Ich nickte und dachte lange darüber nach.
Seit jenem Tag ist viel Käsepaste den Bach hinunter geflossen und ja, ich habe seinen Rat beherzigt und setze nun häufig meine Forderpfote ein, um mein Frauchen zu führen und zu leiten, wann immer sie nicht auf die ersten Zeichen hört.
Meine Forderpfote ist die Macht, die Türen öffnet ins Käsepastenreich, mir ausgiebiges Flauschen und Bürsten verschafft und Aufmerksamkeit und das Erfüllen aller Wünsche.
Eine Forderpfote des Nachts in ein schlafendes Menschengesicht hat eine erstaunliche Wirkung...
Danke Meister Kater.
Möge die Macht immer mit Dir sein!
Hurra!!!
FREITAG!!!
Stärkt euch, denn jetzt kommt das WOCHENENDE!
„Kartoffel.“,
konstatierte ich und sah mein Frauchen vorwurfsvoll an.
„In meinem Futter.“
Sie rollte mit den Augen und antwortete:
“Himmel! Kurt! Sei doch bitte nicht so konservativ!“
Konservativ?
Ich???
Niemals!!!
Konsequent vielleicht. Vermutlich hat sie die beiden Wörter einfach verwechselt.
„HALLO?!“, rief ich ihr nach, als sie durch die Tür verschwand und mich mit meiner Schüssel im Frühstückskorb sitzend zurückließ.
„Was?!“, fragte sie und guckte mit ihrem Kopf um die Tür.
„Kartoffel!“, wiederholte ich.
„Ja - UND?!“, fragte sie.
Ich blieb ruhig und zählte leise 21 Mäuse, 22 Mäuse, 23 Mäuse...
Die herrschende Spezies ist oftmals etwas langsam.
Umständlich im Denken.
Meine Theorie ist, dass Denken zulasten des Daumens ging. Also evolutionsmäßig. Ich sprach freundlich und langsam. Deutlich und in kurzen Hauptsätzen:
„Da ist Kartoffel in meinem Frühstück. Unerwünscht. Unbestellt. Ungenießbar.“
Erwartungsvoll sah ich zu meinem Frauchen. Oh ja. Ich sah es genau. Die Worte drangen zu ihr durch, bahnten sich den Weg zum Verstehen. Gleich... Gleich würde sie...
„Kurt,“ sagte sie und betrachtete mich mit zusammengekniffenen Augen,
„da steht Katzenfutter drauf. Mit Kartoffel. Wenn Dir das nicht passt, dann sortier die einfach aus. Du hast eh zu viel Freizeit!“.
Bevor ich etwas erwidern konnte, war sie wieder weg, murmelte was von „Aschenkuttel“, aber ich werde mich da sicher verhört haben... missmutig begann ich mit der Zunge, die Kartoffelstückchen beiseite zu schieben.
Kartoffel!
Für Katzen!
Wo gibt es denn so was!
Unmöglich.
Wenn es wenigstens Kartoffelbrei wäre.
Oder Knödel. Oder Bratkartoffeln. Oder Kartoffelpfannkuchen. Oder Kroketten.
Oder Pommes. Dann wäre das ganz was anderes!
10 Minuten später kam mein Frauchen zurück und besah sich mein Werk.
Kartoffelstückchen all überall um mich herum.
„Ah, Du magst wohl keine Kartoffeln, was Kurt?!“.
Ich sparte mir eine Antwort und ging wieder schlafen.
Manchmal stößt kater einfach an seine kommunikativen Grenzen.
“Kurt,“ sagte mein Frauchen heute morgen „jetzt läuft der Urlaubscountdown... in genau 6 Tagen starten wir in den Urlaub! Meer, Sonne, Strand!“.
Ohhhh!!! Das hätte ich ja vor lauter Arbeit und Streß fast schon wieder vergessen!
„Du musst Käsepaste kaufen!“, wies ich sie an.
„Ja, unter anderen...“, antwortete sie. „Guck mal hier, Kurt! Die Wettervorhersage!! Das sieht guuuut aus!!! 11 Stunden Sonne täglich! Bis 21°! Das ist viel besser als befürchtet!“.
Oh ja, dachte ich... Sonne!!! Toll. Aber jetzt musste ich ihr eine heikle Frage stellen. Dazu bedarf es viel Feingefühl. Missstimmungen kommen da nur zu schnell auf und könnten die Vorfreude trüben und den Käsepastenvorrat mindern. Das Risiko war hoch... all mein taktisches Geschick war hier gefordert. Die Erfahrung vieler Lebensjahre wertvoll.
„Sag mal....“, sagte ich nebenbei im Plauderton... der Plan ging auf, ich war ja so raffiniert... ein Meister der Verstellung... Sie sah nicht mal vom Computer auf, sondern antwortete arglos:
“Hm hm?“.
Jetzt war es soweit. Die Formulierung entscheidend. Eloquenz von Nöten... kein Zögern erlaubt, welches sie aufhorchen liesse. „... was mir grad einfällt... was ich Dich noch fragen wollte...“. Sie sah auf und mir direkt in die Augen. Sie lächelte.
„Na, was denn, Kurtchen?“ Ich holte tief Luft:
“ Nehmen wir denn dieses entsetzlich nervige, haarige Viech wieder mit? Dieses....“ - „Kurt!!! Der Hund kommt mit!!! Keine Diskussion!!!“.
Mist. Sie hatte mich durchschaut. Egal. Ich werde den Urlaub trotzdem genießen.
Und zum Glück ist er zu groß für meinen Korb. Und fürs Bett!
Bei dem Gedanken wurde ich fröhlich. Urlaub... noch 6 Tage... herrlich!!!
Ich wünsche einen guten Start in die neue Woche - ob Arbeit oder Urlaub!
Allen Kindern eine tolle letzte Sommerferien-Woche!
Genießt die Tage!
Geht raus, esst ein Eis, spielt ein Spiel!
Da wartet eine ganze Welt... für jeden von uns.
Freut euch über jeden Tag, sammelt jeden Sonnenstrahl!
Während mein Frauchen bereits früh morgens durch die Gegend düst und mir erst spät abends das Essen bereitet - als sei ein Urlaub purer Stress... tztztz... - stimme ich mich schon auf die kommende Woche ein.
Hach! Das wird ein Spaß!
Faulenzen! In der Sonne liegen!
Lange schlafen!
Ähm.... also... naja. Immerhin im Ausland!!! Seeluft... also alles gaaaaanz anders.
Mein Frauchen versorge ich auch mit Vorfreude auf Meer...
„Kurt,“ sagte mein Frauchen heute morgen „ich finde es wirklich... nun... interessant, wie viel Meinung Du hast, aber....“ -
„Hey!!!“, protestierte ich, hellhörig geworden. „Alles vor einem „Aber“ ist eine Lüge!“ - „Nicht doch!“, beschwichtigte mein Frauchen. „Aber Deine... nun... Fans möchten sicher gerne auch mehr über DICH erfahren. Erzähl doch mal, wie Du zu Deinem verwegen aussehenden halben Ohr gekommen bist!“
„Du hast es mir abgeschnitten.“, stellte ich ungerührt fest. Sie sah mich etwas säuerlich an und murmelte:
“Du bist unmöglich ... sonst machst Du auch aus jedem Vokativ einen halben Roman... außerdem weißt Du genau, dass es so einfach nicht war!“.
Na ja... eigentlich hat sie ja Recht. Natürlich weiß ich das. Es war letztes Jahr. Im Urlaub. Sie hatte ganz viel Zeit für mich. Wir lagen zusammen auf der Terasse, ich bekam Massagen und sie kuschelte mich lange und bewegte meine Beine für mich. Ich wurde gebürstet und gekrault und dabei fand sie diese kleine Stelle an meinem linken Ohr. Fast ganz vorn an der Spitze. Erst fiel sie ihr auf, dann fiel ihr ein, dass ich die schon länger habe und schließlich gefiel sie ihr gar nicht. Mich hat das nicht gestört, nur manchmal hat‘s gejuckt.
Mein Frauchen machte Fotos und telefonierte und als wir wieder Zuhause waren, sagte sie mir, dass wir da was machen müssen. Ich bekam eines morgens kein Frühstück und dann wurde ich in einen weißen Raum gebracht. Aber ich lag in meinem Korb und mein Frauchen war die ganze Zeit dabei, also machte ich mir keine Sorgen. Ich wurde müde und dann wieder wach. Ich lag immer noch in meinem Korb und mein Frauchen kraulte mich.
Dann fuhren wir heim und ich schlief den ganzen restlichen Tag und mein Frauchen saß neben mir. Mein Ohr kribbelte etwas, aber das war nicht schlimm. Danach ging alles wieder seinen gewohnten Gang. Ich nahm meine Arbeit wieder auf und hatte es bald vergessen. Eines Tages kam mein Frauchen und hatte einen Brief in der Hand. Sie sagte:
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