Luce Brett
Titel der englischen Originalausgabe: PMSL
Copyright © Luce Brett, 2020
Die englische Originalausgabe mit der ISBN 978-1-4729-7748-9 ist erschienen
bei Green Tree, Bloomsbury Publishing Plc, London, UK.
Verlag und Autorin haben sich um eine inklusive Sprache bemüht. Die englische Sprache kennt keine weiblichen und männlichen Formen von Substantiven, für die deutsche Übersetzung mussten daher Anpassungen vorgenommen werden.
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der
Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten
sind im Internet über http://dnb.d-nb.deabrufbar.
VAK Verlags GmbH
Eschbachstraße 5
79199 Kirchzarten
Deutschland
www.vakverlag.de
© VAK Verlags GmbH, Kirchzarten bei Freiburg 2021
Übersetzung: Beate Brandt
Lektorat: Nadine Britsch
Illustrationen: Jasmine Parker, Jasmineillustration.com
Layout: Richard Kiefer
Umschlag: Kathrin Steigerwald
Satz & Druck: Friedrich Pustet GmbH & Co. KG, Regensburg
Printed in Germany
ISBN: 978-3-86731-250-9 (Paperback)
ISBN: 978-3-95484-432-6 (ePub)
ISBN: 978-3-95484-434-0 (PDF)
Für alle,
die auch nicht ganz dicht sind.
„Stigma, das“
Substantiv, Neutrum
„Etwas, wodurch etwas oder jemand deutlich sichtbar in einer bestimmten, meist negativen Weise gekennzeichnet ist und sich dadurch von anderem unterscheidet.“ 1
Duden
„Blasenschwäche betrifft einen von drei Menschen und ist verbreiteter als Heuschnupfen.“ 2
World Federation for Incontinence
and Pelvic Problems
Vorwort von Elaine Miller
Wie alles begann, oder: Wie bin ich nur hier gelandet?
Teil 1 Schwangerschaft und Geburt
Kapitel 1: Kein Blatt vor den Mund
Kapitel 2: Geburt – was man erwartet
Kapitel 3: Geburt – was man bekommt
Kapitel 4: Ab nach Hause
Kapitel 5: Sechs Wochen später
Kapitel 6: Schadensmeldung
Teil 2 Nachwehen – was ist aus mir geworden?
Kapitel 7: Depressionen
Kapitel 8: Überleben
Kapitel 9: Alkohol ist (k)eine Lösung
Kapitel 10: Auf ein Neues
Kapitel 11: Das Becken
Teil 3 Zweite Runde – Ich will es noch einmal wissen
Kapitel 12: Vorhang auf für Geburt Nr. 2
Kapitel 13: Physiotherapie
Kapitel 14: Urogynäkologie
Kapitel 15: Geschichte
Kapitel 16: Unters Messer
Teil 4 Das letzte Tabu
Kapitel 17: Töpfchentraining
Kapitel 18: So eine Scheiße
Kapitel 19: Stigma
Kapitel 20: Sex
Teil 5 Lektionen
Kapitel 21: Feminismus
Kapitel 22: Humor ist, wenn man trotzdem lacht
Kapitel 23: Männer
Kapitel 24: Ärzte und Therapeutinnen
Kapitel 25: Bewältigungsstrategien
Ende gut, alles gut – oder: Wie habe ich es bis hierhin geschafft?
Sind Sie auch nicht ganz dicht?
Keine falsche Scham: So sprechen Sie mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt
Adressen und Hilfe bei körperlichen Problemen
Adressen und Hilfe bei seelischen Problemen
Literaturverzeichnis
Danksagung
Über die Autorin
Hinweise von Autorin und Verlag
Um die Privatsphäre von Familienmitgliedern, Freundinnen und Freunden, Kolleginnen und Kollegen sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Gesundheitswesen zu schützen, bei denen ich in Behandlung war, habe ich persönliche Informationen, Daten und Details zu meinen Klinikaufenthalten teilweise verändert. Der Buchinhalt entspricht trotz dieser Anonymisierung natürlich in allen Teilen der Wahrheit und basiert auf meinen Erfahrungen und Erinnerungen.
Dieses Buch dient der Information über Möglichkeiten der Gesundheitsvorsorge. Wer diese Informationen anwendet, tut dies in eigener Verantwortung. Autorin und Verlag beabsichtigen nicht, Diagnosen zu stellen oder Therapieempfehlungen zu geben. Die vorgestellten Vorgehensweisen sind nicht als Ersatz für professionelle Behandlung bei ernsthaften Beschwerden zu verstehen.
VORWORT
VON ELAINE MILLER
Physiotherapeutin, Comedienne, Fellow-Mitglied der Chartered Society of Physiotherapists
Es gibt Fragen, die man nicht so gerne hört, etwa „Warst du auch mal hübsch, Mama?“ oder „Wer hat Sie denn eingeladen?“ Die Frage „Machen Sie in die Hose?“ stellt alle anderen aber ganz sicher in den Schatten. Das Thema Inkontinenz ist so sehr mit Tabus behaftet, dass eine Frage dieser Art wohl nur selten gestellt wird. Und wenn das Thema doch einmal aufkommt, lachen die meisten Betroffenen wohl am ehesten peinlich berührt kurz auf oder verneinen die Problematik. In meinem Fall sehen die Dinge etwas anders aus, denn als Physiotherapeutin, die auf Beckengesundheit spezialisiert ist, stelle ich diese Frage mehrmals pro Tag.
Die Statistiken zu Inkontinenz sind keine schöne Lektüre – eine von drei Frauen macht in die Hose, und rund jede Zehnte hat Probleme, den Stuhlgang zu kontrollieren. 1Das ist ganz schön schockierend, oder? Schauen Sie sich im Büro, im Bus, Ihrem Yoga-Kurs, Ihrem Zuhause um – sobald drei Frauen anwesend sind, dann denkt aller Wahrscheinlichkeit nach eine von ihnen gerade die meiste Zeit an ihre Blase und ihren Darm. Inkontinenz betrifft Frauen aller Altersstufen, Ethnien und Gesellschaftsschichten – Frauen, die keine Kinder haben ebenso wie Mütter, die von einer Geburtsverletzung betroffen sind, sportliche Frauen ebenso wie Frauen, die vorwiegend sitzen. Statistisch gesehen kann man sagen: Allein die Tatsache, eine Frau zu sein, erhöht Ihr Risiko, inkontinent zu werden. 2,3,4,5,6Ich glaube, dass wir dieses Thema stärker ins Rampenlicht rücken sollten, und deshalb war ich sofort begeistert, als Luce mir von ihren Plänen berichtete, ein Buch darüber zu schreiben.
Ich bin mir übrigens ziemlich sicher, dass die Statistiken lügen und die Zahlen zu niedrig sind. Es ist uns peinlich und wir reden nicht darüber. Eher selten wird wohl jemand die Frage „Machen Sie in die Hose?“ laut und deutlich mit Ja beantworten.
Mich bringt so leicht nichts in Verlegenheit. Urin, Stuhl und Sex sind meine Lieblingsthemen. Der Beckenboden ist wie ein verlässliches Rechtssystem – sein Vorhandensein ist uns nicht jeden Tag bewusst, aber ohne dieses Konstrukt versinkt das Leben im Chaos. Die meisten Tage in meiner Praxis verbringe ich damit, armtief in betroffenen Frauen zu stecken und zu versuchen, ihre Kontinenz wiederherzustellen. Bevor Sie das falsch verstehen – ich liebe meine Arbeit. Mit Inkontinenz zu leben, erfordert eine Menge Planung und Organisation, und es ist großartig zu erleben, wenn Frauen das Haus wieder verlassen können, ohne eine riesige Tasche voller Wechselklamotten und einem Plan B im Gepäck. Die Geschichten, die ich in meiner Praxis über die Momente höre, in denen die schlimmsten Befürchtungen Realität wurden, sind immer wieder erschütternd. Inkontinenz kann ein ganzes Leben ruinieren.
Frustrierend ist für mich immer wieder, dass Frauen oft Jahre warten, bis sie sich Hilfe suchen. Das ärgert mich vor allem deshalb, weil Physiotherapie den meisten helfen kann. Ich fragte mich also, ob Humor ein Mittel sein könnte, mit dem Tabu und der Scham zu brechen, und so tat ich das, was auf der Hand lag – mein Hobby Stand-up-Comedy mit meiner Arbeit zu verbinden. Ich schrieb eine Nummer über den Beckenboden für einen Auftritt beim Edinburgh Fringe Festival, in dem Wissen, dass Comedy bei Gesundheitsthemen ein wunderbares Medium sein kann. Man muss lediglich darauf achten, dass das Problem selbst zur Zielscheibe des Witzes wird und nicht die Person mit dem Problem.
Auf der Internetseite Mumsnet finden sich unzählige Geschichten über Geburtsverletzungen, Prolaps (Vorfall von inneren Organen) und Hämorrhoiden. Seiten über Seiten, auf denen Frauen ehrlich über ihre Erfahrungen berichten, aufgrund der Anonymität meist mit brutaler Offenheit.
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