Cristina Morales - Leichte Sprache

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Leichte Sprache erzählt die Geschichte von vier Frauen, die mit der Diagnose einer geistigen Behinderung in einer betreuten Wohnung im gentrifizierten Barcelona leben. Nati beschreibt ihre Symptomatik als »Schiebetüren-Syndrom«: Unter Druck verändert sich ihr Verhältnis zur Umwelt. Alle vier haben Lernschwierigkeiten. Marga ist Analphabetin und sexuell überaus aktiv, Àngels stottert, Patri hat Logorrhö. In integrativen Tanzgruppen und in der Hausbesetzerszene Barcelonas versuchen die Frauen, sich von der Bevormundung durch staatliche Einrichtungen und Justiz zu befreien und ein selbstbestimmtes Leben zu führen. So scharfsinnig wie wütend demaskiert die Tänzerin Nati die Ideologie der nach den Vorstellungen der »neoliberalen Macho-Faschos« funktionierenden Gesellschaft, ihre Cousine Àngels entdeckt mit »leichter Sprache« ein Instrument der Teilhabe und verfasst ihre Lebensgeschichte auf WhatsApp mit erstaunlicher Poesie. Vielstimmig erzählt Cristina Morales vom Leben dieser Frauen und montiert dabei Gerichtsakten, Protokolle der anarchistischen Okupas und ein Fanzine zu einem großen Roman.

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»Nein, nein. Du sagst ausfuhren, das ist Bergbauernspanisch. Üüü! Üüü! Kriegst du das Üüü nicht hin?«, insistierte er grob, als wollte er ausspucken.

»Ach, das fällt mir schwer, im Italienischen haben wir das nicht«, Stumpo lächelte immer noch, der breite Mund zog sich in ihre zarten und melancholischen Wangen, und dann wiederholte sie dem Rotzlöffel die Grimasse: »Üüüü!«

Und alle Schülerinnen lächelten flaubertianisch, alle außer mir, denn das gleiche fiepende Geräusch machten dann die Scharniere meiner Schiebetüren, denen es nach einer glücklichen Phase des Nichtgebrauchs an Öl fehlte.

»Das ist es! Genau so! Ausfüüühren!«

Ich war so abgeschottet wie hinter der Frontscheibe eines Einsatzwagens, dennoch war mir völlig klar, dass niemand, der nicht in der Nacht zuvor auch einem Bettler eine Ohrfeige verpasst hätte, nun noch weitertanzen dürfte, auch wenn noch eine halbe Stunde Unterricht blieb und die Weibchen im Spiegelbild den phonetischen Witz mit sechs zuckersüßen, weltläufigen Lächeln begleiteten. Ich zog den Kopf aus dem Tanzzustand, in dem sich der Rest meines Körpers noch befand, um mit Eleonora und nicht mit ihrem Spiegelbild zu reden:

»Man versteht dich perfekt und dein Spanisch ist ausgezeichnet. Ausfuhren klingt außerdem sehr hübsch.«

»Ach, vielen Dank! Ich bin euch immer dankbar, wenn ihr mich korrigiert, dann kann ich mich verbessern. Bene, machen wir weiter?«

»Klar, darum habe ich sie ja auch korrigiert, Nati, denn so lernt man ja Sprachen, nicht wahr?«

»Eleonora, du hast einen hinreißenden Akzent, und nur ein Faschist kann ernsthaft von dir verlangen, ihn abzulegen.«

Das Wort Faschist verwandelte die Knopfaugen der Vogelscheuche in echte Augen, die Lippen aus rotem Steppstich in echten Sabber, und seine Holzhände in die geöffneten Hände eines 15M-Aktivisten:

»Hey hey hey hey! Ich habe hier niemanden beleidigt, okay?«, sagte er zu meinem Spiegelbild, ohne seine Position in der Choreographie zu verlassen.

»Basta, Ragazzi, jetzt ist gut, nichts passiert, hort auf zu streiten«, goss Eleonora die langsam dahinwelkenden Lächeln im Spiegel. Noch immer wahrten wir alle die ätherische Tanzhaltung, den Scheitel erhoben, die Schultern gleitend, die Knie leicht gebeugt, die Füße parallel, das Volumen des Hinterns unterdrückt, und so folgten wir der Diskussion im Spiegel. Ich war die Erste, die die Formation verließ.

»Heißt gut sprechen etwa wie im Fernsehen zu sprechen, hm? Warum korrigierst du nicht mich? Ich sag auführn, weil ich aus einem Dorf ganz im Westen komme. Oder wenn wir schon dabei sind, warum korrigierst du dich nicht einfach selbst, du als Andalusier?«

»Sieh mal, ich spreche nicht perfekt, okay?«, bemühte sich der Macho aus seiner Tanzposition heraus, den Frieden wiederherzustellen; er begriff sie als Stillgestanden und traute sich nicht einmal zu gestikulieren, um bloß nicht die Balance von Hingabe und Aufmerksamkeit aufzugeben, von Spannung und Entspannung, die so schwierig zu erreichen ist und die das tänzerische Stillstehen ausmacht, »aber ausführen spreche ich gut aus, obwohl ich aus Cádiz bin. In vielen anderen Fällen muss man mich sicher korrigieren, aber nicht bei diesem konkreten Wort. Aus-füh-ren, aus-füh-ren, siehst du? Ich sage es richtig.«

Meine Schiebetüren beschlugen vom Lachen, und die anderen Mädchen machten es mir nach, sie hielten mein vergilbtes Lächeln für eine weiße Fahne. In einem nie dagewesenen Anflug von Intelligenz begriff der Macho, dass ich über ihn lachte, und durch den Spalt zwischen meinen Türblättern drang – zischend und gedämpft – der Schuldspruch seiner Idiotie. Er glaubte, das harmlose Gekicher der anderen Frauen wäre ebenfalls spöttisch, und das scheuchte seinen Blick auf, der über den Spiegel flog wie Billardkugeln nach dem Eröffnungsstoß. Er verließ als Zweiter die Formation.

»Aber du! Was willst du eigentlich von mir, blöde Tussi? Was laberst du für einen Müll von wegen Faschist? Keine verfickte Ahnung haben, aber Leute beleidigen – du bist hier doch der Fascho!«

Eleonora Stumpo trat aus der Reihe und nach ihr auch der Rest des Trupps. Sie stammelte »aber bitte, Leute«, oder etwas in der Art, und es bildete sich eine neue Formation: Nun standen die Tänzerinnen mit dem Rücken zum Spiegel und umringten den Macho und mich. Sie wollten die Lage beruhigen, aber die neue Verteilung im Raum reizte mich nur noch mehr. Ich ging einen Schritt auf den Macho zu, die Schiebetüren nach vorne geklappt wie ein Geweih:

»Jetzt hör mir mal gut zu, ich hab wenig Ahnung, keine verfickte Ahnung habe ich, aber Ahnung vom Ficken hab ich genug, also bin ich in deinen Augen sicher eine Nutte, und die Nutte hat genug Ahnung, um sie Deppen wie dir um die Ohren zu hauen, oder findest du außer Spanisch redenden Italienerinnen auch denkende Nutten wahnsinnig komisch, du verschissener Macho?«

Danach passierte das, was in solchen Fällen immer passiert. Der Macho sagt, dass du spinnst und eine schlechte Kinderstube gehabt hast, und die Weiber fassen dir liebevoll an die Schultern und sagen, du sollst nicht so empfindlich sein. Dann schüttelst du sie ab und sagst, dass du weder empfindlich bist noch spinnst und dass es dir nun wirklich nicht an guter Kinderstube gefehlt hat, du allerdings die Nase voll davon hast, dass alle über die Machosprüche des Machos lachen und sich niemand angesprochen fühlt. Im Geheimen machen dir alle Vorwürfe, weil du die Stunde gesprengt hast. Im Geheimen bemitleiden alle den Macho, der unter deinen Ausbrüchen zu leiden hat. Du hoffst, dass dir eines der Weibchen zur Seite steht, siehst aber nur gesenkte Blicke, Eleonora Stumpo eingeschlossen. Wenn dir die Tränen in die Augen schießen, verstehen das alle als Zeichen der Reue oder dafür, dass dir die Nerven wegen weiß Gott was für persönlichen Problemen durchgehen, und sie müssen die Suppe jetzt auslöffeln, ohne sie eingebrockt oder bestellt zu haben. Niemand erkennt darin die Wut oder Frustration oder das Gefühl der unmittelbaren und immanenten Demütigung an diesem Morgen, in diesem Kurs, durch sie selbst. Sie glauben, du brauchst Trost, aber was du tatsächlich brauchst, ist, dass irgendjemand in diesen vier Wänden die Bedeutung des Worts »korrigieren« versteht, der Ausdrücke »sich gut ausdrücken«, »sich schlecht ausdrücken«, »Bergbauernspanisch«, »keine verfickte Ahnung«. Der Erste, der kommt, um dich zu trösten, ist natürlich der einfühlsame Macho. Er bittet dich um Verzeihung für das, was dich möglicherweise verletzt hat, er sagt, dass ihr euch da beide reingesteigert habt, aber schon gut, wir sind auch nur Menschen, nichts passiert. Und du gehst, und anstatt ihm mit den Schiebetüren eine ordentliche Kopfnuss zu verpassen, hältst du den Mund, und die Schiebetüren ziehen sich zurück, als gäbe es keine Freundlichkeit mehr, vor der man sich schützen müsste, und dann hockst du da, in Erwartung der nächsten chauvinistischen Unterwerfung, während du dir die Schuhe zubindest. Zum tausendsten Mal schluckst du den Schrei, der in deiner Kehle steckt, wie einen Fingerling voller Haschisch herunter, zum tausendsten Mal trägst du ihn einen Tag lang im Magen, scheißt ihn am nächsten Tag aus, und wenn du den Joint dann in der Siesta rauchst, gibst du dem Macho Recht, denn letztlich ist es ja wirklich so: schon gut, nichts passiert.

Fall der Besetzung durch Gari Garay

Überstellt von der PAH

Autonomes Zentrum Sants, 18. Juni 2018

Mein Name ist Gari Garay und der Fall, den ich vor das Besetzungsbüro bringen will, ist der folgende. Unter der Adresse Plaza Carmen Amaya Nr. 1, 1. Stock, Wohnung 2, im Stadtviertel La Barceloneta leben vier miteinander verwandte Frauen, alle vier geistig behindert. Die am wenigsten behinderte von allen ist die, die am meisten fernsieht, das neuste Handy hat und mit Hängen und Würgen 40 % Einschränkung, was mit Hängen und Würgen 189 Euro Rente entspricht. Sie ist die Bestimmerin, was die anderen drei allerdings leicht ignorieren, und ihre Rangfolge untereinander variiert in Abhängigkeit von ihrer Halsstarrigkeit und ihren psychomotorischen Fähigkeiten. Diejenige, die am aufrechtesten geht und die Arme am besten im Takt mitschwingt (aber die nicht die am wenigsten Behinderte von allen ist, die am wenigsten Behinderte von allen ist nämlich übergewichtig und geht darum mit so einer Pendelbewegung im Oberkörper, die Arme fest angelegt), hat auf der Straße das Sagen und kann die anderen anhalten, wenn sie die Straßenseite wechseln müssen oder wenn sie oder eine der anderen sich ein Schaufenster angucken möchte. Dass sie das Sagen hat, heißt nicht, dass die anderen automatisch gehorchen, es heißt nur, dass sie nicht mit ihr diskutieren, sie lassen sie munter befehlen, und dass sie ihr nicht widersprechen, genügt der Befehlenden, um zufrieden zu sein und sich befolgt zu fühlen.

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