiges Absetzen der Medikamente stört diesen Prozess jedoch mit hoher Wahrscheinlichkeit.
Erfahrungsbericht
Im Dezember 2011, im Alter von 56 Jahren, erhielt ich zum dritten Mal die Diagnose schubförmig remittierende Multiple Sklerose (RR-MS) seit meinem ersten „diagnostizierbaren“ Schub im August desselben Jahres. Nach Monaten, in denen ich untersucht wurde sowie zweite und dritten Meinungen eingeholt hatte, akzeptierte ich meine Diagnose, die von einem Neurologen im Krankenhaus gestellt wurde. Auf den MRT-Bildern wurde mir gezeigt, dass meine Läsionen erheblich waren und manche „alt“ aussahen. Ich lebe vielleicht schon seit 30 Jahren mit RR-MS. Im Januar 2012 begann ich mit einer Copaxone-Behandlung und der Ernährung nach Wahls. Im Laufe der Zeit gelang es mir, die täglichen Injektionen auf einmal pro Woche zu reduzieren und sie im Juni 2012 ganz abzusetzen. Mein Neurologe sagte, was immer ich für meine Heilung täte, am Copaxone läge es sicherlich nicht. Alle, die mich im vergangenen Jahr gesehen haben, stimmen darin überein, dass ich auf dem richtigen Weg bin und die Besserung oder sogar Genesung in greifbare Nähe rücken!
Debra K., Accord, New York
Jeder Mensch ist ein Individuum, und wie schnell sich seine Gesundheit stabilisiert und bessert, ist ebenso individuell. Das hängt davon ab, wie hoch die Belastung ist durch weniger wirksame Enzyme (DNS), durch eine einseitige Lebensweise (Ernährung, Giftstoffe, Hormongleichgewicht usw.), durch eine oder mehrere frühere und aktuelle Infektionen und wie viel ein Mensch für eine Optimierung all dieser Faktoren tut. Ihr Arzt oder ein Funktionsmediziner (ein Arzt, der funktionelle Medizin praktiziert) kann Sie beraten, wann und ob Medikamente reduziert werden können.
Was ist Multiple Sklerose?
Nach den Erläuterungen zu den unterschiedlichen Betrachtungsweisen von Autoimmunerkrankungen im Allgemeinen betrachten wir nun die Multiple Sklerose im Besonderen.
MS wurde zum ersten Mal 1868 von dem französischen Arzt Jean-Martin Charcot beschrieben, und obwohl uns diese Krankheit seit mehr als einhundert Jahren bekannt ist, gibt es noch sehr viel, was wir nicht verstehen, zum Beispiel wie sie beginnt, wie sie sich entwickelt und warum das so ist. Obwohl bei der überwiegenden Anzahl der Menschen mit Multipler Sklerose anfangs die schubförmig remittierende Form diagnostiziert wird, bei der Behinderungen schubweise auftreten, geht MS bei 80 Prozent der Erkrankten innerhalb von 15 Jahren nach Diagnosestellung in die schwerwiegendere Form der sekundär progredienten Multiplen Sklerose über, bei der es trotz Therapie zur Invalidität kommt – dauerhaft und unausweichlich.
Es gibt mehrere Theorien darüber, warum ein Mensch an Multiple Sklerose erkrankt, doch im Allgemeinen geht man davon aus, dass es sich um eine genetische Disposition handelt, die mit vielen unbekannten umweltbedingten Faktoren zusammenspielt. Aus zahlreichen Studien geht hervor, dass es das Zusammenspiel von mehreren Genen und der Umwelt ist, das bestimmt, ob jemand an MS erkrankt. Man hat nahezu einhundert Gene identifiziert, die das Risiko, von MS betroffen zu sein, geringfügig erhöhen. Doch keine Studie hat bisher definitiv herausgefunden, welches Problem die Ursache für MS ist 2oder warum es überhaupt zu diesem Problem kommt.
Die Krankheit äußert sich dadurch, dass die Immunzellen das Myelin und andere Teile des Gehirns angreifen, was zu einer Gehirnschrumpfung und zu Gleichgewichtsstörungen, Problemen mit dem Sehvermögen und/oder der Muskelkraft führt. Im Laufe der Jahre, wenn die Symptome zunehmen, können die Ärzte schließlich aufgrund dieser Symptome eine Multiple Sklerose diagnostizieren.
Am häufigsten kommt MS in Europa, Kanada, den USA und Südaustralien vor. Epidemiologische Hinweise legen nahe, dass Menschen, die diese Krankheit entwickeln, wahrscheinlich vor dem 15. Lebensjahr eine Infektion hatten, von der sich der Körper aufgrund einer genetischen Disposition nicht vollständig befreien konnte. Wird dieser Mensch zudem durch besondere Umweltfaktoren (welche auch immer) belastet und ist er entsprechend genetisch disponiert (auf eine Weise, die man noch nicht genau versteht), beginnt das Immunsystem sein zerstörerisches Werk im Gehirn und im Rückenmark. Mit anderen Worten:
Genetische Dispositionen + umweltbedingte Auslöser = Beginn von MS
Das scheint die Formel zu sein; und je mehr Gene Sie haben, die das Risiko begünstigen, desto weniger umweltbedingte Auslöser müssen hinzukommen, um Symptome zu entwickeln, die schließlich als MS diagnostiziert werden. Die Krankheit zeigt ihr hässliches Gesicht vielleicht jahrzehntelang nicht äußerlich, doch im Inneren des Körpers hat der Prozess der lautlosen Zerstörung längst seinen unerbittlichen Weg genommen.
Mit dem Angriff auf das Myelin, das die Nervenbahnen zwischen den Zellen im Gehirn und im Rückenmark umhüllt, wird die Informationsübertragung zwischen den Dendriten, den langen Ausläufern der Nervenzellen, langsamer. Je weiter die Schäden am Myelin fortschreiten, desto mehr können die Nervenzellen solcherart geschädigt werden, dass sie überhaupt keine Informationen mehr übertragen können. Wenn das geschieht, sind sie unwiederbringlich verloren.
Die verschiedenen Verlaufsformen von MS
Nach heutigen diagnostischen Kriterien unterscheidet man vier Subtypen von MS, die nach der Art eingeteilt werden, wie sich die Krankheit darstellt und fortschreitet.
Bei den meisten Menschen – 80 Prozent – wird anfangs eine schubförmig remittierende Multiple Sklerose oder RR-MS diagnostiziert. Zu dieser Form gehören akute Schübe, bei denen sich die Symptome verschlechtern; auf sie folgen allmähliche Verbesserungen, da Gehirn und Rückenmark weitere Natriumkanäle an den Nervenzellen bilden, um ihnen die Informationsübertragung wieder – wenn auch langsamer als vorher – zu ermöglichen. (Natrium und Kalium sind für eine intakte Übertragung von Nervenimpulsen unerlässlich; Anm. d. Übers.) Zusätzlich zu den Schüben mit eindeutigen Symptomen entwickeln von RR-MS Betroffene oft stumme Läsionen (ohne offenkundige Symptome, d. h. Schädigung, Verletzung oder Störung einer anatomischen Struktur oder physiologischen Funktion; Anm. d. Übers.), die im MRT des Gehirns zu sehen sind.
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