Christoph Marx
Dem Andenken an meine Mutter, Hildegard Marx, gewidmet.
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2. Auflage 2022
Alle Rechte vorbehalten
© W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart
Gesamtherstellung: W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart
Print:
ISBN 978-3-17-041004-6
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Vorbemerkung zur verwendeten Terminologie
Wer über Südafrikas Bevölkerungsgruppen schreibt, betritt ein vermintes Feld, da durch die rassistischen Konnotationen viele Benennungen historisch belastet sind. Die hier benutzten Begriffe sind ausdrücklich in einem neutralen Sinn und im Hinblick auf Verständlichkeit und gute Lesbarkeit des Textes benutzt worden; Bewertungen sind damit nicht impliziert. Im Deutschen hat sich der Begriff »Bure« ohne die im Englischen negativen Konnotationen eingebürgert, sodass er hier durchgehend verwendet wird. Die Selbstbezeichnung der Buren als »Afrikaner«, die sich seit dem späten 19. Jahrhundert in Südafrika durchgesetzt hat, unterscheidet sich im deutschen Schriftbild nicht von »Afrikaner« für die schwarze Mehrheit. Für letztere wurde darum der Begriff »Schwarze« als deutsche Übersetzung von »Black« benutzt, das seit der Black Consciousness-Bewegung eine allgemein verwendete Selbstbezeichnung geworden ist. Reserviert man Afrikaner nur für die bantusprachige Mehrheit, wie dies in der Fachliteratur üblich ist, schließt man die anderen Bevölkerungsgruppen aus, als handle es sich z. B. bei den Coloureds nicht auch um Afrikaner. Der Name Coloureds wird in diesem Text ohne Verlegenheitsanführungszeichen geschrieben und folgt damit der Verwendung durch die damit gemeinte Bevölkerung selbst. Der Begriff »Inder« wird der Einfachheit halber benutzt, um komplizierte, wenn auch politisch korrekte Beschreibungen wie »Südafrikaner südasiatischer Herkunft« zu vermeiden. Begriffe werden einzig um der Lesbarkeit willen in männlicher Form benutzt, wobei, wenn z. B. von Bauern die Rede ist, selbstverständlich Bäuerinnen mit gemeint sind.
1 Die Frühzeit und die langen Konstanten der Geschichte
1.1 Die Wiege der Menschheit
Im November 1924 erhielt ein 32-jähriger Professor für Anatomie an der University of the Witwatersrand im südafrikanischen Johannesburg einen fossilen Kinderschädel zugesandt. Nach dessen eingehender Untersuchung verkündete er im Februar 1925, dass der Schädel einer bisher unbekannten Hominidenart zuzurechnen sei, die er Australopithecus (der Affe des Südens) nannte. Mit dieser Erkenntnis revolutionierte der gebürtige Australier Raymond Dart das Bild von der Frühgeschichte der Menschheit. Bis dahin hatte die Gelehrtenwelt vermutet, dass der Ursprung der Menschheit in Europa oder in Asien lag. Darts Entdeckung war lange umstritten, doch spätere Funde bestätigten, dass die Vorläufer des Homo Sapiens aus Afrika stammten. Mittlerweile hat sich das Bild jedoch erheblich differenziert, da man zahlreiche Arten von Hominiden gefunden hat, von denen einige als Vorläufer des Homo Sapiens in Frage kommen. Sie lebten in besonders großer Zahl und Vielfalt im südlichen und östlichen Afrika und breiteten sich von dort vor ca. 2 Millionen Jahren in andere Teile der Welt aus.
Seit den 1950er Jahren begannen südafrikanische Paläoanthropologen, in einem Gebiet westlich der Hauptstadt Pretoria systematisch fossilierte Knochen auszugraben und zu untersuchen. Mit Hilfe neu entwickelter Datierungstechniken gelang es ihnen, hunderte von Knochenfunden auf einen Zeitraum zu bestimmen, der ein bis zwei Millionen Jahre zurückreichte. Damit wurde die Evolutionsgeschichte des Menschen erheblich ausgeweitet. Die Dichte der Funde belegt mittlerweile, dass der Ursprung der Menschheit in Afrika zu suchen ist, d. h. ungeachtet der Ausbreitung von Vorläufern des Homo Sapiens in andere Weltregionen fand die eigentliche Weiterentwicklung vom Australopithecus über den Homo Erectus zum Homo Sapiens vor ca. 200 000 Jahren im südlichen Afrika statt. Vor ca. 70 000 Jahren begannen diese Menschen, sich auch außerhalb Afrikas auszubreiten. Dies gelang ihnen aufgrund ihres spezifischen Entwicklungspfades, denn der Homo Sapiens entwickelte sich aus derjenigen Vorform des Menschen, die sich nicht mehr biologisch durch Mutation an wechselnde Habitate anpasste, sondern kulturell, indem sie Werkzeuge nutzte und soziale Techniken des Überlebens intensivierte.
In den letzten Jahrzehnten hat die Forschung große Fortschritte gemacht, als neue Funde das Bild der menschlichen Evolution erheblich erweiterten und differenzierten. So entdeckte im August 2008 der damals neunjährige Matthew Berger einen Knochen, über den eine bis dahin unbekannte Spezies identifiziert werden konnte, die Australopithecus sediba getauft wurde. Im Mai 2010 wurde mit dem Homo gautengensis eine weitere neue Spezies gefunden, die bereits der Gattung Mensch zuzurechnen ist. Diese südafrikanischen Funde sind weitere Belege für die These, dass sich die Vorgeschichte des Menschen offensichtlich im südlichen und östlichen Afrika abspielte und dass die Gattung Homo Sapiens sich von hier aus über den Globus ausbreitete.
Schon die Australopithecinen benutzten Werkzeuge, allerdings wenig systematisch. Erst die frühen Vertreter der Gattung Homo entwickelten Werkzeuge, die sie ursprünglich eher zufällig entdeckt haben dürften, zielgerichtet weiter. Die Kulturentwicklung beginnt nicht erst mit dem Homo Sapiens, die Steinzeit reicht viel weiter als bis zu dessen erstem Auftreten vor 70 000 Jahren zurück. Lernen ist bis zu dieser Zeit noch mit der biologischen Weiterentwicklung zum Homo Sapiens, insbesondere mit dem Wachstum des Gehirns, eng verknüpft. Beim Homo Sapiens konnte jedoch die kulturelle Entwicklung, nachdem die biologische Evolution weitgehend abgeschlossen war, ihrer Eigendynamik folgen. Menschen zeichneten sich fortan dadurch aus, dass sie als gesellschaftliche Wesen auftraten, die miteinander über Sprache und Symbolsysteme kommunizierten.
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