“Gut, dass wir das gemacht haben, Kurt! Da hatte sich tatsächlich was Fieses in Deiner Ohrspitze eingenistet! Aber das ist jetzt weg! Und Du bist hier! Außerdem siehst Du sehr verwegen so aus... wie ein kleiner Pirat...“.
Das klang gut. Das gefiel mir. Ich war nämlich sehr gerne hier.
Noch 1 Tag... morgen!!!
Heute ist für mich Üben für den Ernstfall angesagt.
Also Urlaubsgeneralprobe quasi.
Die Sonne übt mit.
Flugs holte mein Frauchen Stühle, Sonnenschirm und meinen Terassenkorb hervor und ich ging konzentriert ans Werk.
Etwas aufgeregt bin ich, muss ich zugeben...
Soll ja auch alles perfekt werden...
Aber dann stellt sich wie immer heraus:
Der Kurt kann‘s!
Auch im Angesicht von Hektik, Streß und Vorbereitung bleibe ich entspannt und genieße jede Sonnenminute.
2. September anno Kurti Zeitrechnung
11.00 mitteleuropäischer Zeit.
Westliche Hemisphäre.
Der Wagen - beladen.
Das Gepäck - letzter Check.
Den Proviant - in der Hand.
Ich, der Kurt - unterm Gurt.
Mein weichster Korb - mit an Bord.
Mein Frauchen teuer - hinterm Steuer.
Meer wir kommen - Urlaubswonnen.
Wind und Strand - im Dänenland.
Dabei der Hund - ohne Grund...
Böser Blick - ich nehm‘s zurück.
Ein Abschiedswort - wir fahren fort.
Klar zum Start - gute Fahrt!!!
God aften fra Kurten! Ein langer Tag geht langsam zuende...
Mein Frauchen ging zum Sonnenuntergang noch auf ein Schwätzchen zum Meer, nachdem sie das Auto ausgeladen hatte. Sie sagt immer, sie hätten sich viel zu erzählen... zum Glück nahm sie das haarige Mon... ähm... den Hund mit und ich machte es mir in meinem roten Ferienhaus gemütlich.
Eingekuschelt in meinem Urlaubskorb. Seufz... einfach hyggelig! Nach dem Abendessen bürstete sie mich mit meiner weichen blaue Bürste... oh welch Wonne... wurde ich müder und müder, alles war weich und warm und ich träumte von.......... zzzzzz

„Kurt,“ stöhnte mein Frauchen verschlafen „es ist Viertel nach Sieben! IM URLAUB!!!“
Ich hatte ihr zuvor einige Zeit wohlig und leise ins Ohr geschnurrt, die Lautstärke sodann immer weiter erhöht, schließlich Stück für Stück etwas mehr Nachdruck und am Ende sogar deutlich Unmut hineingelegt, was allerdings zu wenig Beachtung geführt hatte.
Daraufhin entschied ich mich vor der nächsten Eskalationsstufe für ein bedrohliches Schnurren, welches unmissverständlich meine Forderungen zu Gehör bringt. An dieser Schnurrform habe ich lange gefeilt und es zu einer wahrlichen Perfektion gebracht. Wieder keine Reaktion. Nun, dann half es nichts. Die Forderpfote war gefordert. Die schmalen dänischen Betten kamen meinem Zweck sehr entgegen und zack! Forderpfote auf Menschennase. Ein unwilliges Grunzen aus den Tiefen des Kopfkissens neben mir. 21 Mäuse, 22 Mäuse, 23 Mäuse...
Zack! Half ja nix. Halbe Sachen sind nun mal nicht mein Ding. Endlich. Sie drehte sich um und ich sah sie ungerührt an.
„Käsepaste?“
„Grmpf“, kam die Antwort aber ihre Hand griff schon über mich herüber zum Nachttisch, wo die Tube lag. Herrrrlich!!! Schleck... eine Wonne... Morgenpaste war einfach ein Hochgenuss.
„Aber jetzt wird noch etwas geschlafen!“, ordnete mein Frauchen an. Kein Problem... dachte ich und kuschelte mich tief in mein weiches Kissen... Urlaub!!!
Urlaubstag 1 ist vollbracht. Sonne pur. Ein laues Lüftchen... nach einem ausgiebigen Frühstück stand Erholung an. Ich rollte mich in meinem Korb zusammen, den mir mein Frauchen in einen Sonnenfleck gestellt hatte. Warm schien sie mir auf den Pelz. Jedes Haar sog die Wärme ein. Speicherte sie für kühlere Zeiten. Später am Tag setzte sich mein Frauchen zu mir, nachdem sie vom Strand zurück kam und erzählte mir von Möwen, fliegenden Seehunden und Haien und Drachen.
Ich nickte milde und verständnisvoll - und war insgeheim froh, dass wir jetzt Urlaub haben... offenbar hatte sie den auch bitter nötig...
Guten Morgen aus Dänemark! Der Herbst hat heute morgen Einzug erhalten - die Zeit der warmen, klaren Farben und kühlen Nächte beginnt und erinnert uns daran, dass nichts bleibt, wie es ist.
Aber heute lacht die Sonne von einem blauen Himmel und es wird ein schöner Tag!
Das Leben, wie es sein sollte.
Scheine, Sonne, scheine,
Schein‘ auf Kurt und Steine.
Mach die kalten Schatten klein,
Der Kurt liegt gern im Sonnenschein!
„Kurt!“, schimpfte mein Frauchen „kannst Du nicht mal aufhören, den Hund zu mobben?!“ - „Iiiich?!“, fragte ich unschuldig.
„Ja. DU!“, antwortete sie und musterte mich scharf. „Ich sehe das! Du bist nicht nett!“.
In der Tat hatte ich ihn gerade mit einem durchdringenden Blick dazu gebracht, sich auf den Boden neben meinen Liegestuhl zu legen, statt darauf. So einen Affront konnte ich natürlich nicht durchgehen lassen. Ein Hund auf derselben Stufe wie ein Kurt. Pah! Wo kämen wir denn da hin, wenn hier jeder meinen würde, er könnte... ich verlor den Faden, denn soeben stellte mein Frauchen eine Schüssel Eis mit Sahne auf die Liege.
Ich stellte mich schlafend und beobachtete, wie sie nochmal zurück ins Haus ging. Ich könnte jetzt warten, bis sie mir meinen Anteil reichen würde, überlegte ich, aber die Verlockung war einfach zu groß... schneeweiß und zart geschwungen wölbte sich ein großer Klecks Sahne auf dem Eis... die Sonne ließ ihn geradezu schimmern und funkeln. Eine Heerschar von Geruchsmolekülen erreichte meine Nase und eine Explosion der Sinne versetzte mich in einen Rausch der Köstlichkeit. Langsam ließ ich mich von meinem Kissen rollen, zielsicher in Richtung Sahne. Einen Moment später tauchte meine rosa Zunge ein und ich schmolz dahin. Ich gab mich ganz dieser unverhofften Wonne hin, die so überraschend wie köstlich meinen Weg gekreuzt hatte.
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