Roberto Matthes
Hexe Lucie aus dem Erzgebirge
Ein total verrückter Tag
Impressum
Hexe Lucie aus dem Erzgebirge
Roberto Matthes
1.Auflage, 2017
Annaberg-Buchholz
Alle Rechte vorbehalten
Text, Layout und Illustrationen: Roberto Matthes
Lektorat: Eva-Maria Hommel
Korrektorat: Verena Metzler
published by: epubli GmbH, Berlin
www.epubli.de
Die kleine Hexe Lucie und ihr Hexenhaus
In Lucies Laden
In der Bäckerei von Meister Hempel
Am Marktplatz in Silberberg
Die tollen Lebkuchenmännlein
Murmelade und Flugsalbe
Zauberei in der Backstube
Das schwebende Fräulein Birnbaum
So ein Durcheinander!
Lucie lässt sich etwas einfallen
Ein leckeres Abendessen
Endlich zu Hause
Die kleine Hexe Lucie und ihr Hexenhaus
Im Erzgebirge liegt zwischen den Gemeinden Boží Dar und Annaberg-Buchholz die kleine Stadt Silberberg. Gleich vor den Toren dieser Ortschaft ist ein großer Wald mit vielen alten Buchen und Tannen, in dem die kleine Hexe Lucie lebt. Das winzige Häuschen, in dem sie wohnt, hat sie von ihrer Großmutter, der weisen Hexe Leopoldine, geerbt.
Diese war mittlerweile schon 159 Jahre alt und in das Seniorenheim „Zur grauen Katze“ umgezogen. Deshalb schenkte sie das Haus ihrer Enkelin Lucie. Die kleine Hexe war darüber sehr erfreut, hatte sie doch erst vor kurzer Zeit ihr Zauberdiplom an der Königlichen Hexenschule bestanden, und nun konnte sie schon in ein eigenes Haus umziehen.
Lucies Eltern, die kluge Kräuterhexe Laura und der berühmte Magier Lubomir aus Böhmen, waren darüber nicht sonderlich froh. Aber schließlich willigten sie ein und halfen ihr beim Umzug. Natürlich würden sie auch weiterhin ein wachsames Auge auf ihre geliebte Tochter haben.
Die kleine Hexe begann nun, sich in dem Häuschen ihrer Großmutter einzurichten. Hier gab es alles, was sie brauchte: Einen Kräuter- und Gemüsegarten, um all die Pflanzen anzubauen, die sie für ihre Zaubertränke brauchte, einen Bach mit frischem Quellwasser, einen alten Baum, der Schatten spendete … Und sie konnte mit allen Tieren im Wald reden. Ihre Sprachen beherrschte sie gut. Außerdem würde sie hier ungestört ihre neuesten Zaubersprüche ausprobieren können, und wenn mal etwas schieflief (was gar nicht so selten passierte), kam dabei niemand zu Schaden.
Lucies kleines Haus war ganz aus Tannenholz gebaut, mit einem spitzen, roten Dach. Darauf stand ein etwas schiefer Schornstein, aus dem weiße Rauchwölkchen in den Himmel aufstiegen. Obwohl das Häuschen so winzig war, gab es darin erstaunlich viel Platz: Es war ein Keller vorhanden, eine gut gefüllte Speisekammer, eine kleine Küche, ein Wohnzimmer und gleich unter dem Dachboden lag Lucies kuscheliges Schlafzimmer, das sogar einen klitzekleinen Balkon hatte. Nur die Dusche war im Garten und wurde von einer klaren Bergquelle gespeist.
Heute war Montagmorgen, der Tag, an dem Lucie ihren Laden in Silberberg eröffnen würde. Die Vögel im Wald hatten deshalb schon eine Stunde früher als üblich ihre Lieder angestimmt, um die kleine Hexe aus dem Schlaf zu wecken. Doch das war eigentlich gar nicht nötig. Denn sie war so aufgeregt, dass sie fast die ganze Nacht kein Auge zugetan hatte. Aber es half alles nichts: Auch wenn sie noch sehr müde war, musste sie jetzt aufstehen.
In ihrem Garten duschte sie unter kaltem Quellwasser, machte sich danach ein Frühstück und trank einen würzigen Kräutertee dazu. Mit einem Zauberspruch war das Geschirr blitzblank gewaschen und im Schrank verstaut. Sie schaute noch schnell in ihrer Keksdose nach, ob noch genügend Zimtsterne da waren. Zimtsterne waren nämlich Lucies Lieblingsgebäck. Es waren genau sieben Stück, Lucies Glückszahl, perfekt!
Nun packte sie flink ihren Rucksack, schnappte sich ihren Besen und schloss die Tür des kleinen Häuschens zu. Ihr Herz pochte. »Ganz ruhig«, sagte sie zu sich selbst, »das schaffst du schon, was soll schon schiefgehen?« Dann setzte sie sich auf ihren Hexenbesen und flog den Waldweg in Richtung des kleinen Städtchens Silberberg hinunter. Sie kam an Bauernhäusern mit Feldern und Obstgärten vorbei und winkte freundlich den Leuten zu, die dort wohnten.
Gleich nach dem Stadttor bog sie rechts ab, tuckerte langsam durch die Tempo-30-Zone und hielt dann schnurstracks auf ihren Laden zu. Die Fenster mit den roten Holzrahmen waren spiegelblank poliert und dahinter hing ein Schild, auf dem in großen Buchstaben stand: „Lucies zauberhafter Laden“. Zu beiden Seiten der Eingangstür blühten zwei kleine Bäumchen. Alles sah genauso aus, wie Lucie es sich wünschte.
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