Dieser Akt und der Wechsel zur balancierten Lebensfreundlichkeit hat bewusst vorgenommen zu werden. Es ist eine bewusste Wahl und Entscheidung, den Körper wieder so einzublenden, dass die Lebensenergie von den unteren Körperregionen nicht abgezapft wird und nicht mehr alles automatisiert nach oben geführt wird. Die Gegenrichtung darf eingeschlagen werden, zum Boden hin ausdehnend, ruhend in sich und gehalten von einem Grund und einer Grundgeborgenheit.
Sobald ich als stressbetroffener und belasteter Mensch diesen Wechsel bewusst herbeiführen kann, werde ich innehaltend in einem Gewahrsein beobachten können, dass sich der Sturm legen kann, der erhöhte Puls beruhigt sich … und ich werde erkennen können, dass ich gelassen und ruhig weiterdenken kann und die Aufgabe außerhalb des Stressmechanismus friedlich, geduldig, ungehetzt und freudvoll, auch zügig wenn gewünscht bzw. zumindest wohltuend neutral verrichten kann. Ich erhalte die Chance, gelassen zu bleibenund in der Gelassenheit auch Irritationen und Störfelder nicht zu Stressoren werden zu lassen.
Über diese Ganzheitlichkeit bin ich als geforderter Mensch mit dem gesund erhaltenden Widerstandssystem in mir gesundheitsfördernd verbunden, dem Immunsystem. Das Immunsystem darf über diesen bewusst vorgenommen Ausgleich enorm unterstützt werden.Das hormonelle Gleichgewicht stellt sich ein, hilft bei der Regeneration und beim Aufbau der Substanz, die im Überlebensstress abgebaut oder oft geradezu verschleudert wurde. So können auch Auto-Immunreaktionen durch unser bewusstes Wählen, den Stressmodus zu verlassen, abgefangen oder gemildert werden.
Laut meiner Sicht gibt es keinen Stress, der nicht aus dem Überlebensmodus heraus angetrieben wird. Die leichte, angenehme Spannungsaktivierung (Eu-Stress) ist die Vor-Wachheit, die nötig ist, um die Sinne zu schärfen und diese auch so einsetzen zu können.
Wachheit ist laut meiner Erfahrung auch aus einem ausgeglichenen, friedvollen Zustand heraus möglich – statt Spannung und Überspanntheit wird hierbei eine „Ausdehnung“ eingeblendet, welche den Körper mit wachen Sinnen sinnlich und in Stille (ohne Aufruhr) bestehen lässt. So kann ein selbstverständlicher Raum der gesunden Widerstandskraft wirken, gepaart mit dem Genuss, der in der Lebensfreundlichkeit enthalten ist, ohne „manipulieren zu müssen“.
Sinnvoll ist es, sich in den Erfahrungsprozess zu begeben, der das Stresserleben als Ausnahmephase für zwischendurch erkennt! So wählt man den – mit dem „Gesunderhalter“, dem Immunsystem korrespondierenden – gelassenen Zustand, der das gesamte Körper- und Sinneserleben außerhalb des Stressmodus erleben lässt.
Die gesunde Lebenskraft, die Quelle der balancierten, ständig fließenden Lebensenergie wird auf diese Weise wahrnehmbar und bewusst „erspürbar“ – vitale Ganzheit(lichkeit) zu leben wird zur praktischen, realisierbaren Entscheidungsmöglichkeit und zur Erfahrungsqualität!
ERKENNEN
Formuliere dir deine persönlichen ERKENNTNISSE und nutze auch das im Impulsteil Gelesene dazu!
Schreibe diese spontan auf.
Formuliere mit deinen eigenen Worten:
… warum der Dauer-Stress-Modus für mich nicht gesund sein kann.
… Wie erkenne ich, dass ich mich darin befinde?
… Wie leite ich einen Wechsel zum gelassenen und gesunden Zustand ein?
… Wann stimme ich dem Überlebensmechanismus zu?
… weitere persönliche Erkenntnisse, die ich wiederholt neu auffrischen möchte.
WAHRNEHMEN
Meine Bewusstheit stärken und erweitern
Während du die folgenden Zeilen liest, fühle sie … erlaube, dass sie zur lebendigen Empfindung werden:
… Stress als Ausnahme. So vieles weglassen können: das Hochpushen – einfach weglassen. Die Getriebenheit, Lösungen parat haben zu müssen – einfach weglassen. Die Bedrohtheit und die Angstvorstellung, versagt zu haben – einfach weglassen.
Einfach sein lassen – was ist.
Was jetzt ist.
Das Jetzt jetzt sein lassen.
Das Jetzt zulassen.
Bemerken, wie das Loslassen einsetzt; einsetzen kann, weil all das weggelassen!
Das Loslassen bringt mich zur Entspanntheit, ich nehme den ruhigen Atem wahr und den sich entspannenden Körper.Mein Körper – er hält mich, er trägt mich. Kontakt. Körperkontakt. Bodenkontakt. Das Leben über diesen Kontakt freundlich begrüßen.
Die Einladung zum Hier-Sein annehmen und fühlen. Danke für die großzügige Einladung!
PRAKTIZIEREN
Was will ich in meinem Leben aufgrund der Auseinandersetzung mit diesem Kapitel „Ist Stress als Ausnahme zwischendurch lebbar?“ praktisch umsetzen? Was will ich regelmäßig praktizieren? In welcher Einstellung will ich praktizieren?
Wie kann ich Elemente der Körperarbeit, des Körper- und Geistbewusstseins zu Hilfe nehmen?
Welche Werkzeuge, die ich kenne, kann ich nutzen und anwenden?
Regenerieren, auftanken, schlafen – ein Muss samt Genuss!
IMPULS-Teil
Damit der menschliche Organismus über seine selbstorganisatorischen Prozesse stetig in die gesunde Kraft kommen kann, sind Perioden des Ruhens und der Erholung nötig. Achte ich diesen Bio-Rhythmus nicht, bringe ich viel Chaos ins System, und der Körper zeigt dies mit seinen Signalen deutlich an. Auch diesen Rhythmus kann man nicht wirklich austricksen – er wird nach einer gewissen Zeit einfordern, was ihm entzogen wurde.
Ich sehe viele Manipulationen in Hinsicht auf die Spielfreudigkeit mit dem Bio-Rhythmus-Mechanismus. „Auspowern was geht“ bis der Kick der Erschöpfung kommt, dann der Zwang, nachgeben zu müssen, und dann (lustvoll) zuschauen (wenn noch möglich), wie nach diesem Extrem der Körper wieder mit seinen Aufbauprozessen beginnt. Lustvoll ins Leben! Oft tut man’s für den Kick. Oder: Man rechnet einfach damit – der Körper hat (so) zu funktionieren!
Auspowern kann aber auch zum ersehnten Abschalten führen. Endlich mal ein Leer-Sein, auch im Kopf leer sein.
Auspowern auf Dauer halte ich genauso für ungesund , wie dem Zustimmen, dass wir die Lebensintensität mit der Stressintensität gleichsetzen. Denn auch hier kann überraschend der Moment kommen, wo nichts mehr weitergeht – zu viel gespielt, zu oft ausgepowert – auf einmal tritt der Kick, der Regenerationsschub ins Leben hinein einfach nicht ein …, bleibt aus. Wieder einmal zeigt der Körper die Grenzen auf: Genug gespielt! „Von einem Extrem ins andere“ hat nun mal ausgespielt – es ist die Zeit gekommen für den Ausgleich durch eine kraftvolle Mitte. So manche und mancher muss sich erst auf die Suche danach begeben.
Wiederholt treffe ich in meiner beruflichen Praxis auf LeistungssportlerInnen und auch andere extrem tüchtige Menschen, die an den Punkt gelangen, an dem nichts mehr geht. In der Folge treten Panikzustände und Erschöpfung auf – einerseits aus der neu eingetretenen Orientierungslosigkeit heraus, andererseits hatte der Körper so intensiv über lange Zeit funktionieren müssen, dass er von sich aus auf den Aus-Schalter drückt.
Verdrängte Müdigkeit, unterdrückt von einer sehr starken Willenskraft, fordert oft nach Jahren oder Jahrzehnten ihren Tribut; Panik und Erschöpfung fordern auf, sich auf die Suche nach neuen Möglichkeiten zu begeben, vor allem auch nach gesunden Möglichkeiten der Erholung und Regeneration.
Der alternde Körper wird die rücksichtslose Vorgangsweise auch energetisch nicht mehr zulassen. Es macht Sinn, sich gesunde Alternativen verinnerlicht zu haben.
Erholungsurlaube, auch wenn sie aus purem Schlaf bestehen, reichen oft nicht aus, da gerade wieder etwas aufgebaute Lebensenergie sogleich unreflektiert in die ungesunde Schiene geleitet wird. Der Körper wird zuverlässig und bald (früher oder später) streiken und das Ja zum gesunden Leben einfordern, dem selbstausbeuterischen Verhalten nicht mehr zustimmen können. Es muss eine Alternative gesucht werden.
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