Vielleicht fühlt es sich beim Essen oft so an, als wärst du undiszipliniert und willensschwach, in Wirklichkeit steckt jedoch mehr dahinter. Wenn Essen dein Lebensthema ist, dann fällt es dir zum einen so schwer, darauf zu verzichten, weil es für dich eine Zusatzfunktion übernommen hat und zum anderen, weil du dich mit deinem Essverhalten identifizierst. Mit Zusatzfunktion meine ich, dass das Essen dir nicht nur gut schmeckt, sondern dir auch hilft, zu entspannen, dich tröstet, dich ablenkt, eine Leere füllt oder dich belohnt. Es hat sich unbewusst zu einer Strategie entwickelt, mit deinen Gefühlen umzugehen. In den meisten Fällen ist dir jedoch gar nicht bewusst, dass du immer isst, wenn du traurig, gestresst oder frustriert bist. Du denkst einfach nur »Ich bin willensschwach und undiszipliniert«. Diese Gedanken bestärken dein ohnehin schon negatives Selbstbild und erhöhen den emotionalen Druck, der sich immer wieder im Essen entlädt.
Wenn Essen dein Lebensthema ist, verzichtest du bei einer Diät nicht nur auf den leckeren Geschmack des Essens, sondern vor allem auf dein Ventil. Wie soll eine Diät die Lösung deines Problems sein, wenn sie dafür sorgt, dass du dich emotional überfordert fühlst, während sie dir gleichzeitig dein Emotionsventil entzieht? Eine Diät ändert nichts an der Tatsache, dass dein gewohntes Ich nicht weiß, wie es mit seinen Gefühlen umgehen soll und das Essen nutzt, um Gefühle zu verdrängen, zu betäuben oder zu vermeiden. Wenn du also nur eine Diät machst, ohne dich sonst einmal wirklich mit dir selbst, deinen Gedanken und Gefühlen auseinanderzusetzen, dann unterdrückst du mit einer Diät einfach nur deine gewohnte Gefühlsvermeidungsstrategie. Dadurch, dass du keinen alternativen Umgang mit deinen Gefühlen erlernt hast, fühlst du dich in einer Stresssituation wie einer Diät, in der es dir nicht mal erlaubt ist, auf dein Ventil zurückzugreifen, restlos überfordert. Dadurch wird der Essendruck irgendwann so übermächtig, dass du gar nicht mehr anders kannst, als nachzugeben. Dadurch, dass du nachgibst, fühlst du dich erneut als Versager, willensschwach und undiszipliniert. Diese negativen Gefühle lösen wiederum emotionalen Hunger aus und bestärken gleichzeitig dein negatives Selbstbild.
Um aus diesem Teufelskreis auszusteigen, solltest du zum einen neue Strategien erlernen, um besser mit deinen Gefühlen umzugehen, und zum anderen solltest du dir erlauben, dein gewohntes Ich mit all seinen destruktiven Überzeugungen über sich selbst loszulassen.
Während du in meinem ersten Buch »Lifestyle schlank – Coaching statt Diät« Methoden erlernst, um neue Emotionsventile zu erarbeiten, möchte ich dich in diesem Buch dabei unterstützen, den Aspekt deines gewohnten Ichs loszulassen, der für dein Essverhalten verantwortlich ist.
Im ersten Teil »Verstehen – Wer du bist« gehe ich darauf ein, wie die eigene Persönlichkeit entsteht und welche psychologischen Aspekte deine Identität am stärksten prägen. Du erfährst, welche Gedanken-, Gefühls- und Verhaltensmuster dich zu der Person gemacht haben, die du heute bist, und warum diese Person immer wieder zum Essen greift. In diesem Teil gehen wir auch dem Zusammenhang zwischen deinen Gewohnheiten und deiner Identität auf die Schliche. Du lernst außerdem, die Botschaft hinter deinen negativen Gefühlen zu verstehen und wirst gleichzeitig dazu angeregt, regelmäßig deine emotionale Komfortzone zu verlassen. Dadurch entwickelst du immer mehr ein Bewusstsein für die Persönlichkeitsmerkmale, die dich immer wieder dazu verleiten, zum Essen zu greifen. In diesem ersten Teil lernst du also alles, was du wissen musst, um das große Ganze beziehungsweise den Kontext zu verstehen, in dem dein Essverhalten immer wieder auftaucht.
Zusätzlich zu den Ausführungen in diesem Buch werde ich dir auch immer wieder thematisch passende Podcastfolgen empfehlen. Wenn du magst, hast du so die Möglichkeit, die Inhalte über einen weiteren Sinneskanal aufzunehmen und somit noch tiefer zu verankern.
Ein Podcast ist ein Audiobeitrag, der über das Internet kostenfrei zur Verfügung steht. Meinen Podcast findest du unter dem Namen »Lifestyle schlank« auf der Webseite https://shinecoaching.de/lifestyle-schlank-podcast/oder auf allen Podcast-Apps wie Spotify, Itunes oder Upspeak.
Im zweiten Teil geht es dann darum, das Gelernte bei dir selbst zu erkennen.
Teil 2 »Erkennen – Wer du bist« ist ein Workbook-Element, das Übungen zur Selbstreflektion enthält, welche dazu dienen, das theoretisch erworbene Wissen aus Teil 1 auf deine aktuelle Situation zu übertragen.
Den letzten Teil des Buches »Trainieren – Wer du sein möchtest« kannst du dir dann wie dein eigenes mentales Fitnessstudio vorstellen. Hier geht es darum, die Erkenntnisse über neue Lösungsmöglichkeiten aus Teil 2 in Form von Visualisierung, Meditation, Tagebucheinträgen und Affirmationen aktiv zu trainieren. Denn wenn du es schaffst, durch das Verstehen, Erkennen und Trainieren die Persönlichkeitsmerkmale, die für dein Essverhalten verantwortlich sind, um nur ein einziges Prozent zu verändern, hat das langfristig 100 % positivere Auswirkungen auf dein Essverhalten und auf dein Gewicht als jede zu 100 % eingehaltene Diät.
TEIL 1
Der Zusammenhang zwischen Denken, Fühlen und Handeln
Wie Gefühle entstehen
Das Wort Emotion (E-Motion) bedeutet so viel wie Energie in Bewegung. Evolutionsbedingt hat die Natur uns nicht umsonst mit Gefühlen ausgestattet. Unsere Gefühle stehen in ständiger Wechselwirkung zu unserem Denken und Handeln und nehmen maßgeblich Einfluss auf unsere Entscheidungen. Es ist die Macht unserer Gefühle, die unser Leben steuert. Die Verbesserung deiner allgemeinen Gefühlslage kann dein Leben so stark verändern wie kaum etwas anderes. Denn das, was am Ende deines Lebens zählt, ist nicht das, was du erreicht hast, was du besessen hast oder wie du aussahst, sondern wie du dich dabei gefühlt hast. Einzig und allein deine Gefühle entscheiden darüber, ob du glücklich oder unglücklich bist, ob du dich wohl oder unwohl fühlst, ob dein Leben leicht oder schwer ist.
Jeder kennt Menschen, die objektiv betrachtet alles haben, um glücklich zu sein – Geld, Ruhm, Sicherheit, Gesundheit, ein hübsches Äußeres –, aber trotzdem todunglücklich sind. Erinnern wir uns nur an die vielen Stars, die wir um ihr ach so tolles Leben, das viele Geld und ihre Schönheit beneidet haben. Wie viele davon waren wirklich glücklich? Was ist aus Whitney Houston, Amy Winehouse, Curt Cobain und Michael Jackson geworden? Warum waren sie nicht glücklich?
Und wie schafft es eine angehende vielversprechende Profisurferin wie Bethany Hamilton, die im Alter von dreizehn Jahren bei einem Haiangriff ihren linken Arm verlor, trotzdem an die Surf-Weltspitze? Bethany stand nur vier Wochen nach der Amputation wieder auf dem Surfboard und gewann wenige Wochen später die Nationalmeisterschaften.
Oder Samuel Koch, der seit einem schweren Unfall bei der Fernsehsendung »Wetten, dass...?« vom Hals abwärts querschnittsgelähmt ist und trotzdem als Schauspieler Karriere macht, heiratet und glücklich erscheint.
Worin unterscheidet sich am Ende Glück von Unglück? Der Unterschied liegt in unseren Gedanken, denn unsere Gedanken bestimmen darüber, wie wir uns fühlen. Haben wir positive, liebevolle oder freudige Gedanken, produziert unser Körper auch die chemischen Verbindungen, die in uns positive, liebevolle oder freudige Gefühle auslösen. Dasselbe gilt für negative, ängstliche oder pessimistische Gedanken: Innerhalb von Sekunden fühlen wir uns negativ, ängstlich oder pessimistisch. Bei negativen Gedanken entstehen in unserem Körper also andere chemische Reaktionen als bei positiven Gedanken. Unsere Gefühle wirken sich wiederum auf unser Verhalten aus, welches sich dann wieder auf unsere weiteren Gedanken auswirkt. So entsteht, je nach Gedanken, entweder ein Teufelskreis oder Engelskreis.
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