Eckhard Lange
Wie in einem Spiegel
Roman nach Motiven der Sage von Jason und Medea
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Inhaltsverzeichnis
Titel Eckhard Lange Wie in einem Spiegel Roman nach Motiven der Sage von Jason und Medea Dieses ebook wurde erstellt bei
DIE SAGE VON JASON UND MEDEA VORWEG DIE SAGE VON JASON UND MEDEA VORWEG Aison, Sohn des Kretheus, herrschte über Iolkos in Thessalien, bis er von seinem Halbbruder Pelias vom Thron gestürzt wird. Sein Sohn und rechtmäßiger Erbe Jason kommt in die Obhut des Zentauren Cheiron, der ihn mit Hingabe erzieht. Zum Manne geworden, kehrt Jason in seine Vaterstadt zurück und fordert sein Erbe, das Königtum über Iolkos. Pelias sagt es zu, verlangt jedoch als Bedingung, Jason möge das Goldene Vließ herbeischaffen, das – dem Gott Ares geweiht – in dessen Hain im fernen, barbarischen Kolchis bewahrt wird, von dessen König Äetas bewacht. So macht sich Jason auf, begleitet von vielen griechischen Helden segelt er mit dem Schiff Argo gen Osten und erreicht er endlich Kolchis. König Äetas will ihm das Vließ überlassen, verlangt jedoch nahezu unmögliche Heldentaten als Vorleistung und hofft damit, den Jüngling zu beseitigen. So soll er den Drachen töten, der das Vließ bewacht. Aber seine Tochter Medea, Priesterin und kenntnisreich in magischen Zauberkräften, entbrennt in Liebe zu dem jungen Griechen und hilft ihm, nicht nur alle Aufgaben zu erfüllen, sondern auch das Vließ zu erbeuten und damit – und mit ihr – zu entfliehen. Um die Verfolger abzuschütteln, lockt sie deren Anführer, ihren Bruder Absyrtos, in einen Hinterhalt, wo er getötet wird. Zurückgekehrt nach Iolkos, wird Jason erneut vertröstet, Medea aber bewirkt mit ihren Zauberkräften, dass der König stirbt. Allerdings bemächtigt sich nun dessen Sohn des Thrones, Jason und Medea müssen um ihr Leben fürchten und fliehen mit ihren beiden kleinen Söhnen nach Korinth. Kreon, Herrscher in Korinth, gewährt den Vertriebenen Asyl, fürchtet jedoch die Zauberkräfte Medeas. So dringt er darauf, dass Jason seine Tochter Kreusa ehelicht, Medea aber soll erneut verbannt werden. Jason willigt ein. Da sendet die tief Enttäuschte der Königstochter ein vergiftetes Kleid zur Hochzeit, Kreusa und mit ihr auch Kreon verbrennen, als sie es anlegt. Es war wohl erst der Tragödiendichter Euripides, der der alten Sage in seinem Drama „Medea“ einen neuen Schluss anfügte: Medea, rasend vor Zorn, tötet, um den treulosen Jason zu treffen, die eigenen Kinder. Mit dieser damals sicher publikumswirksamen Ergänzung wurde aus der betrogenen und gedemütigten Fremden die düstere, grausame, ganz von Leidenschaften beherrschte Barbarin, als die sie in die europäische Überlieferung eingegangen ist.
ERSTER TEIL: IOLKOS - KAPITEL 1
KAPITEL 2
KAPITEL 3
KAPITEL 4
KAPITEL 5
KAPITEL 6
KAPITEL 7
KAPITEL 8
KAPITEL 9
KAPITEL 10
ZWEITER TEIL: KOLCHIS - KAPITEL 1
KAPITEL 2
KAPITEL 3
KAPITEL 4
KAPITEL 5
KAPITEL 6
KAPITEL 7
KAPITEL 8
KAPITEL 9
KAPITEL 10
KAPITEL 11
KAPITEL 12
KAPITEL 13
KAPITEL 14
KAPITEL 15
DRITTER TEIL: NOCH EINMAL - IOLKOS - KAPITEL 1
KAPITEL 2
KAPITEL 3
KAPITEL 4
KAPITEL 5
KAPITEL 6
KAPITEL 7
KAPITEL 8
KAPITEL 9
KAPITEL 10
VIERTER TEIL: KORINTH - KAPITEL 1
KAPITEL 2
KAPITEL 3
KAPITEL 4
KAPITEL 5
KAPITEL 6
KAPITEL 7
KAPITEL 8
KAPITEL 9
KAPITEL 10
KAPITEL 11
KAPITEL 12
KAPITEL 13
KAPITEL 14
KAPITEL 15
KAPITEL 16
ERSTER EPILOG
ZWEITER EPILOG
Impressum neobooks
DIE SAGE VON JASON UND MEDEA VORWEG
Aison, Sohn des Kretheus, herrschte über Iolkos in Thessalien, bis er von seinem Halbbruder Pelias vom Thron gestürzt wird. Sein Sohn und rechtmäßiger Erbe Jason kommt in die Obhut des Zentauren Cheiron, der ihn mit Hingabe erzieht.
Zum Manne geworden, kehrt Jason in seine Vaterstadt zurück und fordert sein Erbe, das Königtum über Iolkos. Pelias sagt es zu, verlangt jedoch als Bedingung, Jason möge das Goldene Vließ herbeischaffen, das – dem Gott Ares geweiht – in dessen Hain im fernen, barbarischen Kolchis bewahrt wird, von dessen König Äetas bewacht.
So macht sich Jason auf, begleitet von vielen griechischen Helden segelt er mit dem Schiff Argo gen Osten und erreicht er endlich Kolchis. König Äetas will ihm das Vließ überlassen, verlangt jedoch nahezu unmögliche Heldentaten als Vorleistung und hofft damit, den Jüngling zu beseitigen. So soll er den Drachen töten, der das Vließ bewacht. Aber seine Tochter Medea, Priesterin und kenntnisreich in magischen Zauberkräften, entbrennt in Liebe zu dem jungen Griechen und hilft ihm, nicht nur alle Aufgaben zu erfüllen, sondern auch das Vließ zu erbeuten und damit – und mit ihr – zu entfliehen. Um die Verfolger abzuschütteln, lockt sie deren Anführer, ihren Bruder Absyrtos, in einen Hinterhalt, wo er getötet wird.
Zurückgekehrt nach Iolkos, wird Jason erneut vertröstet, Medea aber bewirkt mit ihren Zauberkräften, dass der König stirbt. Allerdings bemächtigt sich nun dessen Sohn des Thrones, Jason und Medea müssen um ihr Leben fürchten und fliehen mit ihren beiden kleinen Söhnen nach Korinth.
Kreon, Herrscher in Korinth, gewährt den Vertriebenen Asyl, fürchtet jedoch die Zauberkräfte Medeas. So dringt er darauf, dass Jason seine Tochter Kreusa ehelicht, Medea aber soll erneut verbannt werden. Jason willigt ein. Da sendet die tief Enttäuschte der Königstochter ein vergiftetes Kleid zur Hochzeit, Kreusa und mit ihr auch Kreon verbrennen, als sie es anlegt.
Es war wohl erst der Tragödiendichter Euripides, der der alten Sage in seinem Drama „Medea“ einen neuen Schluss anfügte: Medea, rasend vor Zorn, tötet, um den treulosen Jason zu treffen, die eigenen Kinder. Mit dieser damals sicher publikumswirksamen Ergänzung wurde aus der betrogenen und gedemütigten Fremden die düstere, grausame, ganz von Leidenschaften beherrschte Barbarin, als die sie in die europäische Überlieferung eingegangen ist.
ERSTER TEIL: IOLKOS - KAPITEL 1
Der Himmel hatte sich nach und nach zugezogen, aufkommende Windböen trieben das Wasser gegen die Holzpfähle, die die Uferkante stützten. An den Stegen begannen die Boote einen erregten Tanz, zerrten an den Haltetauen, während die Leinen gegen die stählernen Masten schlugen – ein vielstimmiges Konzert begann, unterlegt vom konstanten Rauschen, das der Wind in den Ohren erzeugte, begleitet vom Taktschlag der Wellen, wenn sie gegen Ufer oder Bootsrümpfe klatschten.
Jason liebte diese Stimmen über dem Wasser, liebte den Anblick der bewegten Förde, und stets überkam ihn der Wunsch, ganz allein hinauszusegeln, durch den Meeresarm zu kreuzen auf der Suche nach der offenen See. Es war verboten, bei solchen Wetterlagen die Boote zu benutzen, zu groß war die Gefahr, dass die Jollen zu weit krängten und dabei kenterten. Und doch – wie gerne hätte er jetzt die „Nixe“ losgemacht, das Vorsegel gesetzt und sich einfach vom Wind treiben lassen. Doch die Regeln waren streng, verbotenes Segeln hätte vielleicht sogar zum Schulverweis führen können, und das durfte er keinesfalls riskieren.
Wohin hätte man ihn dann verweisen können? Er wusste es nicht. Lenorenlund war seine einzige Heimat, sein Zuhause, seitdem es dort, im Binnenland, unter den backsteinernen Türmen seiner Geburtsstadt, kein Zuhause mehr gab für ihn. In der hellen Gründerzeitvilla zwischen der lindenbestandenen Allee und dem weiten Wasserspiegel der aufgestauten Wakenitz war kein Platz für ihn, dort hatte sich Peer Yolck, der Halbbruder seines Vaters, eingenistet. Die Mutter war nun schon lange tot, und der Vater hatte sich – beleidigt und enttäuscht, ja, wohl auch betrogen und getäuscht – leicht verdrängen lassen. Ein kleines Zimmer im Altersstift am Stadtpark genügte ihm, nichts hatte er mitgenommen außer seinen Erinnerungen, die ihm die Gegenwart zur Qual machten.
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