Cristina Morales - Leichte Sprache

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Leichte Sprache erzählt die Geschichte von vier Frauen, die mit der Diagnose einer geistigen Behinderung in einer betreuten Wohnung im gentrifizierten Barcelona leben. Nati beschreibt ihre Symptomatik als »Schiebetüren-Syndrom«: Unter Druck verändert sich ihr Verhältnis zur Umwelt. Alle vier haben Lernschwierigkeiten. Marga ist Analphabetin und sexuell überaus aktiv, Àngels stottert, Patri hat Logorrhö. In integrativen Tanzgruppen und in der Hausbesetzerszene Barcelonas versuchen die Frauen, sich von der Bevormundung durch staatliche Einrichtungen und Justiz zu befreien und ein selbstbestimmtes Leben zu führen. So scharfsinnig wie wütend demaskiert die Tänzerin Nati die Ideologie der nach den Vorstellungen der »neoliberalen Macho-Faschos« funktionierenden Gesellschaft, ihre Cousine Àngels entdeckt mit »leichter Sprache« ein Instrument der Teilhabe und verfasst ihre Lebensgeschichte auf WhatsApp mit erstaunlicher Poesie. Vielstimmig erzählt Cristina Morales vom Leben dieser Frauen und montiert dabei Gerichtsakten, Protokolle der anarchistischen Okupas und ein Fanzine zu einem großen Roman.

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Der Macho hat eine Tochter, das arme Kind. An diesem Nachmittag spazierte er mit ihr an der Hand in der Umgebung des Bürgerzentrums La Barceloneta herum. Wer hatte hier wen aus der Tagesbetreuung abgeholt? Wie in diesen Märchen aus der verkehrten Welt, wo die Hexe die Liebe des Prinzen entfacht und man die Suppe mit der Gabel isst, so holen in der TAFEBAR die Kinder ihre Eltern ab, ihre Onkel und Tanten oder Großeltern. An diesem Nachmittag führten geduldige Kinder ihre Erwachsenen zur Abschlussvorführung des Tanzkurses in der Tagesstätte, dort sollten zwölf Frauen zeigen, was sie neun Monate lang in den Kursen für Zeitgenössischen Tanz, Tanztheater und Angewandte Genderperspektiven auf die darstellenden Künste gelernt hatten. Die Show würde auf der Straße stattfinden, und während die Erwachsenen und die Direktorin Eleonora Stumpo in der Eingangshalle höflich das akademische Viertel abwarteten, um das sich das Publikum verspätete, beschäftigten die Kinder also ihre Eltern, indem sie sich von ihnen hochwerfen ließen, indem sie ihnen die Freude machten, mit ihnen im Rhythmus der herüberwehenden Musik des Soundchecks oder auch ganz ohne Musik zu tanzen, indem sie so taten, als hätte es ihnen nicht wehgetan, als sie bei einem dieser wilden Tänzchen auf die Nase gefallen sind, und sie schluckten die Tränen herunter, ganz wie es die ewige Forderung der Erwachsenen von ihnen verlangte, »es ist nichts passiert, nicht weinen, du bist doch mein großer Junge, du bist doch mein großes Mädchen«, bloß nicht weinen und sie vor den anderen Eltern beschämen, alles für ein friedliches Fest der Erwachsenen.

Wie herrlich sind die Sommerabende in La Barceloneta! Hier ist es fünf Grad kühler als im Rest der Stadt, die Luft wirkt sauber, und kaum betritt man das Viertel, sinkt die Zahl der Touristen pro Quadratmeter auf erträgliche Werte, da alte Charnegos und pakistanische Familien die Plätze besetzen, Tische und Stühle, Radios und Fernsehgeräte auf die Straße stellen und Karten oder Domino spielen und dabei Fußball oder die Spielshow Pasapalabra schauen. Die Touristen wagen sich nicht über den Wechsel der Pflasterung zwischen Bürgersteig und besetztem Platz und begnügen sich damit, aus der Entfernung ein paar Fotos zu machen. Wäre ich eine dieser Alten, die dort Fan Tan spielen, dann würde ich zu dem Touri gehen und von ihm verlangen, vor meinen Augen das Foto zu löschen, das er gerade ohne meine Erlaubnis von mir gemacht hat, genauso wie bei Unruhen immer, wo garantiert irgendein Journalist auftaucht, ein bekloppter Hipster oder sogar ein Tourist, der wegen dieser einzigen Prise Realität, die er aus Barcelona mitnehmen wird, völlig von der Rolle ist und aus nächster Nähe die Vermummten fotografiert, wie sie Schaufenster einschlagen oder Geldautomaten zertrümmern. Dann löst sich aus der Gruppe der Demonstranten immer eine andere Vermummte, die sich um diese Liebhaber der objektiven Berichterstattung kümmert, und mit gezücktem Schlagstock und Schulter an Schulter mit dem Schisser von Fotografen weisen beide Nacken zum Himmel, bis das letzte Foto vom Display verschwunden ist. Nach der Serie Vermummter beginnt eine endlose Serie von Selfies mit Vintage-Filter, aber der immer noch total eingeschüchterte Journalist-Hipster-Scheißtouri zeigt der Vermummten eins nach dem anderen alle seine Fotos, immer weiter, um seinen guten Willen zu demonstrieren: Füßchen mit bunt lackierten Nägeln, Muskelspiele im Spiegel, Fahrer und Beifahrer, die im Auto anstoßen, mit den Fingern geformte Schnauzbärtchen und Vs, während man aus dem Augenwinkel in die Kamera schaut, gefällige Dekolletés, Teller mit Essen, Bierkrüge, unterbelichtete Fotos von Sonnenuntergängen im Gegenlicht, Blumen, Tiere im Arm, Ausschnitte der Sagrada Familia, der Statue von Kolumbus, der Marktstände auf dem Mercat de la Boqueria, der Eidechse von Gaudí, und so weiter mit dreihundert Bildern, auch wenn die Vermummte schon längst weg ist und sich die letzten Demonstranten entfernt haben, der Scheißtouri-Hipster-Journalist seiner eigenen Existenz aber ist auf dem Asphalt zurückgeblieben, den Nacken über das Handy gekrümmt, und geht mechanisch und blind die Fotos durch, antwortet nicht auf die eingehenden WhatsApps, reagiert noch eine Stunde später nicht auf die Anrufe seiner Freunde, mit denen er verabredet war, rührt sich nicht vom Fleck und steht mitten auf der Straße, als die Polizei sie wieder für den Verkehr freigibt und die Autos ihn anhupen, ist taub für die Beschimpfungen der Fahrer, die an ihm zerren, und für den Polizisten, der ihm sagt, komm mit, den Arm über die Schulter des Sanitäters gelegt, der ihm sagt, komm mit, aber nichts, der Journalist-Scheißtouri-Hipster mit Haarlack im Pony löst sich weder vom Handy noch von der Straße. Wie ein Butoh-Tänzer oder ein Stehaufmännchen mit einem Medizinball im Nacken steht er da, keine Chance, ihn zu Fall zu bringen oder zum Gehen oder dazu, den Kopf zu heben, nicht einmal mit dem einladenden Kinn des hübschesten Sanitäters, der es ihm als Vorspiel eines Filmkusses bietet. Die Bauchmuskeln sind gespannt wie die eines Tänzers oder Boxers, bereit, fünf Meter in die Arme seines Partners zu springen oder den rechten Haken zum Knockout zu setzen. Also bleibt nur noch, ihn zu überwältigen, und da kommt die Nadel ins Spiel, die ein wenig nackte Haut sucht und eine Wade voller blonder Härchen findet. Die Sanitäter schließen den Kreis um ihn enger, und als Erstes gibt das Handy auf, ein Sanitäter rettet es vor dem Sturz und bringt es in Sicherheit. Danach geben sich die Knie geschlagen, eine Sanitäterin steht schon bereit und packt ihn unter den Achseln. Da der Kopf schon gesenkt ist, bleibt er, wo er ist, aber jetzt, als sie ihn auf die Trage verfrachten, baumelt er hin und her.

Um Viertel nach acht kamen die Erwachsenen aus der Tagesstätte und nahmen ziemlich martialisch ihre Positionen auf der Plaza Carmen Amaya ein, wo sie schon erwartet wurden und wo ich wohne, weshalb ich mir das Spektakel vom Balkon aus anschauen konnte, ein Logenplatz, auf den die Äste der Bäume ragen. Die Direktorin Eleonora Stumpo trat vor das Publikum, und da nur wenig Leute da waren, brauchte sie kein Mikrofon, um zu erklären, dass es sich um eine Straßen-Performance an verschiedenen Orten des Viertels handele und das Publikum sie dort anschauen könne, wo es wolle. Sie begleite sie zum ersten Schauplatz, dann würden die Tänzerinnen die weiteren Stationen vorschlagen. Stumpo konnte die typischen Wendungen einer Kindergärtnerin von Erwachsenen nicht unterdrücken und schloss: »Noch irgendwelche Fragen?« Ach, Eleonora, Eleonora, du gibst so tollen Tanzunterricht, in deinen Stunden haben sich meine Schiebetüren fast nie geschlossen, warum erliegst auch du dem Hang zum Pädagogisieren? Warum glaubst du, man muss dem Publikum das Sehen erst beibringen? Glaubst auch du, dass Unterricht etwas Unschuldiges ist? Auch du, Eleonora, glaubst wie jeder dahergelaufene Lehrer auf den Kundgebungen für bessere Bildung an Alphabetisierung abseits der emanzipatorischen Politisierung? Alles Fassade, weil so halt die Kröten reinkommen? Darum also sollen sich weiter Wahnsinnige wie der Machofaschist mit den verwaschenen Klamotten zu deinen Kursen anmelden? Seinetwegen komme ich nicht mehr zu deinem Unterricht. Jetzt siehst du, liebe Freundin, wer hier wen hinauswerfen kann und welche Ideologie in den Bürgerzentren vorherrscht.

Einmal wagte es der Macho, den italienischen Akzent von Eleonora Stumpo zu verbessern. Sie sagte »ausfuhren« statt »ausführen«. Sie sagte »um diese Bewegung auszufuhren« und was weiß ich, und als sie die Bewegung gerade ausführen wollte, unterbrach der Macho sie:

»Es heißt ausführen, Ele.«

»Entschuldige, mein Spanisch ist nicht so gut, ich verstehe, dass ihr mich manchmal nicht versteht. Danke, dass du mich verbesserst. Wir fuhren also diese Bewegung aus …«, wiederholte sie gelehrig und sah dabei den Macho in der Spiegelwand an, zu der wir uns alle gedreht hatten, bereit zu tanzen.

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