Loslassen wurde für mich zu einer Pflicht. Egal, ob dies Überzeugungen, Glaubenssätze über mich, andere Menschen, meine Arbeit sowie mein Denken über Gott und die Welt waren. Kommen wir dieser „Pflicht“ uns selbst gegenüber nicht nach, bleiben wir ewig in den alten erlernten Mustern unserer Gedanken und Verhaltensweisen aus Kindertagen gefangen, die uns jedoch nicht länger guttun, denn sie alle sind Muster, die uns begrenzen. Gedanken, die uns ohnmächtig, klein und unscheinbar halten. Die uns daran hindern, unser wahres Potential zu erkennen und dieses bewusst zu leben.
Wer meine ersten beiden Bücher gelesen hat, der weiß, durch welche Prozesse ich in den letzten Jahren geführt wurde. Und ich darf an dieser Stelle tatsächlich von „geführt“ sprechen, denn es war Gott, der mich durch diese ganze Zeit intensiv begleitet hat. Er hat mich so vieles gelehrt, wofür ich ihm unendlich dankbar bin. Und wenn ich eines mit absoluter Gewissheit sagen kann, dann ist es dies: Gott ist nicht nur für mich da. Er ist für uns alle da und wünscht sich nichts mehr, als dass wir wieder mehr in Kontakt mit ihm kommen. Dass wir uns seiner wieder bewusstwerden. Ihn wieder mehr zu einem festen Bestandteil unseres Lebens machen, denn alles, was sich uns an Heilung und positiver Veränderung im Leben zeigt, haben wir ausschließlich ihm zu verdanken.
Es gibt zwar viele Menschen, die glauben, dass Krise und Krankheit oder gar der Krieg ebenfalls von Gott gemacht sind, weil er zulässt, dass uns derartige Schicksalsschläge ereilen. Doch sind sie wirklich von Gott gemacht? – NEIN! – NEIN! NEIN! NEIN! – Sie sind allesamt von uns selbst gemacht. Zwar gab es bereits zu allen Zeiten immer wieder Menschen, die behaupteten, dass sie selbst Kriege im Namen Gottes führten, um das scheinbar „Böse“ aus der Welt zu verbannen oder um diese Macht zumindest zu schwächen. Doch stimmt das? Hat Gott ihnen tatsächlich den Auftrag dazu erteilt? Meine Antwort darauf ist ein klares „NEIN“.
Wir leben zwar in einer Welt der Dualität, in der es neben „schwarz“ auch „weiß“ und neben dem „Frieden“ folglich auch den „Krieg“ gibt. Doch ist es Gottes Absicht, uns bewusst in einen Zustand des Krieges zu führen, der letztlich alles zerstört, was Gott erschaffen hat? Ich glaube, Sie stimmen mir hier zu und sagen selbst ebenfalls beherzt „NEIN“, denn das kann nicht sein. Das würde ja bedeuten, dass es neben dem Gott, der der Schöpfer der Welt ist, auch einen Gott geben muss, der das, was er erschaffen hat, willentlich auch wieder zerstört. Glauben Sie das? Glauben Sie das wirklich? – Meiner Meinung nach kann dies definitiv nicht sein, denn das ergibt überhaupt keinen Sinn.
Zwar lässt Gott es zu, dass es in diesem „Welten-Theater“ neben dem „Guten“ auch das sogenannte „Böse“, das „Negative“ gibt. Doch warum? – Damit wir an all diesen negativen Beispielen lernen können, was uns nicht wirklich guttut. Auf diese Art will er uns helfen, zu erkennen, was es zu meiden gilt, denn indem wir die Auswirkungen des Negativen schmerzhaft erleben, wird es indirekt durch jeden einzelnen von uns so in Schach gehalten, dass es nicht zu mächtig wird oder eines Tages gar die Überhand bekommt. Gott hält uns sozusagen mit beidem, dem Guten wie dem Schlechten, einen Spiegel vor, in den wir schauen können, um festzustellen, ob uns das, was wir darin sehen, gefällt.
In Wirklichkeit reicht Gott jedem einzelnen von uns seine Hand, wie wir dies am Schönsten in dem Fresko „Die Erschaffung Adams“ von Michelangelo Buonarroti sehen können, das wir in der Sixtinischen Kapelle in Rom bewundern können. Doch ob wir diese Hand ergreifen, darüber entscheidet letztlich jeder von uns selbst. Hier können uns weder Vater noch Mutter, noch Partner/Partnerin, noch Freund/Freundin helfen. Es ist vielmehr eine Entscheidung, die jeder für sich selbst treffen muss, denn sie muss aus dem Herzen kommen. Eine Entscheidung für Gott kann keine halbe Sache sein. So wie er jeden von uns bedingungslos liebt, sollten auch wir ihn lieben, ganz egal, wie sich uns die Dinge im Außen zeigen.
Für Gott gibt es kein „Jein“. Soll heißen: wir können Gott nicht halbherzig in unser Leben einladen und dann darauf hoffen, dass Gott auch weiterhin all das Gute in unserem Leben bewirkt. So wie das „Ja“ zu Gott seine Konsequenzen hat und unser Leben beeinflusst, so tut dies auch das „Nein“. Doch Gott liebt jedes seiner Geschöpfe so sehr, dass er unsere Entscheidung akzeptiert. Zwar wünscht auch er sich ein Leben an unserer Seite. Doch selbst dann, wenn wir uns aus welchen Gründen auch immer gegen ihn entscheiden, wird er uns dennoch lieben, da wir seine Geschöpfe sind. Interessant sind für mich vielmehr die Fragen: Warum treten so viele Menschen aus der Kirche aus? Warum tun sich so viele Menschen schwer, überhaupt an die Existenz eines Gottes zu glauben? Warum meiden viele Menschen Gott? Wie viele von uns wagen es nicht, den Namen „Gott“ laut auszusprechen, geschweige denn, sich zu ihm zu bekennen?
Ich frage mich, was ist da irgendwann passiert, dass das so ist? Er ist immerhin unser himmlischer Vater. Auch wenn es manche Menschen nicht glauben: Er ist die Quelle allen Seins und lebt in jedem Einzelnen von uns. Wir können Gott nicht leugnen. Aus menschlicher Sicht ja. Da mag uns unser Ego einreden, dass es Gott nicht gibt, weil wir noch keine reale Erfahrung mit ihm gemacht haben, doch wenn wir unser Herz und unsere Seele fragen, fällt uns zum Glück die einzig richtige Antwort irgendwann wieder ein.
Dazu gibt es sogar eine wunderschöne Geschichte, die ich an dieser Stelle sehr gerne mit Ihnen teilen will. Wer mein erstes Buch gelesen hat, der kennt diese kleine Geschichte bereits, doch ich finde, dass sie auch in diesem Buch Erwähnung finden sollte. Gefunden habe ich die Geschichte „Das Versteck der Weisheit“2 im Internet.
Das Versteck der Weisheit
Vor langer Zeit überlegten die Götter, dass es sehr schlecht wäre, wenn die Menschen die Weisheit des Universums finden würden, bevor sie tatsächlich reif genug dafür wären. Also entschieden die Götter, die Weisheit des Universums so lange an einem Ort zu verstecken, wo die Menschen sie so lange nicht finden würden, bis sie reif genug sein würden.
Einer der Götter schlug vor, die Weisheit auf dem höchsten Berg der Erde zu verstecken. Aber schnell erkannten die Götter, dass der Mensch bald alle Berge erklimmen würde und die Weisheit dort nicht sicher genug versteckt wäre. Ein anderer schlug vor, die Weisheit an der tiefsten Stelle im Meer zu verstecken. Aber auch dort sahen die Götter die Gefahr, dass die Menschen die Weisheit zu früh finden würden.
Dann äußerte der weiseste aller Götter seinen Vorschlag: „Ich weiß, was zu tun ist. Lasst uns die Weisheit des Universums im Menschen selbst verstecken. Er wird dort erst dann danach suchen, wenn er reif genug ist, denn er muss dazu den Weg in sein Inneres gehen.“
Die anderen Götter waren von diesem Vorschlag begeistert und so versteckten sie die Weisheit des Universums im Menschen selbst. – Verfasser: Unbekannt
Vielleicht ist dies für manche nicht nachvollziehbar oder nur eine Geschichte, die man kleinen Kindern erzählt. Ich selbst konnte jedoch die Erfahrung machen, dass die Aussage dieser Geschichte die Wahrheit ist, denn ich habe Gott tatsächlich in mir gefunden. Zu diesem Zeitpunkt kannte ich die Geschichte noch nicht einmal. Soll heißen: Die Antwort für das, was ich zuerst in meinem Inneren, also tief in meinem Herzen wahrnehmen und fühlen konnte, erhielt ich Monate später durch diese Geschichte. Sie war für mich die Bestätigung, dass Gott tatsächlich in jedem Einzelnen von uns wohnt, denn jetzt war ich mir sicher, dass ich mich auch wirklich auf mein eigenes Fühlen und Wahrnehmen von Gott verlassen kann, weil ich ihn zuvor bereits so deutlich spüren konnte …
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