Sabine Adatepe - Lichtblau

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Istanbul 2013: Die Studentin Lea stolpert mitten in die Gezi-Proteste hinein, verliebt sich in einen Sprayer und arbeitet an einer Doku mit. Ist der Mann in dem Video tatsächlich ihr Vater, der kurdische Flüchtling, der vor vielen Jahren verschwand? Sie macht sich auf die Suche …
Marie, Mitte vierzig, von Mollträumen geplagt, verliert mit der Festanstellung in Hamburg auch den Boden unter den Füßen. Da kommt das Angebot, einen Workshop für Studierende zu leiten: Street-Art in Istanbul! Sie wagt den Schritt in ein neues Leben …
Imke, Anfang siebzig, kommt nicht über den Kontaktabbruch der Tochter hinweg. Gelingt es ihr, im Garten und auf Reisen Trost zu finden?
Unvermutete Brüche zwingen die drei Frauen aus drei Generationen herauszufinden, was ihnen wirklich wichtig ist. Alle drei gehen neue Wege, die sich wundersam überschneiden.

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Die Schatten tasten nach mir, da ist kein Licht, nachts darf ich kein Licht machen. Gleich platzt mir der Bauch. Linker Fuß vor, eine Zehenlänge. Reglos verharren die Ratten, sobald ich mich bewege. Stehe ich still, kabbeln und keifen, schnappen und beißen sie weiter. Ich höre sie nicht und höre sie doch. Ich renne, sie erstarren. Bin außer Atem, gehetzt, noch eine Zehenlänge voran. Meine Sohlen kleben am Boden, ich renne mir die Lunge aus dem Leib, doch die Füße bleiben angenagelt. Ein Brummen schiebt die nächtliche Stille vor sich her wie ein Bär. Das Rattenknäuel plustert sich auf, ein Kohlensack ist es jetzt, und bläht und wächst und beult weiter. Ein Zipfel wischt über den Lino­leumboden. Ich reiße den Fuß zurück, knalle gegen den Türrahmen. Autsch! Was, wenn die Ratten mich anfallen? Hinter mir Gemurmel. Mein Rücken versteift sich. Zwischen den Fronten gefangen! Das Gemurmel schwillt zum Brummen, zum Dröhnen. Da muss ein Bär sein in Muttis Schlafzimmer. Er sucht nach mir. Ich entkomme ihm nur, weil ich so dringend aufs Klo muss. Nachts darf ich nicht hin. Ich kneife die Beine zusammen. Wo ist sie, fragt der Bär. Raus! Nur hinaus! Sofort!

Ich reiße die Füße mitsamt den rostigen Nägeln vom Boden und fliege zur Tür. Die Ratten im Kohlensack verharren still. Ich schwebe auf den Hausflur hinaus, kräftige Schwimmstöße schieben mich vorwärts. Draußen das Klo ist verrammelt. Sirenen heulen. Die Stiege! Ein Tritt, ins Leere, ich stürze …

Marie hob den Blick. Schwalben schossen wie Pfeile durch die blauen Höhen. Oder waren es Mauersegler? »Kiri, kiriii«, der schrille Schrei tupfte die Andeutung eines Grübchens knapp über Maries Mundwinkel. Die Sonne stand schon hoch. Hinter dem dichten Laub der Linden rund um den Platz wusste sie die Kirchturmspitze verborgen, die winters den Sonnenaufgangspunkt markierte. Gute-Laune-Wetter. Doch der Umschlag in ihrer Hand wischte Marie das Grübchen fort, senkte ihren Blick aus Schwalbenhöhe von Neuem aufs graue Pflaster hinab. Wieder eine Absage. Und das nach diesem Traum. Wieder ein Molltraum, würde Manfred sagen. Und mitfühlend lächeln. Und mit einem Bedauern, das ihr im Laufe der Jahre zunehmend von Überdruss unterwandert schien. Marie zog die Lippen zum Strich.

Ratten waren es also diesmal, ein Rattenknäuel. Sie wusste, dass es nicht wirklich Ratten waren. Was es aber war, wusste sie nicht. In jedem Traum nahm das düstere Bündel neben der Tür eine andere Form an. Mal verschlang es sie, mal wickelte es sich ihr um die Füße, mal zog es sie in einen Strudel hinein. Oft wachte sie mit einem Schrei auf. Den nur sie hörte. Der ihr noch Stunden in den Ohren gellte. Diesmal war sie die Treppe hinabgestürzt. Zur Toilette im Hausflur schaffte sie es nie, höchstens bis zur Tür, die verriegelt war oder ihr entgegenfiel. Ihr schien, sie müsse endlich einmal den Schritt hineinwagen in den ekligen Latrinenverschlag, um den Traum abzuschütteln. Träume deine Träume zu Ende oder sie suchen dich ewig heim!

Seltsam, sie hatte nie in einem Haus mit Abtritt im Treppenhaus gewohnt. Der Traum war stets grau, nicht schwarzweiß, sondern grau in allen erdenklichen Tönen, auch die Geräusche waren grau. Was mochte der Schatten an der Tür bedeuten? Und das Brummen und Dröhnen? Sie war ein kleines Mädchen in diesen Träumen, vielleicht vier, fünf Jahre alt, schwach und hilflos, wie gelähmt, selbst das sonst in Träumen oft so befreiende Fliegen war hier ein schweres Gleiten durch dichten Nebel.

Die Kaffeemaschine blubberte ein letztes Mal und holte Marie in die Küche zurück. Sie griff nach der Lamatasse, goss das schwarze Gift hinein. Es war ein Tag für reichlich Zucker und Milch. Sie verzichtete auf beides. Der erste Schluck verbrühte ihr fast den Gaumen und erinnerte sie an ihren Entschluss, endlich weniger Kaffee zu trinken. Hieß es nicht, Frauen in Fernost litten in den Wechseljahren vor allem deshalb nicht unter Hitzewallungen, weil sie keinen oder doch kaum Kaffee tranken? Wechseljahre, auch so ein gruseliges Wort. Davon war sie doch noch meilenweit entfernt. Heute aber fühlte Marie sich wieder einmal mittendrin. Ein Freitag, die Absage, der Traum. Seit Jahren immer wieder diese Träume. Sie ließen sie um Jahre altern und kamen stets dann, wenn sie dachte, jetzt bin ich sie los. Anschließend dauerte es jedes Mal Stunden, bis der dumpfgraue Nebel sich lichtete.

»Kiriii«, der Mauerseglerschrei hieß sie schweigen. Geh an den Schreibtisch, häng nicht herum, lass dich nicht gehen, steh auf, tu was!

3

LEA

#taksim

Die Stadt funkelte, Lea und Özlem tauchten ein in die Ströme aufgeregter, aufgewühlter junger Menschen, die von überallher zum Taksim-Platz strömten. Was für ein Gedränge! Die Fassade des Atatürk-Kultur-Zentrums im Hintergrund war von Plakaten und Transparenten übersät, vielstimmig und gegensätzlich und doch oder gerade deshalb in friedlicher Harmonie, eine unfreiwillige Kulisse zur Aufführung der Revolution. Auf dem Platz ragte das grell angestrahlte Atatürk-Denkmal aus dem wogenden Menschenmeer heraus, wie ein Leuchtturm aus tosender See. Die Menschen, viele gelb oder weiß behelmt, in T-Shirts und berauschter Sommernachtslaune, jubelten, redeten, lachten, klatschten. Weiß explodierten Blitzlichter, blau leuchteten Handydisplays und strahlten mit den Augen der Menschen um die Wette, machten die Nacht zum Tag, verwandelten den von gepanzerten, beschildeten Polizeiketten umstellten Platz in die fröhlichste Feier, die Lea je erlebt hatte. Vor allem aber sangen die Tausenden, die auch in dieser Nacht hier ausharrten.

» … işte bir sabah uyandığımda … Eines Morgens, als ich erwachte, fand ich mit gebund’nen Händen mein Land unter Besatzung überall «

Je näher der Menschenstrom Lea und Özlem herantrug, umso deutlicher hörten sie die Begleitung. Jemand spielte Klavier. Und all die Menschen sangen dazu. Sogar Polizisten legten Helme und Schilde nieder und lauschten der Musik.

» … eğer ölürsem … und wenn ich sterbe wie ein Partisan …bella ciao ciao ciao sollst du mich begraben … mit deinen Händen in meinem Land …«

Pfiffe, Applaus, Fäuste reckten sich, tausend Kehlen skandierten: » Her yer Taksim her yer direniş! Überall ist Taksim, überall ist Widerstand!«

Sie waren am Ziel. Als das Klavier verklang und die Menge johlte, sah Lea endlich den Pianisten. Die beiden Pianisten! Vierhändig hatten sie gespielt, jetzt sprangen sie auf, umarmten einander, ein junger Mann im hellen T-Shirt mit Basthut, der andere ganz in Schwarz, auch der Bart war schwarz. Lea war es, als entzündete das Leuchten in den Augen der beiden noch auf die Distanz auch in ihr einen Funken. Ihre Wangen glühten. Freudestrahlend drehte sie sich zu Özlem um.

Doch das Mädchen neben ihr war nicht Özlem. Irgendwo in der Menge war Özlem verlorengegangen. Das unbekannte Mädchen lächelte sie an, hielt ein Handy ans Ohr und mit der freien Hand das andere zu. Lea war viel zu aufgedreht, um sich zu grämen, dass mit Özlem das einzig Vertraute, und sei es eine nur wenige Stunden alte Bekanntschaft, verloren war. Die Menge trug sie in den Park hinein, um den sich alles drehte. Hier standen die Bäume, an deren Rettung sich die Proteste entzündet hatten. In dem Gewusel schienen alle einander zu kennen, ein Festival ohne Bühne, hier war jeder Akteur. Jedes Hallo, jedes Lächeln wollte beantwortet sein. Eine Stunde, vielleicht auch zwei oder drei, zog sie von Gruppe zu Gruppe, stellte Fragen, lachte mit, vor allem aber hörte sie zu und saugte die Bilderflut in sich auf.

Ihr schwirrte der Kopf. Ein Junge hielt ihr eine Flasche hin, lächelnd schüttelte sie den Kopf. »Du siehst müde aus, komm, setz dich zu uns, ruh dich ein bisschen aus«, sagte ein Mädchen neben ihm und rückte für sie zur Seite. Erst jetzt spürte Lea die Erschöpfung und nahm die Einladung an. Sie lauschte dem Gitarrenspiel am Lagerfeuer und nahm die Wasserflasche.

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