The Air we breathe
Elena MacKenzie
Kapitel 1 Kapitel Eins
Kapitel 2 Kapitel Zwei
Kapitel 3 Kapitel Drei
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Epilog
22. Chicago Style Deep Dish Pizza
23. Apple Pie
24. Brombeeren und Himbeerenmarmelade
25. Iced Tea
Nachwort
Über den Autor
Bücher von Elena MacKenzie
Bella schnaubt leise, als ich sie zwischen den Ohren kraule, und dreht mir ihren Kopf zu. Sie schnuppert an meinem Unterarm. Ihre Lefzen zupfen an meiner Haut und krabbeln mich. Ich lache leise, streichle ihr über ihre große Nase und striegle weiter ihr wundervoll in der untergehenden Sonne schimmerndes schwarzes Fell. Die in die Tage gekommene Friesin habe ich zusammen mit dieser Ranch vor ein paar Monaten gekauft. Manchmal glaube ich, sie liebt unser ruhiges, zurückgezogenes Leben genauso sehr wie ich.
Sie abends zu striegeln, während im Westen hinter den Rocky Mountains die Sonne untergeht und die Gipfel der Berge blutrot färbt, ist zu unserem Ritual geworden.
Meine Ranch ist die kleinste hier in der Gegend. Es gibt hier nur das kleine zweistöckige Farmhaus mit zwei Zimmern, einem Stall, in den fünf Pferde passen - in dem aber derzeit nur zwei Boxen bewohnt sind - eine Scheune, zwei Koppeln und den alten George, der schon immer auf dieser Ranch Vorarbeiter war und der sich geweigert hat, sie zu verlassen, nur weil ich sie gekauft habe. George ist ein ruhiger, brummiger alter Mann, der 45 Jahre seiner 67 Lebensjahre auf dieser Farm verbracht hat. Er wohnt in der kleinen Wohnung über der Garage, und da er nichts anderes als das hier kennt, teilt er sich die Einsamkeit der Ranch jetzt mit Bella, ihrer Tochter Camilla, der Schäferhündin Trixie und mir.
Leider ist George auch zu alt, um alle anfallenden Reparaturarbeiten auf der Ranch zu erledigen, und ich bin handwerklich zu ungeschickt. Ich weiß, wie man ein Buch schreibt, in seinem Blog über Kirschmarmelade und Maisbrot berichtet, aber wie man einen Zaun repariert, davon habe ich keine Ahnung. Aber der Zaun der Südkoppel sollte unbedingt repariert werden, solange können Bella und Camilla sie sonst nicht mehr benutzen. Es fehlt mir auch nicht am Geld, um jemanden kommen zu lassen, sondern an willigen Handwerkern. Denn keiner, der was auf sich hält, würde freiwillig hier rauskommen, um etwas für mich zu tun. Und deswegen mute ich George viel zu viel zu. Obwohl ich versuche, ihn davon abzuhalten, auf Dächer zu steigen, um Löcher zu reparieren, er tut es trotzdem, weil es getan werden muss. Und »die Idioten aus der Stadt einen ordentlichen Schlag gegen ihre Hohlrüben verdient hätten«, wie er es gern formuliert.
»Also dann mein Mädchen, du bist jetzt schön genug für die Nacht«, sage ich, hebe das Halfter auf, das neben mir im Gras liegt und lege es ihr an. Zur Antwort schnaubt sie wieder bloß. Unsere Unterhaltungen sind leider immer so einseitig. Ich führe sie zum Tor der Koppel, dann den befestigten Weg am Haus vorbei zum Stall und in ihre Box. Gemeinsam mit George habe ich die Trennwände zwischen den Boxen herausgenommen, so können sich Bella und ihre Tochter frei bewegen. Bella hat es mir nicht gesagt, aber ich glaube, mit ihrer neuen Wohnsituation ist sie sehr zufrieden.
Bevor ich den Stall für die Nacht verschließe, bekommen die beiden Mädchen noch frisches Wasser und Futter von mir. Als ich aus dem Stall komme, läuft Trixie mir entgegen. Den halben Tag über sehe ich sie kaum. Die meiste Zeit hält sie sich bei George auf, aber abends, wenn es ans Essen geht, ist sie pünktlich und begrüßt mich mit wedelndem Schwanz vor dem Haus. Wahrscheinlich liegt es aber an George, der die Schäferhündin mitbringt, wenn er zum Abendbrot kommt.
Ich streichle über ihr tiefschwarzes Fell, als sie meine Hand mit ihrer kühlen, feuchten Nase anstupst, dann öffne ich die Fliegengittertür und die Haustür und lasse sie an mir vorbei in den kleinen Flur laufen, in dem ich die schmutzigen Gummistiefel auf die dafür vorgesehene Unterlage stelle. Ich begrüße George, der in der Küche den Tisch für uns deckt, und gehe dann nach oben, um zu duschen, bevor ich mich zu ihm an den Tisch setze.
»Wie war dein Tag?«, frage ich den alten Mann, der mit gerunzelter Stirn von seinem Chili aufsieht. Seine Stirn kann er sehr tief runzeln und dabei sehr unwillig aussehen. Ich weiß nicht, ob das an seiner Halbglatze liegt, oder weil er einfach jemand ist, der immer grimmig aussieht. Aber ich habe mich daran gewöhnt, weswegen mich auch das grummeligste Brummen nicht mehr beeindrucken kann. Hinter George steckt in Wirklichkeit ein gemütlicher und sehr freundlicher älterer Herr.
»Der Traktor springt nicht mehr an«, antwortet er knapp, dann isst er weiter.
Wenn der Traktor nicht mehr anspringt, bedeutet das, dass wir kein Heu mehr machen können. Unsere Wiesen werfen ohnehin nicht genug für den ganzen Winter ab, aber für uns ist jeder Heuballen wichtig, weil wir von den umliegenden Farmen nichts bekommen. Wir müssen die Ballen von weiter weg anliefern lassen und das kostet Geld. Auch, wenn ich es mir leisten könnte, muss ich vorsichtig mit meinen Ausgaben sein. »Und du weißt nicht, wie man ihn reparieren kann?«
George kaut ruhig, dann schluckt er sehr langsam. »Ich weiß es schon, aber ich kann das unmöglich ohne Hilfe reparieren.«
Die Frage, ob ich ihm helfen könnte, spare ich mir, sein Blick ermahnt mich deutlich, es auch nur in Betracht zu ziehen. Ich bin nicht besonders hilfreich, wenn es darum geht, irgendetwas zu reparieren. Genau genommen bin ich wohl viel eher eine Belastung, wenn es nach George geht, weil ich einen Schraubenschlüssel nicht von einem Schraubendreher unterscheiden kann. Ich presse die Lippen aufeinander und konzentriere mich wieder auf mein Essen. Es lohnt sich nicht, mit George zu streiten, er gewinnt immer.
»Dann werde ich es in die Jobbörse stellen.«
»Hmm«, macht George. Das Internet ist für ihn etwas von einem anderen Planeten. Vielleicht auch die Hölle persönlich. Auf jeden Fall findet er es suspekt genug, um immer, wenn ich es anspreche, dieses merkwürdige »Hmm« auszustoßen.
Wir essen ruhig weiter, viel reden tun wir nie. Wir beschränken es auf das Nötigste und das ist uns beiden sehr recht. Wenn es darauf ankommt, dann findet George die richtigen Worte, das weiß ich. Er hat sie auch gefunden, als er mir mit erstaunlich vielen Sätzen klargemacht hat, dass es diese Ranch nur mit Bella, Camilla, Trixie und ihm gibt. Und den paar Hühnern, die in und um die Scheune herum leben, die ich aber kaum beachte, weil Hühner mir nicht geheuer sind. Nur ihre Eier mag ich gern. Draußen auf der Südkoppel am Waldrand hat George auch noch ein paar Bienenstöcke, um die er sich so große Sorgen macht, dass er mir ständig zeigen will, wie man mit ihnen umgeht, für den Fall, dass er mal nicht mehr ist. Aber ich habe zu viel Angst, weswegen ich ihm immer sage, ich werde sie dann in die sorgsamen Hände von jemanden geben, der sich damit auskennt. Das wird dann für fünf Sätze zum Streitthema zwischen uns, bis George sich einfach umdreht und geht.
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