„Wollen Sie die Güte haben, uns vorüber zu lassen?“ sagte sie kalt und fremd. „Ich bitte darum.“
„Was soll das, Ella?“ brach Reinhold jetzt in leidenschaftlicher Erregung aus. „Du hast mich so gut erkannt, wie ich Dich. Wozu dieser Ton zwischen uns?“
Sie sah ihn an; in dem Blicke lag die ganze Antwort, eiskalte niederschmetternde Verachtung. Er hatte es freilich nie für möglich gehalten, daß Ella’s Augen so blicken konnten, aber er wandte sein Angesicht vor ihnen zu Boden.
„Wollen Sie die Güte haben, uns den Weg frei zu geben, Signor?“ wiederholte sie in vollkommen reinem Italienisch, als nehme sie an, er habe die deutsche Anrede nicht verstanden. Es lag ein entschiedener Befehl in den Worten, und Reinhold – gehorchte. Ganz fassungslos wich er zur Seite und ließ sie vorüber. Er sah, wie sie mit dem Kinde die Stufen hinabstieg, wie dort unten ein Diener in fremder Livree, der gewartet zu haben schien, sich ihnen anschloß, und wie alle Drei durch die Gärten davon eilten; er selbst aber stand noch immer oben auf der Terrasse und besann sich, ob er denn geträumt habe und das Ganze nur ein Gebilde seiner Phantasie sei.
Das geräuschvolle Schließen der Thür, die in den Gemäldesaal führte, brachte ihn wieder zur Besinnung. Mit wenigen Schritten stand er dort, und die Thür ungestüm aufreißend, trat er in den Saal, wo der Verwalter von Mirando soeben beschäftigt war, die Vorhänge wieder niederzulassen, die er der besseren Beleuchtung wegen aufgezogen hatte.
„Wer war die Dame mit dem Kinde, die sich soeben hier auf der Terrasse befand?“ Mit dieser hastigen Frage stürmte Reinhold auf den Mann ein, der sehr bestürzt schien, als er den Gast seines Herrn, den er noch in S. vermuthete, so plötzlich vor sich sah; er zögerte in sichtlicher Verlegenheit mit der Antwort.
„Verzeihung, Signor – ich hatte keine Ahnung davon, daß Sie schon zurück seien, und da Eccellenza und der Signor Capitano erst gegen Abend erwartet werden, so hatte ich mir erlaubt –“
„Wer war die Dame?“ drängte Reinhold in fieberhafter Ungeduld, ohne auf die Entschuldigung zu achten. „Woher kam sie? Schnell! Ich muß es wissen.“
„Drüben aus der Villa Fiorina,“ sagte der Verwalter, halb verwundert, halb erschreckt über das Ungestüm des Fragenden. „Die fremde Signora wünschte Mirando zu sehen und ließ durch ihren Diener anfragen. Eccellenza haben freilich befohlen, während ihres Hierseins keine Besucher einzulassen, aber es war ja heute Morgen Niemand von den Herrschaften anwesend, und da glaubte ich eine Ausnahme machen zu dürfen.“ Er hielt inne und setzte dann im Tone der Bitte hinzu: „Es würde mir freilich große Ungelegenheiten bei Eccellenza bereiten, wenn Signor Rinaldo es ihm mittheilen wollten.“
„Ich? Nein,“ sagte Reinhold wie abwesend. „Und wie nannte sich die Dame?“
„Erlau, wenn ich recht verstanden habe.“
„Erlau – so?“ Almbach fuhr mit der Hand über die Stirn. „Es ist gut, Mariano; ich danke Ihnen,“ sagte er und verließ den Saal.
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