Julia Fritz
Fremdsprachenunterricht aus Schülersicht
Eine qualitative Untersuchung zum Unterrichtserleben von Französisch- und Spanischlernenden am Ende der Sekundarstufe I
Narr Francke Attempto Verlag Tübingen
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ISBN 978-3-8233-8408-3 (Print)
ISBN 978-3-8233-0225-4 (ePub)
Die Fertigstellung dieser Arbeit ist das Ergebnis einer langen, spannenden Reise, auf der mich zahlreiche Menschen begleitet und unterstützt haben. Folgt man einem Zitat Goethes, so lässt sich zwar wahrhafte Dankbarkeit mit Worten nicht ausdrücken, dennoch möchte ich den Versuch unternehmen, die Hilfe und den Zuspruch einiger dieser Menschen hier angemessen zu würdigen.
Ohne die Offenheit und Bereitwilligkeit der vielen Jugendlichen, ihre persönlichen Geschichten mit mir zu teilen, wäre diese Studie nicht möglich gewesen. Ihnen sowie den Lehrkräften, die mir die Türen zu ihren Klassenzimmern geöffnet haben, gilt zuvorderst ein aufrichtiges Dankeschön.
Zu besonderem Dank bin ich meiner Doktormutter Prof. Dr. Hélène Martinez verpflichtet. Sie gab mir nicht nur den entscheidenden Anstoß für das Thema meiner Arbeit, sondern bestärkte mich mit ihrem Vertrauen, meinen Weg als Nachwuchswissenschaftlerin zu beschreiten. Während der fünf Jahre an ihrem Lehrstuhl bin ich nicht nur beruflich, sondern auch persönlich gereift. Unvergessen bleibt unser Marathontreffen zur Besprechung des Manuskripts in Kassel mit Kaffee, Kuchen und qualmenden Köpfen. Ich möchte ebenso Prof. em. Dr. Michael K. „Mitch“ Legutke danken, der stets mehr für mich war als mein Zweitgutachter. Durch seinen Enthusiasmus, sein Interesse an meiner Arbeit, seine klugen Fragen und Hinweise sowie den sanften Druck hat er maßgeblich zum Vorankommen meiner Dissertation beigetragen.
Allen TeilnehmerInnen des GCSC Forschungskolloquiums „Fremdsprachendidaktik und Sprachlehrforschung“ der Justus-Liebig-Universität Gießen sei gedankt für den regen Austausch sowie die Möglichkeit, mein Dissertationsprojekt während des gesamten Forschungsprozesses regelmäßig zur Diskussion zu stellen. Insbesondere Dr. habil. David Gerlach hat durch seinen kritischen Blick auf die Daten geholfen, meine Wahrnehmung für so manche „Fokussierungsmetapher“ zu schärfen. Dass er jederzeit für all meine forschungsmethodischen Fragen mit Rat und Tat zur Verfügung stand, weiß ich sehr zu schätzen.
Besonderer Dank gilt meinen „Freundolleginnen“ Sophie Engelen, Frédérique Moureaux-Abu Marheil, Dr. Tanja Prokopowicz, Anna Schröder-Sura und Nevena Stamenkovic für das sorgfältige Korrekturlesen, die vielen schönen, gemeinsamen Erlebnisse in und außerhalb der Uni sowie die unzähligen wertvollen Gespräche über die „Diss“, aber auch über ganz irdische Themen wie die Fußball-Bundesliga oder den letzten Tatort.
Von ganzem Herzen danke ich meiner Familie dafür, dass sie mir durch ihre liebevolle Zuwendung, das Nachfragen und Zuhören, das Aufmuntern und Trösten ermöglichte, so manchen Ballast abzuwerfen und Turbulenzen zu überstehen, dass sie mir von Kindesbeinen an das Gefühl vermittelte, all meine Träume und Ziele verwirklichen zu können, und dass sie einen Ort geschaffen hat, an dem ich mich immer aufgehoben, verstanden und zu Hause fühlen konnte.
Der wichtigste Weggefährte auf meiner Reise war Matthias Bunzel, der mich während dieser intensiven Zeit in so manches Abenteuer entführte und mich den Schreibtisch immer wieder für einige Stunden oder Tage vergessen ließ. Ohne ihn wären die zurückliegenden Jahre nicht halb so bunt, aufregend und erfüllend gewesen. Er und unser gemeinsamer Sohn August sorgen dafür, dass auch das Leben nach der „Diss“ niemals langweilig wird.
I. Grundlagen und theoretischer Bezugsrahmen
Wir glauben, Erfahrungen zu machen, aber die Erfahrungen machen uns.
(Eugène Ionesco, französisch-rumänischer Schriftsteller)
Mit der aus dem Europäischen Jahr der Sprachen 2001 stammenden Forderung „Muttersprache plus zwei“ formuliert der Europarat das sprachenpolitische Ziel der Mehrsprachigkeit möglichst aller BürgerInnen der Europäischen Union. Doch trotz zunehmender Migrationsbewegungen sowie einer wachsenden plurikulturellen und damit plurilingualen Gesellschaft ist in privaten wie auch beruflichen Kontexten eine verbreitete Tendenz des Englischen als lingua franca zu beobachten, die auch in schulsprachenpolitischen Zusammenhängen ihren Niederschlag findet. Zahlreiche Initiativen und Maßnahmen wurden seit 2001 auf den Weg gebracht, um schulisches sowie außerschulisches (Fremd‑)Sprachenlernen zu fördern und die Vielfalt der europäischen Sprachen neben der Dominanz des Englischen zu erhalten. Der Blick auf den institutionalisierten Fremdsprachenunterricht zeigt jedoch, dass diese Forderung in Deutschland auch 18 Jahre später vielfach noch ungelebter Traum ist und die SchülerInnen in der Sekundarstufe I und II im Durchschnitt nur 1,3 bzw. 1,4 Fremdsprachen lernen (vgl. Eurydice 2013:65), sodass Bär (2017:89) von „einer Zweisprachigkeit (bei Berücksichtigung der qualitativen Komponente in vielen Fällen auch […] einer Anderthalbsprachigkeit)“ spricht. So muss in Bezug auf die eingangs dargestellte Forderung „Muttersprache plus zwei“ konstatiert werden, dass entsprechende Bemühungen im schulischen Kontext bislang noch keine zufriedenstellenden Ergebnisse hervorgebracht haben. Doch trotz der Suche nach möglichen Ursachen und Begründungszusammenhängen besteht keine Einigkeit hinsichtlich der Rolle des Fremdsprachenunterrichts.
Wie erfolgreich die Schulen in der Vermittlung von Fremdsprachen sind, ist allerdings umstritten. Einerseits gibt es ernsthafte Zweifel an der Effizienz des gängigen schulischen Fremdsprachenunterrichts (Bleyhl, 2005; Meyer, 2001; Tschirner, 2004), andererseits wurde aber auch vor übertriebenen Erwartungen an die schulischen Möglichkeiten beim Erwerb einer zweiten Fremdsprache gewarnt (Lightbown, 2000). (Niggli et al. 2007:473f.)
Empirische Studien, die sich mit dem Problem der Abwahl der zweiten Fremdsprachen beschäftigen, finden sich insbesondere in der Einstellungs- und Motivationsforschung (vgl. u.a. Düwell 1979; Cronjäger 2009; Venus 2017b). Die bisherigen, vor allem quantitativen Untersuchungen haben das Erleben im Unterricht als einen wichtigen, vielleicht den entscheidenden Faktor für die Erklärung von Einstellungs- und Motivationsunterschieden (vgl. Meißner et al. 2008) herausgearbeitet. Dennoch mangelt es bislang an Untersuchungen zu den Fremdsprachenlernerfahrungen, in denen die SchülerInnen selbst zu Wort kommen.
Hieraus ergibt sich ein Desiderat für qualitative Forschungsarbeiten. Einen tieferen Zugang zu den individuellen Erlebnisweisen und Innenansichten zu ermöglichen, die sich mittels sprachlich eher reduzierter Fragebogenskalen kaum operationalisieren und „abfragen“ lassen, stellt das Ziel der vorliegenden Forschungsarbeit dar. Das Erkenntnisinteresse richtet sich auf die Rekonstruktion des Unterrichtserlebens von SchülerInnen sowie deren Deutungen und Bewertung am Ende der Sekundarstufe I. Die so gewonnenen Erkenntnisse versprechen die sich bislang offenbarenden Tendenzen quantitativer Untersuchungen inhaltlich zu vertiefen und zu differenzieren. Damit versteht sich das Dissertationsprojekt als Anschlussforschung, die mittels Einzelfallbetrachtungen einen Beitrag leistet, um besser zu verstehen, welchen Einfluss Fremdsprachenlernerfahrungen auf das Lernen einer zweiten Fremdsprache Französisch oder Spanisch nach Englisch sowie die Bezugnahme zum Fach haben.
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