Hat man nun diese Gedanken zu Ende gedacht, so muss man jedesmal blitzschnell, ohne auch nur dem geringsten anderen Gedanken inzwischen Raum gegeben zu haben, wieder von vorne anfangen. Dieses Experiment wird durch volle 5 Minuten eingehalten. Dabei aber muss man bedacht sein, dass kein anderer Gedanke diese Konzentration stört — man muss immer und immer wieder dieselben Gedanken festhalten. Sobald sich ein anderer Gedanke einzuschleichen sucht, muss er sofort wieder vertrieben werden, und zwar mit aller Energie und Willenskraft. Für den Schüler darf es für die Dauer der Konzentration nichts mehr im Universum geben als den Gegenstand, auf den er konzentriert und er selbst, d. h. seine Gedanken. Das Gefühl seiner Körperlichkeit, sowie alles um ihn herum muss vollständig versinken.
Nur dann, wenn dieser Zustand eintritt, was erst in einem späteren Stadium geschehen kann, ist die Konzentration vollkommen. Der Schüler wolle speziell auf diese Übung sehr viel Sorgfalt verwenden. Die Konzentration entwickelt die Willenskraft und ist der Hebel, der bei den meisten magischen Experimenten zur Anwendung gelangt.
Der Schüler muss sich ferner angewöhnen, stets positiv zu denken . Er muss von dem Bewusstsein sich durchdrungen fühlen, dass er ein Teil ist der Allmacht, der Allkraft, des Allwissens und der Allliebe. Er muss die drei Hauptprinzipien der Neugedankenlehre in sich lebendig werden lassen, die sich in folgenden drei Sätzen konzentrieren:
„ Ich bin — ich will — ich kann!“
Wer sein Denken, Fühlen und Wollen in Einklang mit der All-Harmonie zu bringen bestrebt ist, wird stets positiv, stets bejahend denken. Furcht, Sorge, Zweifel und wie sie alle heißen, diese großen Feinde der Menschheit, müssen für den Schüler langsam die Existenzberechtigung verlieren. Wer auf Sieg denkt und ihn ernstlich will, wird ihn erringen. Wer auf Niederlage denkt, wer sich von Furcht und Zweifel entmutigen lässt, wird unterliegen. Der Schüler muss sich angewöhnen, bei allen Handlungen seines Lebens — selbst bei kleineren und unwichtigen — die siegesfrohe Zuversicht des Gelingens zu erwecken. Wenn sich anfänglich trotzdem ein Misserfolg ab und zu einstellt, so lasse er sich dadurch keineswegs entmutigen. Er halte sich dann vor Augen, dass den Misserfolg nur er allein verursacht hat. Er suche ernstlich den Grund, und er wird ihn finden. Nicht bei anderen wolle er die Ursache des Misslingens suchen, sondern stets bei sich selbst. Eine solche Selbstkritik wird ihm dann zeigen, dass er es entweder an Vorsicht, Achtsamkeit, Fleiß oder an der nötigen geistigen Durchdringung der Sache fehlen ließ. Und eine solche strenge Selbstkritik bei allen misslungenen Handlungen wird ihm Segen bringen, denn sie wird ihm zum Lehrer werden.
Der Schüler muss auch sein Gedächtnis üben und stärken. Er wird später durch okkulte Experimente sein Gedächtnis schärfen; vorerst aber ist es nötig, dieses Ziel teilweise auf mechanischem Wege zu erreichen. Dadurch wird auch die Willenskraft gestärkt.
Alle erfolgreichen Menschen erfreuen sich eines guten Gedächtnisses. Wer vergesslich ist, versäumt die günstige Zeit und bringt sich Schaden. Vergesslichkeit führt auch zur Nachlässigkeit.
Der Schüler memoriere fleißig. Alles Gelesene sucht er womöglich wortgetreu zu behalten. Man übe vorher nur an kleinen Lesestücken. Sofort nach dem Lesen rufe man sich das Gelesene noch einmal in das Gedächtnis zurück und halte sich dabei an die Worte des Originals. Man durchdenke alles plastisch und mit großer Aufmerksamkeit und Konzentration und lasse sich durch Eindrücke von außen in keiner Weise stören. Man wiederhole diesen Vorgang einigemale und bringe das Gedachte zu Papier, um es mit dem Original zu vergleichen. Nach ein oder zwei Stunden zwinge man sich nochmals zu einer wortgetreuen schriftlichen Wiedergabe aus dem Gedächtnis und stelle abermals Vergleiche mit dem Original an. Wenn ein halbwegs günstiges Resultat zustande kommt, so kann man andere Lesestücke wählen. Diese Übung kann zu jeder Zeit des Tages durchgeführt werden, wenn möglich mehrmals, so oft eben der Schüler Zeit und Gelegenheit hat.
Auch das Rückwärtsdenken übt das Gedächtnis. Man zwinge sich vorerst die Zahlen von 1-10, die Tonleiter, später das Alphabet und schließlich irgendeinen Satz von rückwärts nach vorn zu sprechen. Diese Übung, die unzählige Variationen zulässt, wird dem Schüler dringend empfohlen. Er stelle sich aber anfänglich keine schwierige Aufgabe; erst nach und nach steigere er die Anforderungen, bis es ihm gelingt, kleinere Aufsätze und Gedichte von rückwärts nach vorn aus dem Gedächtnis fehlerfrei zu sprechen.
Wir sagten schon früher, dass wir beständig eine feinstoffliche Substanz aus unserem Körper ausstrahlen. Wir nennen diese Ausstrahlung (nach Dr. Karl v. Reichenbach) das „Od“. Der Name stammt von dem nordischen Gott „Odin“, der Weltordner. Dieses Od erfüllt das ganze Universum; es entstrahlt allen organischen und anorganischen Körpern. Dem menschlichen als auch jedem Tierkörper entströmt Od, aber auch der Pflanze, dem Mineral usw. Wir erzeugen durch unseren Chemismus fortwährend Od und überstrahlen (verladen) es bei jeder Bewegung, bei jedem Atemzug, auf alle Gegenstände, die wir berühren, usw.
Die wissenschaftlichen Entdeckungen der Neuzeit stellen bereits mit Sicherheit fest, dass alles strahlt. Die geheimnisvollen N.-Strahlen z. B. sind entschieden identisch mit dem Od, das wurde durch die Experimente der französischen Gelehrten Blondlot und Charpentier bestätigt. Die grobstoffliche Materie ist also in einer fortwährenden Selbsterzeugung einer feinstofflichen strahlenden Materie begriffen. Diese Tatsache ist bereits durch die Photographische Platte erwiesen worden, die in lichtdichter Kassette eingeschlossen, sich in der Handform schwärzte, wenn man längere Zeit eine Hand auf die betreffende Kassette legte.
Das meiste Od entströmt den Händen, Füßen, Haaren und Augen. Und darauf gründet sich im Wesentlichen der persönliche Eindruck, den ein Mensch auf den andern macht: „Auf die Quantität und Qualität seiner Strahlung“. Und da das Od der materielle Träger der Gedanken und auch der psychischen Eigenschaften ist, so wird es begreiflich erscheinen, dass ihm im „persönlichen Magnetismus“ eine große Rolle zugewiesen ist. Und daher halten wir es für unsere nächste Aufgabe, diese odische Strahlung zu sehen , damit wir sie bewusst zur Anwendung bringen können. Diesem Zweck diene folgende Übung:
Der Schüler nehme jeden Abend zu einer bestimmten Stunde ein Lesepult und behänge es mit einem schwarzen Tuch. In Ermangelung eines solchen Pultes kann man auch ein sehr großes Buch nehmen und es so auf den Tisch stellen, dass die beiden Einbanddeckel auf der Tischplatte auseinander stehen und der Rücken oben ist. Über dieses improvisierte Pult wird nun ebenfalls ein schwarzes Tuch geworfen, oder aber man legt vor die eine schiefe Fläche einen Bogen schwarzes Papier. Nun legt man den rechten Arm so auf die Tischplatte, dass die ausgestreckte Hand über die schwarz behangene schiefe Fläche des Pultes bzw. des Buchdeckels zu liegen kommt. Die linke Hand mag den rechten Arm unterstützen, damit die Ermüdung länger zurückgehalten wird. Es ist nicht nötig, dass die innere Handfläche direkt auf dem schwarzen Untergrund aufliegt, sondern es kann dieselbe ungefähr einen Zentimeter davon abstehen. Die Beleuchtung des Zimmers hat man schon vor Beginn der Übung so reguliert, dass die Lampe in größerer Entfernung hinter dem Pult (auf keinen Fall aber hinter dem Rücken des Übenden) postiert ist. Die schwarze Fläche darf also nicht beleuchtet sein. Überhaupt soll im Zimmer nur ein schwaches Dämmerlicht herrschen, das dem Übenden aber immerhin noch erlaubt, die Umrisse seiner Hand deutlich auf dem schwarzen Untergrund zu erkennen. Wenn es die Umstände ermöglichen, so ist eine rote Beleuchtung vorzuziehen. Der Sinn des Experimentes liegt nun darin, dass man seine ganze Willenskraft aufzuwenden hat, um die erwähnte Strahlung vorerst aus seinen Fingerspitzen und bei späteren Übungen auch aus seinem Handrücken heraustreten zu sehen, und zwar in Form eines leichten Nebels, der sich nach und immer kräftiger von der schwarzen Fläche abheben wird. Es ist ganz individuell, wann der gewünschte Erfolg eintreten wird, bei dem einen Schüler vielleicht schon bei der dritten oder vierten Sitzung, bei anderen erst später. Eintreten muss der Erfolg, denn die odische Strahlung ist eine, durch das wissenschaftliche Experiment bereits nachgewiesene Tatsache. Oberst de Rochas, em. Direktor des Polytechnikums zu Paris, beschäftigt sich unausgesetzt mit der Exteriorisation des menschlichen Ods und ist es ihm schon mehrfach gelungen, diese Ausstrahlungen auf die photographische Platte zu bringen. Auch Professor Crookes, Camille Flammarion, Professor Lombroso, Professor Morselli u. v. a. beschäftigten sich intensiv teils in Verbindung mit Rochas, teils unabhängig von ihm, mit solchen Experimenten und erzielten die gleichen Erfolge. Der Schüler kann deshalb überzeugt sein, dass sein Körper in der beschriebenen Weise dieses Fluid entsendet und er wird es auch sehen, sofern er es sehen „will“. Er mag es sich zuerst mit einer lebhaften Fantasie einbilden und aus der Imagination wird endlich die Wirklichkeit.
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