Da kann man wirklich nicht meckern, und bis auf den letzten Satz bin ich mit allem einverstanden. Doch das Schlimmste kam für Adam erst. Als er an sich hinuntersah, bemerkte er eine lange Narbe zwischen seinen Rippen. „Verdammte Scheiße, hab ich mich wohl wieder mit einem Säbelzahntiger angelegt. Also diese Viecher sind echt die Pest“. Er kroch auf allen Vieren nach Hause und noch bevor er den Eingang seiner Höhle erreichte, hörte er eine ziemlich hochfrequente Stimme:
„Na, kommt der feine Herr endlich nach Hause? Ich mach mich seit Stunden krumm um diese versiffte Bude in Ordnung zu bringen, von deiner Wäsche mal ganz abgesehen. Und das Essen kann ich jetzt auch in die Tonne treten. War wohl kein Telefon in der Nähe um Bescheid zu geben, dass du später kommst. Ich sag dir was, Freundchen, noch so eine Aktion und ich geh zurück zu meiner Mutter!“
UPS hatte endlich geliefert.
Die Vertreibung aus dem Paradies
Eva: „Adam, zum letzten Mal, trag endlich den Müll raus!“
Adam: „Was soll der Stress mit dem Müll? Der wird doch nicht schlecht“
E: „Der ist schon schlecht. Oder riechst du das nicht? Gut, wenn ich deine Unterhose ansehe muss ich wohl davon ausgehen, dass du mit strengen Gerüchen kein Problem hast. Und wenn du schon mal draußen bist, spring rüber zum Rewe und bring mir ein paar Äpfel mit. Und Hakle feucht. Ich habe keine Lust mehr, mir mit feuchtem Gras den Hintern zu putzen“
A: „Ich kann dieses Obst schon nicht mehr sehen. Wann gibt’s mal wieder was Anständiges zu essen?“
Für Adam bestand ein anständiges Essen aus einem Sauriersteak mit Folienkartoffeln. Aber daran war seit Wochen nicht zu denken. Missmutig schlurfte er zum Supermarkt, vor dessen Eingang gerade eine Gruppe Bonobos damit beschäftigt war, sich gegenseitig den Finger in den Hintern zu stecken. Er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass diese Tiere zu 99% genetisch mit ihm übereinstimmen sollten. Offenbar war das eine zusätzliche Prozent daran schuld, dass Eva letzte Nacht wieder Kopfschmerzen gehabt hatte.
A: „Geben sie mir 10 Äpfel.“
Obstfachverkäufer: „Äpfel sind aus“.
A: „Wie, Äpfel sind aus?“
O: „Ausverkauft, keine mehr da. Wollen sie’s schriftlich? Die Weiber sind ganz wild nach diesen Dingern, fragen sie mich aber nicht warum. Die hobeln das Kernobst weg, als ob es kein Morgen mehr gäbe. Meine Olle ist da nicht anders, wissen sie was sie gestern zu mir gesagt hat? An apple a day keeps the doctor away. Ich hab kein Wort verstanden. Aber was erzähl ich ihnen da, sie sind ja mit ihrer Alten auch nicht gerade auf Rosen gebettet, was man so am Stammtisch hört. Eier hätte ich noch da, im Angebot.“
A: „Und ich dachte sie wären Obstverkäufer. Offenbar sind sie aber Tischler, Stammtischler, sie Witzbold. Sind die Eier vom Huhn oder Saurier?“
O: „Saurier. Freilandhaltung. Jeweils drei Liter.“
A: „Dann geben sie mir zwei davon, damit ich endlich hier rauskomme“.
Mittlerweile waren die Bonobos kollektiv in die 69er-Stellung übergegangen. Als Adam kürzlich beim Arzt gewesen war, hatte er im Wartezimmer in einem alten ‚Stern‘ geblättert und da stand zu lesen: Wenn Bonobo-Affen auf Brautschau gehen, nehmen sie ihre Mütter mit. Männchen, die allein keinen Erfolg bei den Weibchen der Gruppe haben, werden von ihren Müttern bei Kämpfen um eine attraktive Affendame unterstützt. Ihm hatte niemand bei der Brautschau geholfen und einmal mehr reifte in ihm der Gedanke dem Herrn einen geharnischten Beschwerdebrief zu schicken. Telefonisch war der ja nie zu erreichen. Immer ging nur die Mailbox an. Und die Engel in der Telefonzentrale hatten seine Nummer schon auf die schwarze Liste gesetzt. Dass Eva mit den Eiern keine Freude haben würde, stand schon mal außer Frage. Aber heute würde er ihr zeigen wo der Hammer hängt, ewig als Loser dazustehen, vor allem am Stammtisch, ging ihm mächtig auf den Sack. Er war ein Mann, ein Jäger. Er würde nach Hause kommen, die Beine auf den Tisch legen und sich ein Bier aufmachen.
A: „Evilein, tut mir furchtbar leid, aber Äpfel waren beim Rewe leider aus. Ich hab dir zweischöne Sauriereier mitgebracht, Freilandhaltung und tierschutzgeprüft“.
E: „Hast du auch bei Aldi gefragt? Nein? War ja auch klar. Mein Mann ist zu blöd um Äpfel zu kaufen. Da hat mir der Herr was Schönes eingebrockt. Aber was hab ich auch anderes erwartet? Meine Mutter sagt immer, Männer werden sieben Jahre alt. Danach wachsen sie nur noch. Ich hab noch Pläne, weißt du das? Wenn du Zukunftspläne machst, kaufst du zwei Kästen Bier auf Vorrat. Mann, Mann, Mann. Und dass das schon mal klar ist, mit den doofen Eiern stell ich mich nicht an den Herd. Das Omelett kannst du selber machen, ober bist du dafür auch zu dämlich? Und wo ist das Klopapier?“
Er war ein Mann, ein Jäger. Und er hatte gelogen. Denn tierschutzgeprüft dürften die beiden Eier nicht gewesen sein, weshalb Adam und Eva dank einer Salmonellenvergiftung recht zügig in den Dünnpfiffmodus übergingen und das Fehlen von Hakle feucht die Situation auch nicht gerade entspannte.
Aus Quarantänegründen mussten sie daraufhin das Paradies verlassen und wurden zur weiteren Behandlung in das nächstgelegene Kreiskrankenhaus verfrachtet. Dort trafen sie auch den Herrn wieder, der sich bei dem Engel aus der Bar „etwas eingefangen“ hatte.
Der Auszug aus Ägypten
Zippora: „Moses, verdammt noch mal, mach endlich den Fernseher aus, ich kann dieses ‚Adam sucht Eva‘ schon nicht mehr sehen.“
Moses: „Ja, ja.“
Z: „Hast du die Karte eingepackt?“
M: „Hast du die Karte eingepackt, hast du die Karte eingepackt. Natürlich habe ich diese scheiß Karte eingepackt oder denkst du vielleicht, ich peile die Richtung nach Israel mit dem Daumen? Meine Fresse.“
Moses war schon auf 100 bevor die Reise richtig losging. Das konnte ja heiter werden.
Z: „Hast du getankt?“
M: „Ob ich getankt habe? Die Kamele sind voll bis zum Anschlag.“
Z: „Zeitung abbestellt, Geld gewechselt? Ich hab nämlich keine Lust jedes Mal Bankomatgebühr zu bezahlen, wenn dir der Sinn nach einem Bier steht. Und wie wir beide wissen, ist das nicht gerade selten der Fall.“
M: „Noch ein Wort Zippora und du bleibst zu Hause!“
Moses trat aus seinem Haus auf den staubigen Marktplatz, auf dem sich bereits eine stattliche Anzahl an Wanderfreunden eingefunden hatte.
M: „Tach zusammen. Also Leute, hört mal. Das Ganze wird keine große…“
Z; „Frag, ob sie Geld gewechselt haben.“
M: „Zippora! Also, das Ganze wird keine große Sache. Wir ziehen das jetzt zackig durch und ehe ihr euch’s verseht, sind wir im gelobten Land. Und merkt euch eins: Wir gehen immer links der Landstraße entlang. Ihr wisst schon, von wegen Gegenverkehr.“
Z: „Wegen des Gegenverkehrs.“
M: „Halt einfach die Klappe Zippora. Und noch etwas, ganz wichtig!“ Moses hob seinen rechten Arm, um die volle Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Er hasste dieses Getuschel, er war der Boss, das hatte ihm schließlich Gott, der Herr, in die Hand versprochen. „Habt ihr alle Geld gewechselt?“
Da ging ein Ruck durch die Menge und alle sahen betreten zu Boden.
Z: „Wusste ich’s doch!
40 Jahre später.
Z: „Natürlich habe ich diese scheiß Karte eingepackt oder denkst du vielleicht, ich peile die Richtung nach Israel mit dem Daumen? Ich hätte es wissen müssen. Seit 40 Jahren schleppst du uns jetzt durch die Pampa und hast keinen blassen Schimmer wo wir sind. An dieser Palme sind wir vor einem Jahr schon mal vorbei gekommen, du führst uns im Kreis herum, du Spinner.
Ich hör meine Mutter noch sagen, lass die Finger von dem Typen, der kriegt nix auf die Reihe, aber nein, ich musste mir ja einen unterbelichteten Wanderführer zum Mann nehmen. Da hat es meine Schwester mit dem Pharao Zalando wohl besser getroffen. Die wird jedes Jahr in neuen Schuhen aufgewogen. Schau dir mal meine Treter an, schon wieder hinüber. Falls wir jemals ankommen, was ich nicht glaube, suche ich mir sofort einen Job, damit ich auf deine paar Silberlinge nicht mehr angewiesen bin. Und dass die Gruppe langsam murrt, sollte selbst dir schon aufgefallen sein, du Blindgänger. Wie steh ich denn jetzt da vor all den Leuten? Ich kotz gleich.“
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