Sophie Oliver - Die letzte Sinfonie

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London, 1898. Ein talentierter Trompeter bricht während eines Konzerts tot zusammen. Kurz darauf reist sein Orchester im Rahmen einer Tournee weiter nach Karlsbad.
In ihrem neuen Fall tauchen die Gentlemen vom Sebastian Club in eine Welt voller Intrigen, Schein und Eitelkeit ein.
Denn das Opfer hatte eine zweite Identität. Und auch einige seiner Kollegen setzen alles daran, ihre Geheimnisse zu bewahren. Die Detektive stehen vor einem Ensemble voller Lügner, von denen einer ein Mörder ist, der jederzeit erneut zuschlagen kann.

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Sophie Oliver

Die letzte Sinfonie

Ein viktorianischer Krimi mit den Ermittlern des Sebastian Clubs

Ein viktorianischer Krimi Inhaltsverzeichnis 1 Die letzte Sinfonie 2 - фото 1

Ein viktorianischer Krimi

Inhaltsverzeichnis

1 Die letzte Sinfonie

2 Kapitel 1 – Prolog

3 Kapitel 2

4 Kapitel 3

5 Kapitel 4

6 Kapitel 5

7 Kapitel 6

8 Kapitel 7

9 Kapitel 8

10 Kapitel 9

11 Kapitel 10

12 Kapitel 11

13 Kapitel 12

14 Kapitel 13

15 Kapitel 14

16 Kapitel 15

17 Kapitel 16

18 Kapitel 17

19 Kapitel 18

20 Kapitel 19

21 Kapitel 20

22 Kapitel 21

23 Kapitel 22

24 Kapitel 23

25 Kapitel 24 – Epilog

26 Kapitel 25 – Die handelnden Personen

27 Kapitel 26 – Glossar

28 Danksagung

29 Impressum

Orientierungsmarken

1 Title Page

2 Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1 – Prolog

London, August 1898 – Lord Philip

Staub lag auf den Möbeln. Lord Philip sah Partikel in den Sonnenstrahlen tanzen, die durch das Buntglasfenster der Haustür einfielen. Er roch ihn, schmeckte ihn sogar auf der Zunge.

Eineinhalb Jahre waren seit dem Tod von Professor Brown vergangen.

Achtzehn Monate, in denen die Zeit in seinem Haus in der Manchester Street stillgestanden hatte. An der Garderobe hing sein Mantel, Hut und Handschuhe lagen auf dem Tischchen daneben, gerade so, als könne er jeden Moment ausgehen.

Er hatte seinen kompletten Nachlass dem Sebastian Club vermacht. Dessen neuer Vorsitzender, Lord Philip Dabinott, hatte sich noch nicht dazu durchringen können, irgendetwas im Stadthaus seines Vorgängers zu verändern. Aber er kam gelegentlich vorbei, um nach dem Rechten zu sehen, heute zusammen mit seiner Nichte Freddie Westbrook.

Die ansonsten gesprächige junge Frau stand sinnierend im Flur und wirkte in sich gekehrt.

»Ich kann mich noch immer nicht daran gewöhnen, dass er weg ist«, sagte sie leise.

»Mir geht es ebenso. Deshalb habe ich alles gelassen, wie es war. Obwohl das ein oder andere Clubmitglied schon Vorschläge gemacht hat, wie wir die Immobilie nutzen könnten. Als Unterkunft für Gäste, die in London übernachten wollen, beispielsweise.«

»Die Zimmer am Berkeley Square sollten dafür genügen.«

»Oder als ausgelagerte Bibliothek.«

»Auf keinen Fall. Die Bücher gehören zum Clubhaus wie das Dampfbad und das Billardzimmer. So war es schon immer.«

Philip lächelte. »Du hörst dich konservativer an als der alte Lord Cranmore und der ist seit über sechzig Jahren Mitglied, nicht erst seit eineinhalb, wie du.«

Es schien, als würde die kleine Stichelei Freddie aus ihrer Melancholie zurückholen. Sie stieß ihren Onkel leicht mit dem Ellenbogen in die Seite und wies zur Treppe. »Ich bin eben eine alte Seele. Gehen wir hinauf. Immerhin sind wir nicht grundlos hier. Bringen wir es hinter uns, bevor die Trauer wieder zuschlägt.«

Beginnen Sie mit diesem hier.

Die letzten Worte seines alten Freundes, als Notiz an eine Fallakte geheftet, suchten Lord Philip heim, wie ein Spuk. Sie raubten ihm den Schlaf und geisterten durch seine Gedanken. Er hatte sich nicht daran gehalten, weil er nicht konnte. Lieber hatte er sich in aktuelle Aufgaben gestürzt, mit den Kollegen Fälle gelöst, die sich anboten. Alles nur, damit sie beschäftigt waren und sich nicht mit dem Unvermeidlichen auseinandersetzen mussten. Dass nichts jemals wieder sein würde wie vorher. Aber auch das hatte ihn nicht vor dem Nachdenken geschützt. Daher würde er sich nun dem Wunsch des toten Freundes fügen.

Nach Monaten des Haderns fühlte er sich stark genug, dem Geheimnis auf den Grund zu gehen, das zwischen zwei Aktendeckeln abgeheftet war und direkt mit Brown zu tun hatte. Seine Nichte würde ihm dabei helfen. Und Doktor Pebsworth. Und Crispin Fox. Zu viert würden sie dem letzten Rätsel des Professors auf den Grund gehen.

»Ich fühle mich wie ein Eindringling«, flüsterte Freddie, als sie im Schlafzimmer das Nachtkästchen öffnete. »Er war so ein privater Mensch, hat kaum etwas von sich preisgegeben, und nun schnüffeln wir in seinen Sachen. Wo genau sollen sie sein?«

»Zieh die Schublade ganz heraus und dreh sie um. Der Professor hat notiert, dass er die Briefe darunter befestigt hat.«

Unten im Flur schlug die große Standuhr und Philip fuhr zusammen, als würden sie bei etwas Verbotenem erwischt. Zu seiner Erleichterung sagte Freddie: »Tatsächlich, hier ist ein Kuvert, in dem sich zwei, nein drei Briefe befinden. Ich habe geglaubt, es wären mehr.«

Vorsichtig löste sie den Umschlag ab und steckte ihn ein. »Lass uns gehen, Onkel Philip. Es fühlt sich nicht richtig an, hier zu sein.«

Gemeinsam sahen sie sich im Raum um. Professor Browns Schlafzimmer war spartanisch ausgestattet, verströmte aber mit seinen hellgrauen Wänden und den schlichten Holzmöbeln jene Nüchternheit, die es wandernden Gedanken gestattet, zur Ruhe zu kommen. Philip konnte sich gut vorstellen, wie sein Freund sich nach einem langen Tag im Club hier entspannt hatte. Die Abwesenheit viktorianischer Wohnopulenz passte zu ihm.

Beginnen Sie mit diesem hier.

Warum? Weshalb sollten die Gentlemen vom Sebastian Club in der Vergangenheit des verblichenen Vorsitzenden herumschnüffeln, der, wie Freddie absolut treffend bemerkt hatte, zu Lebzeiten kaum etwas von sich persönlich geteilt hatte?

Er war in einem Waisenhaus aufgewachsen, hatte sich alles, was er besaß, hart erarbeitet. Es war schwer, sich Brown als jungen Mann vorzustellen.

»Ich denke, es hat etwas mit Liebe zu tun«, bemerkte Freddie unvermittelt.

»Wie bitte?«

»Die Briefe. Ich habe zwar nur einen flüchtigen Blick auf sie geworfen, aber die Handschrift ist die einer Frau. Und wenn ich daran denke, was der Professor mir geraten hat im Hinblick auf Crispin, dass ich auf mein Herz hören soll, du weißt schon«, sie errötete, »dann bin ich davon überzeugt, dass er einmal unglücklich verliebt war.«

Philip sah in die Augen seiner Nichte, die ebenso intensiv blau waren wie die seinen. »Es würde überhaupt nicht zu ihm passen, uns Jahrzehnte alte amuröse Verstrickungen entwirren zu lassen. Nicht der Aristotle Brown, den ich kannte.« Er dirigierte sie zur Schlafzimmertür hinaus, warf einen letzten Blick über die Schulter zurück und spürte den Schmerz des Verlustes in seiner Brust stechen.

»Wenn es lediglich um Liebe ginge …«, murmelte er vor sich hin, »nein, nein. Da müsste schon etwas Gravierenderes dahinterstecken. Mord, Verrat oder wenigstens Diebstahl. Sonst würde er kein Aufhebens darum machen.«

»Lediglich um Liebe?« Sie imitierte seinen Tonfall. »Ich glaube, du unterschätzt unseren Professor. Er wirkte zwar stets beherrscht, aber ich glaube, unter der Oberfläche war er ein sehr leidenschaftlicher Mann.«

»Gefühlsduselei«, brummte Lord Philip. Er wandte sich endgültig zum Gehen. Freddie legte ihm sanft eine Hand auf die Schulter.

»Lass dich bitte nicht vollständig von deiner neuen Verantwortung auffressen, Onkel Philip. Nicht dass dein mitfühlendes Herz eines Tages abkühlt. Das wäre eine Tragödie.«

Ihre Worte klangen in ihm nach. Von allen Menschen verstand seine Nichte ihn am besten. Er persönlich hatte sich selbst nie für besonders emotional gehalten. Sein bisweilen aufflammendes Temperament konnte er mittels Boxtraining gut umleiten. Was er anderen über seine Gedanken und Gefühle mitteilte, überlegte er sich vorher genau. Aber Freddie konnte er nichts vormachen. Sie waren eine Familie, einander ähnlich und gleichzeitig grundverschieden, und sie musste ihn oftmals nur ansehen, um zu wissen, was er dachte. Wenn sie ihn davor warnte, sich vom Sebastian Club nicht zu sehr vereinnahmen zu lassen, dann war das etwas, worüber er nachdenken wollte. Jedoch nicht im Moment.

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