Lucie Faulerová - Staubfänger

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Die 28-jährige Anna lebt allein in einer Wohnung voller Nippes, der Staub ansetzt. Nur ihre Arbeit im Callcenter oder die Treffen mit ihrer Schwester Dana, einer dreifachen Mutter, durchbrechen zeitweise ihren Strom sardonischer Selbstgespräche. Verfolgt von einer dämonischen Gedankenwelt, die sie immer wieder auf unterschiedliche Weise sterben lässt, kämpft Anna gegen ihre traumatische Vergangenheit an, die nach und nach aufgedeckt wird. Doch in diesem Buch ist nichts gewiss: Erinnerung und Fantasie, Vergangenheit und Gegenwart, Wahrheit und Lüge verschwimmen, und stets meldet sich ein Erzähler zu Wort, der Annas Version der Ereignisse beständig widerspricht.
Ein schwindelerregender Roman über eine junge Frau voller Zorn und zynischem Witz, seelischer Abgründe und spitzzüngiger Raserei. Mit ihrer unkonventionellen Sprache, einer bestechend klaren Beobachtungsgabe und erzählerischem Geschick inszeniert Lucie Faulerová die Tiefen der menschlichen Psyche. Ein Buch, das einen nicht mehr loslässt.

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Ich sage es euch ganz ehrlich, so eine Arbeit ist nichts für Sensibelchen. Wenn eine Zwölfstundenschicht zu Ende geht und ihr das fünfhundertste Gespräch führt, in dem euch ein grimmiger Rentner dermaßen beschimpft, dass ich es nicht einmal wiedergeben kann, denn eine derbe Ausdrucksweise versaut das Karma, dann kann man schon mal die Nerven verlieren. Und wenn man sie Tag für Tag verliert, dann bekommt man mit der Zeit Minderwertigkeitskomplexe, man wird ein Nervenbündel, das nichts mehr aushält, weder den Druck der Anrufer, damit die ja nicht denken, man sei eine blöde … (drei Punkte = karmische Zensur), noch den Druck des Chefs, der meint, man müsse die Anrufer schneller abfertigen, oder den Druck des Ehemanns und der Familie, die meinen, man sollte ausgeglichener sein, oder den Druck der eigenen Nerven, die meinen, man soll auch in der Freizeit mit seiner Umgebung kommunizieren. Und wenn ihr diese Frettchen auf Speed nicht aushaltet, die euch leiten und euch zwingen, bei jedem Teambuilding-Scheiß mitzumachen, und die euch zwingen, sonnig und herzig zu sein, weil wir alle an einem Strang ziehen, und blableblibloblu, dann bleibt gleich erstmal lieber draußen. Nein, ich bin wirklich nicht sonnig und auch nicht herzig und an einem Strang ziehe ich schon gar nicht, aber ich kann das alles sehr gut spielen oder ich kann mich so geschickt rausreden, dass sie mich in Ruhe lassen.

»Guten Tag, Anna Kaplanová am Apparat, wie kann ich Ihnen helfen?«, frage ich, die Finger auf der Tastatur bereit. Alle zehn. Meine gefeilten Nägel warten nur darauf, eine Symphonie für diese Idioten zu spielen. Mit der rasenden Fahndung nach Wahrheit und Informationen loszulegen. Meine zehn gierigen Helfer. Wir sind da. Wir warten. Gierig nach einer Frage. Ihr braucht mich. Also fragt mich.

»Ich bräuchte die Zugverbindung von Ostrava-Poruba nach Prag.«

Ich suche die nächste Verbindung und beim Vorlesen der Abfahrtszeiten beiße ich von einer Lakritzstange ab. Die mehrjährige Praxis lehrt einen, wie man isst, ohne dass es in der Stimme zu erkennen ist. Außerdem, wir Mitarbeiter des Jahres dürfen das. Meine Chefin winkt mir von ihrem Tisch aus zu, tippt mit dem Finger auf ihre Armbanduhr und wartet, bis ich nicke. Diese Geste ist ihr Code, mit dem sie mich an unsere Besprechung erinnert. Ja, so aktiv sind wir hier. Wir deuten uns zu, denn es gibt nicht genug Zeit, um miteinander zu sprechen. Ich sehe, wie mir meine dicke, vierzigjährige, in einen Militäranzug gezwängte Chefin mit schwarzer Vaseline unter den Augen zuwinkt; sie springt zu Boden, rollt Fässer zur Wand, wo sie unbeholfen in die Hocke geht, ein Tier imitiert, etwa eine Ente, mir dann unlogische Signale mit den Fingern gibt, das Schattenbild einer Giraffe an die Pinnwand wirft, sich zum Schluss auf die Armbanduhr klopft und durch die gläserne Tür davonschleicht. Ich hole eine Granate aus meiner Hosentasche, ziehe ihre Sicherung mit den Zähnen heraus und werfe sie ins Besprechungszimmer.

Ich vergeude eine Stunde meines ansonsten gänzlich vollwertigen Lebens voller Höhen und Tiefen, Aktion und Reaktion, Reproduktion und Reinkarnation, und nach der Besprechung, wo sich alle mit allen beraten, sonnig, und schwupps, so ein Mist und noch einer dieser witzigen Slogans, ich halte mir den Bauch vor Lachen, ba-dam tsss, als würde ich auch so witzig sein wollen, ach ja, nach der Besprechung gehe ich zurück in mein Gehege. Für heute ist Feierabend, also packe ich meine Sachen, aber da spüre ich, wie mir jemand auf die Schulter tippt. Ich zucke zusammen. Meine Chefin zwitschert mir zu, sie würde mir gern noch ein Feedback geben, was bedeutet, dass sie einen an ihren Schreibtisch führt, da nach oben, da zu den Fenstern, an ihren Thron an der Stirnseite des Callcenters. Das bedeutet, dass man in einem Sessel Platz nimmt, der größer und bequemer ist als der, den man in seinem Gehege stehen hat, und dass sie einem samtgepolsterte und mit Edelsteinen besetzte Kopfhörer aufsetzt, schöner und hochwertiger als die, die man in seinem Gehege trägt, und dann spielt sie einem ein Gespräch vor oder zwei; ein Gespräch, das man an diesem Tag geführt hat und das sie sich angehört hat, zu dem sie einem etwas sagen will, einen loben will, gewöhnlich jedoch im Gegenteil, gewöhnlich hat man es vermasselt und die Sonne verschwindet hinter kleinen schwarzen Wolken, nein, das ist keine Schikane, das ist doch Feedback. Ich setze die Kopfhörer auf und meine Chefin spielt das Gespräch ab. Ich habe gewusst, dass sie mir genau dieses eine vorspielen würde.

Seine Stimme klang, als würde man mit einem Teelöffel gegen eine Karamellkruste klopfen, und ich wollte, dass er mir für einen Moment direkt ins Ohr knuspert.

Ich fragte ihn: »Was, wohin?«

»Zur Esplanade.« Krach.

»Entschuldigen Sie bitte, können Sie das wiederholen? Die Verbindung ist irgendwie schlecht.«

»Sicherlich«, krach. »Zur Esplanade.«

»Können Sie mir das buchstabieren?«

»E, S, …«

»E wie Emil?«

»Ja, E wie Emil, S wie Samuel.«

Dann sagte er P wie Paula. L wie Ludwig. Krach krach.

Er sagte: »Wissen Sie, ich bin nicht aus Prag.« Und dann: »Das wäre lieb von Ihnen, ich bin schon ganz verzweifelt.«

»Wissen Sie, warum ich Ihnen das vorspiele?«, fragt mich meine Chefin.

»Ich weiß es nicht. Ich habe ihm den Weg später richtig erklärt.«

»Haben Sie ihn wirklich nicht gehört? Ich verstand ihn sofort.«

»Entschuldigung, ich nicht. Sonst hätte ich ihn doch nicht gebeten, mir den Ort zu buchstabieren.«

Meine Chefin schaut etwas verwirrt, vielleicht hätte sie auch das Gesicht verzogen, wenn sie es könnte.

»Das Vorgehen war korrekt, oder?«

»Das Vorgehen war korrekt, doch dauerte das Gespräch zwei Minuten länger als nötig gewesen wäre.«

»Aber ich habe ihn nicht verstanden.«

Ein geschlossener Kopf. Sie macht eine abwinkende Geste. »Ich werde das nicht bewerten. Es war nicht schlecht, aber nächstes Mal hören Sie besser zu. Hm?« Zum Schluss fügt sie ein bisschen zwitscherndes Gezwitscher hinzu. Ich nicke.

»Gut, das ist alles.«

»Ich würde es gern noch einmal hören, wenn ich kann.«

Meine Chefin zieht überrascht die Augenbrauen zwei Stufen höher, dann lächelt sie mich an. »Damit müssen Sie sich nicht quälen, es geht doch um nichts.«

Ich werde mich nicht quälen.

»Ich weiß, aber trotzdem würde ich es gern noch einmal hören, wenn es nichts ausmacht.«

»Gut. Aber Sie wissen, es ist Freitag? Sie sollten nach Hause gehen.«

»Keine Angst«, ich nicke.

»Fahren Sie nicht wieder mit Ihrem Freund in den Böhmerwald?«, fragt sie mich, als sie aufsteht und sich die Handtasche, eine falsche Louis Vuitton, über ihren fleischigen Arm schiebt.

»Doch, doch, ich gehe gleich.«

»Gut. Sie haben nichts zu befürchten. Sie wissen ja«, dabei streckt sie das Kinn zur Pinnwand mit meinem Foto und zwinkert mir verschwörerisch zu. Ja, das weiß ich. Sie winkt mir zu und geht und ich werfe die zweite Granate über meine Schulter. Ich setze die Kopfhörer wieder auf. Er sagte: »Ich bin verzweifelt« und ich, nur ich konnte ihn aus dieser Verzweiflung befreien. Er sagte: »Das wäre lieb von Ihnen«, und ich lächelte über seine Verwirrtheit. Ich sollte los, ich fahre doch in den Böhmerwald. Verzweifelt, verzweifelt, verzweifelt.

Ja, das hätte ich fast vergessen. Ich klopfe mir gegen die Stirn, während ich die Kopfhörer abnehme. Ich lüge manchmal.

ZWEI

Es ist zwei Uhr früh, mein Arsch ist aus Holz, genauso wie der Parkettboden hier, auf dem ich schon seit einer Weile sitze. Sonst schlummere ich um diese Zeit meist voller Zufriedenheit in die Decke eingewickelt, und warte geduldig auf einen Albtraum. Aber heute kommt die Müdigkeit nicht. Die unendlich ruhige One-Woman-Show wird langsam langweilig und grenzt an Peinlichkeit, das unendlich ruhige Leben, ich, unendlich langweilig, über mich gibt es nichts zu erzählen, im Ernst, der Erzähler wartet mit verschränkten Händen oder schenkt mir Portwein nach, um meinen Abgang in den Limbus zu beschleunigen. Er langweilt sich. Mein Erzähler langweilt sich und ich habe Angst, dass er mich vielleicht verlässt, dass er vielleicht eine andere Anna findet, eine, die ihm nicht so viel Arbeit macht. Der Parkettboden knarrt, die Knochen knacken. Ba-dam tsss. Ein nervöses Husten und ein Knarzen der Sessel unter den Allerwertesten meiner zappelnden Zuschauer. Die Uhren wispern Sekunde für Sekunde, stoßen sich gegenseitig mit dem Ellbogen an und zeigen auf mich, sie synchronisieren einen Stummfilm für mich, im Fernsehen sind Köpfe, die sich öffnen. Versucht mal, ohne Ton fernzusehen. Ich möchte wetten, dass die Figuren auf dem Bildschirm dann etwas anderes sagen werden, ähnlich ist das auch umgekehrt, wenn ihr nur die Stimmen hört, ohne Bild, dann passieren in diesem Film auf einmal ganz andere Sachen. Die Leute, die mich anrufen, machen ganz verschiedene Sachen. Einige haben das Telefon zwischen Schulter und Ohr geklemmt und kochen dabei, und ich koche mit ihnen. Die Hühnerbrühe wird kräftiger, wenn man das Fleisch samt Knochen zuerst in den Backofen gibt oder in einer Pfanne anbrät. Aber ich habe keine Lust, mit ihnen eine Suppe zuzubereiten. Sie zwingen mich jedoch dazu. Sie brauchen mich. Ich bin ihre einzige Hoffnung auf eine ordentliche hausgemachte Brühe. Manche rufen mich auch über eine Freisprechanlage an und ich mache einen Ausflug mit ihnen. Von Velká Bíteš nach Znojmo kommen sie entweder über Brno oder über Hrotovice. Über Hrotovice ist es kürzer, über Brno ist es schneller. Solche normalen Sachen mache ich. Ich koche und backe und reise und schicke einen Eilboten, der einen Strauß Pfingstrosen bringt, und ich gehe zum Arzt und ins Kino und zum Friseur. Vielleicht war ich sogar schon mal ein Wochenende im Riesengebirge mit jemandem, mit dem ich davor schon mal Sushi gegessen hatte in diesem neuen Restaurant am Hauptplatz von Jičín. Wer weiß. Es gibt dutzende, hunderte, tausende Stimmen, die meisten fließen zusammen in zwei, drei universelle Töne. In einen verzerrten Ton, den mir elektronische Signale ins Ohr schicken. De facto schicken sie mir ihre tēle phōnē, also aus dem Griechischen: tēle bedeutet so viel wie fern, phōnē so viel wie Stimme. Und manchmal kriegt ihr so eine tēle phōnē nicht mehr aus dem Kopf.

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