Cristina Morales - Leichte Sprache

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Leichte Sprache erzählt die Geschichte von vier Frauen, die mit der Diagnose einer geistigen Behinderung in einer betreuten Wohnung im gentrifizierten Barcelona leben. Nati beschreibt ihre Symptomatik als »Schiebetüren-Syndrom«: Unter Druck verändert sich ihr Verhältnis zur Umwelt. Alle vier haben Lernschwierigkeiten. Marga ist Analphabetin und sexuell überaus aktiv, Àngels stottert, Patri hat Logorrhö. In integrativen Tanzgruppen und in der Hausbesetzerszene Barcelonas versuchen die Frauen, sich von der Bevormundung durch staatliche Einrichtungen und Justiz zu befreien und ein selbstbestimmtes Leben zu führen. So scharfsinnig wie wütend demaskiert die Tänzerin Nati die Ideologie der nach den Vorstellungen der »neoliberalen Macho-Faschos« funktionierenden Gesellschaft, ihre Cousine Àngels entdeckt mit »leichter Sprache« ein Instrument der Teilhabe und verfasst ihre Lebensgeschichte auf WhatsApp mit erstaunlicher Poesie. Vielstimmig erzählt Cristina Morales vom Leben dieser Frauen und montiert dabei Gerichtsakten, Protokolle der anarchistischen Okupas und ein Fanzine zu einem großen Roman.

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Die hier hatte in ihrem ganzen Leben nichts aus dem Müll geholt, weder Kleidung noch Essen noch Bücher noch Möbel, sonst hätte sie gewusst, dass man dort Sachen ablegt, die zumindest noch in Ordnung sind, die – wenn überhaupt – ein klein wenig repariert werden müssen oder von denen man überreife Stellen wegschneiden muss, schon aus Respekt vor denjenigen, die für ihren Lebensunterhalt von Container zu Container gehen, Respekt, den sie sich nicht als Benachteiligte verdient haben (das würde eine karitative Seele sagen) und nicht als Opfer des Raubtierkapitalismus (das würde ein NGOler sagen) und auch nicht als Bürger mit den gleichen Rechten und Pflichten wie alle anderen (das würde das Amt für Familie und Wohlfahrt sagen). Nein, der Containernde wie auch der Dieb und der Zechpreller verdienen Respekt und Bewunderung und sollten Vorbilder sein, weil sie sich nicht zu Komplizen der Schädlinge dieser Stadt machen, und das sind die beschissenen Läden und die beschissenen Kneipen.

Kurz und gut: Ich warf also dieses Scheißtop in den Müll, stieg unter dem Nachthemd in die Hose, zog das Nachthemd aus und stand im BH da, luftiger geht es nicht, und angestarrter auch nicht, und so ging ich zum anarchistischen Zentrum, wohin die PAH Marga geschickt hatte, damit sie ihr bei einer Hausbesetzung helfen, um mal zu sehen, ob die heute Abend irgendwas machen, was mir den üblen Geschmack vertreiben würde, den die Tänzerinnen in La Barceloneta in meinem Mund hinterlassen hatten, mal sehen, ob da heute eine Party war oder ein Vortrag oder die Möglichkeit, sich nicht über Privatmeinungen auszutauschen, sondern über klare und einfache Wahrheiten zum Stand der Dinge.

In meinem ganzen Unileben mit all seinen Kongressen, Seminaren, runden Tischen und Vorlesungen habe ich niemanden so klarsichtig sprechen gehört wie im autonomen Zentrum. Mit Gestammel und suchenden Pausen, Pausen, die so lange dauerten, wie der Sprecher eben brauchte, ohne dass die Stille von einem eifrigen Gegenredner unterbrochen würde. Es gab keine einstudierten Reden, sondern Sprache, die durch die zwanzig Filter eines jeden Körpers geflossen war. Man merkte, dass da jemand mit der Möse redete, jemand anderes mit der Möse und dem Kopf, einer mit dem lahmen Bein, ein weiterer mit der Halsschlagader, ein anderer mit dem Arsch und Herzen, und dann hatte der Sprecher nicht irgendeine Meinung zu einer Angelegenheit. Wer sprach, besaß das Thema und verbreitete es unter allen Anwesenden. Jemand erzählte, wie schwierig es war, Molotowcocktails gegen die Fassade einer bestimmten Polizeiwache zu werfen, weil der Abstand zwischen der Menschenmenge und den Absperrungen zu groß war, und das war keine Zeugenaussage und überhaupt nichts Persönliches, es gab keine Hand, die den Cocktail warf, und darum gab es auch keine Geschichte: Es gab nur Bedeutung, nur die Entdeckung einer zuvor verborgenen Realität, die der Sprechende mit seiner Rede nun denjenigen schenkte, die ihm zuhören wollten. Dank ihm wurden wir alle zu vorsichtigen Molotowcocktail-Werfern vor der Fassade dieser Polizeiwache. Was für ein Geschenk!, dachte ich. Wie anders ist es, eine Bedeutung zu verschenken, anstatt eine Idee zu verkaufen, welch glückliche Abwesenheit von Verführung doch in diesem Geschenk von Bedeutungen liegt und welch ekelhafte Rhetorik dagegen im Verkauf von Ideen, im Wissen, wie man Botschaften vermittelt und Gedanken weitergibt! Das ist wahre Großzügigkeit, wie anständiges Essen auf den Müllcontainern!

An diesem Tag diskutierten sie darüber, ob es zweckmäßig war, sich dem von den Gewerkschaftsverbänden ausgerufenen Streik anzuschließen. Die Verbände konnten sie nicht ausstehen, ihren Streikaufruf wollten sie aber für ihre eigenen Ziele nutzen. Im Stuhlkreis gab es keine zugeteilten Redezeiten, weil die unnötig waren: Man hörte einander aufmerksam zu, spürte das Redebedürfnis des Nachbarn, und der Nachbar wusste genau, wann der richtige Augenblick war, um etwas zu sagen, ohne jemanden zu unterbrechen; und geschah dies doch, dann wies der Unterbrochene treffsicher auf die begangene Missetat hin, und sofort schlossen sich ihm andere an, die versuchten, den misslichen Missetäter seine Missetat erkennen zu lassen, und die ihn warnten, dass Propheten zu Hause nicht gern gehört wurden. Wenn der Missetäter nicht klein beigab, wenn er aufmüpfig wurde oder wenn der Dummkopf sich für besonders schlau hielt, dann umzingelte ihn die Gruppe verbal, bis er schließlich über die Stimmen der anderen hinwegbrüllte und schimpfte. Dann wurde er gebeten, das Zentrum zu verlassen, eine Bitte, der er selbstverständlich nicht nachkommt, stattdessen spricht er die Zauberworte aus: Ihr seid Faschisten. Ich werd verrückt! Das passiert auch dort! Das ist also eine Kettenreaktion, und alle Faschisten nennen jeden, der ihnen die Stirn bietet, wiederum Faschist! Das ist das faschistisch-machistische Gesetz: Für den Fascho bedeutet Toleranz, dass der andere sich ihm anschließt. Der Fascho-Macho erkennt Andersartige nicht an, es sei denn, sie sind ihm untergeordnet oder, das ist das Mindeste, mit ihm verbündet, oder, wenigstens das, still, und am besten ist es natürlich, wenn die Andersartigen tot sind. Marga und ich waren dorthin gegangen, ohne eine Vorstellung von diesen Gewerkschaftsgeschichten zu haben, und ich weiß nicht, wie es ihr ging, aber eine halbe Stunde nach unserer Ankunft hatten sie mir, einer völlig Unbekannten, schon einen ganzen Streik geschenkt, und wegen des undankbaren Geizhalses, der sein Spielzeug nicht teilen wollte, hatten sich meine Schiebetüren aktiviert. Es war Zeit, ihn mit der ganzen Kraft von Stößen und Worten hinauszuwerfen: »Das hier ist ein politischer Ort, an dem kein verdammter Fußbreit faschistischer Scheißdreck toleriert wird, ist das klar? Wenn du willst, dass jemand deinen Scheiß schluckt, geh in eine verfickte Kneipe oder ein verficktes Bürgerzentrum, verstanden?«, sagte irgendjemand, bevor er ihm die Tür vor der Nase zuschlug. Alle gingen auf ihre Plätze zurück und setzten das Treffen fort.

Was für ein herrlicher Nachmittag! Welch Verlangen, im Mund Bedeutungen zu kneten, die küssen und nähren! Was für eine neugegründete Stadt entstand da vor meinen Augen, als wäre Barcelona innerhalb von zwei Stunden abgebrannt und eine neue Zivilisation aus der Asche gestiegen! An jenem Tag schauten sie Marga und mich an, als wären wir verkleidete Undercover-Polizistinnen, so wie man in dieser Stadt jeden anschaut, der gerade angekommen ist und einen Fuß in ein besetztes Haus setzt, bei einer Demo besonders laut schreit oder mit einer Prostituierten, einer Schrottsammlerin oder einem fliegenden Händler spricht. Dieses zweite Mal, als ich im Zentrum auftauchte, schauten sie mich anders an, denn keine Undercover- Polizistin, sosehr sie auch in ihrer Rolle aufgeht, läuft nur im BH und mit Haaren unter den Achseln herum, und ich kam gerade rechtzeitig zu einem Dokumentarfilm, der nichts weiter war als eine machistische Beleidigung syrischer Guerillakämpferinnen, in dem nicht eine einzige syrische Guerillakämpferin vorkam, mehr noch: Die beiden Male, die in der Stunde überhaupt eine Frau zu sehen war, kam sie nur vor, um über die männlichen Guerilleros zu reden oder um den Tisch zu decken, aber weil es nach dem Film noch für drei Euro eine Diskussion mit dem Regisseur und einer Guerillera sowie ein Abendessen gab, bin ich geblieben, um zu essen und zu diskutieren. Und da sagte ich, dass zunächst einmal die Perspektive des Dokumentarfilms die eines Machos mit guten Absichten war, wofür sich der Regisseur entschuldigte, indem er erklärte, dass es die Frauen gewesen seien, die nicht reden und sich nicht vor der Kamera haben zeigen wollen. Zweitens sagte ich der Guerillakämpferin, mit dem Gewehr wüsste ich ja nicht, aber den Tee hätte sie großartig serviert, weshalb mich die Guerillera und die anderen vom Zentrum eurozentrisch nannten; und drittens und abschließend sagte ich, dass ich keinen Duro für das Essen dabeihatte, aber wenn du denen im Zentrum sagst, dass du keine Kohle hast, dann laden sie dich ein.

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