Ich ging um Lucky herum und zur Vorderseite des Wagens, um einen besseren Blick darauf zu werfen. Dabei konnte ich erkennen, dass das Rot Sprühfarbe sein musste, aber es dauerte einen Moment, bis ich kapierte, was ich da sah.
Dann war ich derjenige, der buchstäblich rotsah. „Lucky, wer hat das getan?“, fragte ich und ignorierte den Schmerz, der in meinem Kopf zu explodieren begann, während mein Blutdruck in die Höhe schoss.
Lucky stand da, eingefroren.
„Lucky!“, schrie ich ihn an und packte seinen Arm.
„Ich – ich weiß nicht!“, antwortete er. Seine Stimme sank. „Es waren … es waren vorher nur ein paar Zettel. Ich habe gedacht, dass sich jemand einen Spaß mit mir erlaubt.“
Ich blickte zurück auf das Auto und stellte fest, dass nicht nur das hässliche Wort auf die Motorhaube gesprüht worden war, sondern dass auch beide Scheinwerfer zerstört waren.
„Was für Zettel?“, fragte ich, obwohl meine Sicht schwächer wurde. „Welche Zettel, Lucky?“
Mehr brachte ich nicht heraus, bevor mich die Übelkeit schnell und heftig traf. Ich schloss die Augen, aber es war zu spät. Hinter meinen Augenlidern blitzten Lichter auf und ich verlor das Gleichgewicht.
„Zach?“
Luckys panische Stimme war schrecklich anzuhören. Ich versuchte ihm zu sagen, dass es mir gut ging, aber ich konnte die Galle, die mir im Hals aufstieg, nicht mehr zurückhalten. Die Erniedrigung und die quälenden Schmerzen in meinem Kopf zerrissen mich fast, während ich direkt vor Luckys Auto zu würgen begann.
„Zach, halte durch, ich rufe den Notarzt an!“, rief Lucky. Ich konnte spüren, wie seine warme Hand sich auf meinen Nacken legte. Ich schaffte es, den Kopf zu schütteln.
„Migräne“, brachte ich hervor. „Tabletten … Tabletten in meinem Truck.“ Ich dachte nicht mal dran, diese Schmerzen ohne die Medikamente zu ertragen. Sie waren wie Krücken, auf die ich mich in diesem Stadium bereitwillig stützte.
„Ich hole sie“, murmelte Lucky schnell. Ich stützte mich mit den Händen an der Vorderseite seines Autos ab, um mich gerade zu halten, doch als ich das Wort sah, das auf die Motorhaube gekritzelt war, blieb mir nichts anderes übrig, als meine Augen wieder zu schließen. Aber dieses eine Wort, mit dem irgendein Arschloch es gewagt hatte, den jungen Mann zu beschimpfen, lief in meinem Kopf in einer Endlosschleife, und bei jeder Wiederholung fühlte sich der Schmerz in meinem ganzen Körper an, als würde jemand mit einem heißen Schürhaken auf mich einstechen.
Dieb.
Dieb.
Dieb.
Es schien stundenlang zu dauern, bis Lucky wieder zu mir zurückkehrte. Ich schaffte es, meine Augen gerade lang genug zu öffnen, um zu sehen, wie er mit dem Deckel des verschreibungspflichtigen Medikaments kämpfte. Ich versuchte, meine Hand über seine zu legen, um ihn zu beruhigen, aber das bekam ich nicht hin. Also tat ich das Einzige, was ich konnte und gab ihm ein Versprechen, das ich halten konnte.
„Ich werde ihn finden, Lucky. Ich werde … werde nicht zulassen, dass er dich verletzt. Ich werde nicht zulassen, dass irgendjemand …“ Ich musste aufhören zu sprechen, als ich schwankte und meine Knie nachgaben. Aber mein Körper schlug nicht auf die Straße auf, wie ich es erwartet hatte. Lucky hatte es irgendwie geschafft, mich aufzufangen, und obwohl er kleiner war, hielt er mich aufrecht. Ich ließ meinen Kopf gegen seine Schulter sinken.
„Halte durch, Zach. Du schaffst das“, wiederholte Lucky ein paar Mal. Ich konnte die Angst in seiner Stimme hören und das erinnerte mich an das Versprechen, das ich ihm hatte geben wollen.
„Werde nicht zulassen, dass dir jemand wehtut … jemals weh tut“, konnte ich noch von mir geben, dann gab ich auf und überließ mich der Dunkelheit.
Lucky
Ich war dankbar, dass Zach es geschafft hatte, mir mitzuteilen, was mit ihm los war. Sonst wäre ich vielleicht in Panik geraten. So aber kämpfte ich nur gegen die Übelkeit in meinem Bauch an, als ich Zeuge der fürchterlichen Schmerzen wurde, denen Zach ausgesetzt war. Glücklicherweise machte es mir meine Ausbildung und meine Qualifikation als Rettungssanitäter etwas leichter, Zachs Zustand zu beurteilen. Nach einer kurzen Überprüfung seiner Vitalfunktionen war mir klar, dass er nicht in die Notaufnahme musste. Und da er bereits zu wissen schien, was das Problem war und auch die entsprechenden Medikamente dagegen hatte, war das Wichtigste, was er brauchte, um sich zu erholen, ein bequemerer Ort als diese dreckige Straße.
Ich vergaß mein Auto und konzentrierte mich auf Zach, während ich mich über ihn kniete.
„Zach, du musst ein bisschen für mich aufwachen, okay?“ Ich konnte selbst das Zittern in meiner Stimme hören, aber ich unterdrückte es, so gut ich konnte.
Zack murmelte etwas und bewegte träge seinen Kopf hin und her. Mit einer Hand stützte ich seinen Nacken, dann drückte ich ihm eine der Tabletten auf die Zunge und gab ihm einen Schluck aus der kleinen Colaflasche, die ich in seinem Truck gefunden hatte, der glücklicherweise nicht verschlossen gewesen war.
Etwas von der Flüssigkeit lief aus Zachs Mund, aber er schaffte es, die Tablette zu schlucken. Einen Moment lang barg ich seinen Kopf an meiner Brust. „Versuche, tief einzuatmen, okay? Und lass deine Augen zu.“ Ich wartete nicht, bis Zach mir antwortete, sondern schob die Medikamente und das Getränk in meine Taschen und richtete ihn behutsam auf, um ihn tragen zu können.
„Zu schwer“, murmelte Zach. „Gehen.“
Trotz der Schmerzen, die er hatte, hatte seine Stimme immer noch diesen Befehlston. Ich war halb versucht, ihn trotzdem zu tragen, nur um ihm zu zeigen, dass ich es konnte. Aber ich hatte Angst, dass er sich wehren würde, sobald ich ihn auf der Schulter hatte. Also schob ich ihn neben mich, wobei ich den Arm um ihn legte und mit der anderen Hand seine Hand auf meiner eigenen Schulter festhielt und ihn stützte. So machten wir uns auf den Weg in mein Appartementhaus und hinauf zu meiner Wohnung.
Kaum hatte ich die Tür geöffnet, war Min da.
„Was zur Hölle? Was ist los mit ihm?“ Sie eilte herbei, um mir zu helfen, ihn an einem überquellenden Bücherregal vorbei zu dem abgewetzten Ledersofa im Wohnzimmer zu bringen.
Ich wusste, dass die Medizin, die er genommen hatte, ihn stundenlang (hoffentlich die ganze Nacht lang) ausschalten würde, und er würde diese Stunden nicht bequem auf unserem alten Sofa verbringen können.
„In mein Schlafzimmer“, sagte ich zu ihr und änderte die Richtung. Während wir ihn in mein kleines Zimmer und auf das Doppelbett verfrachteten, versuchte Zach uns zu sagen, dass es ihm gut ging, aber seine Leichenblässe und die fest geschlossenen Augen sprachen Bände.
Ich warf Min einen Blick zu. „Schließ die Jalousien und mach alle Lichter aus. Er braucht Dunkelheit und Stille. Migräne.“
Ihr Gesicht verkniff sich vor Sorge, während sie meinen Wünschen nachkam. Als der Raum dunkel und still war und Min noch einen kühlen Waschlappen für seine Stirn holte, sah ich auf Zachs Gesicht hinunter. Seine Augen waren zwar nicht ganz geöffnet, aber sie blinzelten trotzdem zu mir auf.
„Bin okay“, murmelte er. Ich konnte mir ein Schnauben nicht verkneifen.
„Bist du nicht, aber du wirst es wieder“, versprach ich flüsternd und kniete mich auf das Bett neben ihm. „Bevor du einschläfst, muss ich wissen, ob du vorbeugend ein Migränemittel nimmst.“
Seine Brauen zogen sich verwirrt zusammen und ich ertappte mich dabei, dass ich die Hand ausstrecken und sie glattstreichen wollte. „Die Medizin in deinem Truck ist ein Triptan – ein Mittel, das die Attacke aufhält oder abschwächt, wenn sie begonnen hat. Nimmst du täglich ein Medikament, um sie zu verhindern?“
Zach schloss mit einem kurzen Kopfschütteln die Augen. „Mag ich nicht. Macht mich schläfrig. Kann nicht fliegen.“
Читать дальше