Eva Wenzel - Bis wir uns finden...

Vor seiner Haustüre erwartet mich Bastian bereits. Ich will das Haus vorerst nicht betreten aus Furcht vor mich beeinflussenden Erinnerungen beim Anblick der vertrauten Umgebung. Also betätige ich den Türöffner und mit einem Klacken entriegeln sich meine Türen. Eilig steigt Bastian auf den Beifahrersitz und schnallt sich an. Schweigend lenke ich mein Auto zurück auf die Straße und schlage spontan den Weg ein, der aus der Stadt herausführt.

>Okay< Bastian bricht das Schweigen erst nach einigen schweigsamen Minuten im zähen Stop-and-Go Verkehr. Doch ich stiere nur angestrengt auf das Kennzeichen des Wagens, der vor mir an der Ampel steht.

>Ich habe Mist gebaut< und wirft mir dabei einen unverwandten Blick von der Seite zu. Die Kolonne setzt sich erneut in Bewegung.

>Mhm < brummle ich, vermeide aber weiterhin jeden Blickkontakt. Mir ist diese Situation unangenehm. Als wäre ich im falschen Film gelandet. Ich empfinde Schuldgefühle gegenüber Bastian und Alexander gleichermaßen. Es ist zum Verrückt werden. Am liebsten würde ich das Auto, Bastian und den ganzen Kram hier am Straßenrand abstellen und blindlings in die Büsche flüchten. Den Rest der Fahrt verbringen wir schweigend.

Derart in Gedanken versunken, wird mir erst auf dem Parkplatz beim Schömberger Stausee bewusst, dass ich automatisch diesen altbekannten Weg gefahren bin.

Jetzt, am Sonntag, ist die Uferpromenade ein beliebter Ort für zahlreiche Spaziergänger und Fahrradfahrer. Obwohl schon tief im Herbst, herrschen immer noch spätsommerliche Temperaturen und auch ich trage ein lockeres T-Shirt über meiner Bluejeans. Meine Windjacke schlinge ich mir locker um die Hüfte. Bastian unternimmt den ersten Versuch und will meine Hand ergreifen, doch ich ziehe sie weg und laufe einige Meter in Richtung des Rundwegs. Ich sehe die Enttäuschung in seinem Gesicht und spüre einen Stich in der Magengegend, doch ich will jetzt keine falschen Hoffnungen wecken. Ich fühle mich zu Unsicher. In seinem Blick spiegelt sich Unmut darüber, dennoch folgt er mir mit wenigen Schritten.

>Ein unglaubliches Wetter heute...< ich bemühe mich um einen neutralen Tonfall und suche den Wegesrand nach Dingen ab, die ich beobachten kann.

>Pia. Bitte hör damit auf, < dabei ergreift er fest meine Hand und hindert mich am Weitergehen >was willst du denn noch alles von mir hören damit du mir glaubst. <

Ein besonders schön gefärbtes Blatt eines Eichenbaumes zieht meinen Blick wie magisch an. Dennoch hebe ich meinen Kopf und sehe den flehenden Ausdruck in seinen Augen. Verdammt! Was soll ich nur sagen? Nach dem heutigen Tag könnte sich an unserer Beziehung endlich alles zum Besseren wenden oder alles beim Alten bleiben. Es fällt mir schwer ihm zu Vertrauen. Und beschämt muss ich mir eingestehen, dass ein nicht unerheblicher Teil meiner Gedanken immer noch mit meiner ganz privaten Geburtstagsfeier beschäftigt ist. Ich schrecke endgültig aus meinem inneren Streitgespräch des Gewissens hoch.

>Kündige dein Zimmer und ziehe bei mir ein. <

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