Över de stillen Straten
Geit klar de Klockenslag
God Nacht Din Hart will slapen
Und morgen is og en Dag...
„Kurt,“ sagte mein Frauchen heute morgen zu mir, während sie mir mein Frühstück machte „erzähl der Welt heute zum Weltkatzentag doch mal, wer Du bist. Das weiß doch sonst keiner“.
Nicht? Warum nicht? Frauchen rollt mit den Augen, holt Luft und setzt zu einer Erklärung an... hätte ich bloß nicht gefragt... ich wende mich betont konzentriert dem Napf zu und tatsächlich, sie nickt zufrieden ob meines Appetits und dann will schon wieder einer meiner Kumpels was - bellt, mauzt, schnattert, kräht, pfeift und sie vergisst, was sie sagen wollte und geht aus der Küche.
Wieder dieses Interesse an der Vergangenheit. Diese Menschen bleiben ein Rätsel...
Dabei sage ich immer wieder, dass JETZT zählt... Früher ist lange her...
ich hatte eine Katzenmutter, liebevoll wie alle Katzenmütter es sind... es sind Menschen, die sie oft nicht Mütter sein lassen...
Ich habe viel erlebt. Ich bin ein Streifi aus dem Elmshorner Tierschutz. Aber davon weiß heute kaum noch jemand was. Dann war ich König des Reiterhofs. Jede Maus zitterte vor mir. Ich lebte wild und frei. Draußen war mein Revier. Sommer wie Winter. Hach! Das waren Zeiten...
Aber dann kam das Alter und meine Hinterbeine liefen in andere Richtungen, als sie sollten. Ich fand es nicht so schlimm, aber meine Menschen waren sehr aufgeregt.
Ich wurde verpackt und in einen weißen Raum mit sorgenvoll schauenden anderen Menschen gebracht, die traurig den Kopf schüttelten. Es war laut und man drückte an mir rum. Irgendwann sagte mein Mensch energisch NEIN, schüttelte den Kopf, packte mich ein und wir fuhren zurück.
Puh, das war gut. Landluft ist immer gut. Aber Zuhause schauten sie plötzlich alle genauso sorgenvoll wie die weißen Menschen. Ich bekam süße Tropfen und ein besonders warmes Bett und eine Treppe in mein Katzenklo. Aber dann kam der Winter und an einem Morgen wollte ich aufstehen, aber meine Hinterbeine blieben liegen. Dann ging alles sehr schnell. Mein Mensch schrieb ganz viel, war traurig und dann doch froh. Ich verstand das nicht wirklich. Menschen sind einfach seltsam. Dann kam ein Tag, da wurde ich verpackt, fuhr lange Auto und war plötzlich an einem Ort, wo es bellte, mauzte, schnatterte, krähte und pfiff... und wo es nach Landluft roch. Eine Menschin nahm mich in den Arm und sagte zu mir
„Kurt, Du bist jetzt hier Zuhause, hab keine Angst.“ Da ich nie Angst habe (na gut, manchmal ein kleines Bisschen, aber das weiß ja keiner), dachte ich:
OK, ein Zuhause haben ist gut. Dann wird es wohl gut sein.
Und ich hatte wie immer Recht. Es wurde gut. Sehr gut. Aber davon erzähle ich ein anderes Mal...
Zum Weltkatzentag wünsche ich jeder Katze ein Zuhause, Einen warmen, trockenen Ort.
Etwas zu Essen.
Ein Leben ohne Angst und gejagt werden, nur weil man eine Katze ist.
Eigentlich wünsche ich das jedem.
Egal ob Katze oder Mensch oder oder oder....
„Kurt,“ sagte mein Frauchen heute, als sie von draußen herein kam „du hast Post.“...
Ich hatte es mir grad in meinem Wohnzimmerkorb gemütlich gemacht und murmelte
„Oh nein, sie haben mich gefunden...“. Irritiert sah sie mich an
„Wie bitte?!“
„Kleiner Scherz...“, hüstelte ich.
Sie schüttelte etwas skeptisch den Kopf und stellte einen Karton auf den Tisch. Oh! Das ist ein Päckchen!
Nicht einfach nur „Post“!
Immer noch kopfschüttelnd murmelte sie
„Mein Kater bekommt Post...tztztz...“. Dann ein strenger Blick:
„Du hast doch nicht etwa....“
„Nei-hein... hab ich ni-hicht...“
(immerhin hatte sie vor einiger Zeit alle „kostenpflichtig bestellen“ und „jetzt kaufen“ Buttons empörenderweise deaktiviert...). Na gut, sagte sie versöhnlich. Auspacken? - Klar! Sie holte eine Schere und zerschnitt die Klebestreifen. Ich reckte mich so gut es ging, um etwas zu sehen.
„Warte, ich helfe Dir“, sagte sie und setzte mich in meinem Korb auf. Besser, viel besser.
Ich war hellwach, total angespannt und erwartete die Maus, die jeden Moment aus ihren Mauseloch... uups... falscher Film...
Mein Frauchen klappte den Deckel auf
„Oh...“ - „Was, was, was??? Lass mich sehen!“.
Sie hielt mir das Päckchen hin. Da war was Braunes drin, es roch nach neu, ich drückte meine Nase hinein... wie weich das war...
Frauchen nahm es nun ganz heraus, hielt es in beiden Händen.
„Wow, Kurt! Das ist die wohl flauschigste Decke, die ich je gesehen habe.“.
Sie stopfte sie mir gleich in meinen Korb und tatsächlich, feinster Flausch.
Ich rieb meine Nase, mein Kinn und schließlich meinen ganzen Kopf darin... himmmmlisch!
Die Welt versank in Flausch und wohligem Schnurren, es war weich und warm um mich
herum und ich trieb schwerelos auf einer Welle Glückseligkeit durchs Kurtiversum...
„Kurt!“, rief mich eine Stimme zur Ordnung. „Sag danke!“.
Oh ja, auf jeden Fall. „DANKE, vielen Dank Frauchen von Freundin Scratchy für diesen Traum von einer Decke!“


Nun ist es Nacht geworden...
Ich durfte heute Abend meine neue Decke mit ins Bett nehmen, ich schlief schon fast, als mein Frauchen mich vorsichtig hinlegte, warm eingekuschelt und wohlig schnurrend... sie strich mir über den Kopf und sagte
„Gute Nacht, Kurt. Ich hab Dich lieb“, wie jeden Abend... und danach wie zu sich selbst „Schön, dass es Dir so gut geht und Du heute so viel Spaß mit der neuen Decke hattest...“. Ich verstand, was sie meinte. Auch wenn sie es nicht merkt, ich höre doch, wie sie manchmal sorgenvoll mit ihren Freunden spricht, ob es mir wirklich gut geht, ob sie es richtig macht...
Ja. Es geht mir gut. Ich bin der Kurt. Ich kann meine Beine nicht mehr bewegen. In meinem Leben ist vieles anders, manches schwerer und ich brauche Hilfe. Aber ich schnurre, wenn man mich kuschelt, ich liebe die Nähe meiner Menschen, ich mag es, wenn ich mittendrin bin. Ich liebe die warme Sonne auf meinem Fell und im Winter die Wärme des Kamins, ich habe großen Appetit und könnte immer Käsepaste schlecken.
Ich bin dankbar, wenn man mich bürstet und beiße sogar manchmal noch in ein Baldriankissen. Mein Leben ist so, wie es ist. Ich genieße es, wo ich kann. Tun wir das nicht eigentlich alle? Wichtig ist doch nur, dass man nicht gleich aufgibt, wenn es holprig wird.
Oder Dinge sich ändern und alles plötzlich neu und erschreckend scheint.
Das Leben ist schön.
Von leicht war nie die Rede.
Gute Nacht!
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