Mehr und mehr, je bekannter Dominik wurde, bekam er automatisch Häuser, Grundstücke und Villen von Verkäufern angeboten, die deren Besitzer über ihn zu veräußern gedachten. Seine diskrete, seriöse und korrekte Arbeitsweise sprach sich selbstverständlich in den entsprechenden Kreisen herum und sorgte immer wieder für neue Aufträge. Dadurch erhielt Dominik, ohne umständliche Mühen, regelmäßig neue Verkaufsangebote und Kaufnachfragen. Die Mund-zu-Mund-Propaganda, durch die sich sein guter Ruf als Makler aufbaute, wurde für ihn zu dem wichtigsten und besten Hilfsmittel und Werkzeug.
Die Geschäfte von Dominik zeichneten sich also hauptsächlich durch ständige Verhandlungen und Gespräche aus. Ununterbrochen suchte er nach relativ billigen Häusern und Grundstücken, was mit vielen Terminen vor Ort verbunden war. Ständig musste Dominik hart am Ball und stets auf der Hut sein, um als Erster den Fuß in der Tür eines Geschäfts zu haben. Die Konkurrenz schlief schließlich nicht.
Die Verhandlungen mit den Verkäufern oder den Käufern und die Besichtigung der Objekte, oder auch die Vertragsabschlüsse, legte Dominik, seit er Brigitte kannte, weitgehend so, dass er dazwischen genügend Zeit für sie zur Verfügung hatte. Bei den meisten Terminen mit seinen Kunden kam es auf eine Stunde früher oder später nicht an. Die Geschäftsleute unter ihnen bevorzugten zudem sowieso den Vormittag oder den frühen Mittag gegenüber dem Abend. So verschaffte sich Dominik auch den Freiraum, Brigitte täglich von der Arbeit abholen zu können.
`So einfach ist das alles´, dachte sich Brigitte auf die ausführlichen Erklärungen von Dominik. ´Keine krummen Touren´, wie ihre Bekannten, die Eltern und zuletzt auch sie selbst insgeheim befürchteten. Brigitte schämte sich fast ein wenig für ihre zuvor gehegten Unterstellungen, als Dominik ihr dann sein wirkliches Betätigungsfeld eröffnete und näher brachte, mit dem er seinen Lebensunterhalt verdiente. Er war ein ehrlicher Geschäftsmann, dessen Unternehmen sich wirtschaftlich sehr rentierte, weil Dominik immer das richtige Gespür bewies und fleißig für seinen Erfolg arbeitete.
´Nur kaufwilligen Menschen die entsprechenden Häuser und Grundstücke anbieten, die sie suchten und bereit waren für die Arbeit des Maklers dessen Provision zu zahlen. Oder eben den siebten Sinn wie Dominik zu haben, im Voraus abzuschätzen welche Gelände bald sehr wertvoll werden würden´. Aber ganz so einfach wie in der Theorie gestaltete sich dieses Geschäft nicht, wie Brigitte später leibhaftig miterlebte. Es steckte schon eine gehörige Menge Arbeitseinsatz und Stress, bedingt durch den Erfolgsdruck, dahinter.
Einige weitere Wochen danach war es an der Zeit, dass Brigitte ihren Freund den Eltern vorstellte. Sie begannen schon allmählich dezent zu drängen, den spendablen Verehrer kennenzulernen. Bis dahin mussten sie sich ihr Bild von Dominik aus den Erzählungen ihrer Tochter malen. Lediglich die Geschenke, die er Brigitte machte, waren für sie sichtbar und stimmten sie, bis zur Erklärung über den Beruf von Dominik durch Brigitte, etwas nachdenklich.
Gleich von Beginn an begeisterte Dominik ihre Eltern, zur Erleichterung von Brigitte, als sie ihn kennen lernten. Sie war darüber sehr glücklich, denn sie brachte ja noch nie einen Mann mit nach Hause, und wusste somit nicht, wie ihre Eltern reagieren würden. In den ersten Sekunden, als sie sich alle gegenüber standen, war Brigitte unheimlich gespannt, wie das ausgehen würde.
Dominik gewann sofort das Vertrauen und die Sympathien von ihren Eltern. Das las Brigitte eindeutig in ihren freundlichen Gesichtern, mit denen sie ihn empfingen. Dominik überzeugte alleine durch sein Auftreten und seine guten Manieren. Mit ihrem Vater verstand sich Dominik auf Anhieb glänzend, sodass die Bedenken einer Ablehnung durch ihn unbegründet waren. Brigitte befürchtete, dass ihr Vater vielleicht zu kritisch mit Dominik ins Gericht ginge, um festzustellen, ob er auch der Richtige für seine liebe und einzige Tochter sei.
Bei seinem Antrittsbesuch ließ es sich Dominik nicht nehmen, Brigittes Mutter mit einem Blumenstrauß zu erfreuen, wie sie einen solchen höchstens zu ihren Geburts- oder Hochzeitstagen überreicht bekam. Den Vater bedachte Dominik mit einer Flasche Cognac der Spitzenklasse.
Diese netten Gesten waren aber nicht der Ausschlag für die Zuneigung, die ihre Eltern für Dominik entwickelten. Die waren in ihrer Meinungsbildung unbestechlich und nur an dem Charakter der Person Dominik interessiert, der ihnen von Grund auf gefiel.
Das Band der Zusammengehörigkeit, welches Brigitte und Dominik um sich knüpften, schlang sich enger und enger. Seit dem Besuch bei den Eltern, dann auch mit deren gutem Segen und ihrem Einverständnis. Auf die positive Reaktion der Eltern hin und deshalb, weil sich Brigitte und Dominik gefühlsmäßig immer näher zueinander bewegten, ging er den nächsten Schritt ein. Er erachtete binnen Kurzem die Zeit für reif, Brigitte sein Heim vorzuführen, das sie bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht kannte. Dominik lud sein Mädchen zum Abendessen in sein, wie er es selbst genannt hatte, bescheidenes Häuschen ein.
Es dauerte somit verhältnismäßig lange, bis er Brigitte mit in sein Domizil nahm und es ihr offenbarte. Darauf konnte sie sich keinen konkreten Reim machen, denn es fiel Brigitte schon auf, dass Dominik sie absichtlich von seinem Wohnsitz fernhielt. Als mögliche Erklärung dafür kam ihr nur in den Sinn, dass in seinen vier Wänden das übliche Junggesellenchaos tobte und er sie vor diesem Anblick bewahren wollte. Doch dann war es endlich soweit und Brigitte war mächtig gespannt wie Dominik wohl lebte.
Der Walmdachbungalow, zu dem sie fuhren, befand sich außerhalb von Nizza. Brigitte war ungehalten vor Begeisterung, als sie das Gebäude von außen sah. Er untertrieb einmal mehr mit seiner Beschreibung. Ohne es von innen zu kennen, war für Brigitte klar, dass dieser Bungalow sicherlich eine echte Konkurrenz zu jedem Haus eines führenden Angestellten in irgendeinem Großkonzern darstellte, wie zum Beispiel dem ihres obersten Chefs bei der Versicherung.
Beim Betreten der Räumlichkeiten drückte sich das Erstaunen Brigittes durch ein spontanes, lautes und lang gezogenes „Heee“ aus. Mehr fiel ihr zu dem, was sich da ihren Augen bot, nicht ein. So etwas hatte Brigitte zuvor noch nie persönlich gesehen. Die ersten Eindrücke überwältigten sie total. Dominiks „Häuschen“, präsentierte sich alles andere als bescheiden. Das war keines der üblichen Reihenhäuser, wie Brigitte es sich nach seinen herunterspielenden Worten ungefähr ausmalte.
Umgeben von einer parkähnlichen Anlage aus Laubbäumen und Tannen, drang in das Innere des Bungalows im höchsten Falle Vogelgezwitscher als Umweltgeräusch ein. Es war unglaublich still und gemütlich und die Räume weitläufig. Von dem Stadtlärm, wie Brigitte ihn gewohnt war, konnte sie gar nichts hören.
Der Fußboden war überall, wo man sich üblicher Weise bewegte, mit dicken, weichen Teppichen ausgelegt, die teuer aussahen, wie auch alles Übrige in dem Haus edel wirkten. Die geschmackvolle Ausstattung der Räume, die sich groß und hell zeigten, waren sicherlich mit einem erheblichen finanziellen Aufwand eingerichtet worden. Weit und breit kein Durcheinander, wie man es bei einem Junggesellenhaushalt erwartete. Es war ringsumher sauber und aufgeräumt, keine Unordnung oder auch nur ein Putzstreifen an den Fenstern. Die Möbel, Schränke und Sitzgelegenheiten waren erstklassig ausgewählt und zusammen mit den Tapeten und Bodenbelägen exquisit aufeinander abgestimmt.
Das kombinierte, prunkvoll eingerichtete Wohn- und Esszimmer wurde von einer einzigen durchgehenden Fensterfront begrenzt. Diese ließ sich, in der Mitte geteilt, zur Seite schieben, wodurch man an warmen Tagen quasi im Freien sitzen konnte. Anschließend an die Glasfront begann ein, mit rustikalen Platten gefliester Streifen, der als Terrasse diente, wo man vorzüglich die Sommerabende ausklingen lassen konnte.
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