Cristina Morales - Leichte Sprache

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Leichte Sprache erzählt die Geschichte von vier Frauen, die mit der Diagnose einer geistigen Behinderung in einer betreuten Wohnung im gentrifizierten Barcelona leben. Nati beschreibt ihre Symptomatik als »Schiebetüren-Syndrom«: Unter Druck verändert sich ihr Verhältnis zur Umwelt. Alle vier haben Lernschwierigkeiten. Marga ist Analphabetin und sexuell überaus aktiv, Àngels stottert, Patri hat Logorrhö. In integrativen Tanzgruppen und in der Hausbesetzerszene Barcelonas versuchen die Frauen, sich von der Bevormundung durch staatliche Einrichtungen und Justiz zu befreien und ein selbstbestimmtes Leben zu führen. So scharfsinnig wie wütend demaskiert die Tänzerin Nati die Ideologie der nach den Vorstellungen der »neoliberalen Macho-Faschos« funktionierenden Gesellschaft, ihre Cousine Àngels entdeckt mit »leichter Sprache« ein Instrument der Teilhabe und verfasst ihre Lebensgeschichte auf WhatsApp mit erstaunlicher Poesie. Vielstimmig erzählt Cristina Morales vom Leben dieser Frauen und montiert dabei Gerichtsakten, Protokolle der anarchistischen Okupas und ein Fanzine zu einem großen Roman.

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Diejenigen, die sich selbst die Nägel schneiden (was die am wenigsten Behinderte von allen und die am zweitwenigsten Behinderte von allen tun, Letztere ist daran zu erkennen, dass sie raucht, ohne zu husten, und sich schminkt), die haben die Macht zu entscheiden, wann die anderen sich die Nägel schneiden lassen sollen, und darüber hinaus, wann und in welcher Farbe sie sie lackieren sollen und wann und wie sie ihre Haare schneiden sollen, aber das mit den Haaren bestimmt die am wenigsten Behinderte von allen, die gibt vor, wann sie zum Friseur gehen, und dieser Befehl ist nicht verhandelbar (sie bezahlt, denn ihre Teilnahme am Pilotprojekt zur Integration in den Arbeitsmarkt als Regalbefüllerin im Mercadona macht sie zur Schatzmeisterin des Hauses), auch nicht für die am zweitwenigsten Behinderte, die mit einer Einschränkung von 52 % und 324 Euro staatlicher Rente den anderen lieber selbst die Haare schneiden würde.

Die am drittwenigsten Behinderte von allen ist die ruhigste, sie wirkt am sanftesten und nimmt die meisten Pillen, denn die Psychiaterin hat ihr gesagt, dass sie nicht nur behindert ist, sondern außerdem noch depressiv, weil sie behindert ist, denn eines schönen Tages hat Marga (66 %, 438 Euro), so heißt die am drittwenigsten Behinderte, glasklar begriffen, dass sie zurückgeblieben ist und dass die drei Frauen, mit denen sie zusammenlebt, es ebenfalls sind, und diese Erkenntnis, das sagt die Psychiaterin, brachte Marga dazu, entweder irgendwo in der Wohnung heimlich zu masturbieren, so wie eine Katze, die als Zeichen des Protests, dass man sie so lange allein gelassen hat, in die Ecken pinkelt und scheißt, oder aber eingeschlossen in ihrem Zimmer zu masturbieren, um dort der Wut und den spontanen Ohrfeigen ihrer Cousine Patricia zu entgehen, der am zweitwenigsten Behinderten, die sich schminkt.

Wenn ihr Durchblick durch die Pillen getrübt ist, kann Marga wieder das tun, worin sie am besten ist: putzen. Aber da Marga letztlich die fast am meisten Behinderte von allen ist, lassen sich weder ihre Cousine zweiten Grades Patricia noch ihre Cousine Àngels, so heißt die Exmitarbeiterin des Mercadona, auch nur ansatzweise etwas von ihr sagen. Nur die Behinderteste von allen geht der depressiven Margarita gelegentlich zur Hand. Auch wenn die Sozialarbeiterin Susana Gómez und die Psychologin Laia Buedo darauf drängen, dass die arme Nati, die am sogenannten Schiebetürensyndrom leidet (70 %, 1118 Euro), so oft wie möglich an die Luft und etwas tun soll, worauf sie Lust hat, möchten ihre Halbschwester Patricia und ihre Cousine zweiten Grades Àngels nicht mit ihr ausgehen, weil sie befürchten, die Verhaltensweisen ihrer vormaligen nichtbehinderten Betreuer, Krankenpfleger, Fürsorger, Erzieher und Sozialarbeiter zu reproduzieren, von denen sie sich mit so viel Mühe emanzipiert haben. Nati hat wie alle Bewohnerinnen dieser betreuten Wohnung der Generalitat einen Schlüssel, und im Prinzip kann sie kommen und gehen, wann sie will. Margarita bin ich, aber in der Okupa-Szene möchte ich sicherheitshalber Gari genannt werden.

Als wir die Musik hörten, sind wir alle in unseren jeweiligen Nachthemden in Zartviolett, Babyblau, Pistaziengrün und Pastellgelb auf den Balkon gegangen. Das pastellgelbe ist meins. Abgesehen von der Farbe sind sie alle gleich, und wir sehen damit aus wie verrückte alte Damen, denn heutzutage trägt keine Frau mit 32 (Nati), 33 (Patricia), 37 (ich) oder auch 43 Jahren (Àngels) ein Nachthemd. Sie sind aus dem Chinaladen und vollsynthetisch – du gehst kaputt, so schwitzt du darin, aber wenn ich es mir ausziehen würde, wäre ich barbusig, mein schöner Rothaarigen-Busen wäre nackt, und Patri würde mich ausschimpfen, denn sie hat im Vergleich zu mir 14 % weniger Behinderung, aber auch 99 % weniger Titten, und wenn ich nackt bin oder nur im BH, dann glotzt sie meine Dinger mit ihren zweiundfünfzig Prozentpunkten geistiger Zurückgebliebenheit an und ihre rot geschminkte Unterlippe hängt runter. Damit ich nicht das Epithelgewebe meiner Cousine angucken muss, stopfe ich mir mein Nachthemd einfach in die Unterhose (auch so ein synthetisches Chinateil, in dem man schwitzt), um Luft an die Beine zu lassen, meine Hammer-Rothaarigen-Beine mit Cellulitis-Dellen unter den Pobacken, sinnliche Versprechen.

Nati in ihrem pastellpistaziengrünen Nachthemd sagte, dass die vom Bürgerzentrum gegenüber sind und mit ihr im Tanzkurs waren. Àngels in ihrem bauschigen, babyblauen Nachthemd fragte, ohne vom Handy aufzusehen, warum sie nicht bei der Abschlussaufführung ihres Kurses mitmacht, aber sie fragte das mit einem Lachen, sie lachte, ohne den Blick von ihrem Handy zu lösen, sodass es schien, als würde sie über das Handy lachen oder über etwas, was sie im Handy gesehen hatte. Vielleicht lachte sie wirklich deshalb, und die Frage, warum sie nicht mit ihren Kameradinnen tanzte, war ernst gemeint. Nati, die wegen ihres Schiebetürensyndroms Witze nicht erkennt oder nicht versteht, nahm die Frage ernst, so wie sie alles ernst nimmt, und antwortete das Gleiche wie immer: Weil das alles Faschisten sind und weil das Bürgerzentrum eine Tagesstätte für Erwachsene ist, und die ist noch schlimmer als die Bastelgruppe in den Heimwerkstätten (die Bastelgruppe hat nichts mit den Nachthemden unserer Pastellgruppe zu tun; das ist ein Ort, wo die geistig Behinderten hingehen und sich mit Handarbeiten beschäftigen müssen).

Nati ist zwar reaktionärer als eine Reliquienmonstranz, aber es ist auch so, dass Àngels die am wenigsten und Nati die am meisten Behinderte ist, und darum ist es sehr leicht für Àngels, sich über sie lustig zu machen, obwohl Nati auch diejenige ist, die von uns allen am aufrechtesten geht und mit der größten Anmut, wahrscheinlich weil sie mal Tänzerin war.

Patricia, violettes Nachthemd und violette Finger- und Fußnägel, mahnte sie zur Ruhe, weil die Aufführung anfing. Auf einer Bank auf dem Platz saß eine Frau und spielte Cello, und zwei weitere Frauen bewegten sich wie schnurrende Katzen auf den Bänken gegenüber vom Chinesen, der aus seinem Laden getreten war, um zuzuschauen. Eine dritte Tänzerin kreiste leicht und luftig um den Carmen Amaya gewidmeten Brunnen herum und streifte mit den Fingerspitzen das Wasser. Eine vierte ging roboterhaft die Treppen rauf und runter, die den Platz mit der Schnellstraße der Touris verbinden, der Strandpromenade. Eine fünfte, schon auf der Promenade, hielt sich abwechselnd mit einer, beiden oder keiner Hand am Geländer fest, und das war ihr Tanz. Jede trug eine andere Farbe, so wie wir, aber anders als wir waren sie nicht uniformiert, wir haben alle die gleichen Nachthemden, weil der Chinese Àngels alle vier Stück für zwölf Euro gegeben hat, so steht es auf der Rechnung. Um in einer betreuten Wohnung wie dieser wohnen zu dürfen, müssen wir für alles, was wir kaufen, bei der Generalitat eine Rechnung vorlegen und dabei am Monatsende immer die folgende Befehlskette einhalten: Patri, Nati und ich übergeben unsere jeweiligen Rechnungen unserer Cousine Àngels; Àngels gibt sie Diana Ximenos, das ist die Leiterin unserer Wohnung, also diejenige, die dafür sorgen muss, dass bei uns vieren die Ziele der Integration, Normalisierung und des unabhängigen Lebens erreicht werden; und die Wohnungsleiterin gibt sie dann der Generalitat. Für die Rechnungen von Àngels und Patri endet die Übergabe an dieser Stelle, aber für meine und die von Nati fehlt noch, dass die Generalitat sie derjenigen gibt, die uns beide gerichtlich entmündigt hat, also der Amtsrichterin, die dafür sorgt, dass unsere Rechtswahrerin, die Generalitat, im Interesse der Behinderten über uns wacht, obwohl die Richterin schon die Generalitat ist, Diana Ximenos ist schon die Generalitat, unsere Cousine Àngels ist schon die Generalitat, und Patricia, Natividad und ich sind auch die Generalitat, weshalb die ganze Befehlskette nichts weiter ist als eine bürokratische Kopfgeburt.

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