Emmanuel Carrère - Yoga

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Alles beginnt gut: Emmanuel Carrère fühlt sich souverän als Herr über sein gelungenes Leben und plant ein heiteres, feinsinniges Büchlein über Yoga zu schreiben. Mit leichter Ironie, aber auch echter Hingabe wollte er dem Leser seine Erkenntnisse über Yoga enthüllen, das er er seit einem Vierteljahrhundert betreibt: ein Buch voller Weisheit über das Verhältnis zur Welt, wenn man Abstand zum eigenen Ego gewinnt. Zunächst läuft alles bestens, doch dann wird er während seiner Recherchen vom Tod eines Freundes beim Anschlag auf Charlie Hebdo eingeholt und gleich darauf von einer unkontrollierbaren Leidenschaft erschüttert. Von einem Tag auf den anderen kippt sein Leben, eine bipolare Störung wird diagnostiziert, und Carrère verbringt vier quälende Monate in der geschlossenen Psychiatrie, wo er versucht, seinen Geist mit Gedichten an die Leine zu legen. Entlassen und verlassen lernt er auf Leros in einer Gruppe minderjähriger Geflüchteter ganz anders Haltlose kennen. Zurück in Paris stirbt sein langjähriger Verleger – und doch gibt es am Ende auch wieder Licht. Denn Yoga ist die Erzählung vom mal beherrschten, mal entfesselten Schwanken zwischen den Gegensätzen. Durch schonungslose Selbstanalyse zwischen Autobiografie, Essay und journalistischer Chronik gelingt Carrère der Zugang zu einer tieferen Wahrheit: Was es heißt, ein in den Wahnsinn der Welt geworfener Mensch zu sein.

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Wie ich in meinem Fragebogen notiert hatte, habe ich zu meditieren begonnen, als ich noch Tai-Chi praktizierte. Kennen Sie Tai-Chi? Diese sehr langsamen Bewegungen, die oft ältere Leute in chinesischen Jacken in Parks machen? Ist es ein Tanz? Gymnastik? Eine Kampfkunst? Ursprünglich war es eine Kampfkunst, doch oft wird es leider losgelöst von dieser Dimension unterrichtet. Ich kann dem Zufall nicht dankbar genug sein, dass ich aus purer nachbarschaftlicher Nähe im Dojo de la Montagne in der Rue de la Montagne-Sainte-Geneviève gelandet bin und nicht in einer dieser New-Age-Gruppen, die damals gerade aus dem Boden zu schießen begannen und in denen man ermuntert wurde, bei brennenden Räucherstäbchen seine Chakren zu öffnen. Räucherstäbchen waren nicht die Sache vom La Montagne, der ältesten Karateschule von Paris, die in den Fünfzigerjahren von einem Pionier namens Henry Plée gegründet und, als ich dazustieß, von seinem Sohn Pascal geleitet wurde. Pascal hatte zu seinem dritten Geburtstag einen weißen Gürtel geschenkt bekommen und später eine ganze Generation von Karateka ausgebildet, doch als er im Laufe der Zeit feststellen musste, dass das intensive Training ihm Rücken, Knie und Gelenke ruinierte, hatte er begonnen, nach sanfteren, weniger ruckartigen Techniken zu suchen, die eher mit Beweglichkeit als mit Kraft arbeiteten. So war er dabei gelandet, unter Anleitung eines chinesischen Meisters namens Yang Jin-Ming Tai-Chi zu lernen – Doktor Yang Jin-Ming, denn dieser war nicht nur ein Praktiker, sondern auch ein hochangesehener Forscher auf dem quasi unendlichen Gebiet der sogenannten inneren Kampfkünste. Ich habe noch ein halbes Dutzend Bücher von ihm, die ich damals gierig verschlungen habe. Denn nach einigen Monaten im La Montagne war ich in seinem Bann und blieb es für fast zehn Jahre. Fast zehn Jahre lang verbrachte ich drei oder vier Trainingseinheiten pro Woche – ohne Doktor Yangs jährlichen Intensivworkshop mitzurechnen – in dieser eigenartigen Gesellschaft, die eine Kampfkunstschule ist. Statt Abendessen oder Partys mochte ich immer schon lieber die Art von Zusammenkünften, bei denen man sich nicht nur trifft, um zu reden und sich zu sehen , wie man so sagt, sondern bei denen man etwas miteinander macht. Es ist fast egal was, ob Bergwandern, Fußball oder Motorradfahren; mein persönliches Ideal wäre gewesen, mit ein paar Freunden Kammermusik zu machen. In einem Amateurstreichquartett zum Beispiel Bratsche zu spielen: sich bei dem einen oder anderen zu treffen, der Form halber ein paar Worte zu wechseln, schnell die Pulte aufzuklappen, die Noten aufzuschlagen und beim sechzehnten Takt des Andante con moto dort weiterzumachen, wo man das letzte Mal aufgehört hatte. Ich beneide meinen Kollegen Pascal Quignard darum, solche Freuden zu kosten, doch leider muss ich Musik lieben, ohne sie spielen oder lesen zu können. Das Praktizieren von Tai-Chi hat allerdings, glaube ich, viele Ähnlichkeiten mit dem Spielen eines Instruments oder dem Singen. Es erfordert dieselbe Ausdauer und dieselbe Mischung aus Beharrlichkeit und Loslassen, und ich denke voller freundschaftlicher Gefühle an all die verschieden gearteten Leute aus so unterschiedlichen Milieus, mit denen ich so viele Stunden damit verbracht habe, unendlich langsame Bewegungen zu wiederholen und zu verfeinern, so wie ein Pianist das wiederholt und verfeinert, was auf dem Klavier dieser unendlichen Langsamkeit entspricht: ein Pianissimo. Fast hätte ich behauptet, wir alle seien aus demselben Grund dagewesen und hätten dasselbe Ziel verfolgt, aber das stimmt nicht ganz. Im La Montagne gab es zwei Familien unterschiedlicher Herkunft. Zum einen die Alteingesessenen rund um Pascal, robuste Karateka, die in erster Linie da waren, um ihre Mitmenschen treten zu lernen, und zum anderen die, die ich wegen ihres Unterschieds zu den Tretern die Spiritualisten nennen würde: keine esoterischen Plapperer, die wurden vom hohen Anspruch des Dojo schnell vertrieben, sondern Leute, die sich in irgendeiner Weise für Zen, Tao und Meditation interessierten. Und das Schöne war: Unter dem doppelten Patronat von Pascal und Doktor Yang gelang es diesen beiden Familien, nicht nur friedlich zu koexistieren, sondern sich in ihren Interessen sogar zu bereichern. Auf ganz natürliche Weise und obwohl man die einen wie die anderen schockiert hätte, wenn man ihnen eine solche Entwicklung vorausgesagt hätte, fanden sich die Spiritualisten dabei wieder, so wie ich neben Tai-Chi auch noch Karate zu praktizieren, um den Kampfcharakter des Tai-Chi auszuloten, und umgekehrt die Treter, unbewegt auf kleinen Kissen ihre Atmung zu beobachten.

Es ist schwer

Unbewegt auf einem kleinen Kissen seine Atmung zu beobachten ist genau das, was man Meditation nennt, eine Praktik, die immer beliebter wird und die das einzige Thema dieser Erzählung gewesen wäre, wenn das Leben sie nicht, wie Sie noch sehen werden, in stürmischere Gegenden geweht hätte. Doktor Yang – Gott hab ihn selig – lehrte Meditation mit Bedacht. Er war Chinese und liebte gute Technik, er mochte nicht, wenn Dinge auf die Schnelle gemacht wurden, und betrachtete die Meditation als Krönung jeder Kampfkunst, aber auch als eine gefährliche Übung, weil sie äußerst starke Kräfte weckt. Er warnte uns vor ihren Gefahren, denen ich für meinen Teil scheinbar nie ausgesetzt war oder ich war mir dessen nicht bewusst oder, noch wahrscheinlicher, habe diese Stufe nie erreicht, ab der sie wirklich bedrohlich wird, und werde sie auch nie erreichen. Da Doktor Yang nicht wollte, dass wir uns auf den gefährlichen Wegen verirren, die ins eigene Innere führen, sich dort verzweigen und in Abgründe münden, und ein bisschen auch, als wolle man Anfängern einen Vorgeschmack auf die Verzückungen geben, die sie erwarten, wenn sie nur dranblieben, lehrte er uns mit vielen Diagrammen ein paar Grundzüge der Mediation wie Meridianverläufe, normale (buddhistische) und umgekehrte (taoistische) Atmung und den Kleinen und Großen Kreislauf, und wie ich auf dem Fragebogen zu meinem Niveau angegeben hatte, kenne ich mich ein wenig mit dem Kleinen Kreislauf aus. Später bin ich einem anderen Lehrer begegnet, Faek Biria, der seine profunde Kenntnis des Iyengar-Yoga von dessen Gründer B. K. S. Iyengar selbst erlangt hat, und Faek Biria geht weiter als Doktor Yang. Er behauptet, um die Grundzüge des Meditierens kennenzulernen, brauche man mindestens zehn Jahre regelmäßige Praxis. Man müsse erst Becken, Brust und Schultern geöffnet und die Bandhas und Chakren kontrolliert haben und alle Pranayama-Techniken beherrschen, bevor es zu dieser mysteriösen Art von Verwandlung komme, die wir Meditation nennen, und sie komme ganz von allein. Alles, was man zuvor getan habe, habe nur ein Ziel gehabt: ihr den Weg zu ebnen. Würde jemand in eine Iyengar-Yogaschule gehen und naiv fragen, ob man hier denn neben den Yogastellungen auch ein bisschen Meditation mache, würde man ihn zwar nachsichtig, aber doch wie einen Volltrottel anschauen. Man würde ihm freundlich erklären, ob die gerade angesagten Gurus und Bücher zur Persönlichkeitsentwicklung etwas Meditieren nennen oder heiße Luft, sei Jacke wie Hose: Wenn man diese lange Vorbereitung nicht gemacht habe, könne man sich noch so viele tausend Stunden auf sein Zafu setzen und auf den Atem oder die Stelle zwischen den Augenbrauen konzentrieren, da könne man auch gleich Mittagsschlaf halten.

Es ist einfach

Diese beiden mir persönlich bekannten Lehrer sind große und wahre Meister, sie sind sowohl Forscher als auch Künstler in ihren Disziplinen und ich will ihre Autorität auf keinen Fall infrage stellen. Dennoch glaube ich vom Sockel meiner rudimentären Erfahrung herab, dass man auch über einen weniger steinigen Weg Zugang zum Meditieren finden kann, über einen schmalen, ganz unspektakulären Pfad, den jeder betreten kann, und dass die Technik, um ihn zu gehen, in fünf Minuten erlernbar ist. Sie besteht darin, sich hinzusetzen, sich eine Zeitlang nicht zu bewegen und nicht zu reden. Alles, was in der Zeit passiert, in der man reglos schweigend dasitzt, ist Meditation. Ich habe oft nach einer guten, möglichst treffenden, einfachen und umfassenden Definition gesucht und habe mehrere andere gefunden, die ich im Laufe dieser Erzählung nach und nach aus dem Ärmel ziehen werde, aber diese scheint mir für den Anfang die beste, denn sie ist die konkreteste und am wenigsten einschüchternde. Deshalb noch einmal: Meditation ist alles, was in der Zeit in einem passiert, in der man reglos schweigend dasitzt. Die Langeweile ist Meditation. Die Knie-, Rücken- und Nackenschmerzen sind Meditation. Die störenden Gedanken sind Meditation. Das Grummeln im Bauch ist Meditation. Der Eindruck, mit einem pseudospirituellen Dings seine Zeit zu verlieren, ist Meditation. Der Anruf, den man in Gedanken schon vorbereitet, und die Lust, aufzustehen und ihn zu tätigen, ist Meditation. Der Widerstand gegen diese Lust ist Meditation – ihr nachzugeben allerdings nicht. Das ist alles. Mehr nicht. Alles, was darüber hinausgeht, ist zu viel. Wenn man genau das regelmäßig zehn oder zwanzig Minuten oder eine halbe Stunde am Tag macht, verändert sich das, was in dieser Zeit, in der man reglos schweigend dasitzt, in einem vorgeht. Die Haltung verändert sich. Die Atmung verändert sich. Die Gedanken verändern sich. Sie verändern sich, weil sich sowieso immer alles verändert, aber auch, weil man sie beobachtet. Beim Meditieren tut man nichts anderes und soll auch gar nichts anderes tun als zu beobachten. Man beobachtet das Auftauchen von Gedanken, Gefühlen und Empfindungen im Bewusstsein, und man beobachtet ihr Verschwinden. Man beobachtet ihre Stützpfeiler, ihre Angelpunkte und Fluchtlinien. Man beobachtet ihr Durchziehen. Man bleibt nicht an ihnen hängen und stößt sie auch nicht fort. Man folgt ihrem Strom, ohne sich davon mitreißen zu lassen. Und dadurch, dass man genau das tut, verändert sich das Leben selbst. Man ist sich dessen zuerst nicht bewusst. Man hat den vagen Eindruck, kurz vor etwas zu stehen. Und nach und nach wird es klarer: Man löst sich ein bisschen, ein ganz kleines bisschen von dem, was man das Selbst nennt. Ein ganz kleines bisschen ist schon viel. Sehr viel. Es lohnt sich. Es ist eine Reise. Am Anfang der Reise, sagt ein Zen-Gedicht, sieht der Berg in der Ferne aus wie ein Berg. Im Laufe der Reise verändert der Berg ständig sein Aussehen. Man erkennt ihn nicht wieder, ein Trugbild ersetzt ihn und man weiß gar nicht mehr, worauf man zugeht. Am Ende der Reise ist es wieder ein Berg, aber er hat nichts mehr mit dem gemein, was man vor langer Zeit aus der Ferne gesehen hat, als man losgegangen ist. Jetzt ist er wirklich ein Berg. Endlich sieht man ihn. Man ist angekommen. Man ist da.

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