Karlheinz Franke und andere - Anthologie
Wicherns Genossen der Barmherzigkeit – Diakone des Rauhen Hauses
Band 11 in der gelben Reihe „Zeitzeugen des Alltags“ bei Jürgen Ruszkowski
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Inhaltsverzeichnis
Titel Karlheinz Franke und andere - Anthologie Wicherns Genossen der Barmherzigkeit – Diakone des Rauhen Hauses Band 11 in der gelben Reihe „Zeitzeugen des Alltags“ bei Jürgen Ruszkowski Dieses ebook wurde erstellt bei
Vorwort des Herausgebers
Dietrich Sattler: Genossen der Barmherzigkeit
Christoph Friedrich Götzky, ein Zeitgenosse Johann Hinrich Wicherns
Johann Conrad Drojewsky – Stadtmissionar in Bremen
Diakon Karl Titze – Hafenmissionar in Valparaiso/Chile
Erinnerungen des Stadtmissionars Philipp Schmidt
Philipp Schmidt als Stadtmissionar
Zeugnis für Diakon Rudolf Krause
Diakon Karl Titze
Diakon Otto Bretschneider
Diakon August Füßinger, Inpektor des Rauhen Hauses
Diakon Friedrich Jahnke
Diakon Paul Hatje – Altenheim-Hausvater – Brüderältester
Diakon Heinrich Ketelsen
Diakon Sigismund Muelenz – später Pfarrer
Diakon Gerhard Niemer
Diakon Siegfried Strathmeier
Horst Schönrock
Diakon Harro Hampel
Diakon Karlheinz Franke – Herkunft – Kindheit – Jugend
Karlheinz Franke als Diakon
Diakon Gottfried Wendt
Diakon Kai Antholz
Namensregister erwähnter Diakone(innen)
Namensregister erwähnter Theologen
Weitere Informationen
Die maritime gelbe Buchreihe
Impressum neobooks
Johann Hinrich Wichern, geboren am 21. April 1808, hatte als junger Mann im Hamburger St. Georg seiner Tage das Elend der verarmten Massen in einer wachsenden Großstadt kennen gelernt, insbesondere das Kinderelend.
Laut Theodor Heus hatte er als junger Kandidat der Theologie „keine Zeit“, sein zweites theologisches Examen zu machen, sondern startete 1833mit Hilfe einflussreicher Hamburger Bürger in dem Dorf Horn vor den Toren Hamburgs aus kleinsten Anfängen das Rauhe Haus, die „Brunnenstube der Inneren Mission“ als „Rettungshaus“ für gefährdete Kinder und Jugendliche. Als Wichern auf dem Kirchentag 1848 in Wittenberg in der Schlosskirche seine Stegreifrede hielt und zur inneren Mission in Deutschland aufrief, wurde etwa zur gleichen Zeit von Karl Marx und Friedrich Engels das „Manifest der Kommunistischen Partei“ veröffentlicht. Wichern rief zur Barmherzigkeit auf, Marx und Engels forderten statt Barmherzigkeit Gerechtigkeit und zu ihrer Verwirklichung den „gewaltsamen Umsturz aller bisherigen Gesellschaftsordnung“ (siehe auch Band 65in dieser gelben Buchreihe über Wichern und die Geschichte des Rauhen Hauses). Die Geschichte hat gezeigt, dass das kommunistische Programm am menschlichen Unvermögen scheiterte, weil es unter den Gleichen immer Gleichere gab, die in der Diktatur des Proletariats ihre Position für sich persönlich zu nutzen wussten. Auch Wichern verzweifelte letztlich, dass sein Entwurf eines Programms zur Überwindung der sozialen Probleme nicht nach seinen Wünschen durchzusetzen war. Aber die vielen Menschen, die er zur Mithilfe in dem von ihm angestoßenen Werk der Barmherzigkeit rief, hinterließen Spuren, die trotz aller Schwächen menschlicher Unzulänglichkeit bis heute wirken. Wie aus Wicherns „Gehilfen“ und „Berufsarbeitern“ diakonisch-missionarische Mitarbeiter der Kirche wurden, wie sich daraus die Berufe Sozialpädagogin/Sozialpädagoge und Diakon/Diakonin entwickelten, ist in dem nachfolgend abgedruckten Beitrag von Dietrich Sattler ausführlich beschrieben.
1839 ermächtigte der Verwaltungsrat des Rauhen Hauses Wichern, der Ausbildung von Gehilfen im Rauhen Haus „die größtmögliche Veröffentlichung zu geben“. Wichern ließ deshalb von 1843 an über die Gehilfen, schon damals „Brüder“ genannt, eigene Jahresberichte erscheinen. Auf ihre theologische Ausbildung in seinem „Gehilfeninstitut“ verwandte er große Sorgfalt. Aus seinen „Gehilfen“, die Wichern aus ganz Deutschland rief und die ihn bei seiner Erziehungsarbeit im Rauhen Haus unterstützten und von den Jungen der Erziehungsfamilien „Brüder“ genannt wurden, baute er den hauptberuflichen Mitarbeiterstab der Inneren Mission auf, die „Berufsarbeiter“, die als „Hausväter“ in „Rettungshäusern“ und ähnlichen Einrichtungen, als Strafvollzugsbetreuer oder als „Stadtmissionare“ in ganz Deutschland und im Ausland bis hin nach Übersee tätig wurden.
Erst Jahrzehnte später nannte man diese Gehilfen entgegen Wicherns ursprünglichen Vorstellungen Diakone (siehe D. Sattler).
Bis in die 1970er Jahre sprach man von der männlichen Diakonie. Daneben gab es den Beruf der Diakonisse. Danach wurden Ausbildung und Beruf im Rahmen der allgemein sich durchsetzenden Emanzipation auch für Frauen geöffnet. Aus der Brüderschaft wurde die Brüder- und Schwesternschaft des Rauhen Hauses. Heute bildet die Hochschule für Soziale Arbeit und Diakonie des Rauhen Hauses in Hamburg Frauen und Männer zu Diplom-Sozialpädagog(inn)en und Diakon(inn)en aus.
Einige dieser Brüder des Rauhen Hauses aus Wicherns Zeit bis in unsere Tage sollen in diesem Buch in kurzen Lebensportraits oder längeren Selbstzeugnissen vorgestellt werden. Diese ‚Genossen der Barmherzigkeit’ und christlichen Botschafter unter dem einfachen Volk geben mit ihrem teilweise aufopferungsvollen Leben Zeugnis von der Liebe, die sie durch Jesus Christus erfahren haben. Als Zeugen des Alltags ihrer Zeit gestatten sie uns einen guten Einblick in die Geschichte des Rauhen Hauses, der Inneren Mission, der Diakonie der Evangelischen Kirche, der Wohlfahrtspflege und Sozialarbeit in deutschen Landen, aber auch ganz allgemein in das Alltagsleben früherer Generationen.
Es können in diesem Band nur einige wenige zufällig ausgewählte Brüder des Rauhen Hauses vorgestellt werden, von denen mir Lebensdaten oder Selbstzeugnisse in die Hände fielen. Viele andere Schwestern und Brüder des Rauhen Hauses oder auch anderer Diakoniegemeinschaften hätten es verdient, dass aus ihrem Leben und von ihrem Dienst berichtet würde.
Ein Nachfahre des Christoph Friedrich Götzky, nämlich sein Urenkel Christoph Bretschneider, stellte mir die von ihm aus einem Briefwechsel Götzkys mit Wichern recherchierten Fakten über diesen Zeitgenossen Wicherns zur Verfügung. Auch von Christoph Bretschneiders Vater Otto, der eine Enkelin Christoph Friedrich Götzkys geheiratet hatte, liegt ein von ihm selber verfasster aufschlussreicher Lebensbericht vor. Die Aufzeichnungen des Philipp Schmidt und Otto Bretschneider stellte Karlheinz Franke vor einigen Jahren sicher, als er beim Aufräumen im Keller des Diakonischen Werkes in Bremen auf diese interessanten Texte stieß. Die kurzen Portraits der Brüder August Füßinger, Paul Hatje und Gerhard Niemer, die ich noch persönlich erlebt habe, konnte ich zum Teil der 1981/88 erschienenen Studie ‚Brüderschaft und 3. Reich’ entnehmen. Der umfangreichste dieser Beiträge stammt aus der Feder des mit einem großen Charisma für Jugendarbeit gesegneten und für seinen Herrn Jesus Christus sehr engagierten Hugo Wietholz. Seine Witwe Lisa, die mir die Überarbeitung und Auswertung seiner für die eigene Familie konzipierten Lebenserinnerungen gestattete, war an der Erarbeitung dieses Textes maßgeblich beteiligt. Es können in diesem Sammelband nur Auszüge daraus veröffentlicht werden. Da Hugo Wietholz’ Aufzeichnungen jedoch zeitgeschichtlich sehr aufschlussreich sind, ist ein umfangreicherer Text in einem Extraband – 13in dieser gelben Buchreihe erschienen.
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