Dafür spare ich an so ziemlich allem anderen. Ich kaufe meine Lebensmittel nur beim Discounter, fahre einen uralten, klapprigen Wagen, bei dem fraglich ist, ob er den nächsten TÜV überlebt, und wohne in einer günstigen Einzimmerwohnung. Alles, was am Ende des Monats übrig bleibt, geht an meine Eltern. Um sie zu unterstützen, um ihnen das Leben ein wenig leichter zu machen. Aber ist das richtig? Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass ich so ziemlich alles dafür tun würde, wenn ich meinen Eltern und besonders meinem Vater helfen könnte. Ich würde mich selbst aufgeben – und irgendwie mache ich das ja auch durch meinen Plan, mir einen Millionär zu angeln.
„Ich weiß, dass es nicht meine Aufgabe ist, Lars. Aber irgendwas muss ich machen. Ich kann nicht dabei zusehen, wie Mama zugrunde geht und Paps vor sich hinvegetiert.“ Schniefend wische ich mir über die Augen, als Tränen meine Sicht verschleiern.
„Vielleicht sollten wir doch darüber nachdenken, ob ein Pflegeheim …“
„Nein! Hör auf, Lars! Darüber haben wir schon gesprochen!“, unterbreche ich meinen Bruder sofort. „Paps wird nicht in ein Heim kommen! Das würde er nicht überleben und Mama wahrscheinlich auch nicht. Wir können die beiden nicht trennen und Mama würde dem auch nicht zustimmen. Überleg doch mal, das nächste Heim ist beinahe dreißig Kilometer entfernt und hat einen ganz miesen Ruf. Alle anderen sind noch weiter weg, und wenn du ein wirklich gutes Pflegeheim möchtest, musst du dafür entsprechend zahlen. Mama würde jeden Tag hinfahren wollen und mit den Benzinkosten wären wir dann finanziell auch nicht besser aufgestellt als mit einer Pflegekraft. Mal abgesehen von der Zeit, die Mama täglich unterwegs wäre. Sie möchte das nicht, das hat sie ganz klar gesagt!“
„Ist ja gut! Du hast ja recht. Ich weiß halt einfach so langsam nicht mehr weiter.“ Die letzten Worte sind kaum noch mehr als ein Flüstern. Ein Flüstern, das mir deutlich zeigt, wie verzweifelt Lars ist. Auch er hat nicht mehr lange die Kraft, alles allein zu schaffen. Er kann es nicht mit ansehen, wie unsere Eltern unter der Situation leiden.
„Lass uns am Wochenende noch mal in Ruhe reden. Vielleicht finden wir ja eine Möglichkeit“, sage ich sanft.
„Ja, das machen wir. Mama freut sich übrigens schon sehr auf deinen Besuch.“ Lars’ Stimme klingt wieder fester, sicherer.
„Hey, das hört sich ja an, als würde ich nur alle Jubeljahre mal bei euch auftauchen. Ich war letztes Wochenende erst da!“, beschwere ich mich scherzhaft.
„Ach komm, Mucki. Du weißt doch, wie sie ist. Ihr kleines Mädchen allein in der großen Stadt. Sie macht sich halt Sorgen.“
Gespielt genervt seufze ich auf. „Ob ihr wohl irgendwann mal lernen werdet, dass ich schon groß bin und auf mich aufpassen kann?“ Ein leises Lachen klingt durch das Telefon und ich stimme mit ein. Meine Beschwerde ist nicht wirklich ernst gemeint, ich weiß ja, sie meinen es nur gut mit mir.
„Ist Mama denn da?“, frage ich.
„Ja, klar. Warte, ich gebe sie dir.“ Ich höre, wie Lars nach unserer Mutter ruft.
„Ich freue mich auf Samstag!“, sage ich noch und verabschiede mich dann von meinem Bruder, bevor er das Telefon an meine Mutter übergibt.
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