Fritz Rabensteiner - Uncle Sam

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Wenn ihnen mindestens vier Streifenwagen mit Blaulicht folgen, fahren sie rechts an. Zunächst werden sie umstellt und einer der Officer brüllt: «Öffnen sie das Fenster!». Also lassen sie die Scheibe runter. Und jetzt, aufgepasst, kommt der Schlüsselsatz: «Ich will ihre Hände sehen!» Und sobald er das sagt, greifen sie blitzschnell zum Handschuhfach oder in ihre Jackentasche. Amen!

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Uncle Sam

Für Christine

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Abreise

Einreise

New York, New York

Nationalfeiertag

Auf nach Florida

Die Pferde sind gesattelt

United States of …

Der Wahnsinn hat einen Namen

Applaus für mich und Shamu

Schreibblockade

Der Brückenpfeiler

Das Land der begrenzten Möglichkeiten

Vorwort

Es ist Jänner und wir planen unseren Sommerurlaub. Das machen wie immer im Jänner. Außer es ist Februar. Same procedure as every year. Ich schleppe dann eine Europalette mit Reisekatalogen nach Hause und mache meiner Frau zahlreiche Vorschläge. Afrika, Asien, Grönland, Australien…Und jedes Jahr sagt sie: „Ich kann mich nicht entscheiden, such du etwas Schönes aus“. Ok, also dann in die USA. Stellen wir uns vor, wir wären in der Schule und die Lehrerin fragt: „Wer weiß was über dieses Land, Hand hoch. Bastian?“. „Es ist groß und besteht aus vielen Bundesstaaten“. „Geht das etwas genauer?“ „48?“ „Das lass ich gelten, weiter“. „Man spricht Englisch“. „Richtig“. „Die Amerikaner sind oberflächlich“. „Nein, sie sind freundlich. Was noch?“ „Sie essen alles was dick macht und in Plastik eingepackt ist“. „Aber Bastian, sowas sagt man nicht“. „Präsident ist immer der, der im Fernsehen am besten aussieht und gut lügen kann“. „Richtig, wie bei uns. Noch was?“ „Der Durchschnittsamerikaner ist sehr blöd“. „Das ist politisch nicht korrekt, das nimmst du jetzt sofort zurück“. „Tschuldigung, er ist ungebildet“. „Schon besser, und merkt euch Kinder, er ist mindestens so ungebildet wie der Durchschnittseuropäer“. Und das will was heißen. Jedenfalls ist das bei uns der Grund für den starken Zulauf bei den Rechtsparteien. Und wer das nicht kapiert, ist tatsächlich blöd. Aber die österreichische Regierung unternimmt etwas dagegen. Nein, nicht gegen die rechten Parteien, die könnte man eines Tages als Koalitionspartner brauchen, sondern gegen die Unwissenheit. Deshalb hat Österreich eines der besten Schulsysteme der Welt. Und ja, ich habe heute schon Alkohol getrunken. Heutzutage geht bei uns der Bub nicht in die Hauptschule, sondern gleich ins Gymnasium. Und von dort schnurstracks auf die Uni. Dann ist er Akademiker. Aber ein Abschluss besagt gar nichts. Der Bub kann trotzdem so blöd sein wie ein Sack Hundefutter. Im Kopf die Quadratwurzel aus einer fünfstelligen Zahl ziehen, aber neben das Klo kacken. Doch ich schweife ab, zurück in die Schule. „Was wisst ihr noch, Kinder?“ „Die Amis führen gerne Krieg“. „Und warum, Kevin?“ „Weil man da Länder überfallen kann“. „Falsch Kevin, weil sie für die Freiheit kämpfen und die westlichen Werte verteidigen. Und gleichzeitig lernen sie dabei Geographie“. Überlegen wir mal, welche Kriege haben die Amis nach 1945 noch gewonnen? Korea? Vietnam? Afghanistan? Irak? Gut, da könnte man jetzt sagen, sie haben Saddam Hussein erledigt. Und seine Massenvernichtungswaffen vernichtet, wobei es da allerdings gar nichts zu vernichten gab. Da waren die Herren Bush und Rumsfeld einfach schlecht informiert. Das kann passieren. Manchmal schlampen die Geheimdienste. Aber was blieb vom Irak, nachdem die GIs wieder abgereist waren? Ein einziges Chaos. Und jetzt macht sich dort der IS breit, der eine weit größere Gefahr darstellt, als der alte Saddam sie jemals hätte darstellen können. Mit der U.S. Army ist es wie mit ungeliebten Verwandten. Sie kommen mit ihren rotzigen Gören auf Besuch und versauen dir die Bude. Und dann steht man dumm da und muss den Müll beiseite räumen. Die Autorin Mascha Bliss sagt: „Mit der Verwandtschaft verhält es sich wie mit Naturkatastrophen: gegen beides ist man machtlos“. Und der deutsche Immunbiologe Gerhard Uhlenbruck setzt noch einen drauf, als Wissenschaftler muss er es schließlich wissen: „Nahe Verwandte sind besser zu ertragen, wenn sie weiter weg sind“. Das Dumme bei den Amis ist allerdings, dass sie sehr oft ungefragt auf Besuch kommen und von der Realität vor Ort keine Ahnung haben. Das läuft dann unter „gut gemeint“, und naiv wie sie nun mal sind, hat ihr Eingreifen meist nicht den Effekt, den sich alle erwünscht hätten. Da agieren sie wie ein Tauchsieder. Hängen sich überall rein. Aber das Gesöff wird dadurch nicht besser. Da halte ich es mit Martin Luther: „Lieber Ratten im Keller als Verwandte im Haus“. „Kommt Kinder, es ist gleich Pause, irgendwas wisst ihr doch sicher noch“. „Sie wissen alles über uns“. „Wie meinst du das, Alfred?“ „Mein Papa sagt, sie spionieren uns aus, und jetzt muss unser Bundeskanzler jeden Tag seine SIM-Karte wechseln“. „Nein Alfred, die Frau Merkel in Deutschland muss das machen. Was unser Bundeskanzler sagt, interessiert niemanden“. Eine Lehrerin darf das sagen, und sie lügt ja auch nicht. Außerdem ist sie in der Gewerkschaft. Und diese Gewerkschaft ist maßgeblich dafür verantwortlich, dass unser Schulsystem europaweit als worst practice herangezogen wird. Wenn deren Funktionäre den Begriff PISA hören, denken sie nicht an eine Schulleistungsuntersuchung der OECD, sondern an den schiefen Turm, den die meisten von ihnen schon in ihrer knapp bemessenen Freizeit besucht haben. Und weil deren Freizeit so knapp ist, wehren sie sich erfolgreich gegen jede Neuerung. Bessere Aus- und Fortbildung, mehr Stunden, Nachmittagsbetreuung… bisher ist noch jeder Unterrichtsminister mit diesen Forderungen gescheitert. Und der Kanzler sowieso. Wie schon erwähnt, niemand interessiert, was er zu sagen hat. Und das weiß er auch. Deshalb inseriert er seine Meinung im Boulevard. Und damit sind wir wieder bei der mangelnden Bildung. Zurück zum Thema. Ich war schon oft in den Vereinigten Staaten und habe das Land kreuz und quer bereist, noch vor der al-Qaida. Damals brauchte man noch ein Visum und die Einreise war ein Kinderspiel. Wie sich die Zeiten geändert haben! Dieser Reisebericht hat das Zeug zum Blockbuster. Das hat man in Hollywood schon mitbekommen. Und ich verkauf denen den Scheiß auch, wenn die Kohle stimmt. George Clooney und Gwyneth Paltrow sind interessiert. De Niro auch. Die Gagenverhandlungen laufen.

Abreise

Flughafen Frankfurt, die Frisur hält. Aufruf nach New York. „Das ist unserer“, sagte ich zu meiner Frau, „ein Airbus A380, doppelstöckig“. „Wow, super“, kam die Antwort „hoffentlich sitzen wir oben“. Ich dachte mir, wozu soll das gut sein, in 10.000 Meter Höhe kann ein weiteres Stockwerk doch keine bessere Aussicht garantieren. Das spielt doch keine Rolle mehr, oder? Vielleicht mach ich einfach das Fenster auf, damit sie den Kopf rausstrecken kann. Ich dachte es mir, ich sagte es nicht. Denn wenn es einmal draußen ist, ist es zu spät. Und eine falsche Bemerkung zu Beginn einer Reise kann den Urlaub in sehr unschöne Bahnen lenken. Wir marschierten also durch den Rüssel Richtung Flugzeug. Ich habe keine Flugangst, aber jedes Mal wenn ich durch diesen Schlauch gehe denke ich mir, so muss es im Augenblick des Todes sein. Durch den Tunnel auf das Licht zu. Natürlich saßen wir unten. Meine Frau am Fenster, ich in der Mitte und neben mir noch ein Typ, der offensichtlich auch nach New York wollte. Ich hasse es in der Mitte zu sitzen. Wenn ich alleine unterwegs bin, buche ich aus Erfahrung immer einen Gangplatz. Meine favorisierten Airlines wissen da schon Bescheid. Und meine Frau will immer am Fenster sitzen. Gut, bei kleinen Flugzeugen ist das kein Problem, aber bei Langstrecke? Sehr oft sind die Flieger voll und man weiß nie, wer sich neben einem breit machen wird. Meist sitzt einer neben mir, der aussieht, als hätte er eine Hungersnot verursacht. Und wenn ich dann noch zusehen darf wie er sich Thrombosestrümpfe anzieht, brauche ich kein Essen mehr. Dann kriegt er auch noch meines. Auf Langstreckenflügen soll man viel trinken und falls man dann aufs Klo will, muss man höflich fragen ob man vorbei darf, aber sehr oft schlafen die Sitznachbarn.

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