Walter Rupp
Dialoge, Monologe, Interviews
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Inhaltsverzeichnis
Titel Walter Rupp Dialoge, Monologe, Interviews Dieses ebook wurde erstellt bei
SOKRATES
FRIEDRICH NIETZSCHE
SCHOPENHAUER – LEIBNIZ
JEAN-JACQUES ROUSSEAU
ALBERT EINSTEIN
KARL MARX
VOLTAIRE
Lenin
NERO
Napoleon
Herodias und Herodes
Ignatius – Luther
Therapie
EHEPAAR ÜBER DAS JENSEITS
GREIS UND GREISIN
PIERCING-STUDIO
Streitkultur
Soldat und Richter
Urmensch und Postmoderner
Mephisto und Engel
Engel und Mephisto
Mephista und Engel
Bewerberin und Personalchef
Computer und Direktor
Beim Verleger
Ehe-Vermittlung
Neue Eheformen
Euro-Rettung
Heilpraktikerin
Beratung
Kontaktversuche zu Karl Valentin
Jude und Nazifeind
Atheist – Gläubiger
Bayer und Migrant
Engelklage
Aufzeichnungen eines Schutzengels
Luzifera
Mephisto
Des Teufels Memoiren
Faustin
Rechtfertigung der Paradieses-Schlange
Kain
Goliat
Batseba
Jona
Empörung eines Narren
Erinnerungen einer Hexe
Lebenskünstler
Meine Eltern
Märchenerzähler
Tod
Trinker
Schauspielerin über das Sterben
Salomes Reue
Mein Leben als Wutbürger
Aufzeichnungen eines Schäferhundes
Enttäuschung einer Mutter
Der Verlorene Sohn
Die bösen Hirten
Ein Herbergsvater rechtfertigt sich
Zacharias
Das verlorene Schaf
Der Ochs von Bethlehem
Der reiche Jüngling
Bestsellerautor
Memoiren eines Fußballs
Prometheus
Paulus
Franz von Assisi
Nikolaus von Flüe
Wolfgang Meier (1878-1945)
Berufung
Ehejubiläum
Interview mit einem Greis
Fragen an ein Medium
Minderheit
Umfrage
Schönheitskönigin
Gutmensch
Parteigründer
Multi-Kulti-Bühne
Fragen zur feministischen Theologie
Weihnachts-Reporter
Gespräch mit einem Hund
Paradieses-Schlange
Geist und Zeitgeist
Politiker und Wähler
Seniorenstudium
Der Bürgermeister von Bethlehem
Impressum neobooks
Dialoge
Walter Rupp
STUDENT: Herr Sokrates, Sie waren der Sohn eines Bildhauers und einer Hebamme.
SOKRATES: Ich brachte für den Beruf des Philosophen beste Voraussetzungen mit.
STUDENT: Sie haben am Peloponnesischen Krieg teilgenommen und dabei einem Mann namens Alkiviadis das Leben gerettet.
SOKRATES: Ja, das dürfte meine beste Tat gewesen sein. Aber er hat leider danach mit seinem Leben nicht viel anzufangen gewusst und damit Schluss gemacht.
STUDENT: Ich finde es empörend, dass man Sie gezwungen hat, den Giftbecher zu trinken.
SOKRATES: Ich hatte behauptet, die Sonne sei ein brennender Fels, größer als der Peloponnes. Das wurde mir als Gotteslästerung ausgelegt. Die Menschen lassen sich Gott, aber nicht ihre Götter nehmen. - Für meine Verurteilung stimmten 280 angesehene Ratsherren. Ich sei, meinten sie, ein schlimmes Beispiel für die Jugend.
STUDENT: Sie sind Opfer eines schlimmen Justizirrtums. Man hat Sie …
SOKRATES: Sagen Sie nichts gegen den Gerichtshof! Ich hatte ihn in Verlegenheit gebracht. Er hat nachher eine Wiedergutmachung versucht und ein feierliches Staatsbegräbnis angeordnet.
STUDENT: Das war wohl das schlechte Gewissen. - Haben Sie den Tod nicht gefürchtet?
SOKRATES: Den Tod schon, aber nicht den Ort, an den er die Toten bringt. Nun, es ist ausgestanden. Seitdem halte ich mich im Jenseits auf. Aber für uns hier liegt das Diesseits jenseits. Auch wir Philosophen müssen da radikal umdenken.
STUDENT: Sie waren mit Xanthippe verheiratet und hatten von ihr drei Kinder.
SOKRATES: Ach die Gute, sie hatte es nicht leicht mit mir. Sie musste es hin-nehmen, dass ich die Liebe zur Weisheit allem anderen vorgezogen habe. - Und die Kinder, sie verstanden ihren Vater nicht.
STUDENT: Von Ihnen soll die Bemerkung stammen: "Heiratest du, wirst du es bereuen, und heiratest du nicht, wirst du es auch bereuen." Glauben Sie, dass Philosophie und Ehe unvereinbar sind?
SOKRATES: Wenn man die Weisheit allem anderen voranstellt. Die meisten Philosophen waren schlechte Ehemänner oder keine großen Philosophen.
STUDENT:Ihre Ehe war also nicht glücklich? Es gab häufig Streit!
SOKRATES: Woraus schließen Sie das?
STUDENT: Dass Xanthippe ein zänkisches Weib war, kann man doch in jeder Philosophiegeschichte nachlesen.
SOKRATES: Nachlesen? - Wenn ich das Xanthippe erzähle, dass auch sie in die Philosophiegeschichte eingegangen ist! - Es gab zwischen ihr und mir nur ein Problem: Sie konnte - wie das übrigens häufig vorkommt - den Unterschied zwischen Philosophieren und Nichtstun nie begreifen.
STUDENT: Herr Sokrates, Sie gelten als einer der bedeutendsten, wenn nicht als der bedeutendste Philosoph der Antike. Worauf führen Sie das zurück?
SOKRATES: Da müssen Sie die fragen, die das von mir behaupten.
STUDENT: Die Menschen haben nie verstanden, weshalb Sie der Nachwelt nichts Schriftliches hinterlassen haben. Sie hätten ihr gewiss vieles zu sagen gehabt. Auf diese Weise gingen viele Ihrer Gedanken für immer verloren.
SOKRATES: Wahrheiten können nie verloren gehen. Sie werden immer wieder neu gefunden. Wer sie gefunden hat, ist Nebensache.
STUDENT: Darf ich eine Frage stellen, die ich schon immer einmal stellen wollte?
SOKRATES: Ich habe mich zu meinen Lebzeiten dagegen gestellt, dass man Antworten von mir haben wollte und es vorgezogen, zu fragen. Es wäre mir lieber, wenn Sie zuerst Behauptungen aufstellen. Ich werde versuchen, dann die dazu passende Frage zu stellen. Da Sie ja Kommunikationswissenschaften studieren, dürfte Ihnen das nicht schwer fallen, eine Antwort zu geben, ehe die Frage gestellt worden ist.
STUDENT: Gut, dann antworte ich. - Sie haben den kühnen und unüberlegten Ausspruch getan: "Ich weiß, dass ich nichts weiß".
SOKRATES: Kann man das, was man gesehen, gehört oder sich angelesen hat, Wissen nennen? Kann einer mehr als nichts wissen?
STUDENT: Nichts, ich bitte Sie, das ist eine Übertreibung. Wenn Sie wenigstens von einem begrenzten Wissen gesprochen hätten! Sie leugnen damit, dass die Wissenschaft unseren Erkenntnishorizont erweitert hat.
SOKRATES: Wie kann man nur so schnell und unbedacht schlussfolgern?
STUDENT: Sie werden doch nicht in Abrede stellen, dass wir den Wissenschaften eine Fülle von Erkenntnissen verdanken.
SOKRATES: Am Anfang aller Erkenntnis steht der Zweifel. Ist nicht alles Wissen bruchstückhaft? STUDENT: Mit der Behauptung, dass man am Ende doch nichts wissen kann, nimmt man dem Forscher das Motiv, zu forschen.
SOKRATES: Im Gegenteil, im Gegenteil! Wer forscht noch, wenn er glaubt, er habe die Antwort schon gefunden.
STUDENT: Die Informationen, die uns die Medien vermitteln, sind also in ihren Augen überflüssig.
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