Allerdings weist die IARC auch darauf hin, dass es neben den negativen Effekten auch positive Wirkungen dieser Hormone gibt.
So erhöhen z.B. Verhütungsmittel mit Östrogen-Gestagen-Kombinationen zwar das Risiko, an Brustkrebs und Gebärmutterhalskrebs zu erkranken, senken jedoch gleichzeitig das Risiko für Gebärmutterkrebs und Eierstock-Krebs. Das persönliche Risiko hängt auch von der Dauer und Intensität der Einnahme der Medikamente ab. Deshalb sollte jede Frau vor der Einnahme der Wirkstoffe bzw. Kombinationen Nutzen und Risiken abwägen und ggfls. mit ihrem (Frauen-)Arzt besprechen.
Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe
Polyzyklische Aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) bilden eine Klasse organischer Substanzen, bestehend aus komplexen Gemischen von mehreren hundert chemischen Verbindungen.
Sie entstehen bei der (unvollständigen) Verbrennung organischer Materialien. PAK sind Bestandteil fossiler Brennstoffe – wie Kohle oder Mineralöl – und werden über Fahrzeug- und Industrieabgase freigesetzt. PAK finden sich allerdings auch in einer Vielzahl von Erzeugnissen wie Kunststoffen, Elastomer- oder Gummimaterialien, Lacken, Farben oder anderen Beschichtungen.
Erhebliche Mengen sind auch in Tabakrauch enthalten.
Sie können beispielsweise Lungen-, Kehlkopf-, Haut-, Magen- oder Darmkrebs auslösen.
! Wichtig !
Polyzyklische Aromatische Kohlenwasserstoffe entstehen auch bei der Zubereitung von Fleisch oder Wurst, etwa beim Grillen, Rösten, Braten, Backen und Trocknen im direkten Kontakt mit offener Flamme oder Rauchgasen.
Beim Grillen geschieht dies vor allem dann, wenn Fett, Fleischsaft oder Marinade in die Holzkohle tropfen und die Grillwurst oder das Kotelett dabei geräuchert werden.
Da das IARC nach Auswertung von mehr als 800 Studien unter anderem einen Zusammenhang zwischen dem Konsum von verarbeitetem Fleisch und der Entstehung von Darmkrebs gefunden hat, hat sie die PAK als Krebs-erregend eingestuft (Gruppe 1)!
Unter verarbeitetem Fleisch versteht man Fleischprodukte, die z.B. zu Wurst verarbeitet wurden und/oder durch Pökeln, Räuchern oder auf andere Art haltbar oder geschmacklich verändert wurden.
Das IACR weist dabei auf die krebs-auslösende Wirkung PAK hin; weist aber gleichzeitig darauf hin, dass die genauen mechanismen der kanzerogenen Wirkung noch nich abschließend wissenschaftlich geklärt sind.
Vier wichtige PAK sind Benzo(a)pyren, Benz(a)anthracen, Benzo(b)fluoranthen und Chrysen.
Bei Analysen wird oft nur der Gehalt von Benzpyren untersucht, dessen Anteil mit etwa 10% in einem PAK-Gemisch relativ hoch ist, weshalb Benzpyren auch als PAK-Leitsubstanz bezeichnet wird. Laut deutscher Fleischverordnung darf es eine Höchstmenge von einem Mikrogramm nicht überschreiten.
Beim Grillen mit Holzkohle entsteht in der äußeren Schicht des Grillguts die zehnfache Menge an Benzpyren, beim Rösten über Holzfeuer sogar die 200-fache!
SchwermetalleEinige Schwermetalle sind als Spurenelemente in geringen Mengen lebenswichtig. In höherer Konzentration können einige giftig oder krebserregend sein.
Schwermetalle werden in vielfältiger Weise industriell genutzt und gelangen so an den Arbeitsplatz und in die Umwelt. Cadmium, Chrom (in seiner sechswertigen Form), Nickel und das Halbmetall Arsen bzw. Verbindungen dieser Elemente sind nach Einstufungen der IARC und der MAK-Kommission der Deutschen Forschungsgemeinschaft entweder erwiesenermaßen krebserzeugend beim Menschen oder auf Grund von Tierversuchen als krebserzeugend anzusehen.
Arsen (As)Arsen wurde früher z.B. in Farben und Pestiziden verwendet. Heute wird es am Arbeitsplatz bei der Halbleiterherstellung freigesetzt. Arsenverbindungen in der Luft stammen vorwiegend aus Wärme-Kraftwerken. Im Wasser kann das Element auch natürlichen Ursprungs sein; so enthalten manche Mineralquellen hohe Arsenkonzentrationen. Dies kann Lungenkrebs und – seltener – Hautkrebs verursachen.
Cadmium (Cd)Cadmium verursacht vorwiegend Lungenkrebs.
In der Industrie tritt es vor allem in Form von Staub und Rauch auf, z. B. bei der Herstellung von Akkumulatoren, Legierungen und Farbpigmenten.
Die wichtigste nicht-berufliche Cadmium-Quelle ist Rauchen..
Chrom (Cr) und Nickel (Ni)Chrom(VI) und Nickel verursachen vor allem Lungenkrebs.
Sie kommen hauptsächlich in der Metallindustrie vor. So enthalten z. B. Rauche, die beim Schweißen entstehen, häufig diese beiden Elemente.
Bleibt die wichtige Frage:
„Ist Krebs vererbbar?“ :
Nach heutiger Kenntnis beruhen etwa fünf bis zehn Prozent aller Krebs-Erkrankungen auf einer erblichen Veranlagung, d.h. nicht der Krebs selbst, wohl aber die Veranlagung dazu kann vererbt werden.
Dies ist beispielsweise für den Dickdarmkrebs, den Brustkrebs oder den Eierstockkrebs bekannt.
Grundsätzlich spielen dabei die gleichen genetischen Veränderungen in Onkogenen, Tumorsuppressor-Genen oder Reparatur-Genen eine Rolle wie bei spontan entstehenden Tumoren. Voraussetzung allerdings ist, dass die zugrunde liegenden genetischen Schäden entweder in der Eizelle der Frau oder im Spermium des Mannes vorhanden sind (sogen. Keimbahn-Mutation), da nur genetische Schäden dieser Zellen bei der Vererbung weitergegeben werden können. Je nachdem, ob Onkogene, Tumor-Suppressor-Gene oder Reparatur-Gene betroffen sind, führt die Weitergabe der Gendefekte in den Keimzellen jedoch nicht immer sofort zur Tumorentstehung, da im Organismus für jedes Gen eine zweite Sicherungskopie existiert. Erst wenn im Laufe des Lebens auch diese Sicherungskopie geschädigt wird, entsteht vielfach erst ein Tumor.“ … (Ende Textzitate)
In der Zusammenschau:
In einem gesunden Organismus werden die Zell- und Gewebearten, die die verschiedenen Organe aufbauen, in einem ausgewogenen artspezifischen Gleichgewicht gebildet und regeneriert („Homöostase“ ()).
In diesem Zustand der Homöostase gibt es ein Gleichgewicht zwischen Zell-Wachstum (Zellteilung) und Zell-Proliferation und dem Zelltod. Der Hauptanteil des Absterbens von Zellen besteht dabei aus Apoptose
(Selbstmord der Zellen ()). Bei Krebs ist dieses Gleichgewicht zu Gunsten des Zell-Wachstums verändert. Die Krebszellen wachsen dabei ungehindert, da regulierende Signale nicht erkannt oder nicht ausgeführt werden. Der Grund liegt in Defekten des benötigten genetischen Codes. Weitere Beispiele einer Deregulation der Homöostase ist mit zu viel Zellwachstum – u.a. Autoimmunkrankheiten (z.B. Multiple Sklerose, Diabetes Typ-1, Rheumatoide Arthritis/RA, Psoriasis) – und mit zu viel Zelltod (AIDS) und Neurodegenerative Erkrankungen verbunden. .
Etwa 5.000 der insgesamt 25.000 Gene () des Menschen sind für die sichere Erhaltung des genetischen Codes von einer Zellgeneration zur nächsten zuständig.
Diese sogen. ‚Pro-Onkogene‘ und ‚Onkogene‘ und Tumor-Suppressor-Gene überwachen die korrekte Abfolge der Basenpaare in der ‚Desoxyribonukleinsäure/DNS bzw. DNA () nach jeder Reduplikation, entscheiden über die Notwendigkeit von Reparatur-Vorgängen, halten den
Zellzyklus an, bis die Reparaturen ausgeführt sind, und veranlassen gegebenenfalls einen programmierten Zelltod, falls die Reparatur nicht zum Erfolg führt.
Eigenschaften von Krebszellen
Nach der heute plausibelsten Theorie der Krebs-Entstehung (Karzinogese) ist das primäre Krankheitsereignis eine Veränderung in einem dieser „Wächtergene“, entweder durch einen Kopierfehler oder seltener durch eine angeborene Mutation.
Dieses Gen kann dann den von ihm überwachten Teilschritt nicht mehr korrekt begleiten, so dass es in der nächsten Zellgeneration zu weiteren Defekten kommen kann.
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