"Der Ballon ist gegen unser Dach gedonnert", sagte Penny und drehte sich nach ihrem Werkzeuggürtel um. Geschwind schnallte sie ihn um die Hüfte. "Wir müssen schauen, ob jemand im Korb sitzt. Vielleicht ist er verletzt."
Florentin zögerte. "Ja, aber wie? Bei diesem Sturm werden wir ja vom Dach geweht."
"Das machen wir schon."
"Ja, das sagst du immer, und dann hast du keine Idee, Penelope."
"Wir gehen auf den Dachboden und schauen durch das Dachfenster hinaus."
"Und dann?"
"Dann sehen wir weiter, Flo."
Entschieden wie ein alter Cowboy stapfte Penny zur Dachbodentreppe.
Florentin schüttelte den Kopf. Bei diesem Sturm würde es nicht einfach sein, die Dachluke zu öffnen. Er griff nach dem Blechkübel, der unter Bubbelmucks Aquarium stand. Schnell ließ er in der Küche Wasser hineinplätschern und hob den Bubbelmuck vorsichtig in den Eimer. Der Wasserkobold war über ein bisschen Abwechslung ganz froh und zog sofort einige Runden im frischen, kalten Wasser. Als er wieder zur Ruhe kam, hatte er Gänsehaut, denn eigentlich mochte er kaltes Wasser nicht.
Begleitet von Bonifaz stiegen Florentin und der Bubbelmuck auf den Dachboden. Penny schlug dort mit ihrem Hammer bereits gegen den Rahmen, um das klemmende Fenster zu öffnen. Typisch Penny. Gleich mal draufklopfen, ohne nachzudenken.
Florentin stellte den Eimer ab und sah sich um. "Halt, Penny!" Als seine Schwester den Hammer senken ließ, griff er nach einem kleinen Metallhaken, der das Fenster festhielt, und löste ihn. Dann drückte er das Fenster vorsichtig auf. Der Wind riss es ihm fast aus der Hand. Weil er das Fenster nicht losließ, verlor Flo den Boden unter seinen Füßen und wurde in die Höhe gerissen. Sofort begann sein Angstohr zu flattern. Er konnte es richtig an seinen Kopf schlagen hören. Penny reagierte blitzschnell. Sie klammerte sich an Flos Beine, worauf es sich auch Bonifaz nicht nehmen ließ, sich als Verstärkung in Pennys Schuhe zu verkrallen. Laut klatschte das Fenster auf das Dach. Wie durch ein Wunder ging die Scheibe nicht kaputt.
Erst jetzt ließ Florentin den Griff los. Immerhin hatte er es geschafft, das Fenster ohne Gewalt zu öffnen, auch wenn er jetzt vor Anstrengung keuchte. "Siehst du, Penny, mit Köpfchen kann man mehr bewegen als mit roher Kraft."
"Aber ohne meine Kraft wärst du uns durch das Fenster davongeflogen", sagte Penny und steckte ihren Hammer zurück in den Werkzeuggürtel. "Ich schau jetzt mal auf das Dach, wo der Ballon gelandet ist. Mach mir die Räuberleiter, Flo."
Gehorsam bückte sich Florentin und verschränkte seine Hände zu einer Stufe. Als der Wind kurz nachließ, stieg das wilde Mädchen auf die Räuberleiter und streckte seinen Kopf vorsichtig durch die Dachluke. Wie immer hielt sie ihr langes Haar mit einem Schraubenzieher zusammen, den sie durch den Knödel am Kopf gesteckt hatte. Nun begann der Sturm wieder zu pfeifen, als hätte er nur auf Beute gewartet. Sofort zog Penny ihren Kopf ein und hüpfte zurück auf den Boden. Sie schüttelte nachdenklich den Kopf. "Der Ballon hat sich um den Schornstein gewickelt. Keine Ahnung, wie wir ihn bei diesem Sturm bergen sollen."
Auch Florentin hatte keine Idee. Gedankenverloren starrte er in den Wasserkübel mit dem Bubbelmuck. Der streckte sich gerade aus dem Kübel und wurde immer länger, wie eine tanzende Schlange.
"Jetzt hab ich's", rief Flo und deutete auf den Wasserkobold. "Bubbelmuck wird uns helfen."
"Soll er auf das Dach schwimmen, oder wie stellst du dir das vor?", maulte Penny ungläubig.
Da lief der Bubbelmuck rot an, wie immer, wenn er etwas lustig fand. Dann streckte er sich noch weiter. Und jetzt verstand auch Penny.
Als der Wind kurz nachließ, nahm sie den langgestreckten Bubbelmuck wie eine Fahnenstange in die Hand und stieg wieder auf Florentins Räuberleiter. Der Bubbelmuck schlängelte sich über die Dachziegel bis zum Kamin, wo der Ballon festhing. Immer länger und dünner wurde der Wasserkobold. Als er endlich den Korb samt der zerrissenen Ballonhülle erreichte, glich er schon einem Seil. Mit letzter Kraft formte er einen Haken und hängte sich in den Korb des gestrandeten Fluggeräts.
Nun zog Penny ihn zurück und löste dabei auch den Ballon vom Kamin. Plötzlich heulte der Sturm wieder gefährlich auf und versuchte den Bubbelmuck samt seiner Beute mitzunehmen. Er wurde mit dem Ballon herumgeschleudert wie ein Papierdrache im Herbst, einmal nach links, dann wieder nach rechts und wieder zurück. Penny hatte alle Mühe, ihn festzuhalten. Sie hüpfte mit einem Kraftschrei von der Räuberleiter. Nun konnte ihr auch Florentin helfen, den Bubbelmuck und das kaputte Fluggerät durch das Fenster in den Dachboden zu ziehen. Als der Ballon endlich durch die Luke auf den Boden klatschte, atmeten alle hörbar auf, sogar der Bubbelmuck. Wie ein erschöpfter Gartenschlauch blieb er zuerst liegen und kroch dann in seinen Eimer zurück.
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